Die Harmonie mit dem Hund oder

  • muss mein Hund toxisch lieb sein?

    Eine Frage, die bei mir immer wieder auftaucht, wenn ich so manchen Beitrag lese oder so manchen Hundehalter höre.

    Der Hund darf nicht knurren, nicht bellen und auch nicht warnen, weil das ist ja aggressiv und aggressiv darf unser Hund nicht sein.....

    Ein Territorium verteidigen, wenn jemand ungefragt sein Grundstück betritt, mon dieu....geht gar nicht, denn das ist ja auch aggressiv und Ressourcenverteidigung.

    Einem anderen Hunden zeigen, daß man ihn nicht mag? Er soll sozialisiert sein und genau dies nicht tun sondern schön spielen.

    Knurren oder grummeln, weil Hund in Ruhe fressen möchte und herumspringende Kinder ebensowenig schätzt wie die Hand, die das Futternapf wegnimmt, weil Herrchen oder Frauchen muss gerade demonstrieren, daß man Chef ist? Auch hier unterstellt man dem Hund Aggression gepaart mit Dominanz....

    Manchmal frage ich mich, ob wir Menschen mit unserer Harmoniesucht nicht entschieden zu weit gehen und uns auf einen Grund begeben, den wir überhaupt nicht einschätzen können und auch nicht einschätzen wollen.

    Andersrum gehen wir davon aus, daß jeder Hund pauschal schon mal die Weltherrschaft übernehmen möchte, wenn wir nicht grad glauben, unser Hund hat ein Wolf ohne Zähne zu sein....

    Was bitte machen wir da eigentlich?

    Birgit

  • tja, interessantes thema

    also ich bin der festen meinung mein hund darf knurren. wenn ich ihm das konsequent verbiete knurrt er nur noch in gedanken und ich kann nicht mehr darauf reagieren.

    knurren ist eine warnung, eine ehrliche meinung deines -meines - hundes.

    sie darf sehr wohl bellen wenn sich jemand auf unser grundstück warnt.
    ABER- sie muss sich von mir abrufen lassen und dann still sein.

    sie darf sehr wohl einem anderen hund zeigen das sie ihn nicht mag (kommt ja bei uns menschen auch vor -gesehen aber nicht gemocht- ) ABER sie darf ihn nicht zerstückeln sondern sollte ihn nach möglichkeit dann ignorieren oder darf ich bei aufdringlichkeit auch zurechtweisen.

    ja. aggressiv. ein natürliches verhalten des hundes das wir menschen oft falsch interpretieren.

    gruss petra

  • Hallo Birgit!

    Diese Überlegung kam mir auch schon manches Mal.

    Ich denke, dass viele unserer Ansprüche durch die Kampfhund-Diskussionen entstanden sind.

    Dazu kommt, dass unsere hunde auf immer engerem Raum mit uns (und eben auch anderen Menschen, die eigentlich gar keinen Hundekontakt wollen) zusammenleben (müssen) .

    Bei uns in der Nachbarschaft lebte eine ältere Frau mit einem Dackel.
    Mein Bruder und ich - damls wohl so 4 und 5 Jahre alt- besuchten sie häufig.

    Eines Tages war sie nicht zu Hause, aber der Dackel lief frei im Garten herum.

    Dem passte unser Besuch nun gar nicht und er ging auf uns los, sprang an mir hoch und schnappte in meine Kehle.

    Ich war ja noch klein.

    Außer ner Schramme war nix los aber ich hab natürlich gebrüllt.
    Kommentar meiner Mutter: Was rennt ihr da auch hin, wenn da keiner ist :roll:

    Ich möchte nicht wissen, was da heutzutage losgewesen wäre...

    Kampfdackel fällt Kind an.... :gott: oder so...

  • Zitat

    Der Hund darf nicht knurren, nicht bellen und auch nicht warnen, weil das ist ja aggressiv und aggressiv darf unser Hund nicht sein.....

    Darf meiner alles. Wegen Territorium, die Bude gehört mir, MEIN Territorium :D

    Finde man sollte Hunde bissl mehr Hunde sein lassen. Und wenn man das ein oder andere liest, wird klar, dass vieles vom Menschen völlig falsch interpretiert wird. Handkehrum auch vom Hund falsch interpretiert wird , alles wegen Unwissenheit.

  • Hallo Birgit!

    das problem ist einfach, dass wir immer mehr zusammenrücken müssen, da unser (frei)raum ständig kleiner wird :/

    wir hundehalter müssen auf alles ein auge haben und ein verträglicher hund ist einfach gesellschaftsfähiger und richtet weniger schaden an.
    wenn unser hund fehler macht (er ist schließlich keine maschine) ist das geschrei von allen seiten groß. dem hund werden fehler nur sehr schwer verziehen.

    leider wird vergessen, dass der hund ein beutegreifer ist und vom wolf abstammt und sich nur mit seinem maul wehren kann, wenn es hart auf hart kommt.
    das passt nicht in "unser" bild vom treuen familienmitglied hund.
    ein hund soll am besten immer freundlich sein.

    es wird auch vergessen, dass hunderassen bestimmte eigenschaften haben. ein hund mit einem angeborenen "wachtrieb" wird jeden Menschen melden, der das Territotium betritt. evtl wird er sogar massiv den ungebetenen gast angehen und verbellen.
    das passt nicht in das harmonische hundebild, das einige menschen haben. der hund wird abgegeben, da er plötzlich fremden gegenüber aggressiv geworden ist und er wird wahrscheinlich eingeschläfert.


    ich nehme meinen hund sein futter nicht weg, es steht ihm den ganzen tag zur verfügung, auch kauartikel. er weiss, dass es seins ist. wenn sachen von ihm im weg herumliegen, räume ich diese einfach weg. er hat mich noch nie wegen futter angeknurrt. wenn er an seinem knochen nagt, darf ich diesen anfassen und untersuchen. manchmal legt er mir den knochen in den schoss, damit er besser daran nagen kann.

    mein hund kann selbst entscheiden, ob er von fremden gestreichelt werden möchte oder nicht.
    und: er muss nicht jedermann oder jederhund toll finden.

    liebe grüße

    biggi

  • danke

  • Ein knurren ist eine Warnung und/oder eine Unmutsäußerung. Als solche sicher nichts, was ich meinen Hunden verbiete. Aber ich frage mich schon, warum sieht der Hund gerade einen Grund dazu? Und: wenn der Gegenüber nicht auf die Warnung reagiert, was passiert dann als nächstes?

    Wie schon geschrieben wurde, wir leben in einem dicht besiedelten Land und viele Menschen sehen Hunde entweder als (potentielle) Bestie oder als eine Art besserer Mensch, frisch aus Disney World entsprungen. Zu beidem passt ein knurren eher nicht. Entsprechend sind auch die Reaktionen vieler Menschen (selbst Hundebesitzer) wenn ein Hund dann doch mal knurrt. Und ganz ehrlich: auf dem Dorf kann man es sich eher nicht leisten, als die mit den Bestien bekannt zu sein…

    Ich wäge daher ab, ob das knurren so in der Situation hingenommen werden kann oder nicht. Und was die Ursachen sind und mögliche Konsequenzen, wenn das knurren keinen Erfolg aus Sicht des Hundes hat.

    Wenn mein Hund knurren würde, weil ihn Kinder nerven, wäre das für mich ein Zeichen, das extrem ernst zu nehmen. Kinder neigen eher nicht dazu, mit dem wilden spielen aufzuhören, bloß weil ein Hund am Rande des Geschehens das grad doof findet. Was macht der Hund also, wenn das knurren nicht hilft? Knurren verbieten bringt natürlich null. Der Hund fühlt sich kein Stück besser und greift dann vielleicht zu anderen Maßnahmen, ohne erst zu warnen. Also würde ich üben, versuchen die Situation für den Hund zu verbessern oder mache unmissverständlich klar, Kinder sind tabu!

    Wenn der Hund meint, auf dem Spaziergang Fremde anzuknurren, ich teile dem Hund mit, hey kein Grund, lass das, und er macht trotzdem weiter, sehe ich da ebenfalls ein Problem. Entweder meine Kommunikation ist extrem unklar, weil ich unsicher bin oder was auch immer, dann muss ich daran arbeiten. Oder meint Hund weiß, was ich meine, traut mir aber entweder nicht zu, die Situation richtig einzuschätzen und/oder im Zweifelsfall das Rudel zu schützen. Dann läuft also auch einiges schief.

    Fremde Hunde anknurren sehe ich persönlich recht unproblematisch, selbst wenn manchen Menschen angesichts Lucys Größe der Schweiß auf die Stirn tritt. Die fremden Hunde verstehen es in der Regel und Lucy zerfleischt ja niemanden ;).

    Futter wegnehmen, das ich meinen Hunden vorher zugestanden habe, sehe ich als Beibringen, zu knurren. Der Hund lernt, es ist Mist, wenn ich fresse und es nähert sich ein Mensch, aber bei bestimmten Menschen darf ich meinen Unmut nicht zeigen…

  • Bin da vollkommen bei dir.

    Ein Hund ist ein Hund. Mehr nicht, weniger auch nicht. Und diese Tendenz, den Hund einerseits immer weiter zu vermenschlichen und ihm andrerseits immer mehr seiner ganz natürlichen Verhaltensformen im Zweifelsfall gewaltsam zu untersagen - das ist für mich genau derselbe Weg, auf dem Qualzuchten entstanden sind. Mensch will Hund - aber doch bitte ohne das Geknurre, das Gebelle, ohne Ressourcenverteidigung und Kommunikation unter Hunden, dich ich und nur ich als nicht schön anzuschaun finde..

    Kurzum: Ich hätte gerne die Nudeln in Tomatensoße.. ach, aber bitte ohne Tomaten, die mag ich nicht...

    Da frag ich mich immer wieder, wieso Leute Hunde halten, wenn sie doch gar keinen Hund wollen.. Kaninchen knurren nicht! Meerschweinchen auch nicht! Mir ist auch kein Fall bekannt, in dem Fische ein Kind angefallen hätten...

    Meine darf selbstverständlich knurren. Auch mich an. Grade auch mich an. Denn viele Krankheiten würd ich gar nicht rechtzeitig erkennen, wenn mein Hund sich nicht trauen würde mir mitzuteilen, dass sie grad partout auch von mir nicht angefasst werden will. Logisch darf sie mich anknurren, woher soll ich denn sonst wissen, dass sie mir nicht glaubt, dass sie ihr Spielie wiederkriegt wenn ichs nehme? Wenn ich meinem Hund etwas aufzwinge das aussieht wie Sozialisierung und das aus der Ferne wirkt wie Vertrauen und eine enge Bindung zu mir, besch.. ich mich doch selbst.

    Ich will nicht, dass mein Hund mich nicht anknurrt, weil er Angst hat, eine auf den Deckel zu kriegen. Ich will, dass mein Hund mich nicht anknurrt, weil er dazu gar keine Veranlassung sieht. Weil er weiß, dass er alles mit mir teilen kann, ich nehm ihm nix weg. Und wenn, dann hat´s nen Grund und ist auch okay.

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