(triebstarke) Gebrauchshunde und moderne Erziehung

  • Ich bräuchte dazu mal bitte eine Definition zum Begriff "moderne Erziehung".
    Erzieht man seinen Hund modern, wenn man von sich behauptet "reinpositiv" zu arbeiten? Ist man modern, wenn man sich nicht traut, dem Hund Grenzen zu setzen? Oder ist man voll im Trend, wenn man irgendeinen Hundeguru hat, dem man alles nachbeten kann, egal obs für den Hund passt oder nicht?


    Für mich schließen sich moderne Erziehung und Gebrauchshunde nämlich nicht aus. Zumindest nicht, wenn man wie ich unter moderner Erziehung versteht, seinen Hund gewaltfrei zu erziehen, ihm aber sowohl Regeln und Grenzen nahezubringen wie auch Dinge, in denen er sich "ausleben" kann.


    LG, Henrike

  • Ich setze hier mal ein zustimmendes Lesezeichen. :gut:


    Mir wird immer am wieder von "Experten" gesagt dass ich meinen Boxer nicht hochdrehen darf weil er so triebig ist , sondern ruhige Sachen mit ihm machen muss.
    Klar, mache ich auch, aber er ist extrem körperbetont und muss mindestens alle 2 Tage mal so richtig aufdrehen dürfen.
    Das Schöne an ihm ist nämlich, er dreht superschnell auf, ist aber auch sofort wieder runtergefahren wenn ich es verlange.
    Klar darf ich es nicht übertreiben, dann fängt er an mit Übersprungshandlungen, aber er kann nicht nur ruhig.
    Seit ich so verfahre ist er richtig ausgeglichen und ruhig geworden.


    Leider gehen viele Leute mit ihren Hunden nicht artgerecht um, diese resignieren entweder, oder werden Agressiv.

  • Interessanter, länglicher Beitrag, der mich zum Schmunzeln bringt.


    Was hat die sog. "moderne Hundeerziehung" damit zu tun, wenn es mit dem (triebstarken) Gebrauchshund (in Familienhänden) nicht klappt?


    Nix.


    Es hat einzig mit dem Trainer zu tun, der dem Hund und seiner Umgebung entsprechend individuell nach einer passenden Auslastung, Beschäftigung, Aufgabe zu suchen hat.


    Ich hatte bzw. habe diverse (triebstarke) Gebrauchshunde (in Familienhand) im Training, die in keinster Weise unausgelastet, unzufrieden, junkie oder sonstwie für den HH und seinen Alltag "unangenehm" drauf sind. Und dennoch muss ich dafür nicht mit Mali, DSH oder Boxer Schutzdienst, mit dem Windi Hasenrennen oder mit dem Border Schäfchenhüten spielen...


    Leider ist es doch so - und da sind wir wieder beim Grundübel - dass sich jeder HT nennen kann. Ganz gleich, ob er nach altem Muster von anno Dunnemals arbeitet oder behauptet, "nach neuen Erkenntnissen" zu trainieren. Unter diesen vielen, vielen (oftmals) selbsternannten HT ist das Problem zu suchen. Im nicht vorhandenen Wissen, im nicht vorhandenen Einfühlungsvermögen in Bezug auf Hund und Mensch.


    cazcarra

  • Zitat

    Ist mir ein bisschen umfangreich das aufzuzählen. Frag doch bitte etwas genauer ;)


    Viele Grüße
    Corinna



    Mach nur. Nachdem ich mit auskennen mehr als nur das niederbuttern aller Dinge ausser denen die ich nicht tue meine, wird die Liste nicht ganz so lang.





    Niani


    In diesem Falle meine ich mit "Moderner" Erziehung (deswegen auch die Anführungsstriche) das hier im Forum so oft präferierte absolute Ruhe halten - wo es als generell extrem schlecht angesehen wird, wenn er Verhalten zeigt das ich zum Arbeiten in bestimmten Bereichen absolut brauche .

  • Zitat

    Mach nur. Nachdem ich mit auskennen mehr als nur das niederbuttern aller Dinge ausser denen die ich nicht tue meine, wird die Liste nicht ganz so lang.


    Lässt Du mir die Liste mal zukommen? =)

  • Zitat

    Interessanter, länglicher Beitrag, der mich zum Schmunzeln bringt.


    Warum?

    Zitat

    Was hat die sog. "moderne Hundeerziehung" damit zu tun, wenn es mit dem (triebstarken) Gebrauchshund (in Familienhänden) nicht klappt?


    Nix.


    Es hat einzig mit dem Trainer zu tun, der dem Hund und seiner Umgebung entsprechend individuell nach einer passenden Auslastung, Beschäftigung, Aufgabe zu suchen hat.


    Nö, das sehe ich anders. Es kann nicht sein, das ich mir einen Gebrauchshund ins Haus hole und dann drauf vertraue, das ein Trainer das schon richten wird. Das sollte ich selber können. Sonst lass ich die Hände von so einem Hund. Wenn es nicht klappt, ok....dann sollte man einen Trainer um Rat bitten, aber von vornherein so zu denken, finde ich nicht ok.


    Zitat

    Ich hatte bzw. habe diverse (triebstarke) Gebrauchshunde (in Familienhand) im Training, die in keinster Weise unausgelastet, unzufrieden, junkie oder sonstwie für den HH und seinen Alltag "unangenehm" drauf sind. Und dennoch muss ich dafür nicht mit Mali, DSH oder Boxer Schutzdienst, mit dem Windi Hasenrennen oder mit dem Border Schäfchenhüten spielen...


    Stimmt, es muss nicht immer Schutzdienst sein, aber nur Gassi gehen eben auch nicht. ;)


    Zitat

    Leider ist es doch so - und da sind wir wieder beim Grundübel - dass sich jeder HT nennen kann. Ganz gleich, ob er nach altem Muster von anno Dunnemals arbeitet oder behauptet, "nach neuen Erkenntnissen" zu trainieren. Unter diesen vielen, vielen (oftmals) selbsternannten HT ist das Problem zu suchen. Im nicht vorhandenen Wissen, im nicht vorhandenen Einfühlungsvermögen in Bezug auf Hund und Mensch.


    Da gebe ich dir uneingeschränkt Recht. ;)

  • Seh ich genauso. Das Problem aus meiner Sicht ist dass sich die Halter ihre Rasse aus den falschen Gründen anschaffen. Sie finden die Rasse besonders schön oder stark oder süß oder es war gerade ein Wurf dieser Rasse in der Bekanntschaft, ein Nachbar hat sich genau so einen angeschafft und dann muss es eben auch genau dieser Hund sein.


    Dann wird der Hund zum Sofakissen degradiert und seine genetisch bedingten Veranlagungen, Bedürfnisse und Fähigkeiten aberkannt und letztendlich wird sich gewundert warum der völlig unbefriedigte Hund zum Problem wird.


    Viele Rassen brauchen eine rasseentsprechende Arbeit/Auslastung und müssen dementsprechend gearbeitet werden.


    Ich habe vor der Anschaffung des Beagles zum Jagdtrieb gelesen dass man jedes Verhalten dass in diese Richtung geht sofort ablenken muss, der Hund darf gar nicht auf die Idee kommen, also in unserem Fall auch keine Ballspiele etc.


    Ich habe es genau anders gemacht und die Jagdfähigkeiten meines Hundes immer gefördert. Es ist alles erlaubt -> wenn wir es gemeinsam machen und ich bestimmen darf wann. Nur das Hetzen und das Totschütteln hab ich durch ein Kaninchenfelldummy ersetzt, aber der Rest ist echt und in Farbe. Und ich nutze seine Triebe in der Erziehung natürlich für mich.

  • Zitat

    In diesem Falle meine ich mit "Moderner" Erziehung (deswegen auch die Anführungsstriche) das hier im Forum so oft präferierte absolute Ruhe halten - wo es als generell extrem schlecht angesehen wird, wenn er Verhalten zeigt das ich zum Arbeiten in bestimmten Bereichen absolut brauche .


    Was kennst du für HT? Was hat "Ruhe halten" mit moderner Hundeerziehung zu tun?


    Was Niani schreibt - Arbeiten mit Hund mit positiver Bestärkung und ohne Hauruck und Trallala - mag als "moderne Hundeerziehung" bezeichnet werden - ich nenne sie artgerecht.


    Und der Hund, der Ruhe braucht, bekommt die Möglichkeit dazu, sie zu finden. Und der Hund, der auch mal Rambazamba braucht, um ausgeglichen sein zu können, bekommt das.


    WIE das aufgebaut und gearbeitet wird, ist dann eben das Thema.


    cazcarra

  • Zitat

    Nö, das sehe ich anders. Es kann nicht sein, das ich mir einen Gebrauchshund ins Haus hole und dann drauf vertraue, das ein Trainer das schon richten wird. Das sollte ich selber können. Sonst lass ich die Hände von so einem Hund. Wenn es nicht klappt, ok....dann sollte man einen Trainer um Rat bitten, aber von vornherein so zu denken, finde ich nicht ok.


    Liekedeeler, denkst du nicht, dass ich mir das so wünschen würde?


    Als HT bekomme ich aber eben die "Fehlentscheidungen" der Leute präsentiert und muss damit arbeiten. Punkt. Und das tue ich, denn für die, die zu mir kommen, ist es ein Lebewesen, dass sie lieben und nicht einfach weggeben möchten (auch wenn das vorkommt, weil ich explizit dazu rate, was glücklicherweise selten vorkommt).


    Dann ist sozusagen der Zug raus und der HT muss retten, was zu retten ist. Mehr oder weniger, kurz und knapp.


    cazcarra

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!