Grenzen setzen ohne Meideverhalten

  • Zitat

    Wie erklärst Du denen das?? :hilfe:


    In allem und jedem Tun und Handeln den ganzen Tag lang. Und indem ich andere Hunde und Menschen von meinem Hund auch wegschicke.


  • Hierbei geht es um die Ausschüttung von Hormonen wie Adrenalin und Dopamin, nicht um Testosteron und Östrogene. Ja, ein testosterongesteuerter Hund kann aggro sein, das kann man testen, aber bei der Sucht geht es um das Dopamin, wenn ich es noch richtig weiß.


    Beim Jagen werden auch Hormone freigesetzt, die ein Glücksgefühl auslösen und Hunde jagen nicht zur Futteraufnahme, sie jagen aus Spaß. Selbst Wölfe überlegen sich die Jagd genau. Gerade Wölfe müssen auf ihre Ressourcen aufpassen und jagen nciht sinnlos, weil die Jagd viel Kraft verbraucht. Im Gegensatz zu unseren Hunden, die ja im Hotel Mama wohnen und hier auf nichts achten müssen. Dazu kommt, dass die wenisgten Hunde noch Töten und FRessen können. Sie wurden jahrhundertelang so selektiert, dass genau das übrig blieb, das der Mensch bei der Jagd wollte.


    Das Problem Leinenaggro ist bestimmt auch durch das Zwischenspiel Mensch-Hund, dagegen hat das Jagen nicht mit der Beziehung und Bindung zu Menschen zu tun. Es sind zwei völlig unterschiedliche Dinge, aber es gibt Hunde, die bekommen durch die Leinenaggro Glücksgefühle und wiederholen daher das Verhalten. Und diesen Kreislauf muss man unterbinden.

  • Noch etwas, mir wurde kürzlich gesagt, dass Leinenführigkeit zu einem der schwierigsten Parts in der Hundeerziehung gehört. So wie der Hund an der Leine läuft, zeigt sich die Mensch-Hund-Beziehung.


    Und so etwas dauert und passiert nicht von heute auf morgen. Das entwickelt sich und kostet verdammt viel harte Arbeit, wenn man es ohne Leinenruck, Stachler etc. aufbaut.


    Hat man es aber, hat man einen Hund an der Leine, den man fast nicht spührt, den man fast nicht merkt, der anhält, wenn ich anhalte, der weitergeht, wenn ich weitergehe, der links geht, wenn ich links gehe und umdreht, wenn ich umdrehe. Das alles ohne Worte. Es ist wie ein inneres Band, faszinierend. Und es werden Momente kommen, die trotzdem alles in Frage stellen. Momente, wo ich HF gefordert bin zu reagieren. Das ist das, was uns, Mensch und Hund ausmacht. Der Hund stellt in Frage, der Mensch muss antworten. Der Hund hat evtl. Angst, der Mensch muss Sicherheit geben.


    Wie gesagt, es dauert und ist das Ergebnis einer ganzheitlichen Geschichte, die wie schon mal gesagt, zu Hause anfängt und draußen weitergeht. Immer, jeden Tag, ein Leben lang. Und es wächst, jeden Tag.


    Heute habe ich einen schon recht alten Hund, heute rückblickend kann ich sagen, all die harte Arbeit, manchmal Tränen....haben sich gelohnt für eine Mensch-Hund-Beziehung von der ich früher nur geträumt habe. Das Spühren wie es dem Hund geht. Das Spühren des Hundes wie es mir geht, ein tiefes Verstehen, ohne den Hund zu vermenschlichen. Das heißt nicht, dass wir keine Probleme haben, aber an den arbeiten wir immer und immer wieder.


    Wie heißt es beim kleinen Prinzen?:
    Aber wenn du mich
    zähmst, werden wir einander brauchen. Du
    wirst für mich einzig sein in der Welt. Ich
    werde für dich einzig sein in der Welt.

  • Projektionen des mesolimbischen DA-Systems scheinen in der Entwicklung von Suchtverhalten und Psychosen eine entscheidende Rolle zu spielen.


    Das habe ich eben auf Grund der Hinweise v. Schopenhauer nachlesen können.
    Also ist tatsächlich etwas dran, was die Sache mit der Sucht auch bei Leinenaggro betrifft.


    Somit habe ich wieder etwas dazu gelernt.
    Danke für die Antworten bezügl. meiner Frage.

  • Zitat

    Ja, ein testosterongesteuerter Hund kann aggro sein, das kann man testen, aber bei der Sucht geht es um das Dopamin, wenn ich es noch richtig weiß.


    Ja, beim Menschen ist es auch Dopamin - kann man sich merken mit "Dope". Und der berühmte "Adrenalin-Kick".


    Sehr interessant, die Sucht-Geschichte.


    Man merkt Deine Verbindung zu Hunden, Schopenhauer! Schön find ich sowas :gut:

  • Zitat

    Bei Stress werden natürlich auch körpereigene Glückshormone ausgeschüttet : Endorphine.
    Adrenalin und Noradrenalin lösen diese Glücksgefühle aus und verringern das Schmerzempfinden und genau das ist es, welches süchtig machen kann.


    Das hatte ich vorher schonmal geschrieben. Adrenalin u. Noradrenalin stehen im Zusammenhang mit Dopamin.
    Allerdings konnte ich mir eben nicht vorstellen, dass bei Leinenaggro Adrenalin ausgeschüttet wird, zumindest soviel, dass es süchtig machen kann.


    Wenn ein Rüde eine zu hohe Testosteronausschüttung hat u. das einer der Gründe ist, weshalb er an der Leine austickt- was ist dann mit Hündinnen, die ähnliche Verhaltensmuster an den Tag legen?


    So, muss jetzt erstmal was arbeiten gehen... ;)

  • Auch Hündinnen haben Testosteron...


    Desweiteren macht ja auch der "Erfolg" süchtig. ich glaube Fanta hat es geschrieben: Die Leute bzw. anderen Hunde gehen ja eigentlich IMMER weiter, wenn der Hund Krawall macht. Der Hund weiß ja nicht, daß die eh weiter gegangen wären. Der denkt ja, daß er die in die Flucht geschlagen hat. Verhalten, das Erfolg bringt, wird verstärkt und öfter und heftiger gezeigt... j


    Leinenaggression ist also gar nicht so einfach. Viele Faktoren spielen mit.

  • @Schopenhauer
    Schön das Du Leinenaggro (ich red von richtiger Leinenaggro im Berserkerstil, net von nen bissl Gebell oder knurren) ohne Meideverhalten innerhalb weniger Wochen in den Griff kriegst.
    Ich hätt Dir gern meinen Hund gegeben um mir das zu zeigen. Ich will Dir deine Kompetenz sicher net absprechen aber ich denke mit meinem Hund wärst Du auf die Gosch geflogen. edit: mein Satz hat's verschluckt. Zumindest in meiner Situation mit Hauptstraße vor der Tür und Kinderwagen/laufendem Kleinkind.
    Es gibt kein Bögen laufen, kein "zwischen den eigenen und den fremden Hund" stellen, kein Situation aushalten solang sie aushaltbar ist wenn der Hund schon tutti kompletti abschält wenn er nur nen Hund am Horizont sieht (den ich da nur erahnen konnte und ich hab gute Augen). Meine Dicke steht gut im Gehorsam - in den Fällen komplett garnicht. Wie kriegst Du nen fixierenden Rottweiler (schon allein bei Sichtung!) der fest angewurzelt dasteht weg vom Fleck, der sich dabei lieber stranguliert und sich die Augen in den Hinterkopf dreht?
    Man macht ihn aufmerksam auf sich in dem man im, wie hier schön geschrieben, "rüde Gewalt" antut. Und wenn das immernoch net reicht, dann geht's eben ins Meideverhalten.


    Ich hätt das Problem auch früher in den Griff kriegen können. Einfach jeden Hund der meine anbellt wegkicken oder so :D. Alternativ hätt ich auf mein Bauchgefühl hören sollen - ich denk dann wär das Thema nach dem ersten Ausraster vorbei gewesen. Aber ich hab's nett versucht. Monatelang, am Schluss über nen Jahr. Erfolg? Na wie gesagt, der Hund wurde schlimmer, böser und noch agressiver - von mal zu mal. Incl. Überspannungshandlungen in Form von "gut, dann fress ich eben Menschen die des Weges kommen" ;) und das Geilste: sie hatte bei rein positiven Methoden Erfolg. Ein ums andre Mal.
    Und durch zuviel Input von aussen bzw. Internet hat mich am Ende erstmal wieder meine Trainerin aufbauen müssen damit ich eben wieder da steh und keine Angst mehr hab. Denn die Panik kommt irgendwann von allein wenn Du weißt wie der Hund abgehen kann ;)
    Da bringt Dir auch ne eigentlich recht positive Grundeinstellung nix mehr *lach*

  • Zitat

    Na wie gesagt, der Hund wurde schlimmer, böser und noch agressiver - von mal zu mal. Incl. Überspannungshandlungen in Form von "gut, dann fress ich eben Menschen die des Weges kommen" ;)


    Ist mir nicht unbekannt. Nur hat er zusätzlich zum Berserkerverhalten auch noch - ganz ohne Übersprung - Menschen wegsnacken wollen. Die Übersprungshandlung sah dann so aus, dass er sich beim dazwischenstellen gegen uns gerichtet hat und uns gebissen hat. Das war alles andere als lustig. Allerdings hat sich die Aggro gegen Mensch noch vor der Leinenaggro gegeben als wir mit dem Anti-Leinenaggro-Training begonnen haben. Unsicherheit gegenüber Menschen ja aber kein wegsnacken mehr.


    Vor allem ist jeder Hund anders ... den wir jetzt bekommen haben, da kann ich mich dazwischenstellen, ihn abdrängen/blocken, auch wenn er in dem Moment nicht sonderlich ansprechbar ist. Max hätte mich dafür früher aufgefressen :lol: . Wie sich das weiterentwickelt, man wird sehen.

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