Der Biss des Hundes
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oder: Hilfe, Hund beißt/ hat gebissen.....
Es passiert so schnell. Eben noch hatten wir den liebsten Hund auf Erden, welcher mit den Kindern gut klarkam, äußerst geduldig auf vieles reagierte und keiner Fliege was zuleide tun konnte und dann das:
Der Hund beißt.
Mich als Halter, einen anderen Hund oder einen unschuldigen Dritten.
Im Supergaufall ein Kind.
Schnell werden Stimmen laut, die suggerieren: Der Hund ist eine gefährliche und reißende Bestie! Er muss weg, sofort!! Er ist eine Gefahr für die Umwelt und ganz besonders für Kinder!!! Ein Hund, der ein Mal beißt, beißt immer wieder!!! Er ist eine tickende Zeitbombe, der Killer vor dem Herrn!!!!
Ganz schnell ist das Vertrauen weg und wir sind in unserem Bild unseres Hundes zutiefst erschüttert.
Doch, Stop!!!
Ist dem denn wirklich so? Fragen wir nicht viel zu selten, eigentlich gar nicht, was zu dem Biss geführt hat?
Mittlerweile wissen wir, dass Erkrankungen wie eine SDU selbst im Referenzbereich ein derartiges Verhalten auslösen kann. Ebenso ein Hirntumor.
Und was, wenn der Hund eine unbemerkte Verletzung/ Erkrnakung hat und wir ihm Schmerz zugefügt haben?
Was, wenn ein Fehlverhalten seitens Mensch vorlag? Man unbedingt neben einem schlafenden Hund Seilspringen musste oder einen schlafenden Hund, weil ach so süss, Streichen musste?
Wenn falsche Erziehungsmaßnahmen wie Futternapf wegnehmen zwecks Klärung der Rangstellung den Hund in die Ecke trieb? Schließlich ist Nahrung eine wichtige Ressource.
Was ist, wenn das Partnerschaftshormon Vasopressin aktiv war und Hund nur uns, seinen Partner verteidigen wollte?
Und wie sieht es Bei dem Schtz von Jungtieren aus, bei dem Elternhormon Prolaktin?
Wenn der Hund unter Stress stand und Angst hatte? Auch vor uns?
Wenn er aufgrund körperlicher Einschränkungen wie schlecht hören/ sehen etwas falsch einschätze und deshalb biss?
Ehrlich? Ich tue mich sehr schwer damit, den beißenden Hund pauschal als reißende Bestie zu sehen und zu verurteilen.
Denn grundlos beißt ein Hund in meinen Augen nicht.
Und bevor wir unseren Hund als beißwütige Bestie bezeichnen, ihn weggeben oder euthanisieren wollen, sollten wir uns immer fragen: Warum hat der Hund gebissen, ist er krank und wo sind vielleicht unsere Anteile im Fehlverhalten darin verankert?
Birgit
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Hihi, Birgit
auf sowas hatte ich schon fast gewartet!
Ich glaube eines der frappierendsten Dinge bei "der Hund beißt/hat gebissen" ist die Tatsache, dass uns Menschen dadurch in Erinnerung gerufen wird, mit "was" wir es zu tun haben: einem Tier, einem Wesen, das selbst Gefühle (wie Liebe aber auch Aggression) hat und diese auch zeigen kann.
Und zwar nicht nur in Form von sehr präziser, körpersprachlicher Kommunikation, die von uns Zweibeinern nur zu oft übersehen oder falsch gedeutet wird. Sondern eben auch durch ein Schnappen oder Beißen, dass dann plötzlich (!)den Hund als unberechenbares Raubtier abstempelt.
Ich finde, so blöd es jetzt klingen mag, die andere Seite interessant: Warum beißen so viele Hunde jahrelang nicht?
Wie viel ertragen sie täglich, sei es die primatenhafte Umarmung, die Ruhestörung beim Schlafen (weil Frau z.B. unbedingt während der Mittagsruhe Wäsche aufhängen muss), die unzähligen Versuche, an ihnen rumzuerziehen usw.Man sollte einfach nicht vergessen, dass Hunde einfach Tiere sind. Zumindest rudimentär (Erziehung hin oder her) trieb- und instinktgesteuert.
Kein Partner- oder Kinderersatz, auch wenn sie dafür viel zu oft "herhalten" müssen- und das in den meisten Fällen auch noch mitmachen.Hunde sind wunderbare Gefährten, sie bereichern unser Leben.
ABER: jeder Hund kann eben beißen, über die jeweiligen Motive und deren Berechtigung wird dann- im Nachhinein- immer wieder diskutiert.Wie kann der Hund nur...? Das böse, fleischfressende, mordende Raubtier?
Ganz einfach: weil er im Maul rasiermesserscharfe Zähne trägt, die eben nicht nur dazu gedacht waren, dass die Zunge nicht seitlich aus dem Maul rutschtJeder Hund kann eben beißen, dass so viele von ihnen es nicht tun- meist ja ihr ganzes Leben lang nicht- spricht eigentlich nur wieder dafür, was für tolle Wesen es sind, die uns Menschen so einiges "durchgehen" lassen.
Lg, Uli
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Zitat
Ist dem denn wirklich so? Fragen wir nicht viel zu selten, eigentlich gar nicht, was zu dem Biss geführt hat?...und übersehen vielleicht sogar die Vorwarnung die der Hund gegeben hat, wir es aber nicht zu deuten wußten??
Gut zusammengefasst Birgit!
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:reib:
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Den Beiträgen von Birgit und Uli ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde es jetzt für Euch grüne Bömmel regnen.
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Und noch etwas:
Klar sollte ein Hund, der bei Menschen lebt (gerade auch in Familien mit Kindern), andere Möglichkeiten kennen und nutzen, als zu beißen.
Aber liegt es nicht auch in unserer Verantwortung, die wir uns mit der Anschaffung eines Hundes selbst auferlegen, dafür Sorge zu tragen, dass der Hund erst gar nicht in Situationen gerät, in denen er sich (durch Beißen) verteidigen muss?Lg, Uli
PS: Birgit, mal wieder ein ECHT STARKER Beitrag!
Hab grad erst gemerkt, dass ich das oben vergessen hatte -
Birgit, ich danke Dir für diesen Beitrag.
Und zwar auch im Namen aller Hunde, die zwar beißen, aber dafür leider einen Grund haben.
So wie die kleine Kröte (und das meine ich wirklich liebevoll), die seit Montag bei uns lebt. Sie lässt sich an sich nicht anfassen, aber ich muss es trainieren, weil ich morgen mit ihr zum Tierarzt muss. Sie beißt, sobald ich nur das Geschirr anfasse, total panisch um sich und nur dem Überbiss ist es zu verdanken, dass meine Hand nicht löchrig ist
Soll ich sie nun einschläfern lassen? Warum? Wer weiß, was sie in ihrem bisher eineinhalb jährigen Leben für Erfahrungen mit Menschen gemacht hat. Sie ist ein schnuckeliger Hund und braucht einfach Zeit, Regelmäßigkeit und Geduld, sehr viel von jedem. Ich bin sicher, wenn man ihr all das ausreichend gibt, wird sie ein wundervoller Begleiter für ein langes Hundeleben sein.
Von unserem Baffo schreib ich mal lieber gar nicht, er wäre bei sehr vielen eh ratzfatz wieder in dem Tierheim gelandet, aus dem er vor 12 Jahren als Angstbeißer zu uns kam.
Liebe Grüße
Doris
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Birgit, ich weiß genau wovon du sprichst und finde deinen Beitrag topp.
Einige hier wissen es schon, ich wollte es auch nicht so publik machen, da ich zusammen mit meiner Trainerin an die Problembewältigung gehe.
Tasia hat leider schon 2 x Menschen gebissen. Ich möchte darauf hier nicht näher eingehen.
Aber für uns stand nie zur Debatte, Tasia wieder abzugeben. Wir wissen, dass es noch sehr viel Baustellen gibt und leider auch immer neue noch dazu kommen können.
Wir haben uns für sie entschieden und da wird auch keine Krankheit oder Verhaltensauffälligkeit ein Grund sein, sie wieder "abzustoßen".
Wenn man in so eine Situation gerät, dann sollte man erst einmal einen kühlen Kopf bewahren (was im ersten Moment schwer fällt, ich weiß) und dann gemeinsam mit einem guten Hundetrainer an die Problemlösung gehen. Erst dann, wenn wirklich nichts mehr geht, kann man über eine Vermittlung nachdenken. Wobei ich hier nie über ein Tierheim gehen würde.
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Zitat
Ich tue mich sehr schwer damit, den beißenden Hund pauschal als reißende Bestie zu sehen und zu verurteilen.
Denn grundlos beißt ein Hund in meinen Augen nicht.
Und bevor wir unseren Hund als beißwütige Bestie bezeichnen, ihn weggeben oder euthanisieren wollen, sollten wir uns immer fragen: Warum hat der Hund gebissen, ist er krank und wo sind vielleicht unsere Anteile im Fehlverhalten darin verankert?
Ich hatte nie den Eindruck dass hier jemand den Hund pauschal als reissende Bestie sieht, der ebenso pauschal weggegeben oder getötet werden soll.
Genauso gut könnte man fragen:
Ist es nach mehrmaligem beissen und mehreren Hundetrainern nicht an der Zeit die Dinge "realtistisch" zu sehen?Es kommt IMMER auf die jeweilige Situation an, man muss weder eine Lanze brechen für den immer im Grunde ach so braven und nur missverstandenen Hund, als auch umgekehrt.
Manchmal frage ich mich ob alle Leute hier die gleichen Texte lesen?!
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Zitat
Ich hatte nie den Eindruck dass hier jemand den Hund pauschal als reissende Bestie sieht, der ebenso pauschal weggegeben oder getötet werden soll.
Genauso gut könnte man fragen:
Ist es nach mehrmaligem beissen und mehreren Hundetrainern nicht an der Zeit die Dinge "realtistisch" zu sehen?Es kommt IMMER auf die jeweilige Situation an, man muss weder eine Lanze brechen für den immer im Grunde ach so braven und nur missverstandenen Hund, als auch umgekehrt.
Manchmal frage ich mich ob alle Leute hier die gleichen Texte lesen?!
:reib:
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