Beschwichtigungssignale schon wiederlegt!?
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Mal so kurz zwischendurch, komm wieder einmal von nem Seminar (diesmal beiNijboer) und´s ist schon wieder spät:
Dieses von Misses Rugaas geschriebene Buch will einem suggerieren, daß Hunde permanent zur Eskalationsvermeidung beschwichtigen und unsereiner dasselbe tun sollte um Hundi friedliche Absichten und ein "alles wird gut" zu übermitteln.
Hunde haben aber auch andere Dinge im Kopf, sie gähnen aus Langeweile oder tatsächlich Müdigkeit, strecken und recken, kratzen und schütteln sich, ohne irgendwelche Hintergedanken. Genauso kann man bei vielen Hunden dieses Verhalten beobachten, wenn sie nervös, rat- und planlos, sowie verunsichert sind.
Ein Hund der "zusammengeschissen wurde" zeigt sogenannte "CS" eher zum eigenen Stressabbau als zur Beschwichtigung, damit stellt sich die Frage, wenn ich hündisches Verhalten immitieren möchte, weiß ich dann überhaupt was ich da tue, was mein Hund versteht (ausser, daß er mich vermutlich für vollkommen bescheuert hält) !?
Wenn ich meinem Hund ein "alles ist gut" vermitteln will, dann tue ich das durch eine ruhige, souveräne und selbstsichere Präsenz, einschätzbares menschliches Verhalten und nicht durch permanentes Gähnen !
Ich bin sehr gespannt auf die "neuen" Erkenntnisse, finde aber, daß mit normalem Menschenverstand einiges schon vorher klar war ...
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So, nu hab ichs fertig gelesen. Für ne Diplomarbeit (abgesehen von den ganzen Statistiken) mal sehr verständlich. :wink:
Mira Meyer wollte mit ihrer Arbeit die von Turid Rugaas aufgestellten Behauptungen, die ohne jegliche wissenschaftliche Grundlage erhoben wurden, hinterfragen, sie durch eigene Beobachtungen und Analysen überprüfen. Ich versuchs mal zusammenzufassen:
Die 3 (Pföteln, Sich-Klein-Machen, Licking Intentions) bereits von anderen Verhaltensforschern bestätigten Beschwichtigungssignale konnten erneut als solche nachgewiesen werden. Sie treten überwiegend in Begegnungen auf und sind in Zusammenhang mit den vorangehenden und folgenden Aktionen als beschwichtigend zu betrachten. Oft werden sie bereits prophylaktisch angewendet und verhindern dadurch wahrscheinlich ernste Auseinandersetzungen.
Desweiteren wurden 4 (Vorderkörpertiefstellung, Harn-Absetzen, Schnüffeln, Gähnen) von Rugaas als Beschwichtigungssignale postulierte Verhaltensweisen untersucht.
Ausgewählt wurde eines der von Bloch seit längerem beobachteten Rudel von verwilderten Haushunden in der Toskana. Mira Meyer hat die Hunde über eine geraume Zeit beobachtet und jede Aktion dokumentiert. So wurde festgestellt, wie oft welcher Hund in welchem Zusammenhang, welche Aktion zeigt.Fazit:
Die von Rugaas beschriebenen Signale sind größtenteil alltägliche Verhaltensweisen !
Alle 4 „Signale“ zeigten die Hunde überwiegend, wenn sie alleine waren, oder in vollkommen unbedenklichen Situationen. Keines konnte in Zusammenhang mit einer beschwichtigenden Wirkung gebracht werden. Die ausführliche Erklärung zu jedem einzelnen Signal wäre hier zu umfangreich.Jedoch sollte damit nachgewiesen sein, daß die nur anhand von Beobachtungen ihrer eigenen Hunde aufgestellte These der 29 Beschwichtigungssignale von Turid Rugaas und das daraus resultierende permanente „Eskalationsvermeidungsverhalten“ von Hunden keinen wissenschaftlichen Halt hat.
Grundsätzlich Neues und vollkommen Überraschendes gab es somit nicht in dieser Studie, aber die exakte Beschreibung der einzelnen Verhaltensweisen und die entsprechenden Reaktionen sind doch sehr interessant zu lesen. Ich hoffe man wird weiter an der Aufklärung arbeiten und somit manche, zu Unrecht aufgestellte These, widerlegen.
Alle Freunde der Beschwichtigungstheorie sollten spätestens jetzt den Grund kennen, warum sich ihr Hund überhaupt nicht für ihr „Kopf wegdrehen und gähnen“ interessiert !
Nach wie vor meine Meinung:
Begegne einem Hund respektvoll und höflich (kein Anstarren, Individualdistanz einhalten, …), gib deinem Hund Schutz, Sicherheit und Führung. Sei Mensch, handel verständlich und mit Verständnis, das ist der geradeste und einfachste Weg. -
Lieben Dank für die ausführliche Zusammenfassung!
(Weiß jetzt noch weniger, warum das Buch von T.R. so in den Himmel gehoben wird :gruebel: )
LG Maxi
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Vielen Dank auch von mir
Das Ergebniss dieser Studie kommt mir entgegen.
Ich dachte schon, es läge an mir, dass ich in manchen "Beschwichtigungssignalen" bei meinem Hund einfach keine Bedeutung erkennen konnte...Liebe Grüße
Christine -
Und ich dachte schon, ich bin doof, nachdem ich das Buch von T. Rugaas gelesen habe.
Die meisten dieser CSs sind mir nämlich in den ganzen fast 15 Jahren, in denen wir unseren Cocker hatten nicht aufgefallen. Obwohl er ein gegenüber alles und jedem absolut freundlicher und verträglicher Hund war. Und auch jetzt bei fremden und bei unserem eigenen Hund kann find ich oft keinen beschwichtigenden Zusammenhang.
LG
Maggie -
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Hallo Silja,
klasse Ausführung. Ich zweifelte auch schon an meinem Verstand und glaubte, das Buch CS nicht richtig verstanden zu haben.
Gruß
Nele
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Ui, tolles Thema !
Ich bin ja auch so ein CS Fan. Hab auch die Bücher von TR verschlungen und find sie gut.
Mach sie aber deshalb nicht zu meiner Bibel, das mach ich grundsätzlich mit keinem Buch und auch nicht mit wissenschaftlichen Abhandlungen und Forschungsergebnissen.
Wie Staffy benutze ich einfach oft mein Bauchgefühl.Jetzt stellt sich mir die Frage:
gibt es auch AS (Agression Signals) ? Ich denke nämlich auch, dass Hunde nicht immer nur auf Friede Freude Eierkuchen aussind. Duran hat sich gerade gestern wieder provokativ mit einem Labi Rüden angelegt, der echt nix böses wollte und extrem ge-CS't hat.
Floyd dagegen beschwichtigt immer schon von weitem, geht souverän, niemals unterwürfig, auf andere Hunde zu, und hat sehr gut im Gefühl, ob er sich nähern darf, oder lieber wegbleibt. Erfahrung haltIch bin ja mal schon gespannt, was diese Ergebnisse so mit den Welt-Kynologen anstellen.
Das ist so ähnlich wie vor ein paar Jahren, als man plätzlich dieses ewige Dominanzgebrabbel abschalten wollte.Faszinierte Grüsse
Chrissi -
hallo,
ich war am wochenende bei günther bloch.
die diplomarbeit von mira meyer war wirklich interessant.und auch die erklärungen dazu, kann ich nur jedem empfehlengruß perri
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Hallo
kenn mich ja da in diesem Thema nicht so gut aus, was sind/ist denn CS?staffy
wenn du da bei dem Projekt warst kennst du da auch den Volker Koch???LG Chrissi
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Sehr Interessantes Thema!
Ich finde es einerseits gut und wichtig die Körpersprache / Signale seines Hundes verstehen zu Lernen, andererseits bin ich auch in diesem Fall kein Fan von verallgemeinerungen.
Ausserdem finde ich es immer etwas eigenartig wenn der Mensch versucht Hündische Verhaltensweisen und/oder Signale für sich einzusetzen.
Hunde sind absolute Weltmeister im Beobachten und Lernen unseres Verhaltens, sie stellen sich völlig auf uns ein, was nicht zuletzt einer der Gründe ist warum sie das beliebteste Haustier der Welt sind.
Mein Hund ist bei mir Aufgewachsen, ich würde mal Behaupten er kennt mich so gut wie kein zweiter, d.h. mein Verhalten, Gesten, Stimme, Körpersprache. Und er lernt daraus.
Ich denke es kann auch passieren das man den Hund mit aufgesetzten / angelesenen Signalen eher verwirrt, weil, wir sind eben keine Hunde!
Trotzdem finde ich es immer gut und interessant wenn das Verhalten von Hunden erforscht wird, ich habe in die Richtung CS auch einiges gelesen, wende es aber eigentlich ausschliesslich für Hundebegegnungen bzw zum besseren Verständnis von Hund an.
Schließlich ist auch erwiesen das Hunde dem Menschen gegenüber teilweise völlig andere Signale verwenden als anderen Hunden gegenüber. -
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