Machs gut, mein Großer (lang)

  • "manchmal ist es besser, aufzugeben, als irgendwas aufzuzwingen"


    Es war August, als ich dich das erste Mal sah. Es war Zufall. Ich besuchte dich immer wieder im Tierheim, du mochtest die Mause von Anfang an. Genauso wie sie dich. Wir nahmen dich mit auf unsere Spaziergänge, du warst so lieb. Ich nahm so viel auf mich, trennte mich fast von meinem damaligen Freund, weil er dich nicht wollte und nicht verstand, dass du es einach warst. Du hattest mich ausgesucht.


    Und es sollte sein. Am 22.10.2010 nahm ich dich mit. Zu uns. Nachhause. Dein neues Zuhause. Ich wusste nichts über dich, außer dass du an einem Fluss ausgesetzt worden warst. Sie sagten, du wärst etwa 3 Jahre alt und könntest nicht alleine bleiben. Es war mir alles egal.


    Du warst umwerfend, durch einen familiären Notfall musstest du an deinem zweiten Abend 2 Stunden alleine bleiben, mit Luna. Wir stellten Kameras auf und ich war unglaublich stolz auf dich, als ich später sah, wie du einfach nur auf deiner Decke lagst, die ganze Zeit.


    Und so nahm alles seinen Lauf und irgendwann lernten wir deinen Exbesitzer kennen, das Schwein, das dich ausgesetzt hatte. Er erzählte mir, dass du eigentlich "Lui" heißt und schon 7 Jahre alt bist. Ich war froh darüber, etwas über dich zu wissen.


    Natürlich hattest du deine Macken, du drehtest immer sehr schnell auf - typisch Hütehund eben. Und Impulskontrolle hattest du wohl auch nie gehört. Deine Verdauung besserte sich schlagartig, als du angefangen hast rohes Fleisch zu fressen. Und du nahmst endlich an Gewicht zu. Du warst ein Traumhund. Überall konntest du ohne Leine laufen, hörtest auf das leiseste Wort und freutest dich auf meine Rückkehr, wenn du ohne Leine vor dem Supermarkt gewartet hattest.


    Du brachtest Ruhe ins Lunchen. Ihr Nervenköstum besserte sich, sie war nahezu wieder gesund.


    Aber lief es mit euch, dir und Luna perfekt, so lief es mit mir und meinem Leben nicht. Die Tatsache, dass Beziehungen keine Beziehungen mehr sind, war nicht mehr zu übersehen. Ich konnte und wollte nicht mehr. Und so beendete ich es. Auch wenn das bedeutete, die Wohnung mit euch zu verlassen.


    Wir flüchteten also noch an dem Abend zu Freunden, wir mussten unseren Platz massiv reduzieren, doch ich war mir sicher, auch das würden wir schaffen. An diesem Abend hatte Luna das erste Mal seit langem wieder einen Anfall. Ich hatte Angst vor der Zukunft, hoffte einfach nur, dass sich schnell wieder alles bessern würde.


    Doch der Psychoterror übertrug sich auf dich, mein großer Beschützer.
    Du zeigtest Aggressionen, die ich von dir nie erwartet hatte.
    Ich war vollkommen überfordert, als du auf Luna losgingst und sie schreiend da lag. Sie schrie noch 10 Minuten später und zitterte am ganzen Körper.
    Ich packte dich am Halsband und sperrte dich in den Flur, deine Zähne in meinem Oberschenkel nahm ich nicht wahr.


    Ich verstand die Welt nicht mehr. Wollte einfach nur, dass alles vorüberging.
    Aber es wurde schlimmer. Deine Aggressionen übertrugen sich auf jeden, aber immer wieder auf Luna.
    Wohnungslos, orientierungslos und deprimiert hoffte ich bei jedem Angriff, dass es der letzte war.
    Ich hatte kein Geld für einen Hundetrainer und, es tut mir Leid, mein Freund, auch nicht die Energie.
    Die Beschwerden der Nachbarn häuften sich, sie berichteten von Dauerbellen, in den 2 Stunden, in denen du täglich allein bleiben musstest. Und das obwohl sonst 9 Stunden nie ein Problem waren.
    Deine Verdauung wurde wieder schlechter, das ganze Sofa war vollgekotzt und gekackt.
    Du konntest mit mir und diesen Veränderungen nicht umgehen und ich konnte dir keine Kraft mehr geben.


    Duch deine Attacken wurde Luna wieder krank. Ihre Löcher mehrten sich, meine auch. Es war kein Zustand mehr.


    Ich entschloss mich...Und obgleich es mir das Herz brach, war ich mir sicher, dass es bald für uns alle besser werden würde.
    Ich rief beim Tierheim an, wollte einen Termin zu einem Gespräch vereinbaren, darüber sprechen, wie es weitergehen würde, aber das interessierte sie alles nicht. Sie sagten, ich solle deinen Impfausweis, den Kaufvertrag und logischerweise dich während der Öffnungszeiten einfach vorbeibringen, dann würden sie dich wieder aufnehmen. Es interessierte sie kein Grund, es interessierte sie nicht, dass ich während des Telefonats, das doch unglaubliche 2 Minuten dauerte, mehrmals um Luft ring und mit den Tränen kämpfte. Binnen 2 Minuten war über dein Schicksal entschieden. Es war als hätte ich beim Sperrmüll nachgefragt, wann ich mein ausgedientes Sofa vorbeibringen könnte.


    Ich fühlte mich und fühle mich immer noch schlecht, ich will dich nicht verraten, aber ich muss mir eingestehen, dass ich diese Situation nicht mehr tragen kann. Es ist zu viel für mich und zu viel für dich.
    Mein Herz, wenn wir morgen diesen Weg gehen... Nein, ich muss dich nicht bitten, dein Blick sagt mir, dass du verstehst.
    Verstehst du wirklich?
    Mein Großer, es tut mir so Leid, dass ich nicht die Kraft und das Herz habe, dich zu behalten, für uns alle zu kämpfen.
    Machs gut, mein Freund. Danke für alles. Ich liebe dich. Ich werde nach dir sehen, dein Pate sein.
    Soll ich dich ab und zu mal abholen und dir die Stadt und die Wiesen zeigen?
    Bitte sei nicht böse auf mich, ich wünsche dir von Herzen, dass du eine Familie ganz für dich alleine findest und nicht lange bei den anderen im Heim warten musst. Du machst das schon, ich kann viel über dich erzählen. Du bist ein toller Hund.
    Ich liebe dich.


  • Mir fehlen tröstende Worte, aber ich möchte es auch nicht nur lesen und weggehen. Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächsten Tage und bin mir sicher, dass so ein wunderschöner Hund den richtigen Platz findet.
    Du hast Dir die Entscheidung nicht leicht gemacht und Du wirst sehen, dass sich alles fügt.

  • Oh weh!!! :( :
    Das tut mir unendlich leid für Dich! - Aber so wie ich es lese, hast Du ja wirklich alles versucht!
    Und wer weiß, was die Zeit bringt. Vielleicht ist es so wirlich besser für Ihn und auch Euch zwei. Vielleicht führen Euch
    Eure Wege auch wieder zusammen?!


    Kopf hoch und genieß die letzten Stunden mit Ihm!!!


    Alles Liebe und Gute für Euch alle!!!

  • Zitat

    Super, dann muss er nicht mehr neun Stunden in der Box sitzen! Oder war das die Hündin?


    Stimmt, sondern 24Std im Zwinger. Hui, geil!
    Muss sowas hier jez wirklich sein Buddy?


    Tut mir Leid für Dich Plastikchen. Wenn das Geld für einen Trainer fehlt und sich bei euch alles so überschlagen hat.. vllt ist es besser. Aber das Du ihn sehr magst merkt man - sonst würdest Du net so über ihn schreiben.
    Privat vermitteln darfst Du ihn nicht? Das würd ihm zumindest gleich ne neue Familie bescheren und keinen kalten TH-Zwinger *mhpf*

  • Manchmal erfordern unvorhergesehene Umstände eben, dass man einen anderen Lebensweg einschlagen muss ...


    Komm gut und mit verdammt viel Glück sehr bald bei einer liebevollen Endstelle an du hübscher Wuschelkopf.

  • Zitat


    Stimmt, sondern 24Std im Zwinger. Hui, geil!
    Muss sowas hier jez wirklich sein Buddy?


    Tut mir Leid für Dich Plastikchen. Wenn das Geld für einen Trainer fehlt und sich bei euch alles so überschlagen hat.. vllt ist es besser. Aber das Du ihn sehr magst merkt man - sonst würdest Du net so über ihn schreiben.
    Privat vermitteln darfst Du ihn nicht? Das würd ihm zumindest gleich ne neue Familie bescheren und keinen kalten TH-Zwinger *mhpf*


    Buddy - was soll das denn jetzt??? - Lese das mal richtig, er war am Tag nur 2 Stunden allein, nur im Norfall 9 Stunden!


    @Memmel - Nein darf Sie nicht! Mann muß beim Tierheim einen Vertrag unterschreiben, das wenn man das Tier wieder abgeben muß, es ins Tierheim zurück bringen muß!


    Sie könnte natürlich anhand von Bildern Anzeigen usw. eine neue Familie suchen und diese dann an das Tierheim verweisen... Währe zumindest eine Lösung!

  • Danke für eure Worte, aber bitte schreibt nicht über mich, wünscht nicht mir viel Glück und alles Gute, sondern Pauli.


    Es geht hier nur um ihn, ich möchte kein Mitleid.


    Privat vermitteln darf ich nicht, leider. Aber ich hätte auch niemanden an der Hand.


    Meint ihr, dass es scheisze für ihn ist, wenn ich ihn ab und zu mal abhole?
    Das Tierheim ist direkt in unserem Auslaufgebiet.


  • Ich würde Ihn nicht holen! Wie soll er das denn verstehen? Erst gibst Du Ihn ab, dann kommst Du wieder - Hund freut sich wie blöd - und nach dem Gassi gibst Du Ihn wieder ab!
    Und ich denke Dir tut das auch nicht gut!

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