Während des Frühstücks

Frühstück 35

„Jetzt erzähl schon, was war in dem Paket.“
„Nö, erst wird gefrühstückt, wenn Du so lange mit den Jungs Krach machen kannst,
dann scheint es ja nicht so dringend zu sein, zu erfahren was ich mir bestellt habe.“
„Okay, essen wir eben erst. Schiebst Du mal das Salz rüber?“
„Klar, bitte sehr. Los rat mal.“
„Was in dem Paket war? Echt keine Ahnung. Jede Menge Zeug wie neue Näpfe, Bürsten,
Krallenknipser, Halsbänder und was der überflüssigen Dinge mehr sind vielleicht?“
„Nnnnngar-nicht. Du hast echt keine Ahnung, und das zwiebelt Dich ganz schön, was?“
„Ganz im Vertrauen, ich halte das genauso gut aus wie Du, wenn ich mir die limitierte
Version einer Clutch CD bestelle.“
„Blödmann. Los rat weiter.“
„Neumodisches Intelligenzspielzeug, vielleicht ein Hundeschachspiel mit essbarer Dame?
Davon würde ich allerdings auch gleich mal vier Stück bestellen.“
„Du Esel, Du sollst ernsthaft raten und Dich nicht an Deinen schwachsinnigen Phantasien ergötzen.“
„Dann bist Du mir doch erst Recht böse.“
„Quatsch, warum sollte ich? Los, weiter.“
„Na gut, es ist ein Hundebett.“
„Du Spielverderber, Du hast nachgesehen. Das ist total gemein.“
„Hab ich nicht, aber wenn Du einen Zollstock im Schlafzimmer liegen lässt, musst Du Dich doch nicht wundern, dass ich assoziiere was Du planst.“
„Ich hätte doch den langen Oliver nehmen sollen.“
„Ja, hättest Du vielleicht, dass man ihm immer wieder die Regeln von „Mensch-ärgere-Dich-nicht“ erklären muss, versüßt wirklich jeden Alltag. Los, zeig mir endlich das Bettchen.“
„Okay, komm mit hoch. Guck doch nur, ist das nicht bezaubernd? Und das süße Muster!!“
„Ja wirklich. Äh, sehr schön, irgendwie Fluffig.“
„Fluffig? Was soll das denn bedeuten?“
„Keine Ahnung. Hab ich mal irgendwo aufgeschnappt und hatte noch keine Verwendung dafür, da hab’ ich gedacht jetzt wär ein guter Zeitpunkt es mal zu benutzen.“
„Klingt völlig bescheuert, gewöhn es Dir wieder ab. Also, kurz, du findest es hässlich und überflüssig.“
„Nein, nein, gar nicht, es ist wirklich, äh, fluffig.“
„Du meinst überfluffig. Allerdings findet Dein Hund das Bettchen richtig toll.“
„Häh, wie kommst Du denn darauf?“
„Na, guck doch, er liegt schon selig grinsend drin. Jetzt wirst Du mir wohl noch so ein Teil kaufen dürfen, denn dieses hat er offensichtlich okkupiert.“

*lesezeichen setz*

klasse geschichten

Frühstück 36

„Liebes, ich würde nicht so reichlich von der Gemüsepaste nehmen, die ist wirklich scharf.“
„Welcher Klugsnacker hat noch mal gesagt, guck auf Deinen eigenen Teller? Warst Du das vielleicht?“
„Bin schon still. Wir haben ja noch zwei Kästen Wasser im Haus. Das sollte reichen.“
„Hör mal, der lange Oliver, ist der wirklich so dämlich?“
„Ja.“
„Wie einfach nur ja? Auf mich wirkte der immer ganz munter und sympathisch.“
„Klar, alle Frauen mögen ihn, aber ich hab gemeinsam mit ihm in der vierten Klasse gesessen.“
„Wie geht das denn, der ist doch zwei Jahre älter als Du.“
„Ja, wie wird das wohl gehen? Dem hat die Grundschule so gut gefallen,
dass er etwas länger als die Anderen geblieben ist.“
„Du meinst er ist schon in der dritten Klasse sitzen geblieben?“
„Zweimal.“
„Red nicht, das kann doch nicht sein.“
„Pass auf, der war schon Zwölf als er in in der Vierten war und da hat seine Mutter ihn eines Tages gebeten auf dem Weg zur Schule den Müll runterzubringen. Tja, und er kommt morgens in die Klasse und hat einen stinkenden Plastikbeutel in der Hand. Seinen Tornister hatte er in die Mülltonne geworfen und den Abfall mitgebracht.“
„Ach, das kann doch mal passieren, wenn man in Gedanken ist.“
„Na die zwei Gedanken die er am Tag hat, braucht er für Fußball und irgendwas anderes,
jedenfalls ist er eilig zurück gerannt um die Schultasche zu retten, aber die Müllabfuhr war schneller.“
„Das ist doch süß.“
„Süß? Ich finde das schlicht trottelig. Ein anderes Beispiel: Die platte Nase hat er sich nicht, wie wir anderen halbwegs normalen Kasper bei einer der vielen Raufereien geholt, sondern als er in Pantoffeln hinter dem Bus her gerannt, ausgerutscht und vor die mittlerweile geschlossene Tür geknallt ist. Er hatte einfach vergessen Straßenschuhe anzuziehen.“
„Schiebst Du mal am Sprudel? Upps, schon leer. Kommst Du an die Flasche da hinten?
Super, danke Dir. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass einer wirklich doof ist, nur weil er manchmal ein wenig verträumt durchs Leben geht.“
„Mein Gott, sobald ein Typ halbwegs passabel aussieht, macht Ihr Mädchen aus einer ausgemachten Blitzbirne einen verträumter Romantiker. Das ist ein netter Kerl, aber er ist auch der erste der zugibt, dass man ihm bei der Geburt nur Energiesparbirnen in die Fassungen geschraubt hat. Und dass er gerne zuhört, liegt allein daran, dass er absolut nichts zu erzählen hat.“
„Ich glaube der ist eigentlich ganz pfiffig und verarscht Euch alle.“