Gedanken zum unerwünschten Jagdverhalten
-
-
Die Art wie Wölfe jagen, daß sie durchaus eigene Wege gehen und sich nichts "verbieten" ist ja bereits geklärt worden.
95 % der Hunde, die mit einem Jagdproblem in die Hundeschule kommen, sind schlichtweg nicht erzogen. Der Anteil der Hunde, der wirklich nicht zu kontrollieren ist, der ist verschwindend gering.
Würde man sich seinen Hund nach den eigenen Anforderungen und Möglichkeiten aussuchen, dann gäbe es die meisten Probleme gar nicht. ;-)
Gruß, staffy
-
- Vor einem Moment
- Neu
-
-
Vielleicht sollte die TS mal erklären, was sie unter AJT versteht. :/ Ich mag den Begriff auch nicht, zu oft bezieht es sich bloss auf Superschlachtruf, Schleppleine und Würstchenwinken.
Im übrigen kann ich ausnahmsweise staffy zustimmen
: was in AJT-Kurse kommt, sind zumeist Hunde, denen schlicht die Grundlagen fehlen, manchmal auch die Beziehung zum HH. War in "meinem" Kurs so, und wenn man sich Kursvideos und -berichte im Netz ansieht, ist es da nicht anders. Für mich fängt ein vernünftiges Training zur Kontrolle des Jagdverhaltens erst an, wenn der Hund das kleine 1x1 beherrscht - falls es dann noch nötig ist.
-
Ja, genau das sagt mein Hundetrainer auch und danach arbeiten wir. Nur, das Begreifen ist eine Sache, das Realisieren eine andere. :/
Es dauert halt und ist sehr charackterbildend. Irgendwann kriegen wir's hin!
-
Alsoo, zunächst einmal (das haben einige glaub ich falsch verstanden) geht es mir nicht allgemein um das Jagdverhalten beim Hund, sondern ausschließlich um das "nicht mit dem HH abgesprochene" jagen. Also das: "Ich starte jetzt durch und was mit dir ist, ist mir egal!".
Anita Balser sieht es auch so, dass dem unerwünschten Jagdverhalten eben ein - wie die meisten von uns sagen würden - "mangelnder Grundgehorsam" vorausgeht, nur dass sie das (soweit ich das verstanden habe) eher als (Hierarchie-)Problem in der Mensch-Hund-Beziehung sieht. Sie stellt eine Kette auf, die etwas so aussieht: mangelnde Führungsqualitäten/ -ansprüche des HH = zu eigenständig agierender Hund = Hund der eigenständig jagen geht. Sie sieht es also eben NICHT so, dass man gegen einen Trieb/ Instinkt des Hundes arbeiten muss, sondern an der Beziehung zueinander. Ich hoffe das ist jetzt einigermaßen verständlich dargelegt (und bitte korrigiert mich, falls ich Anita Balsers Theorie gänzlich falsch verstanden haben sollt!).
Für mich persönlich ist das eine Interpretation, die Hoffnung schöpfen lässt - denn gegen Triebe anzukommen stelle ich mir weitaus schwieriger vor, als an der Beziehung zu arbeiten.
Anita Balser ist zB auch gegen das loben mit Leckerchen, sobald der Hund verstanden hat, was von ihm verlangt wird. Das heißt, sobald der Hund verstanden hat, dass sein eigeständiges jagen unerwünscht ist, hat er es zu unterlassen und sollte nicht mit einem Superleckerchen bestochen werden müssen. Denn im Grunde hat dann ja der Hund die Macht, die Entscheidung liegt dann ja gänzlich bei ihm (Leckerlie oder Jagd) und er könnte sich mal so und mal so entscheiden, je nach Laune.
Ich muss zugeben, dass ich nicht sehr viel Ahnung von Jagdhunden habe, aber warten diese nicht auch immer auf ein Kommando?
-
Und mit AJT meine ich, dass man den Hund immer wieder in eine Situation geraten lässt (bzw. eher gesagt diese einkalkuliert), in der er zum jagen ansetzt und eben Mittel und Wege lernt, ihn dann dabei innehalten zu lassen. In einer funktionierenden Mensch-Hund-Beziehung sollte er aber eben gar nicht erst zum jagen ansetzen, sofern sein Mensch ihm kein Kommando dazu gibt.
-
-
Zitat
Und mit AJT meine ich, dass man den Hund immer wieder in eine Situation geraten lässt (bzw. eher gesagt diese einkalkuliert), in der er zum jagen ansetzt und eben Mittel und Wege lernt, ihn dann dabei innehalten zu lassen. In einer funktionierenden Mensch-Hund-Beziehung sollte er aber eben gar nicht erst zum jagen ansetzen, sofern sein Mensch ihm kein Kommando dazu gibt.
klingt, als wollen man den Hund nicht als eigenständiges Wesen sondern als Marionette sehen
-
Zitat
Wie ist das in der Dynamik wild lebender Hunderudel oder naher Verwandter/ Vorfahren unseres heutigen Haushundes? Gehen da auch Individuen getrennt von dem Rudel auf die Jagd? Soweit ich weiß nicht. Ausnahmen bilden Straßenhunde, die eher Einzelgängerdasein leben, weil sich das für sie persönlich als am günstigsten heraus gestellt hat (sie ernähren sich in der Regel von Abfällen - hierbei brauchen sie keine Hilfe und andere Hunde wären ausschließlich Konkurrenten). Diese Situation ist aber nicht mit der unserer Haushunde vergleichbar, denn diese leben nunmal in einer Gemeinschaft (d.h. eher so wie Wolfsrudel). Würde es ein Individuum eines intakten Rudels darüber hinaus wagen, jagen zu gehen, obwohl der Rudelführer ihm signalisiert, dass das gerade unerwünscht ist? Ich glaube irgendwie nicht.
Hunde sind quasi nicht mehr in der Lage, im Rudel zu jagen. Ja, als "Meute", aber nicht mit "absprechen", Aufgabenteilung. Hunde sind keine Wölfe. Menschen können einem sehr jagdtriebigen Hund entweder beibringen, dir fällt der Himmel auf den Kopf, wenn du unerlaubt durchstartest oder ihm beibringen (und das ist letztlich Konditionierung), mit mir hast du deutlich mehr Erfolg. Letzteres steht und fällt sehr stark mit den Gegebenheiten/Erfolgen/Möglichkeiten/Absicherung, die der Hund so im Rahmen der Jagd erfährt.
"Wilde" Hunde leben von kleinen Beutetieren und in erster Linie von Abfällen. Da schlingt jeder runter, was er kriegen kann, koordinierte Jagd ist nicht.
Der domestizierte Hund, der in Menschenobhut lebt, ist zu verschiedenen Zwecken gezüchtet worden und bringt entsprechende Anlagen mit. Jagen um zu überleben muss er nicht mehr. Dennoch schlingen viele Hunde "Müll" runter oder jagen und fressen Mäuse. Das war lange, auch nach der Domestikation, ihre Nahrung.
Bindung oder Respekt würde ich da überhaupt nicht reininterpretieren. Sehr viel mehr die jeweiligen Anlagen, die Erfahrungen und die Erziehung. -
Zitat
Und mit AJT meine ich, dass man den Hund immer wieder in eine Situation geraten lässt (bzw. eher gesagt diese einkalkuliert), in der er zum jagen ansetzt und eben Mittel und Wege lernt, ihn dann dabei innehalten zu lassen. In einer funktionierenden Mensch-Hund-Beziehung sollte er aber eben gar nicht erst zum jagen ansetzen, sofern sein Mensch ihm kein Kommando dazu gibt.
Hast du schon mal erlebt, dass ein ranghoher Hund einem anderen das jagen verbietet? Hat das überhaupt schon mal jemand erlebt
-
Zitat
klingt, als wollen man den Hund nicht als eigenständiges Wesen sondern als Marionette sehen
Ja, leider.Ein Roboter, der nur noch die vom Mensch programmierten Schritte auf "Eingabe" ausführt, möglichst gar keine eigenen Wünsche mehr hat.... Ein gebrochener Hund.
Nein, unter einer guten Mensch-Hund-Beziehung stelle ich mir was anderes vor.
-
Das sehe ich im Bezug auf das Jagdverhalten aber anders - wir handeln hier ja zu seinem eigenen Schutz, indem wir es ihm verbieten.
-
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!