Hallo!
Wie der Titel dieses Threads bereits besagt, wende ich mich an Euch, weil ich mit meiner Hündin Laya mehrere Probleme habe, die ich mit meinem bisher angeeigneten Wissen nicht lösen kann.
Es ist ein sehr langer Beitrag geworden, da ich alles so genau wie möglich beschreiben und auch meine Gedankengänge dazu darlegen möchte.
Ich würde mich freuen, wenn sich trotzdem viele die Zeit nähmen, ihn zu lesen und mir dann mit Rat und Tat zur Seite stehen würden. Vielen Dank dafür jetzt schonmal!
Zunächst erst einmal etwas über Laya. Sie ist eine 5 1/2 Jahre alte Labrador-Mix-Dame. Wir haben Sie vor fast drei Jahren aus der Stadt der Hunde in Berlin (= Tierheim) geholt (Aufenthalt 1 Woche). Sie war bereits gut vorerzogen und kannte alle gängigen Befehle (Sitz, Platz, Bleib usw. usf.). Laut der Karte, die uns vom Tierheim ausgehändigt wurde, kann/konnte sie die Befehle sogar in drei Sprachen (deutsch, englisch, spanisch). Englisch konnte ich nachprüfen, die Befehle wurden von ihr einwandfrei ausgeführt. Spanisch habe ich auch versucht, aber da hapert es sicher an meiner Aussprache. Jedenfalls hat sie darauf nicht wirklich reagiert. Sichtzeichen beherrscht sie auch. Sie ist also insgesamt ein meiner Meinung nach sehr intelligenter Hund. Auch schätze ich sie als sehr lernfähig und -willig ein, was ich daran festmache, dass ich ihr schon mehrere Sachen beigebracht habe, die sie dann innerhalb kürzester Zeit auch verstanden und ohne irgendwelchen Druck oder "Bestechung" durch Leckerlies ausgeführt hat (sie spricht sehr gut auf Lob an).
Ihr Wesen ist sehr menschenfreundlich. Fast alle Menschen sind interessant und müssen selbst im Vorbeigehen kurz beschnuppert werden. Sie liebt es, gestreichelt zu werden und zu spielen, egal ob von/mit bekannten oder unbekannten Menschen. Dies bezieht Kinder mit ein. Grundsätzlich habe ich sie als kinderlieb kennengelernt und glaube, dass sie Kinder als kleine Menschen erkennt, denen gegenüber man sich (im positiven Sinne) besonders vorsichtig und zurückhaltend verhalten muss.
So. Dies eine kurze Beschreibung Laya´s und nun zu den Problemen (von klein nach groß... :D).
Wie ich oben schon schrieb, ist sie sehr menschenfreundlich. Das Problem ist, dass sie sich extrem an die ihr bekannten Menschen bindet. An uns und auch Bekannte/Verwandte. Das äußert sich dann so, dass sie, wenn Besuch da ist und dieser geht, sie unbedingt mit will bzw. irgendwie überhaupt nicht damit klar kommt, dass eines der (vermutlich) Rudelmitglieder geht (das Rudel verlässt). Noch schlimmer ist es, wenn Herrchen oder Frauchen gehen. Noch noch schlimmer, wenn beide gehen. Und am allerschlimmsten, wenn Herrchen, Frauchen UND Besuch gehen.
Ich kann nicht näher bestimmen, ob sie sich "Sorgen" um das abhanden gekommene Rudelmitglied macht oder ob sie Angst hat, zurückgelassen zu werden. Ich glaube, wenn Besuch geht, ist es eher das "Sorgen" machen, wenn wir (die Rudelanführer) gehen, dann eher die Angst, alleine gelassen zu werden (sie war wie gesagt eine Woche im Tierheim und als wir sie dort abgeholt haben, machte sie einen extrem gestressten Eindruck und lief ständig zwischen dem Innenraum und dem Gitter nach draußen hin und her --> vermutlich, um das Rudel zu suchen). Wenn alle zusammen gehen, dann wohl eine Kombination aus beidem.
Wenn wir mit Besuch oder auch nur zu zweit mit ihr unterwegs sind und eine der Personen entfernt sich, will sie unbedingt hinterher und lässt sich dann erstmal nur hinterherziehen. Einige Meter später (meist, wenn der Gehende nicht mehr im Sichtfeld ist) läuft sie dann zwar wieder mit, schaut sich aber trotzdem noch Ewigkeiten nach dem Weggegangenen um und freut sich dann über jede andere entgegenkommende Person, die auch nur annähernd Ähnlichkeit mit der fehlenden Person hat.
Die Freude ist dann jedoch immer mit Unterwürfigkeit gepaart (angedeutetes Wedeln mit hängendem Schwanz, niedrig gehaltener Kopf), woraus ich schließe, dass sie irgendwie ein schlechtes "Gewissen" hat und glaubt, das Weggehen sei eine Strafe gewesen.
Wenn wir die Wohnung verlassen und sie bleibt da, können wir zu 100 % damit rechnen, dass sie irgendwas angestellt hat. Das geht los mit Papier aus der Papierkiste nehmen und zerfetzen über Schränke öffnen und alles rausholen + zerfetzen bis hin zu Türen öffnen (notfalls mit Gewalt --> Folge: abgebrochene Türklinken, zerkratzte Türen und Wände, nach Eindringen in die Küche angestellte Herdplatten [!!!]; bei meinen Schwiegereltern in spe: nach Öffnung der Verandatür zerfressene Holzstühle, aufgebuddelte Gartenbeete, eine demolierte Tiefkühltruhe u. v. m.).
Sie baut einen derart hohen Druck auf, dass sie irgendwas zerkauen muss, was leider allzu oft in echtem Sachschaden ausartet.
Wie oben schon beschrieben, gibt es unterschiedliche Intensitäten (je nachdem, wer geht). Beobachtungen meinerseits haben ergeben, dass sich trotz allem eine Art Gewöhnung bei ihr einstellt, denn nicht immer finden wir beim nach Hause kommen die Wohnung als Schlachtfeld vor. Weiterhin scheint es sie weniger zu belasten, wenn man einfach so geht, ohne sie zu beachten. Sachen packen, Hund nicht beachten, anziehen, Hund nicht beachten, Tür auf, Hund nicht beachten, Tür zu.
Allerdings gibt es immer eine Steigerung, wenn wir z. B. am Wochenende zwei Tage zu Hause waren oder Urlaub hatten und dann am Montag wieder los müssen.
Unsere Vorsichtsmaßnahmen sehen so aus, dass ALLES abgeschlossen und möglichst "verrammelt" wird (außer Schränke, die haben keine Schlösser und können auch nicht woanders hingestellt werden, die sind also fast immer offen, aber durch einen Wäscheständer gesichert) und zusätzlich mit dem Staubsauger gesichert wird (vor dem hat sie Angst). Vergessen wir den Staubsauger (was anfangs ab und zu passiert ist), ist von Vorneherein klar, dass wieder etwas zerstört wurde.
Die Frage ist, wie man ihr den Druck nehmen kann. Wie gesagt, wenn wir regelmäßig gehen, stellt sie nicht allzu schlimme Sachen an, aber irgendwas kleines ist immer kaputt (Papier). Der Druck ist also immer da.
Natürlich habe ich mich schon extremst über sie bzw. ihr Tun geärgert, im Vordergrund steht aber immer eine gewisse Hilflosig- und Traurigkeit, weil wir ihr den Druck nicht nehmen können und sie auch nach drei Jahren scheinbar noch nicht wirklich verstanden hat, dass wir immer wiederkommen und sie mit unserem Weggehen auch nicht bestraft werden soll (so Sachen wir Rudeltrennung, wenn sie böse war, haben wir zumindest noch nie gemacht, vielleicht aber die Vorbesitzer).
Nicht zuletzt wende ich mich an Euch, weil es auch für uns eine starke Belastung darstellt, sich jeden Tag aufs Neue zu fragen, was sie nun wieder angestellt hat. Das Besuchen anderer Leute und sie dort dann allein zu lassen muss vorher generalstabsmäßig geplant werden, damit wir auch ja nicht vergessen, irgendwas zu sichern und natürlich ist das auch EXTREM peinlich, wenn dann doch schon wieder was kaputt gemacht wurde.
Hat jemand hier Erfahrung mit sowas und weiß einen guten Rat?
Das nächste ist ihre Verfressenheit und damit einhergehende Probleme bei uns und mit anderen Hunden.
Das Hauptproblem bei uns ist, dass sie nicht unterscheidet zwischen Herrchen- und Frauchen-Essen und ihrem eigenen Futter. Wenn sie könnte, würde sie ALLES fressen, was auch nur irgendwie essbar ist. Am liebsten natürlich unser Essen. Es ist nicht so, dass sie großartig bettelt, wenn wir essen, aber wehe, wir lassen das Essen aus den Augen. Anfangs war es so, dass sie nur bei anderen (Schwiegereltern, meine Mutter usw.) das Essen geklaut hat (wenn niemand in der Nähe war, also nachts z. B.). Das hat uns bis jetzt u. a. eine Osterlende und eine halbe Weihnachtsgans und was nicht noch so alles vorbereitet für Feiertage in der Küche steht, zerfetzte Jacken, in denen Hundeleckerlies vergessen wurden, demolierte Schränke, in den Leckerlies aufbewahrt wurden u. v. m. gekostet. Meine Schwiegereltern haben selbst einen Hund, der würde NIE, NIE, NIE auf die Idee kommen, an solche Sachen ranzugehen. Es ist, wenn Laya dabei ist, nicht möglich, einen Süßigkeitenteller geschweige denn ein Büffet unbeobachtet rumstehen zu lassen. Immer muss jemand aufpassen, denn (so dachten wir bisher) in der Anwesenheit von Leuten geht sie da nicht ran.
Was bei mir jetzt aber wirklich die Alarmglocken auslöst ist, dass sie dieses Jahr zu Silvester 16 Buletten, die zum Abkühlen im Backofen standen, aus selbigem rausgeholt und gefressen hat. Allerdings während ich ca. 1 Minute im Nebenraum war. DAS hat es so bisher noch nicht bei uns gegeben und, wenn ich ganz dolle ehrlich bin, stellt das für mich einen echten Vertrauensbruch dar. Ich hatte noch nie Enttäuschung über Laya empfunden, an diesem Tag hielt sie sich jedoch kaum in Grenzen!
Ich meine, man stellt ja sowieso schon alles so weg, dass sie nicht rankommt bzw. hat permanent ein Auge auf den Frühstückstisch usw. Bisher hat sie es auch nicht versucht, wenn wir da waren, aber selbst diese Hemmschwelle scheint nun überschritten. Was läuft denn da schief? Wir füttern ihr absolut nichts vom Tisch. Um sie gar nicht erst auf den Geschmack kommen zu lassen, bekommt sie seltenst etwas, was wir als Menschen auch essen. Wenn sie doch mal ein Stückchen rohes, ungewürztes Fleisch oder einen Knochen bekommt, dann nie im Zusammenhang mit unserem Essen, sondern immer Stunden vorher oder später und immer so, dass sie vorher auch etwas dafür tun musste (bspw. eine Übung). Wenn wir sie beim Schnuppern am Tisch erwischen, erschrecken wir sie mit einem lauten Klatschen, schimpfen kurz und machen Drohgebärden und schicken sie auf ihren Platz, sodass sie eigentlich den Zusammenhang "Menschenessen - Schreck + Schimpfe + Drohung bekommen" verinnerlicht haben müsste.
Wir verstehen nicht, wieso sie da so scharf drauf ist und noch schwerer fällt uns das Verstehen, wenn wir sehen, wie sich andere Hunde diesbezüglich verhalten.
Apropos andere Hunde. Uns gegenüber zeigt sie keinerlei Futterneid im Sinne von Futter verteidigen oder versuchen, es sich von uns zu erkämpfen. Wir können ihr alles aus dem Mund nehmen, neben ihr stehen, uns neben sie setzen und etwas essen, ohne, dass sie irgendwelche Besitzansprüche stellt. Dies gilt allerdings nicht für andere Hunde. Wenn der Hund meiner Schwiegereltern (Mara) in Laya´s Sichtweite etwas zu fressen bekommt (was mittlerweile nicht mehr passiert), dann ist sie fällig. Das ist dann immer so, als ob Laya rot sieht und Mara am liebsten töten möchte (auf den Rücken schmeißen und Schnauze Richtung Kehle). Einmal habe ich den Fehler gemacht, mit dem leeren Fressnapf durch einen Raum zu laufen, in dem sich beide Hunde gleichzeitig aufhielten, was bei Laya aber einen dermaßenen Futterneid ausgelöst hat, dass sie sich Mara wieder gepackt hat.
Mara ist dabei nie ernsthaft etwas passiert (keine Wunden), aber natürlich haben wir und die "Eltern" von Mara natürlich Todesangst um sie und wir wissen immer gar nicht, was wir sagen sollen, um uns zu entschuldigen.
Ich muss dazu sagen, dass die beiden sich ansonsten gut vertragen. Laya ist dort zwar die Chefin im Hause, aber eine (so vermute ich es zumindest) sehr angenehme Chefin. Sie spielen viel miteinander, aber Mara überlässt ihr auch ohne Murren ihre Decke und legt sich oben auf die Hundecouch.
Aber selbst, wenn Laya nicht die Chefin, sondern das rangniedere Rudelmitglied, versteht sie beim Fressen absolut keinen Spaß. Ich habe einige Zeit in einer WG gewohnt. Die Mitbewohnerin hat eine Dackelmix-Dame, die definitiv ranghöher ist/war. Diese ist sogar so mutig, mit Stückchen ihres Trockenfutters vor Laya hin- und herzuspazieren. Als ob sie sie herausfordern will bzw. ihr bedeutet, dass sie diejenige, die das Futter und das Sagen hat.
Laya guckt sich das alles an und macht keinerlei Anstalten, ihr das Hundefutter streitig zu machen. Dies aber auch nur so lange, wie die Dackeldame sich nicht dem Kühlschrank nähert. Tut sie das, fällt Laya über sie her.
Auch hier ist es wieder so, dass sich beide sonst gut vertragen und die Dackeldame sehr genau geklärt hat, wo Laya sich aufhalten/bewegen darf und wo nicht.
Was noch erstaunlicher ist: Wenn ich mit Laya Gassi gehe und wir begegnen anderen Hunden (Kumpels/Kumpelinen von Laya) und diese bekommen von deren Haltern ein Leckerlie, dann passiert... nichts?! Laya steht dann zwar auch mit rum und will was abhaben, aber einen Versuch, einem der anderen Hunde was streitig zu machen, gab es bisher noch nie (Gottseidank! Ich hab aufgehört, die Halbherzinfarkte zu zählen, bei denen ich zu spät gemerkt habe, dass der andere HH Leckerlies verteilt...).
Es ist für mich absolut kein Muster in Laya´s Verhalten zu erkennen, sodass ich auch nicht weiß, wo ich da ansetzen kann.
Weiß jemand Rat, wie ich ihr einmal die Gier nach Menschenfressen abgewöhnen kann (speziell, wenn niemand da ist) und weiterhin dieses unberechenbare Verhalten anderen Hunden gegenüber, wenn es um Menschenessen geht, lenken kann?
Puuh... ich höre jetzt erstmal auf mit Schreiben. Das sind längst nicht alle Baustellen, die wir haben, aber ich will Eure Leselust auch nicht überstrapazieren.
Ich möchte noch betonen, dass wir Laya wirklich, wirklich gerne haben und sie, trotz manchmal andersartiger Gedanken in der Hitze des Gefechts, niemals in das Tierheim zurückgeben würden, da die meisten Probleme unserer Meinung nach aus dem kurzen Aufenthalt dort und dem damit verbundenen "Vom Rudel verlassen werden" entstanden sind. Ebenso spielt eine große Rolle, dass wir nicht wissen, wie wir das handlen sollen und aus der Unsicherheit sich sicher Baustellen aufgetan haben, die so vorher vielleicht gar nicht da waren.
Trotzdem sind wir durch sie extrem belastet, können nichts machen, ohne ständig ein wachsames Auge auf sie zu haben und unsere Lebensgewohnheiten sind dermaßen eingeschränkt, dass eigentlich nichts mehr geht, ohne vorher genau überlegt zu haben, wie der Hund reagieren könnte und was getan werden kann/muss, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.
Ich probiere alles Mögliche mit ihr aus und übe sehr viel mit ihr, in vielen Sachen haben wir uns auf sie eingestellt und sie sich auf uns und 90 % unseres Zusammenseins ist eine riesige Bereicherung für unser Leben. Dies alles wird jedoch immer wieder auf die härteste Probe gestellt und droht, das Vertrauen in sie anzukratzen bzw. auf lange Sicht vielleicht ganz zu zerstören (das Vertrauen in mich habe ich durch die vielen Vorkommnisse teilweise schon verloren, weil ich dem einfach nix entgegenzusetzen habe).
Für alle Antworten und Tipps bin ich außerordentlich dankbar!
MfG ToriW!