Sind Tierärzte wirklich so???

  • Zitat


    Ich finde so ein Verhalten bei einem Arzt unethisch - Punkt!


    Und dennoch kann man dem Tierarzt hier, wie ich finde, keinen Vorwurf machen.
    Denke mal einen Schritt weiter - selbst wenn der Tierarzt bereit wäre, nur von Nudeln mit Ketchup zu leben, um so eine teure OP aus eigener Tasche bezahlen zu können.
    Nicht nur er wirkt an der Operation mit, dazu gehört ein ganzes Team. Tierarzthelferinnen, zumindest nach meinem Stand, verdienen derartig wenig, dass man da nicht viel wegstreichen kann.
    Und geht an Ende die Praxis an sich pleite, kann dort gar kein Tier mehr behandelt werden.


    Du hast doch selber erwähnt, du kannst nicht jeden Hund mit auf deine Gassitour nehmen, bei dem die Besitzer nicht zahlen können. Was ist mit diesen Tieren? Sie versauern vielleicht deswegen den ganzen Tag alleine in der Wohnung, manche können eventuell gar nicht alleine sein und durchleiden deswegen Ängste und Frust, obwohl du bestimmt noch irgendwo ein paar Minuten finden würdest, in deiner Freizeit, um sie auszuführen.
    Du könntest eine Stunde Schlaf streichen, oder so...
    Das ist wirklich kein Vorwurf, auch wenn es sich so anhört. Aber auch Mediziner sind nur Menschen mit einem Job, den ich nicht unbedingt machen wollen würde.


    Alle, die ich bisher kennen gelernt habe und die meisten, von denen ich gehört habe, gehen durchaus Kompromisse ein, die ihnen nachteilig sind - rechnen bei Dauergästen nur noch die Materialkosten ab, lassen auf der Rechnung mal etwas unter den Tisch fallen, lassen sich auf Ratenzahlung ein, obwohl die Zahlungsmoral sehr mies ist.
    Aber dass sie sich selbst zugrunde richten, das kann niemand erwarten. Und beim Punkt "zugrunde richten" hat jeder Mensch eine eigene Toleranzgrenze.


    Natürlich ist der Fall tragisch und ich verstehe, dass du ganz anders mitleidest, weil du den Hund gekannt hast.
    Frust ist in diesem Falle gerechtfertigt, aber es ist auch Tierärzten nicht möglich, alle finanzielle Nachlässigkeit seiner Kunden auszubügeln. Sonst könnten nur noch per se vermögende Leute Tierarzt werden - und dann gäbe es bestimmt lange Wartelisten...


    Liebe Grüße

  • Also heisst es, es muss VOR der OP ein neuer Besitzer feststehen, der das dann zahlt, sonst wird nicht operiert?
    Ist etwas krass gesagt. Aber ich dachte, die TA operieren den Hund, wenn er "Chancen" bei einem Tierschutz oder sonst wem hat übernommen zu werden und der Hund wird dem ehemaligen Besitzer dann nach der OP "eingezogen".


    Ist das veraltet?
    Macht das kaum mehr wer?
    Ich kann es verstehen, ich hätte nicht das nötige Kleingeld meinen Hund zu versorgen (+Notfall für meinen Hund mit einberechnen) und dann noch einen "eingezogenen" Hund freizukaufen.

  • Geschenkt hätte ich dem gar nix, ich hätte dem was geliehen!
    Ich bin aber auch nicht der Tierarzt!


    Ich betreibe aber einen Gassi-Service...und wenn ich mir da mal überlege wie oft ich Geld hinterher laufe, für Leute mit wenig Geld besondere Konditionen vereinbare und und und
    Ich will damit meinen Lebensunterhalt bestreiten, indem ich anderer Leutz Hunde ausführe...ich will meine Miete zahlen, Steuern, Versicherungen und vielleicht hin und wieder mal ne neue Hose, ja.
    Aber in erster Linie mache ich es doch nicht des Geldes wegen...ich hab ne schlechtbezahlte Sozialpädagogen-Stelle gekündigt, um mich noch schlechter bezahlt selbstständig zu machen...
    Warum diskutieren wir hier nur über Geld?
    Hat diese Fragestellung keinerlei ethische Aspekte...nur finanzielle?

  • Zitat

    Also heisst es, es muss VOR der OP ein neuer Besitzer feststehen, der das dann zahlt, sonst wird nicht operiert?
    Ist etwas krass gesagt. Aber ich dachte, die TA operieren den Hund, wenn er "Chancen" bei einem Tierschutz oder sonst wem hat übernommen zu werden und der Hund wird dem ehemaligen Besitzer dann nach der OP "eingezogen".


    Ist das veraltet?
    Macht das kaum mehr wer?
    Ich kann es verstehen, ich hätte nicht das nötige Kleingeld meinen Hund zu versorgen (+Notfall für meinen Hund mit einberechnen) und dann noch einen "eingezogenen" Hund freizukaufen.


    Auch das kommt eben sicher wieder auf den Tierarzt an - die gängige Praxis die ICH kenne, ist, dass vor der OP über die Kosten gesprochen wird. Wenn der Besitzer nicht zahlen kann oder will, dann kommt es eben darauf an, wie der Tierarzt entscheidet. Entweder der Hund wird eingeschläfert, operiert und übernommen, operiert und weitervermittelt. Wobei ich persönlich letzteres äußerst selten mitbekomme.

  • Leider hoert man ja hier nur die eine Seite, die vom Tierarzt waere auch mal interessant zu hoeren.
    Eine Sache hat immer 3 Seiten, die der einen Seite, die der anderen und die Wahrheit.
    Unsere TK hat auch schon den einen oder anderen Hund behalten mangels Zahlung, ich kann mir aber kaum vorstellen dass die nicht zumindest erstmal die Lebensgefahr beseitigen.
    In der Regel bieten TK aber ja Raten an, es gibt das uebrigens auch offiziell ueber Banken, in Lueneburg in der Klinig gibt es so Flyer.

  • Zitat

    Aber der Arzt, der diesen Hund einschläfert...den kann ich genauso wenig verstehen...vielleicht hab ich ein zu romantisches Tierarztbild?!


    Och - da bist Du nicht allein - gibt genügend Studenten, die mit dem romantischen Bild des "Halbgotts in Weiss für Tiere" das Studium anfangen.


    IdR beenden diese Studenten das Studium auch ganz schnell wieder - es sei denn, sie verabschieden sich noch schneller von dieser romantischen Vorstellung.


    Und ja - es ist eine ganz einfache Sache - entweder eine Behandlung wird bezahlt oder eben nicht.
    Würden TAs anfangen, Tiere auf eigene Kosten zu behandeln, dann würde sich das ganz schnell rumsprechen. Und was meinst Du, wie viele Leute dann auf einmal kein Geld mehr haben für die Behandlung ihrer Tiere? Da könnte der TA die Praxis/Klinik gleich zumachen.


    Und ein Tier auf eigene Kosten behandeln und behalten? ..... das machst Du auch nur 1-2x.


    Ggf. besteht die Möglichkeit, dass ein TA eine spezielle Übereinkunft mit nem Tierschutzverein hat: so nach dem Motto - der Besitzer unterzeichnet einen Übereignungsvertrag, der Hund geht dann in das Eigentum des Tierschutzvereins über, der Tierschutzverein übernimmt die OP-Kosten und vermittelt dann das Tier an neue Besitzer.


    Aber das geht nur bei OPs, die nicht dringend sind. Schliesslich muss idR im einzelnen Fall abgeklärt werden, ob der TSV bereit ist, das Tier zu übernehmen. Magendrehungen sind aber eine Zeitsache.


  • Auch beim Verleihen muss der Halter ja erst mal grundsätzlich bereit sein, diese Summe zu investieren und unter Mühen abzustottern, aber da weiß ich ja nicht, ob derjenige überhaupt dazu bereit war.


    Sicherlich hat diese Frage auch ethische Aspekte.
    Wo setzt Du die Grenze an? Ist es ethisch vertretbar, ein Tier mit 6, 9, oder 12 Jahren einzuschläfern bei Magendrehung? Die medizinische Entwicklung geht immer weiter, vielleicht transplantieren wir bald unseren Tieren Organe. Wenn jemand für diese aufwändige OP kein Geld hat, wird der TA dann auch in die Ethik-Haftung genommen?
    Muss der TA Impfungen für umsonst machen? Eigentlich ja ein Dienst an der Allgemeinheit, die ja ebenfalls von einer guten Durchimpfung profitiert?


    WIE ethisch ist überhaupt eine Magendrehungs-OP? Wieviele Wiederholungen sind ethisch vertretbar?


    Ich glaube einfach, da wird jeder seine individuellen Antworten finden (müssen).

  • natürlich wäre es die beste Lösung, den Hund einzuziehen, zu behandeln und weiter zu vermitteln / erstmal ins Tierheim zu geben.. und sich vom Tierschutzverein die Aufwendungen bezahlen zu lassen..
    allerdings glaube ich nicht, dass das häufig vorkommt.. eher schläfern die TÄ das Tier dann doch ein - das ist dann einfach eine persönliche Entscheidung und fallabhängig..

  • Zitat


    ...ich will meine Miete zahlen, Steuern, Versicherungen und vielleicht hin und wieder mal ne neue Hose, ja.


    Aber genau so geht es dem TA doch auch??? Was unterscheidet ihn denn letztlich von Dir? Das er durch das Studium die Fähigkeit zur OP hat, heisst doch nicht, daß er es sich leisten kann, Leistungen umsonst zu bringen.


    LG von Julie

  • Zitat


    Hat diese Fragestellung keinerlei ethische Aspekte...nur finanzielle?


    Aber die Ethik fängt doch nicht erst beim TA an. Der hat nur dahingehend die Master-A-Karte gezogen, weil er das letzte Glied in einer Kette von Menschen ist, die aus ethischen Grundsätzen heraus die Verantwortung für ein fremdes Tier hätten übernehmen können. Wo ist denn in diesem speziellen Fall hier das direkte Umfeld des HH? Die hätten doch viel eher wissen können, dass der HH im Fall X kein Geld für die TK hat - der Satz "wenn was ist, ruf mich sofort an" im Vorfeld, hätte möglicherweise helfen können.


    "Schuld" an der Misere, dass viele TK nur noch gegen sofortige Bezahlung arbeiten, sind nicht die TÄ, sondern all die Kunden mit einer extrem schlechten Zahlungsmoral. Die gibt es in jeder Branche und es werden immer mehr - wenn es um Lebewesen geht, wird es nur besonders tragisch.


    Aber einfach so *dumdedideldum* in den Tag hinein zu leben und für den Fall X mit dem Finger auf den TA zu zeigen, und diesem Vorwürfe in Sachen Ethik zu machen, das ist etwas, was ich nicht nachvollziehen kann. Da gehört der Finger doch wohl eher an die eigene Nase des HH.


    LG, CHris

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