Hund, der keine Grenzen kennt,"potentielle" Gefahr

  • Ich hatte vor einiger Zeit mal von Hilde und ihrem hübschen Kooiker Mix erzählt. Nachzulesen hier. Nun hier mal die Fortsetzung, was aus so einem Hund werden kann.

    Vorab eine kleine Zusammenfassung, für die, welche den anderen Thread nicht lesen möchten.

    Hilde ist an sich eine sehr nette Frau mittleren Alters, die seit 2 Jahren ca. einen hübschen griechischen Mischling besitzt.

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    Der Hund ist sehr schlau, kapiert schnell Zusammenhänge, wird aber Kopfmäßig gar nicht ausgelastet. Bekommt nichts zu denken, es reicht vollkommen wenn er auf Zuruf kommt. Ffür ihn ist Name = Leckerlie und wehe es gibt keins, dann fordert er es unverschämt und dreist ein. Auch bei anderen, wenn ich zum Beispiel meinen Hund belohne, drängt er sich dazwischen und springt mich an und versucht das Leckerlie zu erhaschen. Dieser Hund ist ganz offensichtlich der Boss zu Hause. Er entscheidet wann er gestreichelt werden will, wann er ein Leckerlie will (wird seine Dreistigkeit mal nicht belohnt, läuft er demonstrativ weg oder benimmt sich komplett daneben, da bei ihm verknüpft ist: Weglaufen oder Unsinn = Name wird gerufen = bei Kommen gibt es Leckerlie). Gibt es nichts mehr zu fressen, ist Frauchen abgeschrieben. Sie kann also nicht wie ich aus dem Haus gehen, ohne Leckerlies mitgenommen zu haben.

    Nun kennt dieser Hund natürlich keinerlei Grenzen, da ihm diese nie aufgezeigt wurden. Er war schon immer sehr verrückt nach Hündinnen. Es kam vor, dass er minutenlang verschwunden war, weil er einem Hundemädel nachgelaufen war. Aber das war für ihn nicht weiter schlimm, denn Sanktionen erfolgten nie und er bekam sogar noch eine Belohnung (denn er kam ja schließlich, das muss man ja belohnen). Das Herrchen scherzt dann immer mit: "Wir haben ja nicht gesagt, wann er wieder kommen soll!"
    Die Situation wurde immer gefährlicher und als der Hund schließlich eines Tages für mehr als eine halbe Stunde unterwegs war und dabei auch auf eine Hauptstraße geriet (Gott sei Dank ohne Folgen), entschloss sich Hilde was zu tun. Wir atmeten alle schon auf und dachten unsere Überzeugungsversuche dem Hund etwas mehr Erziehung angedeihen zu lassen hätten endlich gefruchtet. Diese Freude wurde jäh zerstört, da dem Hund einfach ein sogenannter Kastrationschip eingepflanzt wurde. In kürze ist seine Entbömmelung an der Reihe.

    Nun hat der Chip natürlich nichts dazu beigetragen, dass der Hund Begriffe wie "Aus" oder "Nein" gelernt hatte. Ganz und gar nicht. Und kürzlich schlägt sein ganzes Verhalten plötzlich komplett um und er wird unberechenbar. Nicht Menschen gegenüber, nicht Hunden gegenüber, sondern nur EIN Hund ist dabei sein Opfer. Bei der ersten Attacke war ich nicht dabei, aber die zweite habe ich beobachten können, da sie genau vor meinen Füßen stattfand.

    Es war vor nur wenigen Tagen, als wir uns alle zusammen auf unserer Hundespielwiese im Wald zusammen fanden und die Hunde alle ein wildes Spiel veranstalteten. Es ging rauf und runter, jeder war mal der Gejagte und der Jäger. Es war sehr ausgeglichen, da die meisten Hunde in der selben Gewichtsklasse sind und sich meist von klein auf schon kennen. Alles war fröhlich, wir Hundebesitzer tauschten Halsbänder aus und probierten die kleinsten Halsbänder den kleinsten Gruppenmitgliedern an. Unter anderem dem süßen Kerl hier:

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    welcher bei mir stand, eine Pfote an mir abstützte, damit Frauchen besser an ihn ran konnte. Die Horde (bestehend aus drei Hunden, meiner schnüffelte woanders) kam näher, kam zu uns heran, rannte an uns vorbei. Und ganz plötzlich, eigentlich ohne für uns ersichtliche Vorwarnung, packte sich der Grieche den weißen Wuschel und nahm ihn richtig in die Mangel und ließ nicht mehr von ihm ab. Der Kleine schrie und unterwarf sich und K9 sei Dank konnte erst ich den Angreifer vom Kleinen ziehen und dann das Frauchen des Griechen ihren Hund fixieren, der wie von Sinnen wieder auf den Kleinen wollte. Der Kleine schrie und schrie. Wir beachteten ihn nicht weiter im ersten Moment und als er sich beruhigt hatten, untersuchten wir ihn und fanden Gott sei Dank keinerlei Verletzungen. Der Kleine traute sich die ganze Zeit nicht mehr auch nur den Kopf in die Richtung des Griechen zu drehen. Alle anderen Hunde kamen natürlich gucken, was passiert war. Mein Hund ebenfalls. Mein Hund hat unter den Hunden so ein wenig die Hosen an. Und als der Grieche wieder laufen durfte und wieder anfing aufzudrehen, wurde er von Poco ganz kurz zurecht gewiesen und ab da war Ruhe. Aber es ist nicht die Aufgabe meines Hundes, diesem Hund Benehmen bei zu bringen.

    Der Grieche ist sich keinerlei Grenzen bewusst. Er weiß nicht, wann er aufzuhören hat und wann er eine Grenze überschritten hat (wie auch, wenn er sie nicht kennt). Obwohl seit klein auf mit souveränen Hunden zusammen und sozial auch eigentlich gar nicht inkompetent, ist er in der Situation im wahrsten Sinnen absolut enthemmt gewesen. Ich kann mir vorstellen, dass es für den Kleinen nicht so glimpflich abgelaufen wäre, wenn wir Menschen nicht sofort zur Stelle gewesen wären und den Griechen runter gepflückt hätten.

    Und wie bereits erwähnt war es schon die zweite Attacke vom Griechen auf den Kleinen. Beim ersten Mal war der Griche nur am Kleinen vorbei gelaufen und hatte sich auf ihn gestürzt. Nun hat der Kleine Gott sei Dank ein Frauchen, die nicht gleich in Panik ausbricht.

    So nun handelt es sich immer nur um den kleinen weißen Wuschel, der für die anderen Hunde eigentlich so gut wie unsichtbar ist. Er wird nicht weiter beachtet, als Randfigur gedulded, aber keiner spielt mit ihm, keiner zankt sich mit ihm und er hält sich auch lieber im Hintergrund bei uns Menschen auf. Er ist somit das geborene Opfer, da er sich nicht wehrt. Also ist der Grieche im Grunde genommen ein Angsthase, da er sich immer am Schwächsten vergreift. Meinen Rüden hat er einmal heraus gefordert und mein Hund fackelt nicht lang und es reicht zum Teil nur ein Blick und der Grieche ist ruhig.

    Also was bewegt einen Hund nun dazu, so völlig die Hemmung zu verlieren und mit eindeutiger Verletzungsabsicht auf einen schwächeren drauf zu gehen?
    Ist es die fehlende Erziehung und somit das Problem der schlechten Abgrenzbarkeit?
    Ist es ein Mangel in seiner sozial Kompetenz?
    War es eine seltsame Art der Übersprungshandlung? Oder doch eher ein Frustabbau?

    Heute waren beide Hunde wieder anwesend und der Grieche hat sich überhaupt nicht für den Kleinen interessiert, während dieser den Spaziergang für beendet erklärte, sobald er den Griechen sah.Hundeschule und ähnliches wird von den Besitzern als "Brauchen wir nicht!" da sie schonmal einen Hund hatten (der sich übrigens gar nicht mit anderen Hunden verstand). Meiner Meinung nach haben sie bisher einfach nur Glück gehabt, dass ihr Grieche sein (in seinen vorhandene) Recht so charmant einfordert und nicht massiver gegen sie ist. Oder seht ihr das anders?

    Ps: Ich hoffe ich habe nicht zu verwirrend geschrieben, bin hundemüde heute.

  • Scheint irgendwie ne längere Geschichte mit vielen Aspekten zu sein...
    Aber trotzdem kann ich mir nicht so ganz vorstellen, dass Agressionen mit Verletzungsabsicht gegen Hunde und fehlende Erziehung viel miteinander zu tun haben...das sind für mich zwei Paar Schuhe!
    Den einzigen Überschneidungspunkt sehe ich da, dass der Hund, wenn erzogen, von seiner Besitzerin hätte gestoppt werden können...
    Ich will damit natürlich nicht die fehlende Erziehung dieses Hundes gutheißen...

  • Hm. Vielleicht nicht nur. Aber heißt es denn nicht, dass wenn Hunde "von Zuhause" aus keine Grenzen gesetzt bekommen, sie die Grenzen eventuell auch nicht im Umgang mit Hunden kennen? Vielleicht gehört da nicht unbedingt die Aggression dazu.

    Grieche mobbt gern und ausgiebig. So ausgiebig manchmal, dass schon wir anderen Hundebesitzer ab und an dazwischen gehen. Da er seine Grenzen da nicht kennt, weil sie ihm von Besitzerseite aus viel zu selten klar gemacht werden (und wenn, dann wahrscheinlich auch nicht verständlich genug und er sie eh nicht sonderlich ernst nimmt), und sich dann immer weiter in diese Situation hineinsteigert, so dass er sie am Nächstschwächsten, eben der Kleine, ausläßt?

    Grieche war Welpe als er nach Deutschland kam und vermittelt wurde. Ich weiß allerdings nicht genau wie alt er war.

  • Gerät denn der nur an Hunde, die sich das gefallen lassen? Ich hab (hatte) in meiner Gassitruppe durchaus auch Hunde, die zuhause kaum Grenzen gesetzt bekamen...die Grenzen untereinander hatten die anderen Hunden diesen aber sehr schnell klar gemacht...

  • Rauslesen tu ich den fatalen zusammenhang mit dem Chip.

    Allerdings habe ich im ersten Moment an nem Mobber gedacht, da er ja schnel kuscht wenn ein anderer Hund ihm eine Grenze aufzeigt.
    Das er wegen nicht vorhandener Erziehung so reagiert....nicht ausschließbar, aber fällt gerade eher in den fragwürdigeren Bereich.

    Obwohl, mal kurz das Profil dieser Rasse überflogen, waren es ursprünglich selbsthandelnde Jäger.
    Kann sein das er sich mangels Beschäftigung alternativen sucht....aber die Theorie klingt irgendwie abwägig.

    Komme dann wieder zum ersten Punkt zurück, das die Hormone ihm den Rest gegeben haben könnten.

    Ist der kleine Zwerg kastriert den er Angegriffen hat btw sind die verträglichen kastriert und er nicht?

    Gruß Gwen

  • Tja die Griechen...die sind nicht wirklich Einsichtig <--- joke

    Also wenn ich mich mit einer Gruppe Leute treffe und da ist so ein Hund wie der Grieche dazwischen, wäre das für mich ein Anlaß weiterzugehen, und falls der Halter uns mit diesem Hund begleiten will, würde ich ihm deutlich sagen das es nicht erwünscht ist. Ich würde auch wenn gewünscht eine ausführliche Begründung geben wenn gewünscht.

    Für den Hund ist das zwar sehr schade, aber erst wenn die Halter die Konsequenzen ihres nicht Handels spüren, sehen sie sich vielleicht veranlasst etwas zu ändern.

    Wir hatte hier mal einen ähnlichen Fall, und wir haben unsere Ablehnung deutlich gezeigt und begründet, und der Halter hat doch tatsächlich Rat gesucht und an sich gearbeiten. Ein kleines Wunder :D

    Ein Hund der keine Grenzen kennt, ist ständig überfordert, der Arme Kerl.

    lg

    Snoepje

  • Zitat

    Gerät denn der nur an Hunde, die sich das gefallen lassen?


    Er hat sich bis jetzt immer den kleinen weißen geschnappt. Der läßt sich sowas "gefallen". Wenn du das Mobben meinst, so erkennt man da eigentlich kein Muster. In dieser Truppe ist, salopp gesagt, jeder mal dran. Wir achten da schon drauf, dass niemand der Hauptprügelknabe ist. Grieche hat sich schon mal mit meinem Hund angelegt, aber die Angelegenheit war schnell erledigt und mein Hund hat ihm unmissverständlich seinen Standpunkt klar gemacht (um es mal so reisserisch auszudrücken). Seit dem reicht ein Blick oder nur eine Geste und Grieche kuscht. Am Tag mit dem Zwischenfall geschah die Zurechtweisung durch meinen Hund DANACH. Also der Zwischenfall war keine Reaktion auf die Zurechtweisung meines Hundes.

    Zitat

    Das er wegen nicht vorhandener Erziehung so reagiert....nicht ausschließbar, aber fällt gerade eher in den fragwürdigeren Bereich.


    Ah okay. Also zwei Paar Schuhe, die sich leider in diesem Hund wieder finden.

    Zitat

    Obwohl, mal kurz das Profil dieser Rasse überflogen, waren es ursprünglich selbsthandelnde Jäger.
    Kann sein das er sich mangels Beschäftigung alternativen sucht....aber die Theorie klingt irgendwie abwägig.


    Ich weiß es nicht mit der Rasse. Ich habe nur vermutet! Es könnte auch ein Kromfohrländer-Mix sein, oder (wie vom Tierschutz vermutet) ein Kleiner Münsterländer/Cocker Spaniel Mix.

    Zitat

    Komme dann wieder zum ersten Punkt zurück, das die Hormone ihm den Rest gegeben haben könnten.


    Schwierig. Denn je mehr ich so drüber nachdenke, hatte er sich mal mit einer franz. Bulldogge in den Haaren und da musste auch getrennt werden, weil er nicht aufhörte. Das war lange vor dem Chip, allerdings war der Grund für die Prügelei eine Hündin.

    Zitat

    Ist der kleine Zwerg kastriert den er Angegriffen hat btw sind die verträglichen kastriert und er nicht?


    Zwerg ist nicht kastriert. Mein Hund auch nicht, ein anderer Rüde ist ein Tierschutz-Frühkastrat, ein dritter (der Lebensgefährte von Zwerg) ist auch ein Chip-Kastrat, der auch demnächst unters Messer kommt (hat immer furchtbar gelitten, wenn heiße Hündinnen unterwegs waren und nun spielt er wieder, bei ihm wird es zugunsten des Hundes sein), Grieches bester Freund ist ebenfalls Grieche (andere Insel) und kein Kastrat. Und der Rest sind Weiber. Wo mir einfällt das Grieche sich auch schon mal auf eine kastrierte JR-Hündin gestürzt hat und musste runter gezogen werden. Und das war eine Hündin die sich sehr wohl zu Wehr setzen kann. Allerdings war ich bei dem Zwischenfall nicht dabei und habe es nur erzählt bekommen.

  • Ich versuchs mal anders zu erklären:
    Ich besitze zwei Hunde und denke, dass ich beiden ungefähr die gleichen Grenzen setze, trotzdem hab ich einen Hund, der gerne mobbt und im Zweifelsfall auch mit Beschädigungsabsicht zubeißen würde und einen Hund, dem das im Traum nicht einfallen würde.
    Hat meiner Meinung nach hauptsächlich mit der Persönlichkeit des Hundes zu tun...natürlich...und da sind wir wieder am Überschneidungspunkt...ich kann auch den mobbenden, evtl. zubeißenden Hund problemlos führen und Kontakt zu anderen Hunden aufnehmen lassen, weil er gut erzogen ist...aber ich kann es halt nur managen und einen ursächlichen Zusammenhang mit der Grenzsetzung zuhause sehe ich nicht...

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