Hundehaltung heute und früher
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mal ganz dumm gefragt,
gehört das nicht auch zum umgang
lg
thomas -
- Vor einem Moment
- Neu
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Um wieviel früher gehts denn?
Meine Großeltern hatten alle ihr Leben lang Hunde. Aufgaben hatten die alle, erzogen waren sie für keine fünf Cent. Die Hofhunde der Eltern meines Vaters haben den Hof bewacht was allerdings auch zur Folge hatte dass sie sich später in die Reifen der vorbeifahrenden Trecker verbissen haben. Außerdem haben sie reihenweise das Federvieh erlegt, also ob die wirklich eine Arbeitserleichterung waren wage ich zu bezweifeln. Zum Viehtreiben (Schweine und Rinder) wurden sie nicht gebraucht).
Die Eltern meiner Mutter hatten ihr Leben lang Dackel und später einen Schäferhund. Die Dackel wurden mit zur Jagd genommen. Im Endeffekt heißt das irgendwo zu nem kaninchen- oder fasanenreichen Gebiet zu fahren, Hunde ab und gucken was sie so erwischen. Oder sie halt in nen Bau lassen, aber gezieltes Jagen mit dem Jäger war das nicht...
Ob denen soviel besser ging wage ich zu bezweifeln. Wenn die Hofhunde genervt haben kamen sie an die Kette, bei jedem Wetter draußen in ner einfachen Holzhütte. Die Dackel waren die meiste Zeit des Lebens im Schuppen. Die Dackel die dann zu meiner Zeit gehalten wurden hatten ein eigenes Zimmer im Keller wo sie weggesperrt wurden. Geschlagen wurden sie natürlich auch alle, wenn sie gelegentlich ausgebüxt sind und Nachbars Hühner gekillt haben... Und essen gabs halt wenn was übrig blieb.
Mein Fazit: ein Hund braucht Beschäftigung und es läuft heutzutage sicher nicht alles optimal. Aber früher wars für Hunde sicher nicht besser. Jedenfalls nicht pauschal
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Hmm und dennoch gehört es dazu...
Hunde waren kein Luxus.. Nach dem krieg hatten die meisten Leute nicht genug zum essen, geschweige denn für die Köter.. Also hatte der Hund sich sein Futter zu erarbeiten. Taugte er nichts, war er ein unnützer Fresser und den brauchte keiner. Somit fand auch (meines Wissens nach) eine recht starke Selektion statt. Hunde waren doch eher "Nutzvieh" und kein Ersatz für irgendwas.. Kein Mensch kam auf die Idee nun jahrelang mit seinem Hund AJT zu machen, wozu auch?
Ich finde der Umgang war härter (zumindest wenn ich den Erzählungen der alten Menschen glaube). Manches war vielleicht besser (keine Showlinien, die meisten Hunden wurden zu einem Zweck angeschafft), aber sicher nicht alles...
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Unabhängig davon, dass Hunde damals einen anderen Stellenwert hatten und man den Umgang deshalb eigentlich nicht vergleichen kann, wurden die Tiere vor 100 bis 150 Jahren sicherlich wesentlich gezielter angeschafft. Ich glaube nicht, dass ein bayrischer Landbauer im 19. Jahrhundert über einen unausgelasteten Schäferhund geklagt hat.
Ein Hund der Leistung erbrachte, hatte - mal abgesehen davon, dass die Erziehungsmethoden noch etwas rauer gewesen sein dürften, aber auch da gab es sicherlich Unterschiede - sicherlich kein schlechtes Leben. Ich denke ein guter Arbeitshund hatte einen gewissen Stellenwert und damit, sofern es wirtschaftlich drin war, auch einen warmen Schlafplatz oder vollen Bauch. Für Hunde die ihre Leistung nicht erbrachten, gab es vermutlich schlicht keine Perspektive.
Heute hat sich einfach das Wesen der Hundehaltung grundlegend verändert. Herr Leon wohnt hier nicht, weil er das Haus bewachen oder Schafe hüten soll. Herr Leon wohnt hier, weil wir seine Gesellschaft schätzen. Insofern ist das eine grundlegend andere Motivation.
In einem Punkt gebe ich Dir allerdings vollkommen Recht. Motivationsunabhängig geht ein wichtiger Punkt mehr und mehr verloren: den richtigen Hund für die eigenen Bedürfnisse auswählen. Ich würde mir keinen Hund aufs Sofa setzen, der ursprünglich für die Jagd in den afrikanischen Savannen gezüchtet wurde. Showlinie hin oder her.
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Früher war Hund nur Hund und kein Sozialpartner vom Menschen, auch wenn er es gerne gewesen wäre. Der Mensch sah das früher leider anders.
Da wurde nicht nach Rudeltier und Rudel(mensch/hund)haltung gefragt.
Der Hund im Allgemeinen verbrachte 24h vom Tag draussen und hatte seine Aufgaben. Unsere Hunde heute verbringen 18h vom Tag drinnen unter ihren Menschen, und wir haben unsere Aufgaben.Grüßle
Antonius -
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Zitat
Ich würd gern mal einen Vergleich anstellen zwischen der Hundehaltung früher ( so in der Zeit um den 1 und 2 W ) und heute.
So genau zu der Zeit hatte ich noch keinen Hund
Direkte Vergleiche in Bezug auf Arbeitshunde z.B. ist doch gar nicht möglich, da heute viele Arbeiten durch Maschinen erledigt werden USW.
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Also um nochmal auf die "Luxushunde" zurück zu kommen, die es früher vereinzelt auch schon gab: meine Oma arbeitete kurz nach WK2 als Haushälterin bei einer Anwaltsfamilie, und die hatten wohl nen Langhaardackel als Familien-Maskottchen. Ob der während des Kriegs schon da war, weiss ich allerdings nicht. Nur, dass der wohl von den Kindern und Hausangestellten bespasst, aber nicht erzogen oder sonstwie gezielt beschäftigt wurde. Er war halt da, weil der Opa Dackel gerne mochte. Laut meiner Oma war es ein liebes, nettes Tierchen, auch wenn er schon auch mal schnappte, wenn ihm was nicht passte. Aber das sah man nicht so eng damals
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Also...
ich glaube dagegen, dass der Hund vom Anbeginn seiner Existenz an auch schon immer Sozialpartner des Menschen war, der einfach faul mit am Feuer rumlag, Reste abstaubte und Spieltier für Kinder war. Das halte ich nicht für eine Erfindung des ausgehenden 20. Jhdts. DANEBEN gab es wohl wenn auch nicht ganz so lange die Spezialisten, die (hauptsächlich oder auch) als Jäger oder Jagdbegleiter, Weidetierhüter usw. dienten. Ich glaube schlicht nicht, dass es eine Zeit gab, in der Hunde ausschließlich Arbeitstiere waren. Ich bin überzeugt, sie waren immer schon Gesellschaft des Menschen, und Luxustierhaltung war schon immer verbreitet (altes Ägypten?) wo man sich Luxus leisten konnte.Meine lieben Urgroßeltern hatten wohl in Ostpreußen eine Dackeldame namens Lotte. Lotte paßte auf den Hof auf, hing Fremden gerne mal am Hosenbein (ohne dass sich ein Ordnungsamt rührte), lag auf ihrem Kissen auf der Ofenbank, ging mit auf die Jagd (ob sie da irgendwie ausgebildet war, keine Ahnung) und wurde zwei, drei Mal zum Dackelrüden des Försters gebracht, und es gab Dackelnachwuchs. Lotte wurde sehr geliebt und sogar zum Fotografen gebracht, damit der ein schönes Foto zur Erinnerung machte, also war das zwar ein Hofhund, aber für seine Menschen auch damals schon nicht "irgend ein" Hund. Natürlich zerbrach man sich nicht immerzu den Kopf, weil Tierhaltung überhaupt viel zu normal war, aber Lotte wurde ordentlich aufgezogen, umsorgt und im Haus gehalten. Die Arbeit dort war hart, aber auch ertragsreich, man hielt was auf sich und darauf, dass man einen reinrassigen Hund hielt und nicht nur einen Struppi in der Hundehütte hatte.
Auch zwischen den WK gab es zweifellos die Haltung von "zweckfreien" Hunden - bei allen, die Hunde liebten und halten konnten, sprich die sich das leisten konnten. Heutzutage wird viel Aufwand um Hunde getrieben und sich viele Gedanken gemacht, vielleicht oft mehr als nötig. Aber wir hier in einem der reichsten Länder der Welt sind nicht alle Menschen - wir können uns das einfach leisten, uns Gedanken über die Anschaffung der passenden Rasse oder die artgerechte Beschäftigung zu machen. Die ganz überwiegende Mehrzahl der Menschen auf der Welt - auch der Hunde haltenden - macht sich diese Gedanken nicht, weil man schlicht andere Sorgen hat. Z.B. wie kriege ich morgen meine Kinder satt, wird es dieses Jahr eine Ernte geben, oder Wasser, oder werden wir noch unser Haus haben. Ich glaube, so einfach kann man das erklären. Kein Luxus, keine Luxustiere.
Gruß
PetraEdit: Vergessen; was ist besser für Hunde? Keine Ahnung, es ist wie es ist, und die Hunde sind dabei...
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Interessant,
Das hier auf der einen Seite (unter anderem von der Threadöffnerin) die Stilisierung des Hundes zum nur-positiv gehätschelten Sozialpartner stattfindet, man dann aber auf der anderen Seite derart romantische Vorstellung von "früher" verbreitet - bzw dann noch mal gleich klarstellt was man "lesen will und was nicht".
Das ganze erinnert mich irgendwie an die Sprüche eines NPD-Funktionärs, der erläuterte, warum das damals mit der Judenverfolgung, der Zensur und der "Lebensraumgewinnung" doch eigentlich viel besser war als heute.
Im übrigen würde ich es ja zu gern mal sehen, wie hier abgegangen würde, wenn man davon schreiben würde das man Hunde selektiert, keine unnützen Fresser hält und ein Hund der keine Leistung bringt nichts taugt. Von dem "Rest" der da dran hängt sag ich noch garnichts.
Ich meine... es ist auch vollkommen nebensächlich zur Betrachtung eines Umstandes, sich mal zu Gemüte zu führen, dass der untaugliche Hund von früher eben nicht zu XY-in-Not kam, sondern am nächsten Baum aufgehängt wurde und der nicht hörende Jagdhund eben nicht 5 Jahre Schleppleinentraining bekam, sondern man halt mit Schrot hinterherschoss - wenns falsch getroffen hat Pech gehabt.
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Zitat
Interessant,
Das ganze erinnert mich irgendwie an die Sprüche eines NPD-Funktionärs, der erläuterte, warum das damals mit der Judenverfolgung, der Zensur und der "Lebensraumgewinnung" doch eigentlich viel besser war als heute.
OT:
Oh, oh... seeeeehr lange nicht geschrieben, aber:
Godwin's Law! -
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