Das muss letztlich jeder selbst entscheiden....oder?

  • Ich gebe mit Mühe mal wieder anzuecken. :wink:


    Es steht im Prinzip überhaupt nicht zur Diskussion, dass jeder Mensch für sich selbst seine eigenen Entscheidungen trifft/treffen sollte.
    Trotzdem steht für mich ein ganz großes ABER dahinter. Und das gerade bei Themen die eine hohe Priorität haben.
    Da wären u.a.
    1.) Erziehung
    2.) Rasseauswahl
    3.) Gesundheit
    4.) Ernährung
    5.) Umgang und verschiedenes mehr.
    Gerade wenn es darum geht ob ein Hund nun vegan, vegetarisch oder mit Fleisch ernährt werden sollte; wie weit und auf welche Art die Erziehung stattfinden sollte; wie welcher Hund gehalten werden sollte, was er braucht und was nicht und ähnliches, lese ich immer wieder "das musst Du schließlich selbst entscheiden". Kann das wirklich so stehen bleiben?


    Es geht nicht um einen selbst sondern um die Verantwortung für ein Lebewesen, dass in vieler Hinsicht vollkommen anders ist als wir. In wie weit sind da unsere Kriterien überhaupt anwenndbar? Es liegt in der Natur des Menschen, verschiedenen Faktoren unterschiedliche Bedeutung beizumessen. Die Kriterien sind aber meist so ausgelegt, dass das Ergebnis der eigenen Einstellung zumindest nicht grundlegend wiederspricht. Von wirklicher Objektivität kann also nur selten die Rede sein.
    Ein Auto verkauft man wieder wenn es nicht den Erwartungen entspricht, eine Tapete oder die Garderobe wechselt man ebenso wie den Wohnort, das Urlaubsziel oder den Arbeitsplatz. Bei einem Hund geht das so nicht, weil eine Identität dahinter steckt.
    Ganz provokativ gefragt: Was ist die Meinung eines Menschen wert, wenn dieser nicht alle Aspekte in betracht zieht und persönliche Ansichten teilweise höher bewertet als Sachzwänge oder die natürliche Entwicklung?
    Sollte ein solcher Mensch schlussendlich wirklich autonom entscheiden?


    Bin gespannt auf die Antworten.


    Gruß
    Wakan

  • Hallo Wakan!


    Ui - ich weiß nicht genau, was jetzt antworten. Wenn von mir ein "das mußt du selbst wissen" kommen, ist es pure Resignation. Klar, ich bin nicht Frau Allwissend, denke aber schon, daß ich ne Menge an Erfahrungen habe mit verschiedensten Hunden und Rassen, mich gerade z. B. in Ernährungsfragen sehr belesen habe und auch in Erziehungsdingen. Ich habe vieles ausprobiert - von Gewalt angefangen bis hin jetzt zur möglichst gewaltfreien Erziehung. Wenn allerdings meine ganzen Erfahrungswerte nichts bringen, kann ich für mich einfach nur noch den Rückzug antreten und eben diesen Satz zum Besten geben.


    Ganz sicher steckt in diesem Satz auch immer ein Fünkchen Mißfallen mit drinnen. Sicher sollte jeder selbst für sich entscheiden dürfen, aber ich finde es eben immer wieder traurig, wenn über den eigenen Dickkopf das Wohl des Gegenübers (ich schreibe jetzt bewußt nicht Hundes, denn all das gilt irgendwie für alle anderen Lebenssituationen auch!) vergessen wird. Aber irgendwie scheint unsere heutige Gesellschaft so gepolt zu sein. Man kann nur versuchen zu überzeugen. Über Druck erreicht man heutzutage schon gleich drei mal nichts weiter außer Trotzreaktionen. Dennoch - und das gebe ich offen zu - entgleitet es manchmal mit mir und es kommt ein "Triff deine Entscheidung selbst", dieser Satz könnte dann mit einem "aber bitte heul dich hinterher nicht bei mir aus" forgeführt werden....

  • ich kann deine gedanken gut nachvollziehen, ich bin auch schon desöfteren über das "das musst du selbst entscheiden" gestolpert.
    es gibt ja nunmal keine göttliche anleitung wie mensch mit hund umzugehen hat, deshalb ist er ja gezwungen alles selbst zu entscheiden, und egal wie sehr man sich mit der natur des hundes, seiner biologie und seinen bedürfnissen auseinandergesetzt hat, ist jede entscheidung letztendlich subjektiv. ist ja klar.
    aber ich denke es ist auf jeden fall aufgabe jedes hundehalters, sich soweit wie möglich an , wie du es formulierst, sachzwänge und die natürliche entwicklung anzupassen mit seiner eigenen entscheidung. diese verantwortung hat man gewissenhaft zu tragen, wenn man verantwortung für ein anderes individuum trägt.
    und menschen, die dazu nicht bereit sind, muss ich klar sagen, deren meinung ist weniger wert.
    denn umso mehr die menschliche entscheidung von seinen eigenen bedürfnissen geprägt ist, umso weniger ist sie verantwortungsvoll.
    aber die können ja auch dazu lernen, weshalb ich sie nicht grundsätzlich als inkompetent bewerten würde.
    ich muss mich da ja selber einschliessen als hundeanfängerin.
    aber dass ein mensch autonom entscheidet... er hat doch gar keine andere wahl. trotzdem kann man sich ratschläge einholen, und diese einbeziehen, genauso wie man den hund als individuum einbeziehen muss.

  • ich kann mich euch beiden anschliessen.... ich habe seit 4 jahren einen ferienhund und seit 2 monaten einen eigenen welpen. habe mich mit x hundehatern, hundecoaches, züchtern etc. und über bücher über hunde informiert. ich bin froh und dankbar um gute tipps. einige erfahrungen durfte ich aber auch selber schon machen und gebe sie gerne weiter. ich habe auch auf ein thema geschrieben" jeder muss selber wissen....", weil in einem forum meine "clicker-tipps" ins lächerliche gesogen wurden...sorry, aber da muss ich mir die zeit nict mehr nehmen, um antworten zu schreiben, detailiert erklären wies bei uns geklappt hat. auch nicht, wenn mir das wort "im mund" gedreht wird zum thema kennel (bspw.) ich hören muss, "ich bewahre den hund darin auf "....oder "sperre ihn weg", nachdem ich genau aufgezeit hatte, bei welchen situationen der kennel zum einsatz kommt..... und...und...und. zum vegetarischen/veganen Ernährungsthema äussere ich mich nicht mehr, ich hab klar gesagt, dass ich das NIE vertreten könnte!


    wie gehst du denn mit solchen anschuldigungen um, wakan?

  • mhm,
    ich schließ mich da pepples an,
    diese antwort kommt von mir nur dann, wenn ich sehe das ich mit erklärend und vorschlagen keinen erfolg habe.


    leider kann man ja niemanden zwingen.
    leider gibt es ja auch nicht "die" lösung und verschiedene meinungen.


    wobei ich mir allerdings wirklich wünschen würde, das es irgendwann einmal eine rechtliche handhabe gegen leute gibt die ihre hunde mit gewalt erziehen und die pflicht des zukünfitgen hundehalters sich sozusagen einer "zwangsinformationsveranstaltung" zu unterziehen, mit anschließender überprüfung ode er auch wirklich alles verstanden hat.
    ob er es auch umsetzt kann man ja leider nicht durchsetzen...


    leider gibt es eben auf der welt viele menschen die es nocht nicht einmal schaffen mit sich selbst und schon gar nicht mit anderen mitlebewesen respektvoll und mit umsicht umzugehen.


    ehrlich gesagt für mich gibt es für die menschheit keine rettung mehr, sie ist für mich in vielerlei hinsicht eine riesige fehlkonstruktion/-entwicklung.
    da kann man nur zusehen das man das beste draus macht und schadensbegrenzung betreibt.


    lg christina

  • Silvia hat hier wohl genau die richtigen Worte getroffen um das Auszudrücken, was dieser Satz wirklich Aussagt.


    Es liegt wirklich eine gewisse Resignation darin.


    Ein Mensch bittet um Meinungen und Tipps. Dann kommen diese Meinungen und Tipps. Dann fühlt der Mensch sich angegriffen und meint er wäre völlig Falsch beraten.


    Wie soll man diesem Menschen nahe bringen, dass man ihm nicht seine Meinung aufzwingen will, sondern einfach nur andere Gesichtspunkte, die er vielleicht nicht berücksichtigt hat, nahe bringen möchte, damit er diese auch bedenkt?


    Ich muss sagen, in diesen Fällen teile ich meist schon bewusst noch mal meine Meinung mit, werfe aber dann den Satz nach, letztendlich bleibt es Demjenigen selbst überlassen ob er darüber nachdenkt oder nicht.


    Grundsätzlich stimme ich mit Dir 'Wakan' über ein. Gerade der Mensch, der sich in so vielen Dingen als der Allwissende hinstellt und meint er kann über alles Bestimmen, Herrschen und Entscheiden, sollte in einigen Dingen eingeschränkt werden.


    Aber wie, soll dass von Statten gehen? - Da müsste ja ein anderer Mensch für diesen eine Entscheidung treffen. - Oder, oh Hilfe, ein Gesetz muss her. - Da liegt doch das Übel begraben. Wer bitte schön ist dann der Bestimmer, der Herrscher über alle Ansichten und Meinungen? Ne, da hätten wir dann wieder eine Diktatur und die, dass wissen wir doch alle, ist nicht gut.


    Deshalb bleibt in manchen Fällen leider nur die Variante "Das muss letztlich jeder selbst entscheiden...! Auch wenn es nicht in allen Fällen gut ist, so sind wir doch alle unterschiedlich und haben in vielen Dingen andere Auffassungen - was manchmal gut und manchmal weniger gut ist - aber so ist es nun mal.


    Ich rolle oft die Augen, wenn ich so manche Fragestellung hier lese und manchmal juckt es mich schon in den Fingern mit der Brechstange rein schlagen aber was nützt es denn wirklich, doch eigentlich gar nichts. Der Fragesteller ist beleidigt, schaltet auf Stur und wo möglich geht es, hier meist dem Hund, dadurch nicht besser. Deshalb versuche ich mich selbst vom hohen Ross runter zu holen und völlig wertneutral meine Meinung mitzuteilen. Es hat keinen Sinn, nur weil ich von etwas überzeugt bin, dem anderen meine Meinung aufzuzwingen. Spätestens dann, wird er sich von mir Abwenden und es doch wieder so machen, wie er es für richtig empfindet.


    Deshalb lieber ein paar Denkanstöße geben und der Andere denkt vielleicht darüber nach, als dass man Jemanden mit der Hammermethode vergrault und vielleicht damit alles noch viel schlimmer macht.


    LG
    agil

  • servus wakan,


    schwieriges terrain, auf das man sich begibt. ...
    freilich ist die letzte entscheidung doch auch immer die eigene. und hier im forum wird im normalfall beraten, erfahrungen ausgetauscht und tipps gegeben. alles mehr wäre doch schon fast reglementierung.
    gerade bezugnehmend auf deine kriterien :
    beispiel : ich, 130 kg schwer, kurzatmig, anfang 40
    würdest du mir bei der rasseauswahl einen bordercollie
    empfehlen ??


    welche ist die richtige erziehungsmethode ??
    gib einen potentiellen neu-hundebesitzer drei erziehungsbücher. was passiert ?? er besorgt sich ein meerschweinchen.


    weisst, so kann man halt punkt für punkt durchgehn.......... es gibt kein " DAS EINZIG WAHRE UND RICHTIGE"


    ich kann dein gedankengut nachvollziehn bei dem einem oder anderen posting, so nach dem motto:
    mein hund liegt röchelnd unterm computertisch. würdet ihr mit ihm zum tierarzt gehn ??


    manchmal kann man sich nur mit grauen und kopfschütteln aus dem forum abmelden, aber so sind menschen eben.


    ich fänds schön wenn du einfach weiterhin deine erfahrungen und dein wissen mit uns teilst.
    letztendlich trifft jeder seine eigene entscheidung



    nachdenkliche grüsse

  • Sicherlich ist niemand frei von Entscheidungen, die aus (nicht boeswilligem) Eigeninteresse getroffen werden.


    Aber es gehoert eine gewisse geistige "Demut" dazu, Neues zu lernen und sich Erfahrungen anderer so objektiv wie moeglich anzuhoeren.


    Interessant fand ich eine Yahoo-Gruppe hier in UK, die sich etwa folgendermassen beschrieb: "Wenn Du weisst dass Clickern nur was fuer moderne Weicheier ist und weisst, wie richtige und erfolgreiche Hundeerziehung aussieht, melde Dich in unserem Forum an". Mei, mei, mei... Wozu dann Austausch, wozu ein Forum, wenn man eh schon alles vorher weiss? Und wenn sowieso alles allein meine Entscheidung ist, weil ich so allwissend bin?


    Gerade bei Hunden faellt mir oft auf, wieviele Menschen ihre Minderwertigkeitskomplexe an dem armen Tier ausleben. Da wird an der Leine gerissen, "weggesperrt", bestraft und froehlich entschieden, weil man das im menschlichen Alltag vielleicht nie darf? Womit ich natuerlich nicht verallgemeinern moechte...


    Allerdings weiss ich nicht, wie man's aendern koennte.


    "Ich weiss, dass ich nichts weiss" sagte ein gewisser Sokrates und ich alte das fuer einen der weisesten Aussprueche.

  • hallo leute!
    habe gerade etwas erlebt, das passt denke ich wunderbar hier rein...


    habe seid gestern in einem jagdhundeforum eine heiße diskussion zum thema:
    dem hund das knurren verbieten!


    90% der an der diskussion beteiligten sind absolut der meinung das sie ihren hund schwer bestrafen, sollte er es wagen einen menschen anzuknurren.


    all meine argumente und erklärungsversuche, das es sich hierbei um ein warnsignal handelt, das wenn es unterbunden wird bewirkt, das der hund irgenwann ohne warnung zubeißt.
    - nur taube ohren, hat fast keiner eingesehen.


    eben gerade lese ich von einem ausbilder
    das er seinem hund nicht nur verboten hat:
    -einen anderen rüden anzuknurren wenn der über ihn steigen soll
    -menschen anzuknurren wenn sie ihn bedrängen
    - menschen anzuknurren die er nicht mag


    nein, nicht genug verstümmelung,
    achtung jetzt kommt der oberknaller, das neueste "projekt":
    ihn stört es das sein hund andere hunde anknurrt wenn diese ihm auf der jagd die zu apportierende beute wegnehmen wollen!


    das ist krank, oder?
    ich habe (zugegeben nicht sehr nett) ihm geschrieben das er sich wohl liebr einen roboter zulegen sollte anstatt weiter hunde zu verkrüppeln indem er ihnen jegliche chance zur kommunikation nimmt!


    bin jetzt noch auf 180!


    und was kann ich ihm sagen?
    nur das ich es mehr als daneben finde und mit ihm nicht mehr diskutieren werde.


    also auch ein:
    das kann ja jeder machen wie er es für richtig hält...
    eingreifen und den armen hund retten, der meiner meinung nach schwer seelisch misshandel wird, kann man da leider nicht...


    lg christina

  • Zitat

    Ganz provokativ gefragt: Was ist die Meinung eines Menschen wert, wenn dieser nicht alle Aspekte in betracht zieht und persönliche Ansichten teilweise höher bewertet als Sachzwänge oder die natürliche Entwicklung?
    Sollte ein solcher Mensch schlussendlich wirklich autonom entscheiden?


    Was wäre eine akzeptable Alternative? Wenn ich mit diesem Menschen nur per internet kommuniziere?

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