Kampfhunde...sachliche Diskussion

  • Puh, ein weites Feld:


    Wenn ein Hund zuverlässig schützen soll, dann muss er eine gewisse Rüpeligkeit mitbringen. Er muss sich sozusagen "gerne Prügeln wollen und keine Gelegenheit auslassen". Dieses Verhalten findet man meist bei Hunden, die eine heutzutage nicht mehr als normal empfundene innerartliche Aggression zeigen. Vor noch gar nicht so lange Zeit wurde solch ein Verhalten als normal angesehen, heute wird kastriert wie ein Flächenbrand. :hust:
    Wenn man also manche Rasse ihrem Zweck entsprechend züchten möchte, dann hat man diesen Nachteil frei Haus mit dabei.


    Nur Sokas waren nie so gedacht und wurden nie so selektiert. Die innerartlichen Probleme sind bei seriösen Züchtern ein wichtiges Thema. Für alles andere, was diese Hunde angeblich für Menschen so gefährlich macht, wären andere Rassen besser zu missbrauchen.
    Als in Frankreich der Pit verboten wurde, hat man versucht Riesen kämpfen zu lassen. Ein Versuch, der schnell aufgegeben wurde. Die Kämpfe waren zwar spektakulär, nur wurden zu viele Zuschauer und Hundebesitzer verletzt. :lachtot:
    Sokas sind maximal problematisch mit anderen Hunden. Das kann man aber über Gehorsam in sehr unauffällige Bahnen lenken, wie bei anderen Rassen auch. Nur haben sie dazu eine vergleichsweise sehr hohe Reizschwelle und keinen nennenswerten Schutztrieb. Daher sind viel einfacher zu handeln als manch Gebrauchshund.


    LG
    das Schnauzermädel

  • Bei uns gibt es leider fast ausschließlich Leinenaggressive Listenhunde, was ich ziemlich schade finde. Aber in unserer Gemeinde wird es Listenhundehaltern echt nicht einfach gemacht, sodass sich kaum einer den Stress antut. Stattdessen holen sich Leute, die nicht mal die erforderlichen Nachweise erbringen können, solch einen Hund und halten ihn als Statussymbol.


    Die Hunde bleiben dann bis zur ersten Anzeige, dann werden sie beschlagnahmt. Traurig ist dabei, wie schnell solche Leute wieder einen neuen haben :/


    Deswegen haben Listenhunde hier einen ziemlich schlechten Ruf, werden für gefährlich gehalten (was bei manchen Exemplaren sicherlich auch der Fall ist). Im öffentlichen Tierheim sitzen auch fast ausschließlich welche, die keine Chance haben vermittelt zu werden.
    Traurig, deswegen versteh ich nicht, wieso es weiterhin so viele Hinterhofzuchten gibt, denn ein schönes Leben können die meisten Listenhunde einfach nicht führen, weil es vom Land einfach so schwer gemacht wird.


    Ich finde die Zahl an Listenhunden müsste drastisch gesenkt werden und die Haltungsbedingungen noch genauer geprüft werden. Dann würden nicht ständig irgendwelche Schlagzeilen die Klatschblätter schmücken und die Hunde könnten irgendwann auch wieder ein normales Hundeleben führen und dessen Halter wären auch endlich wieder in der Gesellschaft anerkannt!

  • Das Aggressionspotential der verschiedenen Rassen ist unterschiedlich. Das ergibt sich ganz logisch aus dem Arbeitszweck, für den die Hund da sind.


    Nehmen wir uns z.B. mal einen Altdeutschen Hütehund. Das Aggressionspotential dieser Hunde ist erheblich höher als das eines Spitzes. Terrier - der Klassiker unter den Hunden, der bei Frust und Stress gern in Angriff und Ausrasten verfällt. Nicht umsonst ist in Tierschutzvereinen ein reger Durchlauf von Terriern und Terriermischlingen.


    Ein Labrador rastet auch aus. Aber in der Regel weniger aggressiv veranlagt - hysterisches Herumhüpfen wird von vielen Besitzern nicht als sooo problematisch empfunden.


    Da ich in einer Aussie-Hochburg wohne: Der Bereitschaft aggressiv zu reagieren wird von vielen Besitzern erheblich unterschätzt und ich kenne mittlerweile viele Aussiehalter, die sich das etwas anders gewünscht haben... Hätten sie haben können, wenn sie die Rassebeschreibung mal ordentlich gelesen hätten ;)



    Es gibt natürlich auch diverse Rassehunde, deren Aggressionsbereitschaft zugunsten der Familientauglichkeit und zu Ungunsten der Arbeitstauglichkeit züchterisch zurückgedrängt wurde. An welchem Punkt da die Zucht von Staff & Co. mittlerweile angekommen ist, weiß ich allerdings nicht.


    Eines ist aber Fakt: Die Aggressionsbereitschaft eines Hundes hängt nicht nur vom oberen Ende der Leine ab, sondern auch von der genetischen Grundlage.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Der Hund ist (fast) immer das Spiegelbild des dazugehörigen Menschen.
    Jeder hat den Hund den er/sie verdient.
    Wenn die entsp. Leute keine sog. "Kampfhunde mehr halten dürften, würden sie auf andere Rassen umsteigen.
    Wie ich in dem anderen Thread schon schrieb: In den USA werden ua. Bullterrier als "Social Dogs" eingesetzt um in Krankenhäusern traumatisierte Kinder zu besuchen.
    Es werden gern Bullterrier genommen weil sie eine so hohe Reizschwelle haben und sich bei richtiger Erziehung kaum aus der Ruhe bringen lassen.

  • flying-paws
    Die seriöse Zucht ist bei diesen Hunden in dem Bereich sehr weit gekommen. Dort wurde seit jahrzehnten bereits ein ausgeglichener Familienhund gezüchtet, der maximal (AmStaff) VPG-geeignet ist. Und bei diesem Sport braucht man nun wirklich keinen aggressiven Hund.


    Ich kann nur sehr veraltete Zahlen liefern und das auch noch aus dem Kopf heraus: Wir haben damals (2000) einen Überblick zu bekommen. Zu diesem Zeitpunkt saßen mehr als 5000 Sokas und Sokamixe in den Tierheimen, weniger als 10 hatten VDH-Papiere...


    LG
    das Schnauzermädel

  • Zitat


    Wie ich in dem anderen Thread schon schrieb: In den USA werden ua. Bullterrier als "Social Dogs" eingesetzt um in Krankenhäusern traumatisierte Kinder zu besuchen.


    Außerdem werden sie schon erfolgreich als "Nurse Dog" eingesetzt und arbeiten mit behinderten oder verhaltensauffälligen Kindern.

  • @MissEmmy: Da widerspreche ich Dir aufs Äußerste. Es gibt immer noch ein Umfeld, auch Instinkte und Triebe spielen eine Rolle und dann darf man nicht vergessen, daß es auch noch so etwas wie Gesundheit bzw. Krankheit gibt. Einen kranken Hund oder einen Hund mit Schmerzen macht auch das fröhlichste Frauchen nicht mehr gut gelaunt... Auch Hunde mit Vorgeschichte ändern sich nicht plötzlich um 180 Grad, nur weil sie zu nem netten Besitzer kommen.




    Sokas.... grübel... Also leider leider habe ich auch eher schlechte Erfahrungen mit den Haltern von solchen Hunden gemacht, somit also auch mit diesen Hunden. Auf einen richtig netten Soka kommen locker 30 echt schlimme Tiere. Hier in meiner Gegend ist es leider sehr oft so, daß sich solche Hunde aus Prestige-Gründen angeschafft werden: Dobermänner, Rottweiler, Dogo Argentino, Bullmastif, Cane Corso, Staffs und alles was so dazu gehört, aber auch Boxer und Mischlinge. Die Hunde werden dann natürlich meist mit Stachel geführt, damit man auch gleich von weitem sieht, daß da was im Argen liegt... Es tut mir um diese Hunde sooo verdammt leid. Der Cattle Dog ist ja sozusagen Verwandtschaft und ich liebe so kräftige agile leicht bullige Hunde. Von den Sokas war auch noch keiner dabei, der gegen Menschen aggro gewesen wäre. Aber einen mit anderen Hunden verträglichen habe ich leider auch noch nicht kennen lernen dürfen. Das sind ja nur meine Erfahrungen, und ich käme nie auf die Idee, daß das an der Rasse alleine läge. Auch der ACD ist überall verschrien, würde sich nicht mit Artgenossen vertragen usw... Meine beiden intakten Rüden haben keine Probleme mit Artgenossen, im Gegenteil. Erziehung, Sozialisation, Erfahrungen und auch schon die Abstammung, Zuchtauswahl, Elternauswahl, Züchterauswahl spielen eine viel größere Rolle als die Rasse an sich...

  • Ich hab jetzt leider nicht alles gelesen, weil ich es ein wenig eilig hab :ops:


    Aber wir haben hier so einen Standard Bullterrier Kandidaten, der schon einiges für seinen schlechten Ruf getan hat.
    Er wird jetzt wohl zwei Jahre sein und hat schon mehrere Hunde ernsthaft gebissen. Einen Fall weiß ich (die anderen können auch nur Gerüchte sein) wo er einen Rotti-Kumpel unters Auge gebissen hat, wo eine Wunde entstand, die nur sehr langsam heilte. Die haben sonst immer nett gespielt (da war er ungefähr ein 3/4 Jahr).
    Und letztens erst hat er einen älteren kleinen Hund zu Tode geschüttelt/gebissen :shocked:
    So weit ich weiß, ohne ersichtlichen Grund. Der Hund kam angerannt, packte sich den kleinen und aus wars.
    Vom Halter (so um die 23) weiß ich, dass er Erfahrung mit Schäferhunden hat (seine Eltern züchten) und durchaus verantwortungsvoll mit seinem Hund umgeht. Er hat es vor allem nicht geschafft seinem Hund Grenzen zu zeigen.


    Ich kenne aber auch ein komplett anderes Beispiel, von einer Mix-Hündin (Staffordshire und noch irgendwas) die ist ein totales Lamm und kommt sehr gut mit Artgenossen zurecht. Auch wenn diese garstig sind macht sie nen Bogen drumherum und ignoriert sie.


    So viel dazu. Ich denke, dass Sokas deshalb schwieriger sind, weil sie schon mit sehr vielen Vorurteilen behaftet sind und sich die HH da doppelt Mühe um einen guterzogenen Hund geben müssen.
    Und ich denke auch, dass Erziehungsfehler schwerwiegender ausfallen können als bei anderen Rassen.

  • Kleiner Einwurf:
    Man kann nicht alles hin- und wegsozialisieren.
    Ein Hund, der später eine gewisse Reife erreicht und insbesondere gleichgeschlechtliche Artgenossen doof findet, wird das auch bei bester Aufzucht tun.
    Man kann ihn sicherlich in so weit erziehen, dass das keine besonderen Probleme macht, aber weg bekommt man das nicht.


    Auch Elterntiere allein sind kein Garant. Manches bricht Generationen später wieder durch.
    Ich habe hier eine Schöhnheitsscherbe sitzen, die eigentlich keine unangenehmen schnauzertypischen Eigenschaften haben sollte... Nur wurde genau bei diesem Wurf "das alte Erbe wach". Und dabei sind alle vertretenen Linien, auch in dieser Kombination, mehrfach gezogen worden, mit ganz anderen Ergebnissen.


    LG
    das Schnauzermädel

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