Wie lange bei dem Züchter?

  • Doch, habe ich gelesen. Aber diese Hunderudel in Forschungszentren sind nicht "gewachsen", sondern vom Menschen zusammengestellt. Diese "Rudel" (sind ja nicht wirklich welche, sondern nur irgendwelche Tiere, die gezwungen werden, zusammen zu leben) werden absichtlich unter Ressourcen-Knappheit gehalten. Dort werden auch Welpen, wenn sie das erste mal die Wurfhöhle verlassen erstmal von allen "Rudelmitgliedern" platt gemacht (siehe Trummler). Das würde in einem "echten" Rudel niemals passieren.
    Deswegen möchte ich mich auch nicht auf solche "künstlichen" Beobachtungen stützen.
    Natürlich kann man jetzt einwenden, daß ja auch die Familien-Hunde, Züchter-Hunde zusammengewürfelt sind, aber dennoch bin ich der Ansicht, zeigt sich auch da wieder inwieweit sich der Züchter darauf versteht ein funktionierendes Rudel zu schaffen, oder eines, das nur so irgendwie miteinander auskommt.
    Inwieweit orientiert man sich an natürlichen Rudeln (Pizza-Hunde, Wölfe) oder eben an Kunst-Rudeln???
    Was ist wohl erstrebenswerter? Was nachahmenswerter?

  • Zitat


    Aber das Märchen mit der 8. Woche und dem übernehmenden Rüden ist etwas, das sich Züchter ausgedacht haben, weil ihre eigene Hündin die Welpen von den Zitzen abgebissen hat, die sich daraufhin auf den oft im selben Haushalt lebenden Rüden gestürzt haben, weil sonst einfach nix an Beschäftigung geboten wurde.

    Wenn das ein Märchen ist dann verrate mir mal bitte wieso es einfacher ist einen 8,5 Wöcher als einen 16 Wöcher in ein bestehendes Rüdelrudel einzugliedern ?
    Keine Studie - sondern eigene Erfahrungen.

  • Zitat

    Was ist wohl erstrebenswerter? Was nachahmenswerter?

    Wenn es erstrebenswerter und nachnahmenswerter ist ein gewachsenes Rudel zu erhalten, müßten die Welpen 2, in einigen Fällen sogar 3 Jahre, in der Familie und der vertrauten Umgebung bleiben.

    David Mech hat in Wisconsin, lange vor Bloch, wildlebende Wolfsrudel über Jahre beobachtet und studiert. Er kam zu dem Ergebnis, das der erste Wurf einer neu gegründeten Familie blieb, als der zweite Wurf geboren wurde. Die nun Einjährigen teilten sich die Erziehung mit den Eltern. Erst als Zweijährige trennten sie sich von ihrer Familie und gründeten eine eigene. Nicht wenige blieben bis zum 3. Lebensjahr.

    Wir haben Haushunde und keine Wölfe. Diese Vergleiche hinken immer. Und wer sich ernsthaft mit dem Wolf, bzw. der Literatur über ihn beschäftigt, merkt diese Ungereimtheiten.

    Ich habe Hunde von einer sehr erfahrenen Züchterin. Sie züchtet seit 30 Jahren Neufundländer. Ihr Rudel hat eine Größenordnung von 16 - 18 Hunden, ohne die eigenen Welpen.

    Bevor nun jemand schreit, es sind Rüden und Hündinnen, alte und junge, es sind Zuchthunde und nicht zuchttaugliche. Sie gibt äußerst selten und nur an Bekannte einen zuchtuntauglichen Hund ab.

    Die Welpen werden also in dieses große Rudel geboren. Diese Züchterin hat nun die Erfahrung gemacht, je länger die Welpen in diesem Rudel verbleiben, um so mehr leiden sie unter Trennungsschmerz, wenn sie dann zu ihren neuen Familien kommen und als Einzelhund gehalten werden. Auch brauchten die neuen Besitzer wesentlich mehr Zeit, bis der Welpe sich ihnen anschloß, sie Zugang zu ihm fanden.

    Für mich eigentlich nur logisch. Je länger die Welpen in ihrer vertrauten Umgebung, ihrem Rudel sind, um so schwerer fällt die Trennung.

    Ganz anders dagegen, wenn sie sich dann doch mal von einem 2 oder 3 jährigen trennt. Diese Hunde, die ja nur Angehörige eines Rudels waren, blüten in den neuen Familien sichtlich auf.

    Wenn diese Züchterin sich Welpen aus anderen Linien kauft, holt sie sie im Alter von 8 Wochen plus 1 Tag ab. Völlig problemslos kann sie diesen Welpen in ihr Rudel integrieren. Ist der Welpe älter als 12 Wochen, muß sie ein, von den Erwachsenen getrenntes, Junghunderudel eröffnen.

    Wie bei quai, keine Studie, aber langjährige Erfahrunswerte.

    Gaby, Idefix und ihre schweren Jungs

  • Zitat

    Wenn das ein Märchen ist dann verrate mir mal bitte wieso es einfacher ist einen 8,5 Wöcher als einen 16 Wöcher in ein bestehendes Rüdelrudel einzugliedern ?
    Keine Studie - sondern eigene Erfahrungen.


    Darin seh ich keinen Unterschied,haste du Hunde die von Welpen oder anderen Hunden genervt sind sind sie genauso shclecht einzugliedern wie ein Hund der älter ist!

  • Ich habe nirgends gesagt, daß ein Welpe länger als 12 Wochen bei der Mutter/dem Züchter bleiben sollte. Ich finde 12 Wochen auch schon sehr lange, finde 10 -11 Wochen optimal. Warum? Weil nachgewiesenermaßen in der 8. - 9. Woche eine Angstphase auftritt, die nur 1-2 Tage anhält, während derer es unter Umständen aber große Auswirkungen auf das spätere Verhalten der Hunde hat. Um diese Angstphase möglichst nicht auf den Umzugstag treffen zu lassen, würde ich eben bis ungefähr zur 10. Woche warten. Bei einem vernünftigen GUTEN Züchter hat man dadurch keinen Nachteil, jedoch den Vorteil, daß man das Risiko nicht eingeht, die Angsphase zu erwischen.

    Zur Beobachtung von Wolfsrudeln und Haushunden: Bloch hat die Pizza-Hunde studiert, welche das einzig bekannte und erforschte HUNDE-Rudel sind. Dort sind keine Hunde abgewandert. Auch bei Wölfen wandern die Jungwölfe nicht immer ab, manche gliedern sich ein und bleiben ein Leben lang im Familienverband, kann man also auch nicht pauschalisieren.

    Und ich konnte bisher noch keine Unterschiede festmachen, ob ein Welpe mit 8 Wochen oder mit 10 Wochen besser in ein Rudel zu integrieren wäre... Problematisch wird es ab ca. 16 Wochen, davor wird in aller Regel kein Unterschied gemacht, was ich auch immer wieder in den Welpenstunden mit erwachsenen Hunden beobachten kann. Im Gegenteil: viele erwachsene Hunde können mit einem schon ca. 12 Wochen alten Welpen, der sich besser bewegen und koordinieren kann mehr anfangen als mit einem 8 Wochen alten Welpen, dem sie öfter auch mal aus dem Weg gehen und der nur komisch ist.. Das sind meine Beobachtungen, die ich immer wieder machen kann.

    Es wird nie das Nonplusultra geben und jeder wird es im gesetzlich erlaubten immer für sich entscheiden müssen.

    Aber noch mal: Für mich überwiegen die Vorteile deutlich, wenn ich bis zur 10. Woche warte. Meine Erfahrungen haben gezeigt (nicht nur meine), daß diese 1 Woche einen deutlichen Unterschied machen kann.
    Nicht muß. Erwische ich diese Angsphase beim Umzug nicht, macht es keinen Unterschied. Aber woher weiß ich das? Außer ich warte eben ne Woche länger...

  • Zitat


    Darin seh ich keinen Unterschied,haste du Hunde die von Welpen oder anderen Hunden genervt sind sind sie genauso shclecht einzugliedern wie ein Hund der älter ist!

    Die gravierenden Unterschiede habe ich aber bei meinen Hunden gesehen.
    Bei dem 16 Wöcher haben sie viel länger "dumm getan" als bei dem 8,5 Wöcher. Da war nur Begeisterung.
    Diese Verhalten habe ich auch anderen Welpen gegenüber festgestellt.

  • Nachdem dieser Thread ja eine recht forsche Wendung hingelegt hat, sage ich es jetzt genauso forsch: es gibt keine Angstphasen. Sowohl Bezeichnung, als auch Definition und die Vorgänge im Gehirn dabei, sind veraltet.
    Und selbst in diesen sog. "Angsphasen" hat ein Hund keine "Angst" vor neuen Dingen. Sie gehören nur sorgsam verarbeitet und die Anzahl der Reize sollte gering gehalten werden, um eine übertriebene Wahrnehmung (durch fehlenden Austausch von cognitiver und intuitiver Gehirnhälfte) zu vermeiden.

  • Zitat

    Und selbst in diesen sog. "Angsphasen" hat ein Hund keine "Angst" vor neuen Dingen. Sie gehören nur sorgsam verarbeitet und die Anzahl der Reize sollte gering gehalten werden, um eine übertriebene Wahrnehmung (durch fehlenden Austausch von cognitiver und intuitiver Gehirnhälfte) zu vermeiden.

    Na das ist klar (genau deswegen würde ich ja einen Umzug in diesen Tagen vermeiden), aber wie willst Du sie dann nennen???


    In manchen Quellen werden sie Fremdelphase genannt.

    Phase von vermehrter Unsicherheit.

    Wie kann man so eine Phase nennen, ohne jedesmal die körperlichen Zusammenhänge neu erklären zu müssen???

    (ernstgemeinte Frage)

  • Es wird hier von Phasen in denen keine Stresstoleranz besteht gesprochen.
    Durch die vermehrte Ausschüttung von Cortisol wird die Kommunikation der Gehirnhälften sozusagen unterbrochen, und die intuitive Hälfte gewinnt hier Überhand. So werden Situationen über das reale Maß hin wahrgenommen.
    Das kann theoretisch auch positive Effekte haben, wenn die Situationen positiv genug sind.

    Es gibt einige dieser Phasen in einem Hundeleben, die meisten werden da einfach übergangen. Von einer solchen Phase zw. acht und neun Wochen ist mir nichts bekannt, womit ich allerdings keinesfalls besteiten möchte, dass es sie gibt :)

    Für mich persönlich ist ein Umzug ins neue Heim - bei entsprechender Einfühlsamkeit - kein Faktor, der den Hund negativ beeinflussen muß.
    Du hast sicherlich recht, dass das zu Problemen führen könnte, allerdings kann es auch zu einem gesteigerten positiven Erlebnis führen.

    Es liegt halt mal wieder am HH ;)

  • Aber halt nicht nur an diesem, sondern auch an der Persönlichkeit des Hundes.

    Ich habe ja weiter vorne schon mal beschrieben, daß ich auch denke, daß bestimmte Rassen, die darauf selektiert wurden, hier eher gefährdet sind, während es bei anderen Rassen vielleicht eher diese positive Reaktion hat.

    Interessant wären diesbezüglich mal echte wissenschaftliche Untersuchungen.

    Vergleiche von beispielsweise Hovawarten, Schäferhunden, Dobermännern, Australian Cattle Dogs, Herdenschutzhunden auf der einen Seite

    und

    Labradoren, Beagles, Neufundländern, Pudeln auf der anderen Seite. (nur Beispiele)

    Während den einen Rassen ein ausgeprägtes Mißtrauen angezüchtet wurde, wurden andere Rassen auf ausgeprägte Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit selektiert. Und dann spielt natürlich auch noch die individuelle Persönlichkeit des Hundes eine enstscheidende Rolle.

    Diese Phase in der 8.-9. Woche haben verschiedene Autoren beschrieben, leider lese ich zu viel, als daß ich das jetzt ganz genau zu ordnen könnte.

    Die anderen Phasen werden sicherlich von verantwortungsbewußten Haltern auch nicht übergangen, sondern sehr wohl ernst genommen. Aber während die anderen Phasen sich über Wochen und Monate unterscheiden und verschieben können (Pubertät), ist diese Phase auf diese 1-2 Wochen begrenzt, was es recht leicht macht, darauf Rücksicht zu nehmen, wenn man das möchte.

    Mir liegt es wirklich fern, das zu verallgemeinern. Ich möchte immer wieder betonen, daß das meine persönliche Entscheidung wäre bis zur 10.-11. Woche zu warten. Ich möchte auch nicht behaupten, daß es schief gehen muß, ich würde nur auf Nummer sicher gehen wollen.

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