Wieviel Stress hat ein Familienhund?
-
-
Ich muß hier leider fast allen widersprechen (mit halber Ausnahme von Chris).
Erstens ist der Unterschied zwischen positivem und negativem Stress nicht von der Art, sondern von der Intensität und der Dauer abhängig, und zweitens spielen für den Dauerszustand natürlich auch die Ruhephasen eine Rolle.
Nicht zu vernachlässigen ist natürlich die genetische Komponente, die Verfassung der Hündin während der Trächtigkeit und der Aufzucht, und die Aufzucht der Welpen selbst. Dann kommt noch die Sozialisierung.
Nimmt man all das zusammen, findet man gestresste Hunde sowohl in Singlehaushalten als auch in Großfamilien. Hat ein Hund die Veranlagung zu Stress, genetisch oder umweltbedingt, würde ich davon ausgehen, dass die Belastung in einer Großfamilie höher ist, vor allem wegen der geringeren Ruhephasen. Natürlich nur, wenn man von den selben Gegebenheiten ausgeht, also Familie oder Single am Land, Beides in der Stadt, usw.
Hier ein tendenzielle Aussage zu treffen, ist (selbst beim "gleichen" Hund) schon allein Aufgrund der unterschiedlichen Lebensumstände nicht zu treffen.Bezüglich der Auslastung, da ist zwar "Stress gleich Stress", allerdings macht es einen Unterschied ob ich ruhige, überlegte Auslastung betreibe, oder die Auslastung durch Reizüberflutung zustande kommt. Natürlich ist der Hund in beiden Fällen "gleich müde", die anschließende Entspannungsphase (und die Fähigkeit durch die Ausschüttung anderer Hormone dazu) ist dabei aber ausschlaggebend.
-
- Vor einem Moment
- Neu
-
-
Also an alle Nicht-Familienhundbesitzer, die sich wundern warum es bei vielen gut klappt und es sich nicht vorstellen können:
Stellt euch mal vor, ihr würdet mit eurem Hund auf einen Hauptbahnhof gehen. Euer Hund ist noch jung und aufgeschlossen, findet es aber erstmal sehr merkwürdig und ist unruhig.
Das macht ihr jetzt aber für das nächste Jahr jeden Tag 12 Stunden lang. Mit viel Ruhe und Gelassenheit - alle anderen Menschen dort sind auch freundlich zu dem Hund. Irgendwann ist es für Euren Hund das normalste der Welt, jeden Tag auf den Hauptbahnhof zu gehen und er nimmt den Trubel dort gelassen hin.Und so kann man sich das mit Familienhunden vorstellen - man hat einfach jeden Tag ein Dauertraining für seinen Hund. Und wenn dabei alles einigermaßen gut läuft, hat man irgendwann einen entspannten Familien hund
Lg, Trixi + Diego
-
Die Hündin meiner Schwester hat sehr viel Stress... Tissy , also die Hündin ,war vor der Kiddys da. Sie mag keine Kinder und kein Lärm, definitiv ein Hund der in eine Kinderlose Umgebung gehört. Allerdings ist der Hund sosehr auf meine Schwester fixiert, dass Tissy , wenn sie über 2 Wochen von meiner Schwester getrennt ist, nicht mehr frisst und verhungern würde.
Stress pur meiner Ansicht nach, und kein Ausweg...
Edit : Ausserdem finde ich dass z.B Welpen in Familien nicht genug Ruhe bekommen. Ist jedoch Sache der Organisation...
-
Ist vieles nicht auch Gewohnheit?
Mein Hund ist mittlerweile Parties mit 50- 150 Leuten gewohnt- OHNE Stress.
Auf ner Hundeausstellung haette sie sicherlich welchen...hatte ich auch, ich fand's da nervig, laut, wuselig.Mein Hund findet Familienleben uebrigens knorke. Sie wird bekuschelt, kriegt mal n Leckerchen reingeschoben, ... alles kein Ding, denn sie mag meine Familie und die Leute mit denen ich zusammen wohne- ausnahmslos. Wir sind uebrigens 4 "Jugendliche" mit noch ein paar anderen Tieren hier. Mein Hund fuehlt sich hier wohler als in meiner vorherigen ruuuhigen 2er- WG
Mein Hund kennt viel- riesige Menschenauflaeufe, allein das Grossstadtleben, Parties- aber halt auch "Ich allein mit Frauchen- eine Woche lang".Warum sie nicht voellig ausrastet? Vielleicht, weil sie ausgelastet ist, wer weiss....
-
Zitat
Ausserdem finde ich dass z.B Welpen in Familien nicht genug Ruhe bekommen. Ist jedoch Sache der Organisation...
Das war auch mit ein Grund,warum wir uns bei zwei kleinen Kindern einen Junghund geholt haben.
Wir sind mit den Kids zur Pflegestelle, und ich habe den Hund die ganze Zeit beobachtet, wie er mit den Jungs zurecht kommt,wenn sie gerannt sind,oder zielstrebig auf ihn zu gegangen sind.
Er hat dass total stressfrei angenommen, und sich nicht mal daran gestört, wenn sie auf dem Spaziergang an ihm vorbei gerannt sind usw.
So konnte ich mir ein Bild von ihm machen, und er hat sich auch gut bei uns eingelebt.
Einen Welpen hätte ich deshalb nicht genommen, weil unser kleiner Sohn einen Hund doch manchmal noch grob anfasst, dass wollte ich einem Babyhund micht zumuten.
Unser Hund kann total abschalten,wenn er es braucht, und die Kinder wissen, das das Körbchen sein Bett ist, wo er Ruhe braucht. Das versteht sogar mein erziehungsresistenter 2 Jähriger schon. -
-
Ich wollte mich nochmal kurz zum Thema Auslastung des Familienhundes melden.
Klar läuft unser Hund "so mit". Wir sind eine Familie mit 2 Kindern. Mann arbeitet, ich arbeite an 3-4 Vormittagen, die Kinder sind Schulkinder mit Verabredungen und verschiedenen Aktivitäten. Logisch, dass der Hund da in das Familienleben integriert wird und nicht das Familienleben um den Hund herum gebaut wird.
Trotzdem hat Leila schon eine ganze Menge gelernt - und dass, weil ich auf den Gassirunden (meistens ich alleine mit ihr) versuche, viel mit ihr zu entdecken und auch selber "mitlernen" möchte. Leile kennt hier alle Felder und Wiesen, Aussiedlerhöfe (mit Hofhunden und Pferden), den Wald, den Reitstall der Mädels nebst Umgebung, geht oft schwimmen (gestern erst 2 mal) und wir üben Apportieren. Hundeschule läuft gut, wir arbeiten an Hundebegegnungen aller Art mit dem Angsthäschen - sie wird schon mutiger
. Und mit dieser Mischung aus Familientrubel und Mama-Einzelstunde ist sie (glaube ich) positiv gut ausgelastet.
Im Gegenzug haben meine Kinder gerlernt, auch mal 1 Stunde alleine zu sein. Oder auch, Rücksicht zu nehmen - oder auch Verantwortung für Leila zu übernehmen (Futter, Wasser, Pipigang...). Und ich motze weniger über das Wetter...
Ich denke, jeder HH führt seinen Hund auf ganz einzigartige Weise. Das hängt doch sicher auch vom Naturell des HH und des Hundes ab. Und: wenn sich der HH wirklich Mühe gibt, und ihm der Hund wichtig ist, dann wird es dem Hund in einer Familie oder auch als Singlehund auf Partys oder auch als Sofatiger bei Opi gut gehen. Wenn der HH verantwortungslos und lieblos mit dem Hund umgeht, ist die restliche Umgebung wahrscheinlich auch ziemlich unwichtig - dem Hund wirds schlecht gehen.
Grüßle
Astrid mit Leila -
Zitat
Erstens ist der Unterschied zwischen positivem und negativem Stress nicht von der Art, sondern von der Intensität und der Dauer abhängig, und zweitens spielen für den Dauerszustand natürlich auch die Ruhephasen eine Rolle.
Nicht zu vernachlässigen ist natürlich die genetische Komponente, die Verfassung der Hündin während der Trächtigkeit und der Aufzucht, und die Aufzucht der Welpen selbst. Dann kommt noch die Sozialisierung.
Nimmt man all das zusammen, findet man gestresste Hunde sowohl in Singlehaushalten als auch in Großfamilien. Hat ein Hund die Veranlagung zu Stress, genetisch oder umweltbedingt, würde ich davon ausgehen, dass die Belastung in einer Großfamilie höher ist, vor allem wegen der geringeren Ruhephasen.Es ist schade, dass dieser Beitrag ein wenig untergangen ist.
"Offensichtlichen" Streß bei unseren Hunden, dessen Auswirkungen sich nach außen richten, wird wohl jeder von uns HH erkennen - inwieweit richtig damit umgegangen wird, ist dann die nächste Frage. Krönendes Beispiel sind mit Sicherheit die absoluten "Balljunkies", wo oft von den HH gar nicht erkannt wird, dass der Marker zwischen "fröhlicher Auslastung" und Streß für den Hund schon längst überschritten wurde. So aus der Serie "Wie kann denn etwas Streß mit all seinen negativen Folgen sein, was dem Hund doch soooooviel Spaß macht?".
"Ganz offensichtlicher" Streß, der auch von den meisten HH so wahrgenommen wird, ist der typische TA-Wartezimmer-Streß, diese Hunde, die hecheln, mit erhöhtem Herzschlag, unruhig bis panisch, kaum noch ansprechbar den Fußboden im Wartezimmer volltropfen...
Aber es gibt ja auch noch zahlreiche Streßvarianten, die sich gar nicht so offensichtlich darstellen und die eben nicht so ohne weiteres wahrgenommen werden - die Streßformen, in denen sich das Streßgeschehen nach "innen" richtet, in denen endogen hormonelle Regelkreisläufe aus den Fugen geraten, deren Folgen erst viel später offensichtlich werden - durch Erkrankungen, bei denen man unter Umständen lange benötigt, um auf den Zusammenhang mit "Streß" zu kommen. Immer dann, wenn Streß-Situationen sich verselbstständigen und die nötigen Entspannungs-Phasen mit der Regulation der körpereigenen Vorgänge bei Streß nicht ablaufen können, besteht die große Wahrscheinlickeit, dass sich "Streß" der ja primär eine sinnvolle Funktion hat, nämlich den Organismus in brenzligen Situationen in Alarm- und Handlungsbereitschaft zu versetzen, in einen pathologischen Zustand verwandelt, der Folgen auf Körper und Seele eines Lebewesens hat.
Um die Streßbelatung für den eigenen Hund ausmachen zu können, gehört schon eine Menge dazu - manches kann man nur vermuten, weil viele Parameter, die für diese Beurteilung wichtig wären, so ohne Weiteres gar nicht meßbar sind.
Dass es bereits genetisch bedingte Faktoren gibt - wird oft übersehen, deshalb finde ich es wichtig, Brush´s Beitrag noch mal vorzukramen.
Denn das bedeutet, dass ich mit Hund A, mit dem ich ein Prägungs- und Auslastungs-Programm laut Lehrbuch vollzogen habe, wo einfach alles gestimmt hat, dennoch streßbedingte Probleme bekommen kann, weil seine genetischen Grundlagen einfach einen normalen, gesunden, folgenlosen Umgang mit Streß nicht hergeben. Da muss ich mich als Halter schon auf einem ganz anderen Level bewegen, um diesem Hund ein gesundes Leben ermöglichen zu können.
Und das bedeutet auch, dass manche Hunde, mehr oder weniger auf sich allein gestellt in Sachen Streßbewältigung, dennoch mit allen möglichen, für manche HH fast schon unvorstellbaren Situationen klar kommen, einfach, weil etwas platt geschrieben, ihre Systeme in Sachen Streß, Streß-Bewältigung und - mit das Wichtigste - Entspnnung einfach absolut perfekt laufen.
Mich machen beide Typen von Hund stutzig - der Hysterie-Keks, genauso wie der fast unnatürlich ruhige, vermeintlich besonders "coole" Vertreter von Hund.
Ein "streßfreies" Leben ist gar nicht das, was wir uns für uns oder unsere Hunde wünschen, denn Streß ist primär etwas, wofür unser Organismus durchaus eingerichtet ist, aber den sinnvollen Umgang mit Streß, den sollten wir uns für uns und unsere Hunde tatsächlich wünschen.
In der Nutztierhaltung wird auf eine gewisse "Streßresistenz" übrigens schon seit langem gezielt gezüchtet - insbesondere bei Schweinen ist dies eine sehr wichtige Eigenschaft, aus dem Grund, dass die Fleischqualität durch die Ausschüttung von Streß-Hormonen extrem leidet, das Schwein, kann ein halbes Jahr ein leidlich gemütliches Leben "streßarm" geführt haben, wenn es 30 Sekunden vor seinem Tod Angst, Panik durch unsachgemäßen Umgang und/oder anlagebedingten "schlechten" Streßregulationsmechanismen vor der Schlachtung hat, wird durch die sofort ausgeschütteten Hormone die Fleischqualität dramatisch beeinflusst - kein nettes Thema, aber eines, das klar machen soll, wie sehr sich "Streß" (übrigens ein Wort, dass heutzutage sehr mißbraucht wird) körperlich auswirken kann.
LG, Chris
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!