Grenzen von Erziehungsmodellen im Stil von Animal Learn

  • Zitat

    Ich würde einen Trainer wählen, der nicht auf einer Schiene festhängt und das Ganze mit Hirn und Verstand angeht... ohne die Gesetzmäßigkeiten des Lernens außen vor zu lassen.


    Extreme sind selten gut.


    Oh, wie wahr.


    Ich glaube für jedes Mensch-Hund-Team können sich die richtigen Lösungen in kleinen Nuancen unterscheiden. Erstens, weil unsere Hunde alle unterschiedliche Bedürfnisse, Stärken und Schwächen haben. Zweitens, weil wir Menschen alle unterschiedliche Bedürfnisse, Stärken und Schwächen haben.


    Ich persönlich finde es immer wichtig, dass ich authentisch bleibe. Ein guter Trainer sollte diesen Wunsch berücksichtigen und das Training darauf anpassen können.


    In meinem Fall heißt das, um nur ein Beispiel zu nennen, dass ein bestimmtes "Nein!" die höchste verbale Maßregelung ist, die es hier je gab und geben wird - und auch das nur in Ausnahmefällen. Herr Leon ist ein sehr sensibler Hund, der bei verbaler Maßregelung sofort zusammensackt - hier harmonieren wir ganz gut. Möglich, dass ich bei einem anderen Hund - mir fallen da sofort verschiedene Kandidaten hier im TH ein - total aufgeschmissen damit wäre. Ich würde aber von einem guten Trainer erwarten, dass wir erstmal nach Lösungen suchen, die meinem Naturell entsprechen - weil das wäre einfach nicht ich, wenn ich da brüllend und schreiend und kotzend auf der Wiese stünde ... und das wäre auch den Hunden sehr bewusst.


    Ich glaube an das Prinzip einer gewaltfreien Erziehung - körperlich wie seelisch. Dies wird leider viel zu oft mit einer antiautoritären oder rein-positiven Erziehung gleichgesetzt. Ich persönlich empfinde viele Ansätze der gewaltfreien Erziehung als wesentlich autoritärer und konsequenter, als die Hundeplatz-Methoden von anno 1910. Der Hund bekommt Grenzen nicht nur aufgezeigt, sondern erklärt. Der Hund lernt den Halter als berechenbaren Faktor kennen - das macht es viel leichter, Vertrauen zu fassen. Innerhalb dieses Rahmens können je nach den Bedürfnissen des Mensch-Hund-Teams dann auch durchaus der gezielte Druckaufbau, angemessene Körperlichkeit oder Maßregelung ihren Platz haben.

  • Zitat

    Was meinst Du mit "Konflikten aus dem Weg gehen"?
    Für mich ist "Konflikten aus dem Weg gehen" zum Beispiel umlenken ...


    Beispiel:
    Du gehst mit deinem Hund spazieren. Nach 15 Min kreuzt eine Katze den Weg, der Hund schmeißt sich in die Leine, kläfft, ist nicht ansprechbar. Dann drehst du um und gehtst auf dem selben Weg (da gibts ja keine neuen Reize) zurück nach Hause. Ausziehen, hinsetzen, Tee trinken. Nach ner Weile startest du neu ...
    Ebenfalls ein Tipp für Sichtjäger:
    Diese "Fliegengitterbrillen" aufsetzen. Dann sieht der Hund weniger und kann frei laufen.
    Schnuppert mein Hund, reagiert nicht auf mein Komm, dann geh ich hin und stell mich unmittelbar vor ihn, verhindere ein "am Boden schnuppern" und warte, bis er mich anschaut.


    Soweit urteilsfrei das, was ich persönlich bei Frau BB von CumCane gelernt habe.


    Gruß, staffy


    naijra
    Warum immer gleich so beleidigend ? Hast du eine CumCane Ausbildung ?

  • Staffy, ehrlich gesagt bin ich jetzt ein wenig schockiert.
    Wenn du diese Informationen aus Seminaren mit Frau Dr. Blaschke-Berthold mitgenommen hast, dann hast du a) nicht zugehört oder b) nichts verstanden (vielleicht zu komplex?).
    Beides halte ich für keine gute Grundlage, um sich ein Urteil zu erlauben.

  • Zitat


    naijra
    Warum immer gleich so beleidigend ? Hast du eine CumCane Ausbildung ?


    Was ist daran beleidigend, dass ich dir zugestimmt habe? Hätte ich dir in deiner Einschätzung widersprechen sollen? :???: Es stimmt doch, Konflikte werden dort nicht über offene Konfrontationen und Ausdiskutieren mit dem Hund gelöst.


    Nein, ich habe keine CumCane Ausbildung, ich bin keine Hundetrainerin. Aber das mit der Katze habe ich anders gelernt. Was wieder stimmt an deiner Erfahrung ist, dass nicht versucht wird, einem Hund, der im Stress am Rad dreht etwas beizubringen. Die Lernschritte erfolgen, wie bei jeder vernünftigen Methode, wenn der Hund noch lern- und aufnahmefähig ist. Alles, was passiert wenn der Hund auf 200 ist, ist nur noch Management.


    Jeder Mensch geht mit seinen Vorurteilen belastet in einen Kurs. Das geht mir nicht anders. Man kann sich daher auch nur seine Vorurteile bestätigen lassen, oder man kann versuchen, sich darüber hinaus tiefer mit der Materie zu befassen. Wenn du nur jene oberflächlichen Beispiele mitgenommen hast, dann ist das halt so. Schade, dass du nicht tiefer gekratzt hast. Für mich hat sich das Graben gelohnt, auch wenn ich in manchen Details etwas anderer Meinung bin. Da ist nämlich ein sehr solides Fundament drunter.

  • Es lag an der verächtlichen Zustimmung ;-)


    Ist sicherlich nicht ideal, wenn du schon mit Vorurteilen in ein Seminar gehst ... dann wird man natürlich manches weniger mitnehmen.
    Ich finde neue Ansichten immer interessant, auch bei CC habe ich jedes Mal eine Menge mitgenommen, damals, als ich noch nix von Baumann, Grewe, Fichtlmeier & Co. wußte. Aber auch heute höre ich mir jeden Referenten gerne an.


    Gruß, staffy

  • Zitat

    Schnuppert mein Hund, reagiert nicht auf mein Komm, dann geh ich hin und stell mich unmittelbar vor ihn, verhindere ein "am Boden schnuppern" und warte, bis er mich anschaut.


    Find' ich nicht schlimm, mach ich manchmal auch so :D



    Habe mal einen Thread dazu eröffnet, vielleicht ist das besser für diesen damit's nicht ganz so OT wird :smile: : https://www.dogforum.de/fpost8678193.html#8678193

  • Zitat

    Beispiel: Du gehst mit deinem Hund spazieren. Nach 15 Min kreuzt eine Katze den Weg, der Hund schmeißt sich in die Leine, kläfft, ist nicht ansprechbar. Dann drehst du um und gehtst auf dem selben Weg (da gibts ja keine neuen Reize) zurück nach Hause. Ausziehen, hinsetzen, Tee trinken. Nach ner Weile startest du neu ...


    Vom Prinzip her ok. Aber wenn dir das mitten im Wald passiert und du erstmal 2 Stunden zum Auto zurückgehst und nach Hause fährst, dann hat der Hund sicherlich nicht verstanden, dass er jetzt im Körbchen sitzt, weil er eine Katze gejagt hat. Von daher muss die "Strafe" so platziert werden, dass der Hund den Bezug versteht.


    Wenn man bedenkt, dass man für ein Lob ca. 2 Sekunden Zeit hat, damit der Hund versteht, dass er für diese eine Handlung belohnt wird, dann frage ich mich, warum soviele HH davon ausgehen, dass sie bei der "Bestrafung" mehr Zeit haben.


    Katze springt aus dem Gebüsch, Hund geht nach vorn, sofortiges Abbruchsignal, Hund ranholen und in die andere Richtung zurückgehen. Wenn das alles innerhalb von wenigen Sekunden geschieht, würde ich es als Methode einschätzen, bei der der Hund ahnt, was man von ihm will: Katze jagen = doof. Alles was danach kommt (nach Hause gehen, UO, dieses, jenes) wird als "Bestrafung" vom Hund nicht mehr verknüpft.
    Oder seht ihr das anders?

  • Zitat

    Ist sicherlich nicht ideal, wenn du schon mit Vorurteilen in ein Seminar gehst ... dann wird man natürlich manches weniger mitnehmen.


    Wie gesagt, JEDER (auch du) geht mit Vorurteilen in einen Kurs, an ein Problem heran - eine weisse Leinwand gibt es nicht! Da ist nix ehrenrühriges dran, ohne Vor-Urteile können wir unsere Welt nicht begreifen. Wer meint, er habe keine, ist sich ihrer nicht bewusst - und realisiert so nicht, dass er Neues selektiv vorgefiltert wahrnimmt. Nur durch bewussten Umgang mit Vorurteilen - oder soll ich lieber Erwartungen sagen? - sind einigermassen objektive Einschätzungen möglich.


    Sorry für den unhündischen Exkurs :ops: , das ist die Wissenschaftlerin in mir ;) . Da iat ein kritischer Blick auf die eigenen Vorurteile sehr wichtig für das Design und die Auswertung von Versuchen.

  • Zitat

    weil das wäre einfach nicht ich, wenn ich da brüllend und schreiend und kotzend auf der Wiese stünde


    jo geil...ich stell mir das grad vor...also meine hunde würden das bestimmt spannend finden, wenn ich das superleckerlie "erbrochenes" direkt ausspucken würd :lachtot:


    ich halte es wie in der erziehung von kindern: es gibt bereiche, in denen werden tabus gesetzt und eben auch mit körperlicher präsenz (bei kinder z.b. ein hochnehmen und wegsetzen, festhalten etc./bei hunden ein wegdrängen, wegscheuchen, anbinden, ins fell greifen etc.) bei missachtung sofort durchgesetzt. und auch da wird nicht immer sofort eine alternative geboten. manchmal muss ein kind auch einfach mal sitzen bleiben und sich doof fühlen, wenn es ein anderes gebissen hat (ja sowas erleb ich manchmal bei mir im kiga). manchmal muss ein hund einfach lernen, dass er den ball nicht bekommt, auch nicht nach einem sitz/platz weiß der geier. jetzt gerade habe ich einen ball und spiele damit. und er bekommt ihn nicht, egal, was passiert.


    es gibt aber eben auch bereiche, da lohnt es sich den konflikt (manchmal nach einer kurzen und klaren ansage) sofort wieder auf ein alternativverhalten umzulenken (bei kindern: morgens wird ein kind gebracht, will anfangen zu weinen. hier wäre es unklug, auf dem konflikt "trennung von mama" herumzureiten. deshalb schnapp ich mir ein spielzeug bzw. schau mir etwas mit diesem kind gemeinsam an. oder wenn ein kind einem anderen etwas wegnimmt und man eigentlich weiß, es geht hier darum kontakte zu knüpfen, das kind weiß nur nicht wie. dann gibt es natürlich erst eine grenzsetzung und danach wird das kind in das spiel der anderen integriert. bei hunden ist das im jagdverhalten auch ganz gut finde ich: wenn meine hündin durchstartet, aber auf mein rufen hin umdreht, leite ich ihre energie auf ein alternativverhalten um.).


    man muss eben seinen hund einschätzen können, tabus und respekt sind meiner meinung nach total wichtig in der hunde- und der kindererziehung, ohne geht es einfach nicht. aber es geht auch nicht ohne alternativen und ohne gemeinsames spiel. und es geht auch nicht, indem man nur eine schiene fährt, ohne über verhaltenshintergründe des individuums nachzudenken. denn wenn man nicht individuell arbeitet, kommt man niemals zu einem zufriedenstellenden ergebnis und wird seinem schützling auch nicht gerecht.


    allerdings gehört für mich persönlich die grenzsetzung immer vor die auslastung, d.h. ich setze klar grenzen. werden diese aktzeptiert bekommen meine hunde zuwendung etc.


    im fallbeispiel: wenn mein jagd werde ich den teufel tun und ihn mit leckerlies, dummytraing etc. auf mich fixieren. ich werde ihm erst einmal zeigen, dass er mir folgen muss, weil er z.b. an der schlepp ist. wird das ohne eiertanz meinerseits aktzeptiert fängt die auslastung an.

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