Jadghund auch für Anfänger?

  • Ja, das verstehe ich, und genau darum ging es mir mit meiner Frage. Mit "jagdlicher Auslastung" meinte ich die echte Jagd, nicht Ersatzjagd - und echte Jagd darf ich dem Hund nicht bieten, wenn ich nicht Jäger bin. Hunde, die wissen, dass sie unter bestimmten Voraussetzungen wirklich jagen und Beute machen dürfen, sind am Wild oft leichter kontrollierbar als solche, die man eben nie ultimativ mit Jagd belohnen kann.

    Der Jagdhund des Jägers kommt über Gehorsam ans Ziel, zur echten Jagd und Beute. Der Jagdhund des Nichtjägers kommt über Gehorsam trotzdem nicht zum jagen, nur an Würstchen und Felldummy. Manchen Hunden macht dies nicht viel aus und können lernen, daran viel Freude zu haben, andere (die Vollblutjäger eben) halten Dummy&Co für Kinderkram.

  • Er ist an Wild wesentlich besser kontrollierbar als es meine Dobidame jemals war. Dadurch dass er immer erst den Anfang von der Spur sucht, ist das Kaninchen auch schon wieder lange weg. :lol:

    Ich hab ihn da von Anfang an mehr oder weniger machen lassen, nur an der Ansprechbarkeit trainiert.

    Was ich bei ihm merke, der weiß genau, dass er gesunde Tiere nicht bekommt. Da ist er nicht wirklich hartnäckig im Verfolgen.

    Richtig stöbern effektiv tut er vielleicht eine halbe bis eine Stunde von nem dreistündigen Spaziergang. Im Park ist das Gras niedrig, da stöbert er nicht, z.T. sind Straßen, da muss er an die Leine. Aber im Kaninchenparadies darf er laufen. Da interessierts keinen, dass er da stöbert. ;)

    Futter interessiert ihn übrigens schon. Aber halt nicht ausschließlich und es kommt ja auch drauf an, wie man es gibt. Aber natürlich findet er es genauso toll zum Stöbern geschickt zu werden. Mir fällt grad ein, dass ich ihm da sogar mal mit der Cam verfolgt hab. Wenn du magst, kann ich mal den Link rauskramen.

  • Wie mein Nickname unschwer erkennen lässt, haben wir eine Vizslahündin, jetzt 16 Monate alt. Auf die Rasse sind wir durch Bekannte gekommen, die zwei von der Sorte haben. Wir waren fasziniert von ihrem Wesen, ihrer Intelligenz, ihrer sehr starken Bindung an ihre Menschen und ja - auch von ihrer Schönheit und Eleganz. Nach ausgiebiger Internetrecherche, Bücher über Rasse und Erziehung gewälzt, mit Besitzern gesprochen und Abchecken aller Umstände entschied sich der Familienrat dafür. Wir fuhren zu einer Jagdhundeausstellung und -vorführung und auf meine Frage, warum so wenige Vizslas anwesend wären, sagte mir ein Jäger: „Die kann man nicht gebrauchen, sind Weicheier und haben keinen Killerinstinkt“. Dann sind wir in ein Jagdhundehalterforum gegangen, haben die Voraussetzungen geschildert und die naive Frage gestellt, ob wir dem Hund gerecht werden können. Wir als Nichtjäger wurden aufs übelste beschimpft und beleidigt und haben uns schnell wieder daraus verabschiedet (eine Woche später gab es sage und schreibe 1600 Beiträge, in denen ein regelrechter Glaubenskrieg auf unterstem Niveau geführt wurde).

    Heute kann ich sagen: zum Glück haben wir uns nicht beirren lassen. Wir haben unsere Zoe mit 11 Wochen abgeholt; sie wuchs auf einem Reiterhof auf, d.h. sie war bereits super sozialisiert. Sie ist sanft, sensibel, gelehrig, neugierig, hat zu allen ihren Bezugspersonen (fünf an der Zahl) eine sehr enge Bindung und einen ausgeprägten will to please. Ausserdem ist sie ein Kampfschmuser; zuhause ein Couch Potatoe mit buddhistischer Gelassenheit und draussen ein Wirbelwind, der menschen- und hundefreundlich ist, nicht kläfft, nicht pöbelt und einfach nur Spaß macht und hat . Sie lief von Anfang an frei in Wald und Feld, Bekanntschaft mit der Schleppleine machte sie lediglich während ihrer ersten Rockerphase und auch das nur kurz. Und was ihren Jagdtrieb betrifft: die Mitglieder der Karnickelkolonie, die wir frühmorgendlich durchqueren, hoppeln gemächlich pro forma ins Gebüsch; das junge Reh, das uns letzthin unverhofft begegnet ist, wurde zum Spiel aufgefordert (oh, noch ein Vizsla?) und der Marder von gestern abend grübelt wahrscheinlich heute noch, wer ihn da vorsichtig mit der Pfote angestupst hat.
    Das Abbruchtraining in unserer HuSchu , das wir prophylaktisch mitmachen wollten, endete mangels Jagdmotivation meines Hundes vorzeitig. Manche Spaziergänge sind eine Mischung aus UO, Agility, Nasenarbeit und Toben, dann wieder laufen wir in schweigender Eintracht oder tummeln uns auf der Hundewiese, aber immer entspannt und ohne Aufregung.

    Hatten wir nur Glück? Oder ist sie ein besonderes „Weichei“? Oder macht sich unser tägliches Engagement („Arbeit“ ist es für uns nämlich keine) bezahlt?

    Ich kenne viele Nicht-Jagdhunde, die man kaum von der Leine lassen kann und HH, die keine Ahnung von Haltung und Erziehung haben (unabhängig von der Rasse) und auch keinen Bock haben, zu lernen. Wer sich aber ganz bewusst entscheidet, gewinnt unheimlich viel.
    Und die anderen sollten sich zwei Meerschweinchen kaufen.

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