Hundebegegnungen - Kleiner/großer Hund

  • Hallo,


    ich hoffe, dass mir hier vielleicht einige mit Ihrem Sachverstand bei einem für mich sehr großem Problem behilflich sein können.


    Seit Januar 2009 lebt unser Chihuahua-Rüde Kenny (wird im November zwei Jahre alt) in unserer Familie. Wir sind über die Maßen glücklich mit ihm und möchten ihm das schönste und erfüllendeste Leben bei uns ermöglichen. Ich gehe sehr gern in den Wäldern um Hannover wandern und Kenny ist ein richtiger „Naturbursche“, der es ebenfalls immer sehr genießt, die Natur mit all ihren Gerüchen stundenlang zu entdecken.
    Soweit so gut. Eigentlich kann es nichts schöneres geben, als diese Wanderungen gemeinsam bei jedem Wetter und jeder Jahreszeit ausgiebig zu genießen - wenn da nicht diese Angst vor freilaufenden größeren Hunden wäre.

    Ich habe extreme Angst, dass Kenny irgendwann einmal in eine Beißerei verwickelt wird, die für ihn – mit seinen zarten vier Kilogramm – ganz schnell das Ende bedeuten könnte. Jedes Mal wenn wir in den Wald fahren, begleitet mich ständig die Angst vor einer unkontrollierbaren Situation mit einem freilaufenden größeren Hund aus der ich Kenny nicht mehr sicher herausbringen kann.
    Nun weiß ich, dass Angst ein sehr schlechter Begleiter ist – erst recht, wenn ich mit einem Hund unterwegs bin, der meine Angst wahrscheinlich auch spürt und dann wohl auch nicht mehr gelassen und situationsentsprechend sondern ängstlich/aggressiv reagiert, da er mich ob meiner Angst nicht mehr als verlässlichen Rudelführer wahrnimmt.


    Nur was kann ich tun? So tun, als hätte ich keine Angst geht nicht – ICH HABE UM KENNY ANGST, das ist leider nun mal so. Da kann ich mir einreden was ich will – ich habe Angst für Kennys Sicherheit nicht alles tun zu können.


    Derzeit verfahre ich so, dass wenn wir von weitem einen freilaufenden Hund sehen, ich mit Kenny (er ist immer angeleint) stehen bleibe und ich somit auf die Entfernung deutlich zu machen versuche, dass bei uns in dieser Situation etwas nicht stimmt. Zum einen glaube ich, dass ein sich nicht bewegender Kenny weniger das Interesse des anderen Hundes weckt und zum anderen habe ich so etwas Zeit, die Situation in Ruhe zu beobachten und kann mich versuchen, darauf einzustimmen, was als nächstes zu tun wäre. Bislang funktionierte dies ganz gut.


    Mein Problem ist nun, was mache ich, wenn das Herannahen eines freilaufenden Hunde nicht schon von weiten sehen kann, sondern es zu einer überraschenden Begegnung an der nächsten Biegung kommt?


    Ist es aus Hundesicht in Ordnung, dass ich das Herannahen des anderen Hundes verhindere - ich weiß ja nicht, ob er nur schnüffeln will und selbst wenn, würde Kenny sich dies nicht gefallen lassen und die Situation durch Aggression zu vermeiden versuchen (so jedenfalls macht er dies regelmäßig in seiner Spielgruppe für kleine Hunde)?
    Wenn ich das Herannahen des anderen Hundes vermeiden darf, wie mache ich dies am besten? Stelle ich mich in den Weg? Kann ich den anderen Hund ggf. auch abwehren und wenn ja wie, ohne diesen überhaupt erst aggressiv zu machen? Macht es Sinn / ist es ratsam, den anderen Hund mit etwas Leckerem von Kenny abzulenken?


    Wenn nun das Schlimmste passieren sollte und die beiden Hunde bekommen sich in die „Flicken“, ist es ratsam dazwischen zu gehen – ich las desöfteren, dass ein Dazwischengehen die Situation oft eskalieren lassen kann, da der „unterstützte“ Hund dann keine Notwendigkeit zur Unterwerfung mehr sähe und der andere Hund sich noch mehr herausgefordert sieht, weil er es nun mit zweien zu tun hat?
    Andererseits kann ich ja auch nicht tatenlos zusehen und warten was passiert.


    Fragen über Fragen, die in meinen Kopf herum schwirrren und mir inzwischen nahezu jeden Spaziergang und jede Wanderung zu einem Höllen-Kopfkino werden lassen. Zwar versuche ich es mit meditativer Beruhigung, indem ich versuche, mich auf nur das tatsächlich vor mir Liegende zu besinnen und mein Kopf-Kino als ledigliche Gedankenmacherei zu identifizieren versuche. Nur funktioniert dies nur mit mäßigem Erfolg, da immer wieder die Frage auftaucht, WAS MACHE ICH wenn es doch zum Horrorszenario kommt? WIE KANN ICH bestmöglich für Kennys Sicherheit da sein? WIE MACHE ICH ES im Fall des Falles RICHTIG?


    Könnten mir da vielleicht ein paar „Profis“ hier mit Ihrem Sachverstand behilflich sein?


    Im Voraus vielen Dank und einen schönen Tag


    Lieben Gruß, Marko

  • Wie verhält sich denn dein Kenny mit fremden Hunden, großen und kleinen?


    Du schreibst, deiner ist immer angeleint - da gebietet es die Höflichkeit, dass ich meinen freilaufenden Hund anleine. Leider kann man auf das nicht immer hoffen. Wenn Belli an der Leine ist, und es kommt einer ohne entgegen, sage ich einfach immer, dass ich keinen Kontakt möchte, und fertig.


    Ansonsten musst du an deiner Angst arbeiten, dass würd ich in einer Hundeschule tun - da bist du nicht allein, es sind Trainer da, die dir Tipps geben und eingreifen, wenn im Kontakt mit den Hunden was nicht passt.

  • Angeleint würde ich den Kontakt zu anderen Hunden vermeiden. Gebietet glaube ich auch schon die Höflichkeit.
    Ich würde ihn aber auch mal abgeleint rumspringen lasen. Lässt Du ihn nie von der Leine?
    So einen kleinen Hund würde ich bei drohender Gefahr einfach auf den Arm nehmen.

  • Meinst Du nicht, Du machst Dir unnötig zu viele Sorgen??


    Bei uns gibt es nur einen einzigen, kleinen Chi. Und ganz ehrlich gesagt, ich möchte eigentlich nicht, dass meine mit ihm spielt. Ganz einfach, weil sie spielt wie eine Rübe, also zart wäre wirklich das Gegenteil. Ich hab also Angst um den kleinen Hund und deshalb erlaube ich es nicht.


    Kann es vielleicht sein, dass so ein kleiner Hund einfach irgendwie den Beschützerinstinkt in uns weckt, obwohl das eigentlich unnötig wäre??


    Denn andersrum, Spielkamerad = 3 x Körpergewicht von unserer Maus, da mach ich mir seltsamerweise überhaupt keine Sorgen :???:

  • Hallo Marko... das ist eine verzwickte Situation. Grundsätzlich würde ich ja sagen, dass große Hunde ja nicht von vorneherein auf Kleine zustürmen und sie verletzen oder gar schlimmeres wollen.
    Mein Labrador hat auch viel Kontakt zu ganz kleinen Hunden und geht richtig vorsichtig mit denen um. Die Kleinen sind ja auch sehr wendig und können ausweichen.
    Aber wenn er immer an der Leine ist, stelle ich mir eine normale Kontaktaufnahme zwischen Hunden eher schwierig vor. Aber eine Hundeschule, in der viele verschiedene Hunderassen vertreten sind, stelle ich mir gut vor und würde das einfach mal ausprobieren, ob meine Ängste dann weniger würden.
    In meiner HS ist übrigens ein winzigkleiner King?? Spaniel, der völlig unbefangen mit mehreren Labradoren und sogar einem irishen Wolshund spielt.

  • Hallo,
    ich nehme meinen Chi auch hoch, wenn irgendwas bei der Situation nicht stimmt. Wenn zum Beispiel kein Herrchen in Sicht ist oder mein Hund schon von weitem Angst hat und am liebsten abhauen würde.
    Mein Hund muss mit fremden nix klären und schon gar nicht wenn die nicht abrufbar sind und/oder unangeleint.

  • Hallo Marko


    Hunde sind nicht kampflustig. Gut sozialisierte Hunde begegnen sich ohne zu raufen.


    Ich empfehle dir, ihm viel Freilauf mit gleichgrossen und gut sozialisierten Hunden zu ermöglichen, damit ER lernt, mit Artgenossen richtig zu kommunizieren - er wird so lernen, Stoppzeichen, die ihm andere Hunde geben, zu respektieren und er wird auch lernen, andere Hunden, die ihm zu aufdringlich sind, wegzuweisen. Beherrscht er die Hundekommunikation mit kleinen Hunden, kann er sie auch bei grossen anwenden, da spielt die Körpergrösse keine Rolle.


    Gefährlich finde ich Hundbegegnungen an der Leine, denn da kann der Hund seine Körpersprache nur eingeschränkt ausdrücken, da er am Hals festgemacht ist. Wahre also Distanz bei Begegnungen an der Leine.


    Dir würde ich empfehlen, das Körpersprache-ABC des Hundes zu erlernen. Es kann dich unheimlich beruhigen, wenn du am entgegenkommenden Hund ablesen kannst, in welcher Absicht er sich nähert. Zudem kannst du auch bei deinem Hund ablesen, wie er auf sein Gegenüber antwortet, wie sich fühlt.


    Das Hundelesen ist anfangs schwierig, es braucht viel Zeit und Übung, ist aber etwas vom Spannendsten und Nützlichsten im Hundealltag.

  • Hallo Rockabelli,


    Danke für Deine Antwort. An meiner Angst arbeite ich inzwischen sehr intensiv. Ich versuche derzeit sofort, wenn ich bemerke, dass ich eine Situation gedanklich aufzubauschen drohe, gegenzusteuern. Sobald ich bemerke, dass beim Anblick eines entegenkommenden freilaufenden Hundes bei mir das "Kopfkino" zu beginnen droht, versuche ich mich ganz konsequent nur auf das zu besinnen, was vor mir liegt - also noch keine Beißerei sondern nur ein entgegenkommender Hund. Zudem versuche ich jede negative/panische Einschätzung der Situation durch eine positive zu ersetzen und es als Lerngelegenheit zu betrachten. Klappt zunehmend besser.


    Kenny reagiert sehr ängstlich auf die Begegnungen mit größeren Hunden. Wir haben ihn von einem Hundevermehrer aus einem Keller. Er kannte am Anfang nichts und knurrte deshalb alles an - andere Menschen und andere Hunde. Wir gingen mit ihm von Anfang an in eine Welpenstunde und danach regelmäßig zwei Mal die Woche in die Spielstunde für kleine Hunde in unserer Hundeschule. Dadruch hat er inzwischen seine Angst gegenüber kleinen Hunden in mühsamen kleinen Schritten verloren/abgebaut. Ich suche nun nach einem freundlichen großem Hund, mit dem wir dann gemeinsame Spaziergänge machen können, so dass er auf die gleiche Art und Weise seine Ängste abbauen kann. bei Begegnungen mit großen Hunden, die ich kenne, versuche ich ihn locker und langsam an einen Kontakt zu gewöhnen. Klappt aber leider noch nicht, da Kenny zunächst ängstlich viebt, wenn wir dem Hund näher kommen oder der Hund uns näher kommt. Wenn die Distanz dann noch mehr abnimmt, schlägt das ängstliche Vieben in giftiges Bellen um.


    Lieben Gruß, Marko

  • Wie reagiert Kenny denn generell auf andere Hunde im Freilauf?


    Hast du nicht evtl ein paar nette Hundebekanntschaften die etwas größer sind wo du selber ein bisschen an deiner Angst trainieren kannst ?


    Falls dir das im Alleingang zu unsicher ist mach es doch in deiner Hundeschule mit dem Trainer zusammen. Der kann dir dann auch noch etwas über Kennys Verhalten sagen.


    Ich z.b. habe einen großen Hund (SH 70 cm) und viele Kleinhundehalter sind froh wenn mein Dicker mit ihren Kontakt aufnimmt das sie sonst auch Angst um ihre kleinen haben. Aber ich bin mir bei meinem auch sicher das nichts passiert da er eine saubere Kommunikation hat und weis wie man mit kleineren umgeht.

  • Hallo Leidensgenosse :roll: :smile:


    hab ja nun auch so eine Kleine (2,7 kg).


    Das Entscheidende ist Deine Angst, das find ich auch...


    Je länger ich meine Kleine habe und sehe, wie sie das auch selbst erkennen und regeln kann, desto sicherer werde auch ich - was sie allerdings NUR in absolut sicheren Situationen muss (das selbstregeln) - ansonsten sorge ich für die Unversehrtheit meiner Kleinen, da muss sie gar nichts regeln. Hochnehmen heb ich persönlich mir für den Notfall auf ;) und der kommt so gut wie gar nicht vor.


    Abwehren kannst Du gut mit einem Schirm, den Du gegen den anderen Hund heftig aufspannst und ihn als Schutzschild für Euch nimmst. Ansonsten brüll ich auch dem entfernten HH zu, dass er seinen zurückpfeifen soll.


    Kontakt an der Leine gibt's nicht, aber nach Absprache, wenn ich sehe, dass Frauchen und Hund ok sind, lassen wir sie im Einvernehmen los. Dazu sollte Dein Kleiner aber auch die Kennenlernen Regeln beherrschen und höflich sein.


    Weitere Ideen: solch einen Hund wie Queenie hat, zum Üben suchen :gut:
    oder andere (Klein)hundhalter zum Gassigehen finden.


    Zitat

    Hunde sind nicht kampflustig. Gut sozialisierte Hunde begegnen sich ohne zu raufen.


    Darum geht es nicht. Aber darum, dass einige Grosse sich den Kleinen anders gegenüber verhalten als gegenüber Grossen. Oft ist das ganz schnell ein Jagen bzw. Mobben. Sag ich aus Erfahrung ;) Wenn allerdings ein Grosser mit Kleinen kann, ist das sehr toll und funktioniert wunderbar.

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