Warum einen Züchterhund ? - Warum einen Tierschutzhund?
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Liest wahrscheinlich eh keinerDas wäre aber sehr schade!
Einer der besten Beiträge, die ich je zu diesem Thema gelesen habe.Und ich bin eine, die eben alte Peppinos will.
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Hi
hast du hier Warum einen Züchterhund ? - Warum einen Tierschutzhund?* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!
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Also, dann:
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Liest wahrscheinlich eh keiner, aber ich wollte mir die Mühe mal machen.
danke.
sehr gut erkärt und ich hoffe, es lesen UND verstehen viele.
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Liest wahrscheinlich eh keiner, aber ich wollte mir die Mühe mal machen.
Doch :ja: ....ich mag deine Beitraege grundsaetzlich.
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Es geht ja nicht darum, dass Tierheime keine gute Arbeit leisten. Mich persönlich stört es einfach, dass Leute sich irgendwo einen Hund holen, diesen dann abgeben, vor die Tür binden, im Haus zurücklassen???? etc.
Da müsste man meiner Meinung nach anfangen. Diese Leute sollten nicht ungeschoren davon kommen.
Und da ist die Chipflicht eine gute Sache, jetzt müsste es natürlich auch noch eine Meldepflicht geben, so könnte man nachprüfen, wer diese Leute sind und auch dagegen angehen.
Im Falle eines Autos ist das doch prima gelöst ( bitte nicht falsch verstehen, natürlich ist ein Hund kein Auto)
Habe ich ein Auto gekauft und kann es nicht mehr unterhalten, so kümmere ich mich selbst drum, dass ich einen neuen Käufer finde, ich stelle es nicht vor die Tür eines Schrotthändlers oder Autoverkäufers.
Stelle ich ein Auto irgendwo ab, weiss die Ordnungsbehörde sofort, wem das Auto gehört und handelt dementsprechend.
Bei einem Lebewesen wird da gar nicht drauf geschaut, die Verantwortung wird abgeladen beim Tierheim.Du hast es toll beschrieben, schön, dass es auch gute TH´s gibt.
Was ist aber mit den Leuten, die hier anscheinend nicht einen geeigneten Hund finden und sich dann mithilfe Deines TH´s einen Hund aus dem Ausland holen, es gibt doch keine Gewähr dafür, dass dieser nicht auch irgendwo in einem anderen TH landet?
Und sag nicht, dass wird durch Verträge ausgeschlossen, denn das kann man nicht.
Holt man sich nicht wieder "unvermittelbare" ins Haus, wo man doch schon auf solchen sitzen geblieben ist? -
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Es geht ja nicht darum, dass Tierheime keine gute Arbeit leisten. Mich persönlich stört es einfach, dass Leute sich irgendwo einen Hund holen, diesen dann abgeben, vor die Tür binden, im Haus zurücklassen???? etc.
Das stört hier wohl jeden. Aber du verhinderst es doch nicht, indem du keinen Hund aus dem Tierheim aufnimmst. Durch überfüllte Tierheime werden doch die Menschen nicht auf einmal vernünftig.
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Soweit ich das weiß muss man Ortsangehöriger sein, um einen Hund abzugeben, außerdem müssen natürlich auch Kapazitäten frei sein.
Der grund, warum Tiere oft lieber vor dem TH oder an der Straße angebunden werden, ist eher wohl die Abgabegebühr, die sie nicht bereit sind zu bezahlen. -
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Also, dann:
Im Tierheim meines Vertrauens gibt es Kapazität für rund 100 Hunde. Die Zahlen für 2011 sind noch nicht final ausgewertet, aber meist bewegt sich die Zahl der vermittelnden Hunden pro Jahr zwischen 600 und 900. Dabei ist zu beachten, dass dies ein herausragender Wert ist, der einerseits durch die ländliche Lage und andererseits natürlich durch das phantastische Engagement der Pfleger zustande kommt.
Um Deine Frage zu beantworten, lass uns mal einen durchschnittlichen Tierheim-Bestand anschauen:
Die größte Gruppe wird eigentlich immer von den Hunden gestellt, die nicht mehr gewollt sind: in der Region oder am Tierheim ausgesetzt, in leeren Wohnungen zurückgelassen oder durchs Veterinäramt aus schlimmsten Verhältnissen sichergestellt und natürlich die Abgabehunde. Hier bitte beachten, dass Abgabehunde den allerkleinsten Teil dieser Gruppe ausmachen d.h. die Abgabegebühr wird sehr selten entrichtet (und ist ja sowieso nur ein Bruchteil dessen, was der Hund im Tierheim kosten wird) - unter den Abgabegründen stehen übrigens "Umzug" und "finanzielle Gründe" auf den ersten Plätzen.
In dieser Gruppe sind natürlich immer wieder Hunde dabei, die das Tierheim schnell durchlaufen und bald ein neues zu Hause finden. Im besten Fall ist der Tierheim drei Wochen im Tierheim und es wurden 150 EUR Abgabegebühr + 150 EUR Vermittlungsgebühr entrichtet. Trotzdem ist das Tierheim ja in Fürsorgepflicht und so fällt erst einmal eine tierärztliche Untersuchung an - und mal ganz ehrlich, in fast allen Fällen wurde die Versorgung vernachlässigt und es fallen erst einmal weitere Behandlungskosten an. Damit der Hund in die Vermittlung kann, müssen sich fachkundige Pfleger mit ihm auseinandersetzen und ggf. fällt noch ein bisschen Training an. Es fällt Büroarbeit an - Karteikarte für den Hund, auf die Internetseite stellen, Überprüfung der anstehenden Vermittlung. Das der Hund in den ersten Tierheimwochen vermutlich Schonkost braucht, weil er durch Stress und Umstellung massiven Durchfall (...) haben wird, ist da tatsächlich der allergeringste Kostenpunkt. Auch die anteiligen Kosten an Strom, Unterbringung dürfen nicht vergessen werden. Also sind die 300 EUR verbraucht, bevor der Interessent überhaupt anruft.
Und das war eine Traum-Vermittlung.
Für die wenigsten Hunde wird eine Abgabegebühr entrichtet. Die wenigsten Hunde finden innerhalb weniger Wochen neue Menschen.Zusätzlich müssen wir uns auch ansehen, wer die Hunde dieser ersten Gruppe sind. Etwa die Hälfte der Tiere sind trotz ihrer oft traumatischen Haltungs- und Abgabegründe noch immer süße und freundliche Geschöpfe, die bedenkenlos vermittelt werden können. Die andere Hälfte sind jedoch wilde, scheue oder sogar problematische Hunde, die durch ihre bisherigen Lebensumstände nicht 0815 weitervermittelt werden können. Es braucht intensive Trainingszeit der Pfleger, um die Vermittlungschancen dieser Hunde suksessive zu verbessern. Es braucht viel Energie und Geduld, die richtigen Menschen zu finden.
Ein Teil dieser Hunde bleibt für immer hängen. Im Tierheim meines Vertrauens sind das bei einem Volumen von 100 Hunden etwa 10% - also 10 Hunde, die für immer bleiben. 10 Hunde, die eine große Lebensqualität haben und ihren Lebensabend im Tierheim genießen. 10 Hunde, die jedoch tierärztlich versorgt, gewärmt, trainiert und gefüttert werden möchten. Und diese 10% sind ausschließlich "deutsche" Hunde. Denn der gewillte Tierheimbesucher wird sich nicht die zehnhährige Hundedame mit mannigfaltigen Beißvorfällen nach Hause holen - danke an den Vollspaten, der den Hund jahrelang versaut hat. Wir nennen den Hund "Tina" und behalten sie im Hinterkopf, okay?
Wir haben die erste Gruppe untersucht.
An dieser Stelle wird das Tierheim ein reines Verlustgeschäft sein, aber immerhin einen guten Teil der eingehenden Hunde vermitteln können. Es bleiben nur die "Tinas" hängen. Es funktioniert also gerade so.Nun haben wir aber eingangs gesagt, dass das Tierheim (obwohl es nur gerade so funktioniert) in der glücklichen Situation ist, durch ländliche Lage und engagierte Mitarbeiter sehr hohe Vermittlungen zu haben. In anderen Tierheimen ist das keineswegs der Fall, oft auch völlig unverschuldet ---> z.B. in einkommensschwachen Regionen und Großstädten ist die Lage oft fatal. Da hilft auch kein Engagement der Pfleger. In diesen Tierheimen bleiben nicht nur die "Tinas" hängen - Tierheime sind oft mit 200% und mehr überfüllt, Ansprache und Versorgung sind grenzwertig und eine Chance auf Vermittlung ist denkbar gering.
... und so kommt die zweite Gruppe in unser Beispiel-Tierheim: die Hunde aus einem Partner-Tierheim im gleichen Land. Wenn durch gute Vermittlung etwas Kapazität besteht, werden regelmäßig Hunde aus überfüllten Tierheimen geholt (es findet keinerlei Finanz-Transfer statt, im Gegenteil oft werden sogar noch Futterspenden weitergespendet!) und untergebracht. Im Tierheim meines Vertrauens werden aus ethischen Gründen NICHT die süßesten und jüngsten Tiere ausgesucht. Im letzten Schwung kamen z.B. gleich mehrere Hunde aus 1999 mi - gerade den alten und kranken kann ein heillos überfülltes Tierheim ja nicht gerecht werden. Es wird gewirbelt und getan, geworben und gesucht ... und schließlich kann man auch einen guten Teil dieser Hunde vermitteln. Und das ist dann wirklich TierSCHUTZ. Bitte auch hier nicht vergessen, dass der ganze Versorgungsapparat (s.o.) anfällt.
An dieser Stelle sieht man ziemlich gut, dass sich das Tierheim nicht auf die faule Haut gelegt sondern sich den Alltag noch zusätzlich erschwert hat ---> weil Tierschutz eben nicht nur regional zu sehen ist. Die Tiere kennen unsere Grenzen nicht. Das Tierheim hat Not erkannt und angepackt - dadurch hat es nun selbst sehr viel schwerere Bedingungen, der finanzielle Atem wird wahrscheinlich knapp.
... denn wenn wir uns nach der Analyse der ersten beiden Gruppen den Bestand im Tierheim anschauen, werden die meisten Tierheim-Besucher nicht das finden, was sie suchen. Die zweite Gruppe ist inhaltlich genauso zusammengesetzt wie die erste Gruppe, nur eben aus einer anderen Region. Es gibt nun Rassehunde, Mischlinge, kleine und große Hunde, alle Farben ... aber die meisten Hunde sind (bedingt durch die Umstände von Gruppe 1) nicht ganz problemlos, nicht ganz jung (oft sogar sehr alt), oftmals auch nicht ganz gesund.
Es sind - hart gesagt - die Restbestände der Republik.
Durch Engagement und Training finden sich - wie gesagt - für die allermeisten dieser Insassen auch wieder Menschen. Nur braucht das Tierheim hierfür finanziellen Atem. Für die meisten Menschen die das Tierheim besuchen werden Hunde aus Gruppe I / II aus verschiendsten Gründen nicht in Frage kommen. Stellt Euch "Tina" bei einer jungen Familie vor. Eine Katastrophe.... und hier kommt die dritte Gruppe ins Spiel. Das Tierheim meines Vertrauens hat zwei spanische Partner-Tierheime. Hier sitzen die Tiere unter schlimmsten Bedingungen und warten auf einen grausamen Tod, während wir - wir erinnern uns - in Deutschland viele Menschen wieder nach Hause schicken müssen, weil sie keinen geeigneten Hund finden. Nicht jeder dieser Menschen geht dann zum Züchter, sehr viele zum Vermehrer - schon aus Kostengründen. Hier in Spanien (z.B.) haben wir also die Hunde, die gefragt sind ---> jung, süß, und trotz ihrer Lebensumstände noch immer aufgeschlossen und freundlich. Hier in Deutschland gehen jeden Tag traurige Menschen vom Tierheimhof, weil sie genau DIESE Hunde suchen, aber nicht finden.
In Zusammenarbeit mit einer seriösen Organisation werden nun also Hunde wie "Peppino" handverlesen, sorgsam untersucht und auf Kosten der Organisation nach Deutschland gebracht. Das Tierheim erklärt sich bereit die Tiere aufzunehmen und weiterzuvermitteln. Und so wird "Tina" finanziert und kann ihren Lebensabend bei liebevollen Pflegern genießen, weil "Peppino" gleich zwei Tage nach seiner Ankunft seine Menschen gefunden hat. Und wir erinnern uns: für "Peppino" hatte das Tierheim einen finanziell kleineren Aufwand, da er z.B. medizinisch durch die Organisation gut versorgt wurde. Und ganz ehrlich, "Peppino" hat weder "Tina" noch anderen Hunden aus Gruppe I / II debn Platz weggenommen. Viel mehr hat er seine Menschen vor dem Risiko bewahrt, am Ende doch beim Züchter zu landen.
"Peppino" wird gerettet und muss nicht sterben - "Tina" wird ihr Lebensabend in liebevoller Pflege ermöglicht und "Peppinos" Familie ist glücklich - der Vemehrer geht leer aus. Und da es sich um eine seriöse Zusammenarbeit zwischen Tierschutzvereinen handelt, wurde mit "Peppinos" Rettung auch keine dunkle Machenschaft in Spanien unterstützt ---> die Organisation betreibt höchstwahrscheinlich stark Aufklärung vor Ort.
Die Tiere die nach D reisen werden übrigens tatsächlich handverlesen. Und weil das Tierheim meines Vertrauens durchaus ethischen Maßstäben folgt, "schlupfen" auch immer mal wieder ein paar ältere und / oder behinderte Tiere mit nach Deutschland. Auch das gehört eben zum TierSCHUTZ.
Nachdem das Tierheim mit der Aufnahme von Gruppe II ziemlich ins Schwanken geriet, kann es sich durch Gruppe III nun wieder "gerade so" halten. Aber machen wir uns bitte nix vor, es geht immer noch jeden einzelnen Monat darum, ob der Strom / das Fressen (...) finanziert werden kann. Und trotzdem würde jeder Pfleger wohl immer wieder Gruppe II und III aufnehmen wollen. Warum? Weil Tierschutz eben keiner ist, wenn man nur direkt vor der eigenen Tiere kehrt.
Liest wahrscheinlich eh keiner, aber ich wollte mir die Mühe mal machen.
Wow Känguruh, vielen vielen Dank für Deinen langen und sehr informativen Beitrag.
Und vielen Dank dafür, dass Du meine Frage so sachlich und vor allem ausführlich beantwortet hast. Jetzt sehe ich das ganze natürlich wieder in einem ganz anderen Licht.
Ich habe jetzt einen jungen Hund, vom "Vermehrer" (ja, es widerstrebt mir, die Leute von der ich sie habe so zu nennen aber das ist ein anderes Thema). Ein neuer Hund ist also vorerst kein Thema. Aber würde ich jetzt einen suchen wäre mein erster Weg in unser örtliches Tierheim, und falls da nichts passendes ist würde ich auch etwas weiter weg suchen.
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Wir haben uns nun schon zwei mal für einen Hund vom Züchter entschieden.
Gründe für uns waren:
- größtmögliche Gewissheit über das Aussehen des erwachsenen Hundes (Größe, Fell)
- Welpe wird mit mit entsprechender Sorgfalt + Gesundheitsvorsorge aufgezogen
- grobe Charaktereigenschaften die zu erwarten sind sind bekannt -
Ohne die anderen Beiträge gelesen zu haben antworte ich erstmal nur auf die Frage :
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mich würde interessieren, wie ihr euch entschieden habt...ob ein hund vom züchter, oder ein hund vom tierschutz. wo kommen eure lieblinge her und warum habt ihr euch so entschieden?Als mein Freund und ich einen Hund haben wollten haben wir überlegt, was am besten zu uns passt. Terrier und dergleichen fallen bei mir gleich raus. Das musste auch mein Freund akzeptieren. Seine Cousine hat einen Sheltie und die fand er schon immer gut. Mit der Wahl war ich einverstanden. Und so ging es ganz schnell, das Lilly einzog. Sie kommt von privat, stammt ursprünglich aber von einem FCI-Züchter, ist also so ein Mittelding.
Ein Collie war irgendwie mein Traum. Shelties sind toll, aber ich wollte immer einen großen Hund haben. Außerdem braucht jeder kleine Sheltie seinen Collie. Ich hatte im Tierschutz eine Hündin gesehen, die super gepasst hätte, aber die habe ich nicht bekommen. Kurz darauf habe ich Jules gefunden, ein 8-monatiger Junghund, der noch zu vermitteln war.
Kriterien gabs bei uns nicht viele. Rassetypisch sollten sie schon sein, einen Jagdhund im Colliekostüm brauche ich nicht, ansonsten mussten die Hunde nicht viel können. Wichtig war nur, das sie die Katzen und sich gegenseitig nicht fressen.
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Doch :ja: ....ich mag deine Beitraege grundsaetzlich.
Dito... der Beitrag ist sehr sehr gut geschrieben, den kann man so wie er ist in jede Auslandstierschutzdebatte verlinken
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