Grenzen setzen ohne Meideverhalten

  • Hat hier mal wer nen Buch von Mark Rashid gelesen? :hilfe:

  • @Fräulein Wolle
    Tja, warum lässt Hund das?
    Nehmen wir erstmal den Napf mit den 2 Hunden. Diese beiden müssen sich nie großartig gemessen haben, nie irgendwie "richtig gestritten haben" und trotzdem geht der angeknurrte Hund weg und stört den Fressenden nicht weiter.
    Das klappt weil das ganze Drohverhalten von Hunden stark ritualisiert ist. Ein Hund kann insbesondere in einer Gruppe, die er gut kennt, sehr genau einschätzen, wie viel Spielraum er noch hat, bevor es zu einer ernsten Auseinandersetzung käme. Er kann immer abwägen, ob bereit ist, sich evtl. auf eine offene Auseinandersetzung einzulassen.
    Unter Hunden gehört das Fressen aber nun zu Dingen, die der "Besitzende" massiv verteidigen darf und wahrscheinlich auch wird. Also wird der interessierte Hund recht schnell aufgeben, denn um dieses Futter gäbe es wahrscheinlich eine sehr ernsthafte Auseinandersetzung. Die körperliche Unversehrtheit ist aber höchstes Gut, also wird Hund nur in absoluten Hunger- und Notzeiten riskieren verletzt zu werden.
    Der Hund am Napf zeigt also Wehrverhalten, damit der "Gegner" sein Vorhaben unterlässt, damit er "meidet".
    Der Hund, der geht zeigt Meideverhalten, er bricht eine geplante Aktion ab. Stress oder Angst hat er in diesem Moment sicherlich nicht.


    Jetzt bin ich natürlich kein Hund, ich habe weder eine so kontrollierte, feine Körpersprache oder Mimik, noch kann ich einen Hund so gut lesen wie ein anderer Hund. Aber Hunde sind zu unserem Glück Meister der Fremdsprachen.
    Wenn ich meinen pöbelden Rüden also massiv abblocke, sein Verhalten durch meine Präsenz deutlich unterbinde, bzw. ihn dazu zwinge sich mir mir auseinanderzusetzen, dann ist das für einen unter Menschen aufgewachsenen Hund ein genauso klares Verhalten, wie der knurrende Hund am Napf.
    Jetzt kommt allerdings der Knackpunkt an der Geschichte: Damit ich nicht körperlich werden muss und damit der Hund nicht körperlich wird, muss der Auftritt überzeugend sein. Der Hund muss glauben, dass ich bereit bin alles zu tun um mich durchzusetzen. Er muss also merken, dass ich mich auf eine körperliche Auseinandersetzung einlassen würde und dass ich fest davon überzeugt bin, die unbeschadeter als er zu überstehen.
    Das hat jetzt nichts mit Terror, möglichst Angst erzeugen, etc. zu tun, es ist eigentlich nur eine Situation wie die am Napf. Der Hund hat die Wahl, er kann mein Verhalten beeinflussen.
    Und genau ist da ist dann eben auch die Gefahr bei solchen Aktionen. Wenn Mensch nicht glaubhaft genug ist, dann könnte Hund die Sache für sich entscheiden und das könnte zu Verletzungen führen. Zumal wir von den feinen Abstufungen beim Drohen viel weniger mitbekommen als Hunde, während Hund also deutlich merkt, gleich knallts, springt uns der Hund eher unvermittelt ins Gesicht.
    Aber wenn man einen Hund hat, der sich pöbelnd selbst belohnt und da seinen Hormonkick abholt, dann hat man relativ wenige Möglichkeiten ihn zu beeinflussen. Da bietet sich das dann durchaus an.


    Man kann über Meideverhalten vieles erreichen, aber es ist nicht das Patentrezept für jeden Hund. Die Erziehung oder Ausbildung generell so aufzubauen halt ich auch für hirnrissig. Es ist nur ein kleiner Baustein, der eben manchmal sehr nützlich ist.


    LG
    das Schnauzermädel


  • Du musst das Pferd nicht berühren. Wie schlägst du ein Tier ohne es zu treffen?

  • Zitat

    Du musst das Pferd nicht berühren. Wie schlägst du ein Tier ohne es zu treffen?


    Allerdings geht das auf längere Sicht nur wenn das Pferd auch glaubt ich würde zur Not auch treffen (würde ich auch). Je nach Vorgeschichte muss man das evtl. Auch mal beweisen. Bei meinen Jungtieren musste ich das nie.


    Ich würde das wirklich nicht so technisch sehen. Das Tier spürt das innere Bild, die Überzeugung. Daher funktionieren auch meine neinabstufungen
    :p


  • Ich kann die Gerte als verlängerten Arm benutzen, richtungsweisend oder als Barriere, ich kann sie ruhig halten oder verstärkend vibrieren.... Ich kann ja meinen Arm auch nicht nur zum Draufhauen einsetzen.


    Und nö Rashid habe ich nie gelesen, ich hab's bei Alfonso Aguilar gelernt, und Morgentrainings von Fredy Knie sen. und jun. geguckt, ganz andere Arbeit, aber dasselbe Prinzip.

  • Die Erziehung nur auf Meideverhalten aufzubauen ist der absolut falsche Weg, aber für manche Dinge geht es - wie Schnauzermädel schön beschrieben hat, kaum anders. Grundsätzlich wäre es wohl schön, wenn es bei jedem Hund in wirklich jeder Situation ohne Meideverhalten ginge...
    Und solange Meideverhalten nicht auf Schmerzen oder Angst aufgebaut ist, finde ich es nicht schlimm oder verwerflich - immerhin zeigen wir Menschen auch jeden Tag Meideverhalten ;)
    Beispiel:
    Ein Paar lebt zusammen, Mann lässt immer seine Socken rum liegen, Frau ist davon genervt und spricht es auch diverse Male im ruhigen Ton ohne Erfolg an. Irgendwann platzt ihr die Hutschnur und sie "blockt" quasi den Mann und wird mal verbal deutlich...
    Nach ggf. etwas lauterer Diskussion hebt Mann die Hände, sagt "ok, ok - ich hab es kapiert und lass meine Socken nicht mehr rum liegen..." (mal unabhängig davon, ob er wirklich kapiert hat, dass er seine Socken nicht mehr rum liegen lassen soll..)
    Wenn Mann dann seine Socken wirklich nicht mehr "verliert", zeigt er Meideverhalten, aber nicht aus Angst oder Schmerz, sondern einfach weil er keinen Bock auf den Konflikt/ die Konfrontation mit Frau hat.... ;)


    So, nun können wir in der Regel nicht mit unseren Hunden endlos verbale Diskussionen führen, um ihnen zu erklären, etwas nicht zu tun (wie Männe das Sockenverlieren). Wenn ich nun einem Leinenpöbler mit einem Blocken, Bodycheck, einem verbalen knappen "Schluss" oder "Lass es" ganz klar mache, dass er dieses Verhalten mal lassen soll und Hund es darauf hin & in Zukunft lässt, dann wohl eher nicht, weil er Angst vor mir hat, sondern einfach weil Hund keinen Bock auf den Konflikt mit mir hat...


    An dieser Stelle kann ich nur auf die schöne Beschreibung von Schnauzermädel verweisen... :gut: Die ist wirklich super und so gut könnte ich es nicht ausdrücken!

  • Zitat


    Ein Paar lebt zusammen, Mann lässt immer seine Socken rum liegen, Frau ist davon genervt und spricht es auch diverse Male im ruhigen Ton ohne Erfolg an. Irgendwann platzt ihr die Hutschnur und sie "blockt" quasi den Mann und wird mal verbal deutlich...


    Etwas OT, aber Spaß muss auch mal sein:


    Nix blocken und wieder verbal deutlich werden.


    Socken als Deko auf dem Parkett-Boden festnageln, da Männe es doch so mag.


    Gruß
    Leo


  • Muss ich mal ausprobieren ;)


  • :lol:


    danke für den tipp, leo! das werde ich auf alle fälle mal versuchen. denn meine bisherigen versuche, göga übers meiden zur raison zu bringen, haben nix gefruchtet.


    ich glaubte schon an ein dominazproblem.... ;)

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