Hunde aus ganz Europa - macht das Sinn?

  • Hallo Forum,

    ich bin gerade irgendwie am Grübeln.
    Also erstmal: meine erste und jetzt meine zweite Hündin habe ich von Tierschutzorganisationen übernommen. Luzi kam aus Mallorca, Piri kommt aus Ungarn. Also, ich bin quasi betroffen, habe mich bewust darauf eingelassen.
    Zur Zeit bin ich latent auf der Suche nach einer Zweithündin für Piri, die zwar viele Fortschritte macht aber immer noch unter extremen Ängsten leidet.
    Ich stelle bei meiner "Suche" fest, dass es inzwischen so undendlich viele Tierschutzorgas gibt, die massenweise Hunde aus allen Ländern Europas nach Deutschland schaffen. Man findet im Internet fast nur noch Hunde aus Rumänien, Bulgarien, Spanien (sowieso) und so weiter.
    Habe mir jetzt zwei Hündinen angeschaut. Beide (wie Piri) total ängstlich bzw. verstört.
    Und immer wieder lese ich von Hunden, die nach der Vermittlung ausgekommen sind und -weil sie nicht mehr eingefangen werden können - ewig in Parks oder sonstwo hausen.
    Ich möchte meine Mäuse nicht missen aber ich frag mich schon ob es nicht besser wäre, das Problem vor Ort zu lösen.
    Was macht es für einen Sinn, tausende Hunde nach Deutschland zu verfrachten?
    Könnte diese Energie nicht für den Tierschutz vor Ort eingesetzt werden?
    Ich weiß, es gibt Kastrationsprogramme etc. Aber es geht doch um ein Umdenken in der Bevölkerung.
    Oder?
    Grübelgrübel....

  • Das liegt daran, dass wir in Deutschland kein Leid haben ;) bzw. es wird gerne damit argumentiert, dass es Hunden in den deutschen Tierheimen immer noch besser geht als den Ausländern. Natürlich gibt es dort Tötungsstationen und ich möchte dort ganz ehrlich nicht vor der Wahl stehen, welchen Hund ich "rette".

    Das Problem bei diesen Rettungen ist, dass diese Straßenhunde teilweise ein ganz anderes Leben gewöhnt sind und hier in Deutschland, als Sofahund gar nicht klarkommen. Es kommen massenweise Hunde nach Deutschland die als perfekter Familienhund angepriesen werden (ich habe ganz oft ein Problem mit der Ehrlichkeit bei den Vermittlungen) und dann erhält die Familie einen perfekten Familienhund der aber besser in Jägerhand gehört, weil es eben hochqualifizierte Jäger sind.

    Viele Hunde sind total verstört und ängstlich und manchmal stellt sich mir die Frage, ob wir eine Art Helfersyndrom haben. Geht es wirklich noch um die Hunde oder darum, dass man um jeden Preis geholfen hat. Ist es das persönliche Wohlbefinden oder um die Hunde? Die Würmer brauchen teilweise Jahre, um sich hier einzufinden. Dann kommen noch die klimatischen Bedingungen hinzu. Die Hunde frieren sich hier teilweise nen Ast, weil sie die Kälte nicht gewohnt sind aber dann kriegen sie halt ein Mäntelchen an und alles ist wieder gut.

    Aber das Thema ist extrem komplex und ich bin mir ziemlich sicher, wenn alle aus dem Schlaf erwacht sind, wird dieser Thread mehrere Seiten füllen mit den wildesten Diskussionen und bei dem Thema kochen auch gerne oder grundsätzlich die Emotionen hoch.

    Ich halte nicht viel davon, ganz ehrlich. Ich würde es mehr begrüßen, wenn wir vor unserer eigenen Haustür kehren würden und nicht massenweise Hunde aus Spanien, Griechenland, Italien, usw. reinholen würden.

    Meine beiden Hunde sind auch aus dem Tierschutz ... aus dem deutschen Tierschutz ... und auch hier habe ich nicht zwingend gute Erfahrungen gemacht mit der Ehrlichkeit. Oft hat man den Eindruck, Hauptsache es wird vermittelt, auf biegen und brechen. Aber ich will nicht alle über einen Kamm scheren... es gibt natürlich auch Ausnahmen.

  • Zitat

    Das liegt daran, dass wir in Deutschland kein Leid haben ;) bzw. es wird gerne damit argumentiert, dass es Hunden in den deutschen Tierheimen immer noch besser geht als den Ausländern.

    na ja, leid haben wir hier auch genug...

    ich sehe es eher nach dem motto: don´t breed or buy, while others die.

    da mach ich keinen unterschied zwischen aus- und inland.

    natürlich sollte tierschutz immer vor ort ausgeübt werden... aber wo ist die grenze`?

  • Ich frage mich immer, gibt es solche Orgas auch in umgekehrte Richtung??

    Das Hunde aus Deutschen Tierheimen ins Ausland gebracht werden??

    Oder muss Deutschland nicht nur beim Euro für Europa alles bezahlen ,nein, man muss auch alle Hunde für Europa retten?

  • Zitat

    Ich frage mich immer, gibt es solche Orgas auch in umgekehrte Richtung??

    Das Hunde aus Deutschen Tierheimen ins Ausland gebracht werden??

    Oder muss Deutschland nicht nur beim Euro für Europa alles bezahlen ,nein, man muss auch alle Hunde für Europa retten?


    :gut:
    Mir geht dieses Helfersyndrom auch auf den Keks.
    Hauptsache der Hund ist aus der Toetung, egal ob er damit klar kommt, oder eben nicht.
    Und von den "oder eben nicht" kenne ich arg viele.
    Spenden, ja klar! An der Ursache muss gearbeitet werden.
    Rueberholen? Nein.
    Das ist TS an der falschen Stelle.

  • Hallo ihr,

    na da hast du aber ein ziemlich emotionales Thema angeschnitten.
    Ich weiß nicht was ihr euch unter Tierschutz oder Auslandstierschutz vorstellt. Du hast schon recht, seit ein paar Jahren schießen die "lieben Tierschutzorgas" wie Unkraut aus dem Boden. Am besten die "Organisationen" die 300 € sogenannte Schutzgebühr verlangen und dazu ein Bild von einem Hund der noch in der Tötungsstation sitzt "wird am nächsten Montag getötet!".
    Das meiner Meinung, ist kein Tierschutz. Oft kommen die Hunde vom Regen in die Traufe und haben es auch nicht in Deutschland besser. Die Tiere werden dann meist aus Mitleid adoptiert und die Halter sind rigoros überfordert.

    Unter Tierschutz sollte man keine Massenvermittlung verstehen, sondern ganz klar die Aufklärungsarbeit. Ob im heimischen Deutschland oder im Ausland a la Spanien, Griechenland und auch Irland.
    Da der Tierschutz rein freiwillig ist, ist niemand dazu gezwungen die spanischen Straßenhunde zuretten. Wer sich dafür nicht intressiert ist zwar schade, aber es ist ja eure Sache wofür ihr spendet oder euch einsetzt.
    Die einen setzen sich für die Rechte der homosexuellen ein und die anderen für die Rechte der Tiere im Ausland ein.

    Wer aber weiß, wie schlecht es den Tieren dort geht und es vielleicht mit eigenen Augen gesehen hat,(Ich zum Beispiel war in Südfrankreich und hab gesehen wie "Zigeuner" mit einem Katzenbaby Fußball spielten) der wird sich vielleicht ans Herz packen und dort helfen wollen.
    Wir können aber nicht überall helfen, man kann auch nicht überall spenden, dass ist aber einem vollkommen selbstüberlassen.

    Meine beiden Hunde stammen aus dem Ausland, und zwar aus Russland und Spanien. Wir leisten fast täglich Aufklärungsarbeit beim Gassi und erklären den Leute, dass es den Hunden im Ausland nun mal nicht so gut geht.
    Ein deutsches Tierheim ist der PURE Luxus gegen einer Tötungstationen. In unserem Land haben die Tiere wenigstens einige Rechte und es wird auch mehr als im Ausland drauf geachtet. Klar, schwarze Schafe gibt es überall ob hier oder dort.

    Der Tierschutz ist ein Kampf gegen Windmühlen, und damit meine ich dem Tierschutz allgemein.

    Der Seestern

    Es war einmal ein alter Mann, der jeden Morgen einen Spaziergang am Meeresstrand machte.

    Eines Tages sah er einen kleinen Jungen, der vorsichtig etwas aufhob und ins Meer warf.

    Er rief: "Guten Morgen. Was machst Du da?"

    Der Junge richtete sich auf und antwortete: "Ich werfe Seesterne ins Meer zurück. Es ist Ebbe, und die Sonne brennt herunter. Wenn ich es nicht tue, dann sterben sie."

    "Aber, junger Mann", erwiderte der alte Mann,"ist dir eigentlich klar, das hier Kilometer um Kilometer Strand ist. Und überall liegen Seesterne. Du kannst unmöglich alle retten, das macht doch keinen Sinn."

    Der Junge hörte höflich zu, bückte sich, nahm einen anderen Seestern auf und warf ihn lächelnd ins Meer.

    "Aber für diesen macht es Sinn!"

    LG

  • Ich finde es ist nicht die Frage ob es Sinn macht oder nicht. Wenn ich mir einen Hund aus Spanien holen will ist das genauso normal wie eine Handtasche aus Spanien zu holen. Ich kaufe mir etwas das ich will.......und es ist im heutigen Europa vollkommen egal aus welchem Land es kommt. Oder klagt jemand das französcher Wein hier gekauft wird?

    Warum soll man nur deutsche Hunde kaufen? Ein merkwürdiger Gedanke.......

    Allerdings: die vielen privaten Helferlein, die ohne Sachkentnis und ohne finanziellen Hintergrund nur Hunde reinholen, unter aberwitzigen Bedingungen..........alles auf der Mitleidsschiene, Vermittlung unter aller Sau.......jaaaa die regen mich auf. Wird Zeit das da ein Riegel vorgeschoben wird.

    Eine gute Orga, die auch im Land arbeitet, dort z.b. ein Tierheim verbessert, Kastrationsprogramme mitträgt......warum nicht dort einen Hund holen? Spricht nix dagegen.

    Darüber bin ich froh:
    https://www.dogforum.de/neue-regeln-im…tz-t138314.html

    das dürfte einiges ändern. Wenn es durchgesetzt wird.

    Birgit
    kauft ihren Hund gewissenlos in ganz Europa ein

  • Puh... Schwieriges Thema! Ich hoffe, dass es diesmal sachlich bleibt!
    Ich selbst halte nicht viel davon, tausende Hunde nach Deutschland zu schaffen. Es gibt mittlerweile dutzende Portale, auf denen man fast nur noch Tiere aus dem Ausland findet. Wenn man dort manche Beschreibungen ließt, muss man echt den Kopf schütteln. Es werden teilweise völlig verstörte Hunde her gebracht, die den Kontakt mit Menschen garnicht wollen.
    Ich habe mal den Vermittlungstext von einem Cocker aus Spanien gelesen, er ließ sich nicht anfassen, konnte nicht an der Leine gehen, verkroch sich tagsüber in einer Ecke und wird nur an Leute mit Garten abgegeben der mit einer hohen Mauer umgeben ist, weil er sich nur nachts im Garten löst! Wer nimmt denn solche Hunde?! Und im Update wurde sich dann darüber gefreut, dass er nicht mehr wegrennt, wenn man in der Wohnung an ihm vorbei läuft! Der arme Drops war schon mehrer Monate in einer Pflegestelle! Warum holt man solche Tiere her? Ich verstehe es nicht.
    Bei den Kleinanzeigen in meiner Umgebung, findet man nur noch Hunde aus Polen. Die natürlich alle total toll sozialisiert sind und ganz prima Familienhund! Ich kann das einfach nicht glauben! Woher wollen die Tierheimmitarbeiter in Polen, bei der Masse an Tieren, wissen wie sie sich in einer Familie mit kleinen Kindern benehmen?! Mir wäre das viel zu riskant, zumal in den Anzeigen viel auf das Mitleid der Menschen spekuliert wird. Dann kann man z.B. lesen: Ich komme nur einmal im Monat aus meinem Zwinger, den ich mir mit 10 Hunden teilen muss!
    Ja super! Bei einem Spaziergang von 5 Minuten alle 30 Tage lässt sich ein Hund ganz toll beurteilen (Achtung Ironie)
    Prinzipiell habe ich nichts dagegen, vereinzelte Tiere nach Deutschland zu holen, aber auf biegen und brechen Alle Hunde her zu bringen finde ich sinnlos, wenn nicht sogar fahrlässig!

  • Zitat

    Ich frage mich immer, gibt es solche Orgas auch in umgekehrte Richtung??

    Das Hunde aus Deutschen Tierheimen ins Ausland gebracht werden??

    Das frage ich mich auch oft.
    Ich hätt ja irgendwann so gerne einen ACD, aber eben nur als Nothund.
    Ich frage mich manchmal, ob die mir einen vermitteln würden,
    wenn ich sage, ich lebe in Spanien.

    Und ich denke, beim Thema '100% Strassenhund als Haushund vermitteln'
    sind wir uns alle einig, dass das eine schlechte Lösung für Hund und Mensch ist.

    Nur hier in den Tierheimen sitzen zu 90% Hunde, die sehr wohl mit Menschen
    gross geworden sind und einfach ausgesetzt wurden.
    So wie in Deutschland auch.
    Und die sind meist einfach nur froh, wenn sie wieder irgendwo einziehen dürfen.

    Und zumindest in Madrid ist der Anstieg der Adoptionen enorm, in den letzten Jahren.
    Immer weniger Leute kaufen Welpen. Vor allem auch wegen schlechter Erfahrung
    mit Vermehrer-Welpen (Gute Züchter sind hier die absolute Rarität).
    Die Orgas sind immer besser organisiert mit VK und Internet-Präsenz,
    so dass es den Leuten sehr leicht gemacht wird, 'ihren' Hund zu finden.

    Es laufen alle möglichen Aktivitäten, wie Mischlings-Schönheits-Wettbewerbe,
    Kastrations- und Impfaktionen, etc.
    Es wird sehr viel getan, und das zum grossen Teil auch dank der deutschen Orgas,
    die nicht nur Hunde nach Deutschland (und Holland, etc.) 'karren',
    sondern sich darum kümmern, dass vor Ort gearbeitet wird.

    Schon gut, dass in den besser entwickelten Ländern die Leute auf die Süd-Ost Misere
    aufmerksam gemacht werden, denn nur so implizieren sich die Leute auch.
    Dass da nicht immer alles toll und glatt läuft, ist für mich normal.

    Aber der generelle Trend ist gut, zumindest hier in Spanien.

    LG
    Chrissi

  • Tja.... nur leider landet der Ex-Strassenhund und der Podenco aus dem Süden nicht wie der Seestern im Meer zurück in seinem Element, sondern meist verdammt zu Dauerschlepp und -Leine, zig Trainerstunden oder als Wanderpokal und von manchem Tier"liebhaber" wird dann hier gefragt: "Warum mag mein Hund nicht schmusen!"

    Der Vergleich mit dem Seestern hinkt stark ;)

    Falbala, die den Strassenhund Ihrer Freundin vor 2 Monaten 1 Woche lang hier gesucht hat :muede2:

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