Knurren. Was sagt Euch das?

  • Hallo!


    In einem der Threats in letzter Zeit hieß es, man solle das Knurren eines Hundes nie unterbinden oder bestrafen da das ein Zeichen von Unmut wäre, zu dem jeder Hund das Recht habe. (Hoffe ich habe das noch richtig im Kopf)


    Meine Frage: seht Ihr das alle so?


    Mir ist nämlich als ich das betreffende Posting gelesen habe aufgefallen, daß für mich Knurren nicht gleich Knurren ist. Das ist sehr individuell und von Situation zu Situation unterschiedlich.


    Ein Knurren ist für mich immer eine Warnung, ob ich die dem Hund aber zugestehe oder nicht ist sehr unterschiedlich. Warnungen gibt es da aber eine breite Palette, von: "Ich zeige sehr deutlich nachdem alles andere nichts hilft und alle Beschwichtigungssignale ignoriert werden daß ich genug habe" über "Du paßt mir nicht geh aus dem Weg!" bis hin zu regelrechten Drohungen.


    Ich weiß nicht ob das andere auch so sehen oder ob das nur Einbildung ist.


    Habt Ihr auch schon verschiedene Arten von Knurren beobachtet oder meint Ihr das es nur eine Situation gibt in der dieses Verhalten gezeigt wird? Wie verhaltet Ihr Euch? Laßt Ihr Euch das immer gefallen oder versucht Ihr es zu unterbinden?


    Ich muß dazu sagen, daß ich selbst noch nie angeknurrt worden bin und auch keiner der Hunde aus meinem engeren Umfeld ein großer Knurrer war. Ich habe das Verhalten öfter bei Hunden untereinander beobachtet und bei Hunden die auf fremde Kinder gestoßen sind oder auf Erwachsene, die sie bedrängt haben. Oder bei ausgebildeten Wachhunden bei der Arbeit.


    Wenn das Verhalten bei Welpen gegenüber "ihren" Menschen auftritt, hat da nicht der Mensch vorher schon große fehler gemacht? Oder kann das Übermut sein der zu unterbinden ist?


    Oder wenn ein Hund einen Artgenossen auf der anderen Straßenseite im Vorbeigehen anmotzt, sollte man den nicht in seine Grenzen schicken? Oder Hunde die den Tierarzt anknurren, macht es da Sinn das Verhalten zu untersagen?


    Bin mal gespannt auf Eure Erfahrungen und Meinungen,


    lieben Gruß, Katharina

  • Hallo Katharina,
    meine süße Knurrt recht (durfte es wohl beim Vorbesitzer immer) viel und ich erlaube ihr das natürlich nicht immer. Ich finde man kann einem Hund unmöglich erlauben in jeder Situation zu knurren! Wer ist den dann der Chef? Ich oder der Hund?
    Wenn ihr z.B. eine Situation mit fremden Menschen unangenehm ist und sie deshalb knurrt weil sie "bedrängt" wird sage ich nichts zu Kira sondern bitte die jeweilige Person den Hund in Ruhe zu lassen. Ist zwar noch nie passiert, aber beim Tierarzt z.B. würde ich ihr jedes knurren verbieten.
    Ich verbiete ihr auch fremde Menschen oder Hunde (bei den Menschen kommt das nur manchmal vor wenn es dunkel ist) beim gassigehen anzuknurren! Ich bin der Chef und somit bestimme auch ich wer Feind und wer Freund ist.
    Die Leute die sagen der Hund habe das Recht in jeder Situation zu knurren in der er das möchte, lassen diese Leute sich auch selbst von ihren Hunden anknurren? Wenn ja müssen das solche Fälle sein die man des öffteren bei der "Tiernanny" usw. sieht, wo z.B. nichtmal mehr der Ehepartner ins Bett darf ohne attackiert zu werden.
    Aber ja, es gibt meiner Meinung nach erhebliche Unterschiede zwischen Knurren und Knurren, aber genauso unterschiedlich muss man dann eben auch darauf reagieren.
    Mein Hundetrainer hat mir ganz am Anfang unserer Zusammenarbeit etwas wahres gesagt :"Das Zusammenleben mit einem Hund ist keine Demokratie, sondern eine liebevolle Diktatur!" Ich finde über diesen Satz sollten viele Hundebesitzer einmal nachdenken.
    Wie siehst Du das?

  • Zitat

    "Das Zusammenleben mit einem Hund ist keine Demokratie, sondern eine liebevolle Diktatur!" Ich finde über diesen Satz sollten viele Hundebesitzer einmal nachdenken.


    Das sehe ich ähnlich. Allerdings durften selbst die Sklaven im alten Rom ihre Gefühle zeigen.
    Knurren ist eine Kommunikationsform, ebenso wie die Körperhaltung. Verbietet man etwas davon im Grundsatz kann sich nicht nur der Hund nicht mehr mitteilen, der Mensch versteht ihn auch nicht mehr.
    Selbstverständlich muss und sollte man das Knurren situationsbedingt unterbinden (können), aber nicht grundsätzlich.
    Das Knurren kann sogar die Erziehung unterstützen, i dem es als Barrometer des persönlichen Verhältnisses dient.
    Knurren aus Angst: Es hilft mir als Trainer oder Halter das Angstpotenzial des Hundes zu analysieren, besser als es die Körperhaltung allein vermitteln könnte.
    Knurren aus Aggression: Auch hier lässt sich der Level und der Eskalationszeitpunkt heraushören. Ich möchte dabei mal auf die Verständigungsprobleme zwischen knurrenden und nicht/selten knurrenden Rassen verweisen. DSH (kn) - Rottweiler (n.kn), Dackel (kn) - Husky (n.kn).
    Die Unterdrückung des Knurrens kann natürlich ebenso ein Kommunikationsmittel sein.
    Das Knurren grundsätzlich zu unterdrücken ist nach meiner Ansicht falsch und schafft nur Missverständnisse und Kommunikationsprobleme.
    Selbst Wölfe knurren sich gegenseitig an. Und der Leitwolf hat sicher bessere Führungsqualitäten, als irgendein Mensch im Bezug auf seinen Hund.
    Einem Hund das Knurren generell zu verbieten ist damit vergleichbar, als würde man einem Italiener bei einer engagierten Diskussion die Hände auf den Rücken binden.
    Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin kein Rassist.


    Gruß
    Wakan

  • Grundsätzlich kann ich mich da nur anschließen.


    Knurren ist eine Ausdrucksform, die zum Hund dazu gehört, seine Art von Verständigung, genauso wie bellen, winseln, wedeln, ...
    Der erste Gedanke sollte natürlich immer die Frage nach dem Warum sein, ist der Hund ängstlich oder unsicher muß ich auf sein Verhalten eingehen und entsprechend reagieren. Ists aus dem Spiel heraus, gehört es einfach dazu, dem wird keine weitere Beachtung geschenkt. Ernsthaftes anknurren von Menschen und Hunden ist zu unterlassen, da gilt meine Entscheidung. Kann man endlos fortsetzen …


    Dem Hund das Knurren in Unwissenheit in jeglicher Situation zu verbieten, kann sehr gefährlich werden. Ein Hund zeigt unzählige Warnsignale bevor er knurrt, wird selbst dieses ignoriert wird er zubeißen. Bestraft man den Hund regelmäßig für dieses „Warnsignal“, kann es passieren, daß der Hund beim nächsten Mal dieses Stadium überspringt und direkt zubeißt !!


    Das Knurren darf nie alleine betrachtet werden, es kommt auch auf die Körperhaltung und die Situation an. Bei Mehrhundehaltung ist ein kurzes Knurren an der Tagesordnung, kurz, präzise mit einem Blick verbunden und sehr wirkungsvoll - absolut normal.


    Warum auch immer er knurrt, man sollte darüber nachdenken bevor man reagiert !

  • Hallo,


    ich finde auch einen gewissen Anteil von Knurren sollte man schon auch bei Hunden zulassen.


    Dabei ist sehr wohl zu unterscheiden, warum, weshalb und wie und in welcher Situation dieses Knurren auftritt.


    Ich nehm das Beispiel Sky ganz gerne, sie liegt hier unter dem Stuhl, sie schläft tief und fest. Wir denken nicht an sie und sie erschreckt sich im Schlaf und knurrt, wenn wir sie antippen. Wie kann ich das Erschrecken aus dem tiefen Schlaf bestrafen? Ich will im Prinzip ja auch nicht aus den Schlaf gerissen werden.
    Also muss sie vorher angesprochen werden, damit sie wach wird. Sie ist aber nie dabei bösartig geworden, es war reines Erschrecken. :wink:



    Klar darf ein Hund der vor seinem Herrchen steht und in wachem Zustand diesen anknurrt, damit nicht durchkommen. Es ist aber ein anderes Knurren als das ich eventuell unter einfach aus dem Schlaf einstufen würde. Bei solchen Situationen ist in meinen Augen aber auch nicht die Rangfolge geklärt und der Hund merkt das er Oberwasser hat und übernimmt das Zepter. Das würde ich nie im Leben zulassen.



    Zum anderen finde ich es faszinierend zwei Hunde zu beobachten die im Prinzip einen Stock haben wollen. Der eine knurrt, damit Sky nicht an den Stock kommen soll, soll ich das dann unterbinden?
    Nein sowas unterbinde ich nicht, wir haben Glück und Sky dreht sich auf dem Absatz um, denn sie beherrscht die Hundesprache aus dem FF. Also lasse ich im Prinzip das Knurren zu auch wenn es in dem Moment nicht von ihr kommt und vor allen Dingen halte ich mich da raus und wenn es ein souveräner Hundehalter ist, vertraut er seinem eigenen Hund. Meistens treffen wir solche Hunde aber es kann auch anders kommen.


    Ich glaube ein gut sozalisierter Hund darf auch mal Knurren, wenn er im Spiel ist. Es ist für den anderen eine Warnung. Unterbinde ich es habe ich so ein Problem wie heute beim Spazieren gehen.
    Da rannte ein kleinerer Hund auf Sky zu fletschte die Zähne und hang sofort bei Sky im Fell. Der Hund rannte alleine auf der Strasse rum, ich hab nur aus einem Fenster: Nicki komm her, gehört. Da war kein Knurren nichts. Der biss sofort zu. :shock:


    Sky ist super damit umgegangen ich habe die Leine losgelassen und sie nur noch gerufen und bin weiter gegangen. Sky hat sich auf keine Diskussion eingelassen und ist mir gefolgt. Sie hätte auch zubeissen können, aber das hat sie nicht.
    Sie hatte aber schon an seiner Körpersprache gesehen, das es kein Freund wird, der auf sie zugeschossen kam.
    Ich weiß auch wenn sie angeknurrt wird, läßt sie diesen Hund links liegen.


    Jede Situation ist unterschiedlich. Jedes Knurren würde ich nicht verbieten.
    Selbst ein für uns Knurren kann für die anderen Hunde heißen lass uns spielen. Selbst das Spielen hört sich manchmal total gefährlich an, aber es ist halt nur Spielen.
    Unter Hunden ist es eine klare Ansage und normal verstehen die Hunde das auch. :gut:

  • Hallo,
    alles natürlich Situationsbedingt sehr unterschiedlich. Lucy knurrt beim gemeinsamen Spiel viel und gerne und es klingt doch so anders wenn sie einen fremden anknurrt. Für mich bedeutet anknurren eines fremden doch eine warnung, ich bin froh das sie knurrt der nächste logische schritt für mich wäre bellen und dann schnappen. Da sie nur knurrt kann ich die Situation auflösen. Die Gefahr beim verbieten liegt in der Fehleinschätzung der Situation seitens des Hundehalters. Wenn mein Hund aus Angst knurrt und ich verbiete dies kann das sicherlich üble folgen habe inklusive Vertrauensverlust.
    Außer im Spiel hat sie mich nie angeknurrt, auch nicht wenn ich sie für eine unangenehme Behandlung beim Tierarzt festgehalten habe. Und abgesehen von einer so belastenden Situation würde ich dies verbieten.
    LG

  • Zitat

    Wenn das Verhalten bei Welpen gegenüber "ihren" Menschen auftritt, hat da nicht der Mensch vorher schon große fehler gemacht?


    Ich glaube ich habe mich etwas zweideutig ausgedrückt: Ich hab hier nicht das Knurren im Spiel oder Schreck gemeint sondern die Warnung nicht zu nahe zu kommen oder etwas wegzunehmen.


    Ich bin auch total der Meinung, daß Knurren zur Sprache des Hundes gehört und ein generelles Verbot total unsinnig wäre - es ging mir um das Gegenteil, das Erlauben von jeglichem Knurren.


    Da stimme ich sehr mit Kiramaus überein, ich bin der Meinung daß ein aggressives Anknurren von Mensch oder Hund (solange der Hund ein anderes Ausdrucksmittel nutzen könnte und nicht bedrängt wurde, wenn also das Beschwichtigen wegbleibt) nicht erlaubt sein dürfte! Und darauf hat sich auch mein Zitat oben bezogen: ein Hundebesitzer, der von seinem Hund (ohne unbekannte Vorgeschichte wie bei TH-Hunden) angeknurrt wird hat doch schon sehr viele andere Zeichen ignoriert, oder?


    Mir stellt sich dann nur die Frage, ob es da nicht schon viel zu spät ist um das Knurren noch sinnvoll zu unterbinden, die Ursachen liegen ja wo anders. Trotzdem würde ich es aus dem Gefühl heraus wahrscheinlich tun, wenn nicht spätestens da reagiert wird - wann denn dann??


    Das mit der liebevollen Diktatur ist eine tolle Formulierung!


    Gerade bei angstgeprägten Hunde interessiert mich: bis zu welchen Punkt laßt Ihr das Aggressionsknurren oder Abwehrknurren zu, ab wann seht Ihr eine Grenze überschritten und greift ein? Oder gibt es diese Grenze gar nicht?


    Habt einen schönen Tag!
    Katharina

  • Zitat

    !


    Gerade bei angstgeprägten Hunde interessiert mich: bis zu welchen Punkt laßt Ihr das Aggressionsknurren oder Abwehrknurren zu, ab wann seht Ihr eine Grenze überschritten und greift ein? Oder gibt es diese Grenze gar nicht?


    Habt einen schönen Tag!
    Katharina


    Bei Angsgeprägten Hunden lasse ich das Knurren uneingeschränkt zu. Das Knurren hilft "mir" das Angstpotenzial einzuschätzen und mein Verhalten an der Empfindung des Hundes auszurichten. Ich höre dann ob die Angst des Hundes bei meinem Verhalten zu- oder abnimmt. Das Knurren wirkt dann wie ein Peilsender und zeigt mir die Richtung an.


    Beim aggressiven Knurren kommt es auf die Ursache der Aggression und den Charakter des Hundes an. Bei einem "tatsächlich" dominannten DSH würde ich das Knurren mit jeder Konsequenz unterbinden und ihm, auf deutsch gesagt, zeigen wo der Hammer hängt. Bei einem sehr jungen Kangal der versucht die Wirkung seines Aggressionsverhaltens aus territorialen oder hirarchischen Motiven auszuloten, würde ich das Knurren selbst nicht unterdrücken sondern selbst entsprechendes Dominanzverhalten zeigen, bis das Knurren freiwillig einstellt.
    Grundsätzlich ist nur, das es keinen Grundsatz geben kann. Nur individuelle Lösungen für einzigartige Situationen.


    Gruß
    Wakan

  • Hallo,


    ihr sprecht hier alle vom "aggressiven Knurren"...


    Knurren ist immer eine aggressive Handlung, egal aus welcher Motivation heraus. Insofern ist mir etwas unklar, in welcher Art und Weise ihr den Unterschied zum Knurren zur Angst setzt. Denn auch dieses ist ein aggressives Signal.


    Ansonsten schließe ich mich der Aussage von Wakan an:


    Zitat

    Grundsätzlich ist nur, das es keinen Grundsatz geben kann. Nur individuelle Lösungen für einzigartige Situationen.


    Besser kann man es nicht sagen!


    Viele Grüße
    Corinna

  • Zitat

    Hallo,


    ihr sprecht hier alle vom "aggressiven Knurren"...


    Knurren ist immer eine aggressive Handlung, egal aus welcher Motivation heraus. Insofern ist mir etwas unklar, in welcher Art und Weise ihr den Unterschied zum Knurren zur Angst setzt. Denn auch dieses ist ein aggressives Signal.


    Klar, Territorialaggression, Recourcenaggression, Angstaggression unsw. unsw. Knurren ist aber nicht immer aggressiv.
    Die Unterscheidungen sollen doch nur dem Menschen helfen die Dinge auseinander zu halten.
    So bezeichnet man ja auch die Beuteaggression. Mensch bleibt menschlich beschränkt. Beispiel: Bewaffneter Raubüberfall = Beuteaggression / Warteschlange an der Fleischtheke- auch Beuteaggression, aber nur latent und secundär.


    Gönne es uns einfach die Dinge durch Abstrahierung in Form uberflüssigen Komplizierungen zu vereinfachen umd dadurch auf kompliziertem Weg zu den simpelsten Ergebnissen zu gelangen. :D :loldev:


    Mensch bleibt eben Mensch


    Wuff, wuff
    Wakan

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