Tierheimhund - Problem beim ersten Kontakt

  • Naja, die waren alles andere als schroff mir gegenüber und ich war es auch nicht. Sie haben halt einfach gesagt, das passt nicht und mir den nächsten Hund vorgestellt. Ich habe schon gefragt, was man da machen könnte und nicht versucht, den Eindruck zu erwecken, gleich einen Hund mitnehmen zu wollen. Das kann aber auch anders rübergekommen sein, da ich sehr voreingenommen war und mich wenig für die anderen Hunde interessiert habe.

    Ich werde dort morgen nochmal anrufen und ich bin davon überzeugt, dass ich das Tierheim dazu überreden kann, dass ich es mit Rex doch nochmal versuche und es, wie oben beschrieben, ganz langsam bzw. im Tempo das Rex vorgibt, angehe. Denn eigentlich sollte ja auch das Ziel des Tierheimes die Vermittlung eines - wer weiß überhaupt in welchem Maße - problematischen Hundes sein. Leute schieben oft Probleme vor, um sich beim Tierheim zu rechtfertigen, wenn sie mit dem Tier einfach nicht klarkommen und das sind wirklich oft genug Bagatellen. Mein Hund hat vor einem halben Jahr auch noch Leute angeknurrt, die er komisch fand und die er jetzt schwanzwedelnd und mit Zunge in Abschleckposition begrüßt.

    Ich habe letztes Jahr das erste Mal in meinem Leben Hunde ausgeführt. Das war im Tierheim meines Wohnortes. Ich wollte schon immer einen Hund aber hatte früher keine Gelegenheit oder war zu schüchtern, jemanden zu fragen, ob ich mit seinem Hund Gassi gehen könnte. Im Tierheim Freital habe ich mehr als ein Dutzend Hunde kennen gelernt und einen 10-jährigen Schäferhundmischling ganz besonders gut. Er hieß auch Rex, trug wegen Beißvorfällen anfangs einen Maulkorb und ging auf alle Hunde und auch auf Kinder los. Er sprang in die Leine, stand auf den Hinterbeinen, bellte, knurrte und zog immer wieder. Ich hab das bei meinen je zweistündigen Besuchen nicht zugelassen und mich zwischen ihn und den anderen Hund gestellt, ihn an die kurze Leine genommen und nichts anderes gemacht, als Ruhe auszustrahlen und die Situation damit zu regeln. Nach 5-6 Besuchen war er soweit, dass er nicht mehr bei jedem Hund hochging, nach 10 Besuchen hat er maximal noch gezogen und kaum noch geknurrt. Das ist der Grund, warum ich mir zutraue, es mit dem Aussie Rex zu versuchen.

    Den Schäferhundmischling habe ihn vor kurzem gesehen und er war leider wieder ganz der alte und noch schlimmer. Ich bin mir sicher, dass er dort seinen Lebensabend verbringen und auch dort sterben wird. Ich hätte ihn gerne aufgenommen, aber ich habe einen unkomplizierten Hund einer Züchterin vorgezogen. Nun möchte ich einem Hund helfen, der sonst mit großer Sicherheit herumgereicht wird oder jahrelang im Tierheim bleibt. Ich kann mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, es nicht wenigstens zu versuchen.

    Ich denke schon, dass sie sowas wie eine Pflegestelle begrüßen würden.

  • Hallo,

    ich würde an deiner Stelle sehr vorsichtig sein.
    Finde es super das du dem Hund eine Chance geben magst, keine Frage.
    Aber ich weiss aus eigener Erfahrung das junge Hunde sich verhaltensweisen anderer Hunde gern abschauen.
    Damit meine ich, das es durchaus passieren kann das dein 14 Monate alter Schäfi anfangen könnte, sich das Verhalten des Aussies abzuschauen und du dann zwei "versaute" Hunde zuhause hast mit denen du dann doppelte Arbeit hast.

    KANN passieren, MUSS natürlich nicht.
    Ist nur ein Punkt den ich unbedingt bedenken würde.

  • Oh Mann,
    Ich habe heute nochmal im Tierheim angerufen, war heute Nachmittag Rex besuchen und er war wie ausgetauscht. Er war in einem umzäunten Bereich vorne beim Parkplatz des Tierheims und er stand mir dort schon gegenüber, als ich aus meinem Auto ausstieg. Ich hab mich ihm vorsichtig von der Seite genähert, bevor ich das Tierheim betrat und er hat mich interessiert beschnuppert und auch ein kleines Leckerlie angenommen. Ich bin dann zu einer Plegerin gegangen und konnte mit Rex Gassi gehen.

    Er ist für einen Hund, der lange im Tierheim war, für mich außergewöhnlich. Er läuft an der lockeren Leine, hört auf Sitz und Platz und achtet auf mich. Schon nach 10 Minuten hat er nach intensivem Blickkontakt mit mir gesucht. Ich bin völlig verliebt in ihn.

    Ganz ohne Probleme ist er natürlich nicht. Er hat ein Problem mit manchen Männern und hängt dann in der Leine, beruhigt sich aber sofort wieder, wenn der Mann vorbeigelaufen ist. Rex lässt sich sogar eine Zeit lang mit Futter ablenken. Ich denke, dass wir das hinbekommen. Er hat an einem "Dogsharing"-Programm für schwer vermittelbare Hunde teilgenommen und kam letzten Donnerstag, bevor ich ihn besucht habe, gerade von Teilnehmern des Programms zurück. Er hatte da irgendwie einen schlechten Tag, war gestresst und hat deshalb so auf mich reagiert. Das wundert mich auch nicht, wenn er immer mal ein paar Tage in verschiedenen Familien verbringt. Ein Aussie ist halt ein Ein-Personen-Hund. Laut der Tierheimleitung war er als letztes fest vermittelt bei einer Familie aus "Laien" im Umgang mit Hunden. Da wird sich seine Antipathie gewissen Menschen gegenüber wohl entwickelt haben.
    Dafür, dass ich nicht denke, dass er dort irgendwie ausreichend ausgelastet wird, machte er dennoch einen eher ruhigen Eindruck auf mich.

    Ich werde ihn morgen mit Fynn besuchen und dann wird es sich unter Umständen schon entscheiden, ob er bei uns einzieht. Ich habe einfach ein sehr starkes Gefühl, dass Rex zu mir passt und ich habe es noch nie erlebt, dass ein Hund, den ich nur 30 Minuten ausgeführt habe, mir soviel zurückgibt und mir so intensiv in die Augen schaut, als würden wir uns schon ewig kennen. Er kommt sicherlich wieder in eine "nette" Familie, wenn ich ihn nicht nehme. Man sieht ihm an, dass er endlich einen Fixpunkt in seinem Leben braucht, aber außerhalb des Tierheimes.

    Ich bin gespannt, wie sich die beiden morgen früh vertragen werden.
    Gute Nacht.

  • Vielen Dank. Ich hab ziemlich schlecht geschlafen, aber das wird schon.
    Fynn verträgt sich bis jetzt super mit allen Hunden, die nicht extrem dominant sind
    und Rex laut dem Tierheim sowohl mit Hündinnen als auch mit Rüden.

    Fynn stört es nur, dass wir jetzt schon aufstehen. Er ist kein Frühaufsteher :)

  • Robert, dann drücke ich euch die Daumen. :gut:

    Der 2. Besuch klingt doch vielversprechend!! ;)

  • Zitat


    Den Schäferhundmischling habe ihn vor kurzem gesehen und er war leider wieder ganz der alte und noch schlimmer. Ich bin mir sicher, dass er dort seinen Lebensabend verbringen und auch dort sterben wird. Ich hätte ihn gerne aufgenommen, aber ich habe einen unkomplizierten Hund einer Züchterin vorgezogen.

    Hallo.
    Wenn du weißt, der Mischling sitzt noch im Tierheim und du willst jetzt einem Tierheimhund eine Chance geben, dann ermögliche ihm doch einen schönen Lebensabend. Du weißt, das du ihn schon einmal hinbekommen hast. Du hättest ihn damals gerne genommen, wie wäre es mit jetzt?

  • Ja, ich hätte den Schäferhundmischling genommen, aber er ist schon über 10 Jahre alt und nicht mehr der fitteste. Er hat einfach nicht die Ausdauer für meinen 14 Monate alten Fynn, der am liebsten stundenlang mit anderen Hunden spielt und nach einem 3 Stundenmarathon eine Stunde schläft, um dann schon wieder bereit für neue Taten zu sein. Das würde einfach nicht passen, auch wenn ich ihm gerne helfen würde.

    Der kleine Aussie ist einfach noch voller Energie, macht aber keinen hyperaktiven Eindruck auf mich, obwohl das in diesem TH die meisten Hunde tun.

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