Warum ist Zwinger-und Kettenhaltung so verpönt?

  • Ich würde dem zustimmen, dass es egal ist, wenn der Hund alleine ist, ob er das im Zwinger oder im Haus ist (wobei es viele Hunde gibt, die Kissen als Liegefläche bevorzugen :smile: ).


    Dass ein Hund sich im Zwinger löst, lehne ich ab, weil ich es nicht für artgerecht halte (vom Unhygienischen abgesehen).


    Doch reichen die Unterschiede zwischen Zwinger- und Wohnungshaltung weiter. Nur: Die Motive, sich einen Hund zu halten, sind soooo unterschiedlich. Und nicht wirklich vergleichbar, wie bei Birnen und Äpfeln.
    Ich glaube: Über "die" Haltung können sich Hundehalter nicht einig werden. Das wäre wie den Leuten nur noch ein einziges Auto zur Verfügung zu stellen (den Trabbi-Hund :lol: ) oder das Essen zu standardisieren.


    Ich sehe in den verschiedenen Hundehaltungen einen Sinn. Man kann zB einen Hund halten, um nicht alleine zu sein - why not? Oder ich kann mir einen Hund halten, der mich an einen Wolf erinnert, an das Wilde - usw.
    Und danach richten sich dann auch bestimmte Umgangsformen mit dem Hund.


    Übrigens ähnlich ist es bei den Katzen, bei dieser Diskussion ob die nun raus dürfen sollen oder nicht :roll:



    Was bleibt, ist sich auf den Grenzen zu verständigen: Das wären die Tierschutzaspekte. Also was an dieser Haltungsform wäre Tierquälerei? - Das gehört dann verboten, vom Gesetzgeber geregelt (um das Tier vor menschlicher Willkür zu bewahren, "unter den Schutz eines Gesetzes gestellt")

  • Zitat


    Auf Sichtweite anbinden meinte ich, dass die Hunde schon sehr nah aneinader kommen können, jedoch so weit weg sind, dass sie sich nicht anfallen könnten, bzw. verhaken würden. Das keine Vorteile für den Hund entstehen würde ich jedoch nicht sagen, vorallem in einem größeren Rudel (davon gehe ich allgemein bei der Anbindehaltung aus) haben vorallem die Rangniedrigen Tiere keine Probleme z.B. während des Fressens. Und wo kann man den Unterschied setzen ob der Hund an einer Kette 77qm ( oder seinen es 100 oder 1000 oder 5) hat oder in einem Zwinger? Bewegungsfreiraum bleibt. Jedoch hat man den Schutz, dass sich die Tiere untereinander nicht verletzen.

    Ich wiederhole mich: der angekettete Hund kann mit den andern nicht wirklich soziale Interaktionen haben - sie brauchen Körperkontakt, nicht nur Nase an Nase an gespannter Kette! Und wenn die Hunde nur übereinander herfallen wollen, so ist in Zucht und Aufzucht etwas gewaltig schief gelaufen bei der Sozialisation! Normal ist das nicht. Ja, es kann mal eine Schramme geben, aber das ist kein Grund, den Hunden lebenslang die Erfüllung eines grundlegenden Bedürfnisses zu verwehren - damit degradiert man sie zum Sportgerät, das zu funktionieren hat. Das ist wie bei Pferden, denen man den Weidegang verwehrt, weil sie sich ja verletzen könnten. :mute:


    Und wenn's ums Füttern geht, kann man ja einzeln füttern, oder die, die mehr brauchen, zuerst ran lassen - bei Leuten, die Meutehaltung betreiben, klappt das.

  • Ich habe mehrere Hunde kennengelernt, die draußen gelebt haben und die waren immer total ausgehungert nach Zuwendung und Streicheleinheiten. Die tolle Hündin in IRland werde ich wohl mein Lebtag nicht vergessen. Durfte nicht ins Haus, weil die Mutter den Dreck nicht wollte. Ich hätte sie am Liebsten mitgenommen.
    Die Hofhunde in Rumänien wurden wenigstens gefüttert (mit Brot :-/) und ab und zu wurde mit ihn gesprochen. Da ging's ihnen u.U. zumindest besser als den Straßenhunden aber es war trotzdem herzzerreisen wie gerade die Jüngeren soooo gerne Kontakt wollten.


    Ich finde es einfach absurd tausende von Jahren ein Tier so zu züchten, dass es sich mit Haut und Haar an Menschen bindet und sogar lernt dessen Geischtsausdrücke zu interpretieren - und es dann auszusperren.
    Es gibt Hunde, denen geht es im Zwinger mit anderen Hunden (!!!) prima, denn dafür sind sie geeignet, aber das sind schon eher die Spezialisten. Kettenhaltung (also der Hund ist die ganze Zeit an der Kette) ist meiner Ansicht nach Tierquälerei.

  • Ich kenne Zwinger- Ketten- und Wohnungshaltung.


    Auf dem Bauernhof meines Vaters war die ersten Jahre unser Hund an der Kette.
    Er hatte eine Kette, die in einen Schuppen reichte, wo er Unterschlupf hatte. Später ist er in den Stall umgezogen, wo die Kühe waren, die kurz vor dem kalben standen.
    Er war am Tag meist dabei, wenn am Hof was passierte, sonst an der Kette.
    Ich fand das schrecklich, es war einfach nur schlimm.
    Ins Haus kam er eh nie.
    Als dieser Hund von mir über die RBB begleitet wurde, kam ein Welpe ins "Haus".
    Sie durfte nicht im Haus leben und zog von klein auf in den Zwinger.
    Dieser Zwinger wurde mit ihr gebaut. Sicherlich hat sie nachts geweint, aber das hat sie auch irgendwann gelassen :omg:
    Sie durfte am Tag aber immer frei laufen, wenn jemand auf dem Hof war. Im Zwinger war sie "nur" nachts und wenn niemand da war.
    Die Zwingerhaltung fand ich noch "besser" wie die Kettenhaltung.
    Ins Haus durfte sie im Alter, als sie riesige Tumore hatte, aber nur in den Flur, wo sie auch völlig allein gestorben ist. :( :
    Meine Hunde leben in Wohnungshaltung.
    Größer als jeder Zwinger, sie durften fast immer in alle Räume, nur die Küche war meist gestrichen.


    Und ich denke, dass man Schlittenhunde nur bedingt mit den Familienhunden vergleichen kann.
    Wenn ein Musher sehr viele Hunde hat, dann kann man diese selten im Haus halten.
    Zwingerhaltung kenne ich von denen eher, Kettenhaltung nur bei Rennen :ka:

  • Ich kenne Zwingerhaltung von vielen Hundesportlern. Ich persönlich halte nichts davon. Fast keinen Kontakt zum Menschen. Fast keinen Kontakt zum anderen Hund usw.


    Dramatisch finde ich Kettenhaltung zumindest wie ich es in vielen Ländern gesehen habe. Wenn ich mir Scottie ansehe der viele Jahre auf einem Bauernhof an der Kette war, nicht weglaufen konnte wenn ein Trecker, LKW usw auf den Hof fuhr.


    Diese Panik vor allem was vier Räder hatte haben wir nur mit viel Arbeit und Geduld wegbekommen.

  • Soooo, ganz ehrlich zum Ausgangsthread?


    Ich differenziere zwischen Kettenhaltung und Zwingerhaltung ...


    Kettenhaltung ist für mich ein absolutes NoGo, da ein hohes Verletzungsrisiko für den Hund besteht.
    Strangulieren, Wunden durch schlagende Kette, dauernd Druck am Halsband, und so einiges mehr.
    Mehr Gründe gibts sicherlich noch, aber mir persönlich reichen diese.


    Zwingerhaltung dagegen finde ich ok, wenn:
    - groß genug
    - oft genug gereinigt
    - Wasser immer vorhanden
    - weicher geschützter Platz vor Regen etc. (bzw. isolierter Platz bei Frost)
    - täglicher Kontakt zu Artgenossen, sowie wenigstens dauerhafter Kontakt im Nachbarzwinger


    so schaut es dort aus, wo ich mich nächste Woche wieder rum treibe
    Schutz gegen Bodenkälte, groß, Decken drinnen, mehrere Hunde daneben, mind 2. täglich mit Artgenossen auf der Wiese toben


    ich denke, es gibt schlimmeres für Hunde, die es nicht anders gewöhnt sind



    Allerdings wäre es für mich persönlich nichts.
    Ich halte Hunde, weil ich sie mag, sie mein Leben bereichern sollen. Und genau das können sie am besten in meiner Nähe. Und ich wohne nun mal in einer Wohnung und nicht im Zwinger ;)

  • Warum ich immer mehr gegen Zwingerhaltung bin, ich erlebe es einfach viel zu oft mit und kann, egal wie "gut" die Haltung ist, nur negatives heraussehen.


    Erste Zwingerhaltung die ich kennen lernte war die vom Schäferhund meiner Mutter.
    Der Hund hatte einen großen Zwinger ca. 7m x 3,5m und einen großen, trockenen Raum (eine Hütte war das schon nicht mehr) mit Teppichboden und für den Winter sogar eine Rotlichtlampe.
    Er bekam gutes Futter, Wasser etc. pp. alles was ein Hund, der im Haus lebt, auch bekommt.
    Morgens ging es 30 min - 1 Std, Nachmittags 1Std. - 2Std. und Abends noch mal eine kurze Pinkelrunde raus.
    Der Hund war demnach auch Zwingerrein.
    So, würde man sagen, ein relativ normales Hundeleben.
    Trotzdem war er nun die restliche Zeit im Zwinger alleine, das macht sumasumarum 21Std - 22Std am Tag ohne direkte Kontakte zu seinem Menschen.
    Der Hund war weder verträglich mit anderen Hunden (ausgenommen unserem Zweithund, der übrigens im Haus lebte) und auch fremden Menschen gegenüber musste man sehr vorsichtig sein.


    Zweite Zwingerhaltung: 11 Farmhunde, Schafe und Fleischrinder
    Die Hunde kamen Morgens vor dem Frühstück raus und wurden auf "ihre" Wiese hinter den Schuppen geschickt zum lösen.
    Danach ging es mit den Hunden, die gebraucht wurden, los zur Arbeit, die anderen kamen wieder in ihren Zwinger oder an ihre Hütte + Kette (3m)
    Der Tag war lang, Hunde meistens immer dabei und Abends kamen sie dann zurück in ihre Zwinger, jeder alleine.
    Für mich wohl noch die legitimste Art, Hunde im Zwinger oder Kette zu halten.


    Drittens: Hofhund, Kette bzw. lange Leine vor der Haustüre.
    Der Hund kam ab, wenn jemand mal Lust hatte, auf ihn aufzupassen, da er nicht hoftreu war bzw. ist.
    Heißt, wenn dies mal an Tagen nicht der Fall ist oder nur kurz Zeit, kommt der Hund eben gar nicht ab oder nur kurz.


    Viertens: Farmhunde, Milchviehbetrieb
    Der Arbeitshund kommt/kam Morgens mit zum Kühe holen, zwischen 30min - 1 Std. danach kam er zurück in den Zwinger für den Rest des Tages.
    Kein Sozialkonakt etc. ein- bzw. außgesperrt vom alltäglichem Leben.
    Seit ich hier arbeite, nehme ich ihn mit, egal was ich mache, wir kuscheln auch mal mit einander, unsere Bindung hat sich in den letzten Monaten so dermaßen entwickelt, dass ich nicht wissen möchte wie es wäre, wenn ich ihn mit nach Hause nehmen dürfte.


    Der "Haushund" kommt auch nur dann aus dem Zwinger wenn mal jemand Lust hat ihn raus zu lassen.
    Meistens Abends für 2-3 Std. läuft er dann draußen ein wenig rum, wenn drinnen vorm Fernseher gesessen wird, wirklicher Sozialkontakt herrscht demnach nicht.


    Übrigens sind die Zwinger von Farmhunden in Neuseeland und Australien von dieser Größe:
    http://www.woodworx.co.nz/new%…nel%20and%20run-1_jpg.htm
    In die Hütten passen sie nur zusammen gerollt.


    Die einzige legitime Zwingerhaltung für mich ist, wenn der Hund im Zwinger alleine bleibt, wenn seine Menschen nicht da sind, denn da sehe ich jetzt auch nicht so den großen Unterschied ob drinnen oder draußen alleine oder wenn es sich um Hunde handelt, die den ganzen Tag draußen sein dürfen evt. Arbeitshunde und dann zu zweit über Nacht in den Zwinger.
    Die Hofhunde, dich ich kennen gelernt habe und die wirklich draußen bleiben wollten, brauchen aber keinen Zwinger oder Kette!


    Bei allem anderen sollte sich Mensch doch noch mal über das höchst soziale Lebewesen Hund schlau machen.

  • Ich glaube, dass man das stark differenzieren muss.


    Unsere Hofhunde früher wurden immer "im" Zwinger gehalten. Zwinger, war bei uns sehr groß und hatte einen Zugang zur Scheune bzw. zum Kuhstall, beide Hunde waren wenn die Tür überhaupt mal geschlossen war eigentlich in einem Zwinger unterwegs. Vom Kuhstall aus, gab es eine Tür in den hinteren Flur, diese Tür konnten beide Hunde sehr wohl selbstständig öffnen, die Tür die dann zur Küche ging stand meistens auf.
    Aber eigentlich waren sie den ganzen Tag dabei, irgendeiner lief ja immer über den Hof.
    Die beiden hätten durchaus nachts dir Möglichkeit gehabt drinnen zu schlafen, was sie aber so lange sie zu zweit waren nie taten.
    Später schlief der übriggebliebene immer im hinteren Flur, aber auch wenn man ihn reinrief, er ging irgendwann wieder.


    Ach ja, Zwinger war also eigentlich nur zu, wenn mal wirklich keiner da war.

  • Ich find Manu's Post passend für meine Meinung :D


    Zitat


    Ich differenziere zwischen Kettenhaltung und Zwingerhaltung ...


    Kettenhaltung ist für mich ein absolutes NoGo, da ein hohes Verletzungsrisiko für den Hund besteht.
    Strangulieren, Wunden durch schlagende Kette, dauernd Druck am Halsband, und so einiges mehr.
    Mehr Gründe gibts sicherlich noch, aber mir persönlich reichen diese.


    Man muss nur Kettenhunde sehen, um zu verstehen, dass das niemals richtig bzw. eine angenehme Haltungsbedingung für einen Hund sein kann :|



    Bis vor kurzem durfte ich einen Zwingerhund beobachten. Die o.g. Punkte wurden nur unzureichend oder gar nicht erfüllt. Der Hund fing nach wenigen Tagen an nach sozialem Kontakt zu gieren, spulte hoch bei Geräuschen, bei Freigang explodierte er förmlich und stand letztendlich nur noch auf zwei Beinen im Zwinger, um irgendwie was vom Leben "draussen" mitzubekommen. Der Hund war an das Leben IN der Wohnung nicht gewöhnt, er hatte kein Problem bei Wind und Wetter in freier Natur zu arbeiten - aber die soziale Isolation setzte ihm so zu, dass er anfing Problemverhalten zu zeigen. :( :


    Zitat

    Ich halte Hunde, weil ich sie mag, sie mein Leben bereichern sollen. Und genau das können sie am besten in meiner Nähe. Und ich wohne nun mal in einer Wohnung und nicht im Zwinger ;)


    Jupp :D

  • Ich schließe mich hier auch der Meinung der meisten an.


    Es ist für mich nichts verwerfliches daran, den Hund in meiner Abwesenheit in einem (ordentlichen) Zwinger zu halten. Und halte ich z.B. für den Schlittenhundesport ein kleines Rudel und halte diese zusammen - oder in kleine Gruppen getrennt - in Zwingern, finde ich es auch nicht schlimm.
    Einen Hund aber komplett alleine stets draußen im Zwinger zu halten, auch wenn ich ihn auslaste, auch wenn der Zwinger noch so toll und groß und bombastisch ist, würde ich niemals wieder tun.
    Auch Kettenhaltung lehne ich absolut ab - wie Maanu schon sagte, die Verletzungsgefahr wäre mir viel zu hoch. Und was ich nicht verstehe: Es wird von Sozialkontakten ohne Verletzungsgefahr geredet. Wenn ich mehrere Hunde halte und ich sie nicht aus den Augen lassen kann, weil ich dann Angst haben muss, sie gehen aufeinander los, sollte ich überlegen, ob diese Hunde wirklich zusammenpassen.
    Hunde sind Rudeltiere, d.h. sie sind wohl in der Lage in einem Rudel zu leben ohne sich dabei ständig zu verletzen ;)


    Letzten Endes war mein eigener Hund in den ersten Monaten draußen im Zwinger, weil meine Mutter ihn nicht mit im Haus haben wollte. Nach einem knappen halben Jahr durfte er nachmittags über mit ins Haus, später dann ganz. Außer ich war nicht da, dann musste er meistens in den Zwinger. Und ich habe festgestellt, dass die Bindung wesentlich stärker durch diesen ständigen, gemeinsamen Kontakt geworden ist. Und mein Hund ist nicht verschmust, sucht nicht unablässig meine Nähe, ist nicht immer im selben Zimmer wie ich und liegt u.a. auch sehr gerne draußen im Garten während ich drin bin. Aber es besteht ständig die Möglichkeit, dass er zu mir kommen kann.
    Und letzten Endes könnte ich es auch selbst nicht mehr machen. Ich liebe es meinen Hund ständig um mich zu haben und es hat mir damals schon immer das Herz zerrissen, wenn ich ihn in den Zwinger setzen musste während ich nach drinnen gehe. Oder wie er sich fast vor Freude überschlagen hat, wenn ich dann zu ihm nach draußen kam - und Balou hatte zu dieser Zeit eigentlich keinen großartigen Bezug zu Menschen, er brauchte einfach Sozialkontakte.


    So .. und nun komm ich zu spät zur Arbeit :roll:

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