Knurren. Was sagt Euch das?

  • Aus dem Wikipedia:


    Zitat

    Als Aggression (lat. aggredi: herangehen, angreifen) werden Verhaltensweisen bezeichnet, die eine Realisierung individueller oder kollektiver Vorzüge durch Drohung, Zurückdrängung, physischer Beeinträchtigung wie Verletzung oder gar Tötung eines tatsächlichen oder vermeintlichen Feindes oder Rivalen ermöglichen sollen. Aggressives Verhalten steht eng im Zusammenhang mit Angriffs-, Flucht- und Verteidigungsverhaltensweisen (siehe auch: agonistisches Verhalten). Die Reaktionsstärke des aggressiven Verhaltens ist sowohl auf eine aktivierte innere Bereitschaft (Aggressivität) im Rahmen eines bestimmten "Funktionskreises", als auch auf äußere aggressionsauslösende Situationen zurückzuführen.


    Insofern ist Knurren doch immer eine aggressive Verhaltensweise. Aus welcher Motivation auch immer es stattfindet, es heißt immer, dass der Hund an der Situation etwas geändert haben möchte. Meist geht es um Individualdistanz und Zurück- bzw. Ausweichen.


    Ich betrachte Knurren demnach immer als "Symptom" und würde dieses dem Hund niemals verbieten. Die Ursache muss in Angriff genommen, werden - wie ja schon mehrfach gesagt wurde.


    Mir ist nur ein wenig schleierhaft, warum man (alias "Der Mensch") bei (von ihm so interpretierten) aggressivem Verhalten aus nicht-ängstlicher Motivation heraus mit Gegenaggression reagiert?!? Wäre es in den meisten Fällen nicht viel schlauer, andere Wege zu suchen? Zumal der Mensch bei ebenfalls aggressivem Verhalten dies ja im Rahmen hundlicher Kommunikation anpassen muss, da es sonst vom Gegenüber (also dem Vierbeiner) missverstanden werden kann, oder - für den Menschen ganz ungünstig - er dem Hund wegen nicht einhalten der "Kampfregeln" - körperlich unterlegen ist?!?...


    Und dann noch die Frage: Darf ein artfremdes Individuum soetwas überhaupt?


    Viele Grüße
    Corinna

  • @ wakan: Wie sieht ein dominant aggressiv knurrender DSH für dich aus?
    Oder anders gefragt: Was bedeutet dominant? Oder was bedeutet das Wort dominant aggressiv?





    LG Conny

  • Schuldjung... bin zwar nicht Wakan... aber ich senfe mal mit :D


    Dominanz bezeichnet die Beziehung mindestens zweier Individuen zueinander. Eine "Beziehung" bei Hunde, die dominierende und subdmoniniernde Rollenverteilung zur Folge hat, kann meiner Ansich nach nur bei Rudelmitgliedern (noch enger: Familienmitgliedern) bestehen. Unter "artfremden Tieren" ist dies meiner Meinung nach nicht wirklich möglich. Ich würde es dort eher als "Rollenverteilung" betrachtet.


    Ein Hund kann also nur dominieren bzw. subdominieren, wenn er artgleiche Individuuen um sich hat. Oder anders gesagt: Ein Hund auf einem einsamen Planeten (mit artfremden Tieren) ist weder dominant noch subdominant - er ist "nix". :D


  • Der unmotivierte, also charakterlich bedingte Wille das Verhalten anderer Mitglieder des Sozialverbandes dem eigenen Wunsch unterzuordnen/anzupassen und die Bereitschaft diese Unterordnung zu erzwingen.

  • Hallo Uwe,


    Du bist also der Meinung ein "Dominieren wollen" ist angeboren?
    Den Begriff "unmotiviert" finde ich übrigens absolut daneben gegriffen - da wäre doch jeder Sinn der Sache verloren?!?
    Denkst Du, das kann man bereits beim Welpen festmachen?


    Ich bin ja eher der Meinung, dass es weniger charakterlich bedingt ist. Vielmehr sehe ich da die Rollenverteilung bedingt durch die Zusammensetzung des Rudels. Mal etwas lapidar gesagt: Ein recht "unfähiger" (im Sinne von sozial, umweltbedingt, jagdtechnisch und alles was sonst noch so wichtig ist im Hundeleben) Hund kann in einer Gruppe "noch unfähiger" durchaus der dominierende sein. Würde der selbe Hund in eine Gruppe kommen, in der viele kompetente Tiere wäre, würde er diese Rolle bestimmt nicht bekommen.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Mit "unmotiviert" meinte ich eine Situation die nicht erzwungen wird. Sorry.


    Ich versuche es zu erklären. Ein Hund der unterfordert ist oder dessen Halter aus seiner Sicht nicht geeignet sind den Sozialverband zu leiten, versucht zwangsläufig die Kontrolle zu übernehmen, was sich auf die verschiedenten Arten äußern kann.


    Ein tatsächlich "dominanter" Hund wird ohne erkennbare Ursache, also auch ohne soziale und/oder psychische Defizite situationsabhängig dominieren wollen. Zum Beispiel in dem er angreift wenn sich Herrchen/Frauchen in einem bestimmten Bereich zwischen Futternapf, Sofa und Liegeplatz aufhält, oder das sich der Halter nur auf einen bestimmten Platz setzen darf. Ein Hund also, der den Führungsanspruch seines Halters nur dann anerkennt, wenn dieser aus des Hundes den Führungsanspruch verdient. Das Gegenteil von anderen Hunden, die im Grundsatz garnicht selbst entscheiden wollen und dies nur zwangsläufig tun weil der Halter inkompetent ist.


    Unser Leithund ist ein Dominanter Hund, allerdings ohne aggressiv zu sein.
    Es hatte über ein Jahr gedauert bis er meine EX anerkannt hat. Erst als sie wegen eines Beinbruchs im Rollstuhl saß und sich trotz dieses Handycaps mit ihm angelegt hatte, hat er sie respektiert. Die Folge war, dass er die anderen Hunde kompromisslos gezwungen hat dies auch zu tun.
    Vorher war meine EX das Weibchen vom Chef, mehr nicht.

  • Im Grunde ist es genau das, was ich ja geschrieben habe :wink:


    Für mich ist allerdings ein "Führer", der dies ständig durch aggressives Gerangel klar machen muss, nicht "gefestigt" in seinem Posten. Es kann natürlich sein, dass er durch einen Wiedersacher immer wieder dazu aufgefordert wird. Aber normalerweise ist es bei einer klaren Sturktur doch so, dass es meist über einen vielsagenden Blick - wenn nötig - nicht hinausgeht. So erlebe ich es auf jeden Fall bei meinen eigenen Hunden (bei denen eine sehr klar Struktur herrscht) immer wieder. Reicht der Blick nicht, kommt ersteinmal ein Lefzenzucken und damit ist es auch schon gut...


    Übrigens - um nochmal ein wenig aus dem "Rudelgeschehen" herauszukommen - kommt ein Knurren nie aus dem Nichts. In der Regel gehen dem schon viele körperliche Signale voran, die dem Menschen ermöglichen frühzeitig zu handeln (heißt: Die Situation ändern.).


    Viele Grüße
    Corinna

  • Hallo zusammen,


    Knurren ist der Ausdruck für eine Emotion.
    Wenn ein Hund knurrt, hat das immer einen Grund (welche, wurden ja schon ausreichend beschrieben).


    Wenn man das Knurren "unterbindet", hat der Hund immer noch die gleiche Emotion, nur darf er ihr keinen Ausdruck mehr verleihen.


    In einem anderen Thread hatte ich das mit Zündschnüren verglichen, die man damit zwar verkürzt, aber nicht ausser Funktion nimmt - und sich daher der Vorwarnzeit beraubt.


    Wenn man also möchte, dass ein Hund, in welcher Situation auch immer, nicht knurrt, muß man seine Emotion, die er mit dieser Situation verbindet, verändern.


    Wenn man z.B. einen Hund hat, der aus Ängstlichkeit knurrt, wenn ihm ein Fremder zu dicht auf die Pelle rückt, sollte man durch geeignete Trainingsmaßnahmen versuchen, das Gefühl, dass der Hund mit Fremden verknüpft hat "umzuprogramieren", z.B. mit Kombination von klassischer Konditionierung (schönfüttern) und operanter Konditionierung (Belohnung von gewünschtem Verhalten).


    Knurrt mich ein Hund an, der auf dem Sofa liegt, auf dass ich mich gerade setzen möchte (Ressourcenverteidigung), muß ich dem Hund irgendwie erklären, dass es sich um MEIN Sofa handelt und dass er dort nur willkommen ist, wenn ich das erlaube - und nicht etwa umgekehrt.
    In einer konkreten Situation muß ich mir also irgendwas ausdenken, wie ich den Hund vom Sofa bekomme, ohne dass er mich anknurrt. Warum nicht zu seinem Fressnapf gehen und so tun, als gäbe es Abendbrot? Verfressen wie er ist, wird er bestimmt kommen (Nein, es wird nicht das Liegenbeliben auf dem Sofa bestärkt! Das Letzte was der Hund gemacht hat, ist in die Küche zu kommen, sich hinzusetzen, dumm in die Luft zu gucken, o.a.
    Dann kann man den Hund z.B an eine Hausleine nehmen und mit dem Training "Das Sofa ist ein Menschenmöbel und du mußt runter, wenn ich das wünsche" beginnen. Dazu läd man den Hund ein, auf das Sofa zu springen und lockt ihn anschließend mit einem Leckerchen, Spielzeug o.a. wieder runter. Die Leine dient dazu, den Hund im Bedarfsfall vom Sofa zu bekommen, ohne das man ihn am Halsband packen muß. Landen die Hundefüsse auf dem Boden, wird natürlich gelobt und belohnt. Und wieder rauf aufs Sofa.... Solange, bis hund gelernt hat, das "Runter" runter heißt - immer!


    So muß man für jede Situation analysieren, WARUM der Hund knurrt. Dann kann man entscheiden, ob Handlungsbedarf besteht (weil das in ähnlicher Situation immer wieder auftritt), ob es vernachlässigt werden kann (weil der angeknurrte Heißluftballon nur alle paar Jahre mal über einen hinwegfliegt), und wie man die Einstellung des Hundes zur jeweiligen Situation verändern kann. Und dann das Training beginnen. Solange man die Einstellung noch nicht verändert hat, muss man die Situation "managen", soll heißen, man läßt den Hund möglichst nicht in eine solche Situation geraten und falls nicht verhinderbar, man läßt ihn keinen Erfolg mit seinem Verhalten haben (was aber oft schwierig in der Umsetzung ist - denn wenn der Hund ein Kind anknurrt, muß man das Kind aus der Gefahrenzone holen, womit die Knurrtaktik des Hundes Erfolg hat!).


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