Schlechtes Gewissen... Herbstdepressionen??

  • Hallo liebe Leute,

    weiß ja gar nicht, wo ich anfangen soll, weil ich mich manchmal so ungerecht fühle...

    Ich habe ja seit ca. 12 Wochen meinen kleinen Spanier (vermutlich Minipin-Chihuahua-Mix). Er ist auch so süß und ich habe ich total liebgewonnen. Auch, dass er schon so viel Vertrauen zu mir aufgebaut hat, macht mich ganz glücklich.

    Aber es gibt natürlich noch einige "Baustellen", vor Allem, was die menschliche Nähe angeht. Wie gesagt, zu mir hat er schon sehr viel Vertrauen, kommt zum Kuscheln, lässt sich streicheln,auch wenn er gerade etwas isst, bringt mir sogar seine Knabbersachen, hört schon ganz prima auf Zuruf... Er ist ein richtiger kleiner Wonneproppen und Clown geworden.
    Ich wusste auch schon, worauf ich mich eingelassen habe, als ich ihn "adoptiert" hatte, also hatte keine falsche Vorstellung davon, einen kleinen Streuner zu bekommen und zu denken, dass er jetzt aus Dankbarkeit jeden Wunsch von meinen Augen abliest. Neinnein, so ist das nicht...

    Allerdings erwische ich mich momentan dabei, wie ich das tue, was ich niemals tun wollte - Vergleiche ziehen... Und dann merke ich, wie sehr ich immer noch an meinen beiden Engeln hänge, obwohl der Große mittlerweile schon seit 2,5 Jahren gestorben ist.
    Wie gesagt, ich habe mich auf alles vorbereitet, bin absolut nicht mit falschen Vorstellungen an die "Adoption" meines Kleinen gegangen, zumal unsere Püppi ja auch schon ein Second-Hand-Hund war, wenn es natürlich auch ganz anders war, weil sie ja hier aufgewachsen war...

    Aber eine Sache habe ich eben bei der Planung nicht berücksichtigt und irgendwie total unterschätzt - nämlich, dass auf einmal so viele Erinnerungen hochkommen... Und dann sitze ich auf dem Sofa und heule wie ein Schlosshund...
    Ich würde den Kleinen nie wieder hergeben und hab ihn total lieb... Aber in solchen Situationen bekomme ich sooo ein schlechtes Gewissen, weil er ja gar nichts dazu kann...

    Habt ihr so etwas auch schon gehabt oder sind das echt Herbstdepressionen :smile: ???? Nicht, dass ich das die ganze Zeit habe, aber seit so zwei Tagen geht mir das irgendwie so.... :???:

  • Hm, also was es genau ist kann ich dir natürlich nicht sagen, aber ich hatte schon zwei Hunde vor Fjari und Jessy, die beide nicht mehr leben und kenne das Gefühl ganz gut.
    Am Anfang war es verstärkt, aber ich habe immer versucht die beiden Hunde zu trennen und (auch wenn das fies klingt) die tollen Seiten des "neuen" Hundes voran zu stellen. Es ist nicht schlimm, wenn man noch an den alten Hund denkt, aber man sollte nicht anfangen den neuen Hund so werden lassen zu wollen wie der alte war (Gott was für ein Satz)
    Versuche von beiden die schönen Sachen zu sehen.

    Ich erzähle meinen zum Beispiel manchmal wo ich mit Yullie und Lucky so war oder wenn wir irgendwo sind wo mal was passiert ist mit den "alten".
    Klingt jetzt vielleicht besch... aber mir hilft es.

    Es dauert auch ein Weilchen bis man eine richtig tolle Beziehung aufbaut. Das geht nicht in ein paar Wochen, selbst wenn man den Hund schon total liebt und nicht mehr hergibt. Je mehr man zusammen macht und erlebt desto mehr schweißt es zusammen! :smile:

  • Ach ich kann dich sehr gut verstehen...ich hab auch manchmal den "Blues".
    Ich musste meine geliebte Sheela im April erlösen und manchmal, wenn ich ihr Foto anschaue, oder über ihre Urne streichel verdrücke ich auch ein paar Tränchen. Und manchmal frage ich mich auch, ob das mit meiner Kyra nicht doch alles zu früh war und ich noch gar nicht so drüber weg bin...gerade weil Kyra recht anstrengend ist. Manchmal "schimpf" ich auch mit Sheela weil ich sie frage wie sie mir so ne Mistbiene schicken konnte. :lol: :roll:
    Ich glaube das wird immer weh tun...sie werden immer in unserem Herzen bleiben. Ersetzen werden wir sie nicht können.
    Manchmal vergleiche ich auch und bin total gefrustet, dann muss ich mir jedoch die Zeit in Erinnerung rufen, in der wir Sheela bekommen haben...da war auch einiges im Argen. Sie war ne Italienerin und auch gar nicht leicht zu anfang...Leinenführigkeit gleich null usw usw...aber das vergisst man so leicht, denn immerhin hatte ich meine Sheela 10 Jahre lang und man ist zusammen "gewachsen" und zum Schluß brauchte ich manchmal kaum noch was sagen, wir verstanden uns "blind". Aber das WAR halt auch nach 10 Jahren!!
    Manchmal hilft auch einfach mal drüber zu quatschen ;)
    Dafür sind wir ja hier :umarmen:

    LG Ela

  • Habe meine beiden Alten vor kurzem verloren und trauere auch noch sehr.
    Wir haben jetzt noch einen Junghund 9 Mon., aber vergleichen tue ich nicht. Ich sitze auch auf dem Sofa und denke an die Beiden, heule und spreche mit dem Jungen darüber.
    Ich denke mal wir würden den Lebenden großes Unrecht tun, wenn wir Vergleiche ziehen würden.
    Zum Beispiel bin ich sehr froh, daß ich jetzt noch einen Hund habe, was wäre mein Leben so leer, ohne ihn.
    Versuche es positiv zu sehen.

  • Hallo Zwerglöwe,
    ist es nicht fast "normal", dass jetzt im Moment ganz besonders die Erinnerungen hochkommen?

    Laß Dir und Deinem "Neuen" einfach ein wenig Zeit. Wir kriegen das immer prima hin, unseren Hunden bei allem Möglichen Zeit zuzugestehen, besonders, wenn es um die Bindung geht. Warum soll das bei uns Menschen so anders sein.

    Bei uns ist im April unser Doggerich Ares gestorben, im Juli kam Doba zu uns - und sieht auch noch sehr ähnlich aus.... Da kam auch so einiges hoch...Den einen wie blöd zu vermissen, heißt nicht, dass man den anderen nicht doch lieben kann.

    Sieh es einfach so, dass der Kleine Dir bei der Trauerarbeit hilft - irgendwas muss da ja noch unverarbeitet vor sich hin geschlummert haben....

    LG, Chris

  • Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben, ganz sicher. Wenn Dein Hund von der Evolution einen Satz neuer Stimmbänder und die Fähigkeit zur bewussten Selbstwahrnehmung geschenkt bekäme, würde er Dir das sicherlich auch gerne selbst sagen. :roll:

    Vielleicht würde er sich auch kichernd auf dem Boden kugeln und mit der Pfote auf Dich zeigen: DU hast ein schlechtes Gewissen? DU, die Du MICH ... einen Straßenköter, den niemand wollte ... aufgenommen hast? DU, die Du nicht für den bequemsten sondern für den ärmsten Hund entschieden hast? DU hast mir gegenüber ein schlechtes Gewissen?

    Nee, das brauchst Du wirklich nicht haben. Er hat bei Dir ein wunderschönes Leben GEWONNEN - denn ein solches Leben ist für einen Straßenköter o. Tierheimhund keinesfalls wahrscheinlich. Es ist der JACKPOT.

    Wir haben vor ein paar Monaten einen Elfjährigen Problemhund aus dem Tierheim gerettet. Mein Dicker und mein kleines Monster waren zu diesem Zeitpunkt schon viele Jahre tot. Als Leon hier eingezogen ist, hat es trotzdem unglaublich viele Erinnerungen wachgerufen. Er roch nach Tierheimmuff und uraltem Hund ... genau wie mein Dicker, als wir ihn im Tierheim aufgelesen haben. Ich hab schrecklich mit den Tränen gekämpft.

    Es klingt vielleicht kitschig, aber immer wenn ich mit Leon draußen bin, laufen der Dicke und das kleine Monster (in meinen Gedanken) nebenher. Wenn Leon ein Stöckchen fängt und fröhlich NICHT zurückbringt, muss ich innerlich lächeln und an den Dicken denken. Es gibt gewisse Gemeinsamkeiten, die mich manchmal zum weinen und manchmal zum lächeln bringen, aber grundsätzlich sind es drei völlig unterschiedliche Hundecharaktere. Aber alles richtige Griesgrame und die mag ich ;)

    Merkwürdigerweise finde ich aber sehr viele Ähnlichkeiten zwischen unserem jetztigen Hund und unserem alten Kater :lol:

    Ich hätte eher ein schlechtes Gewissen, wenn meine vorherigen Tiere plötzlich vergessen wären.

    Trotzdem denke ich, dass diese intensive Phase mit der Zeit auch vorbei geht ...

    Lass Dich drücken für Dein großes Tierherz!

  • Danke für eure lieben Worte, es tut gut zu lesen, dass es nicht nur mir so geht. Ich dachte schon, ich bin nicht normal :ops:

    Es ist ja so, dass wir unseren Dicken vor zwei Jahren im Juni und unsere Püppi dieses Jahr im Juni (also auch noch gar nicht lange her...), gehen lassen mussten. Eigentlich war es auch gar nicht geplant, so schnell wieder ein neues "Monsterchen" anzuschaffen, weil mir diese beiden Abschiede schon sehr an die Substanz gegangen sind.

    Aber dann habe ich eben seine Bilder gesehen und habe gewusst - Du kommst zu mir:-) Er schaute so traurig durch die Gitterstäbe (da saß er noch in der Tötung) und hatte im Gegensatz du den anderen so wenige Bildclicks. Ich muss sagen, für mich war es auch ein Gefühl, etwas wirklich sinnvolles getan zu haben. Ich habe die Entscheidung auch bis jetzt niemals bereut oder angezweifelt.

    Aber das hat damit eben nichts zu tun. Natürlich, die anderen beiden, wie ihr ja auch schon bei euch geschrieben habt, waren auch nicht "perfekt". Aber dadurch, dass wir sie ja sooo lange Zeit hatten, funktionierte eben alles wie von selbst. Mein Kleiner ist ja auch äußerlich überhaupt nicht zu vergleichen (unser Großer war ein Dobermann und unsere Püppi ein Dalmatiner), aber wie gesagt - manchmal denkt man dann doch, wie es bei den anderen war und ich vermisse sie so fürchterlich... Und dann habe ich ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen...
    Leider sind wir Menschen immer zur oft mit der Vergangenheit und der Zukunft beschäftigt. Da sind uns die Tiere einen ganz großen Schritt voraus...

  • :sad2: Mach Dir keine Vorwürfe - alles ist gut. Mit Kalle stieg damals anfänglich auch erst meine Sehnsucht nach meinem verstorbenen Paco. Ich brauchte recht lange, bis ich Kalle wirklich tief ins Herz schließen konnte. Paco war mein Traumhund, Kalle ein Problemhund. Und heute kann ich Kalle lieben und dennoch dankbar an Paco zurück denken.

    Weißt Du: Vergleiche und Erinnerungen sind nichts Schlimmes. Wenn Du noch etwas Trauer in Dir spürst, dann ist das völlig in Ordnung. Trauer ist Liebe! Und warum solltest Du den verstorbenen Hund nicht mehr lieben?;) Du hast sicher trotzdem genug Platz in Deinem Herzen für den kleinen, süßen Streuner!

  • Nimms gelassen. ;)

    Hier sind in 25 Jahren natürlich schon viele Hunde gegangen. Jeder einzigartig und etwas ganz Besonderes, jeder unersetzlich.
    Kommt ein Welpe ins Haus, dann ist es etwas leichter. Der kleine Kerl tobst so unbekümmert, ist so auf einen angewiesen, dass man den Blues verdrängt.
    Kommt dagegen ein erwachsener Hund, dann wir es schwerer. Eigentlich ist es vollkommen egal, denn Welpe und ausgewachsener "Gebrauchthund" brauchen realistisch betrachtet gleich lang bis man ein echtes Team ist. Aber es fühlt sich anders an, man selbst macht es sich schwerer.
    Ich brauche oft ein halbes Jahr bis ich mich ganz auf den Neuen einlassen kann. Und das liegt sicherlich nicht am Hund. Ich kenne das von mir, aktzeptiere es und bisher wurde jeder Hund so eng und wichtig wie alle anderen auch.

    LG
    das Schnauzermädel

  • Weißt du, ich kann dir nur so viel dazu sagen...sei froh, dass du deinen Kleinen bei dir hast.
    Nachdem Sheela tot war, wollte ich ja eigentlich keinen Hund mehr..zu tief war der Schmerz, das wollte ich mir nicht noch mal antun....aber gestöbert hab ich trotzdem wieder..hab verschiedene I-Net Seiten mit Spanien Hunden durchforstet. Dann hab ich SIE gesehen....die kleine Cata. Sie sah Sheela total ähnlich und ich war kurz davor, mir einen Ruck zugeben und sie zu mir zu holen, doch irgendwie konnte ich noch nicht, ds ganze war zu frisch und Sheela auch noch nicht lange tot. Ich wäre mir schäbig vorgekommen, außerdem sah sie zu sehr nach "Sheela" aus.
    Ein paar Wochen später hab ich wieder auf der Seite gestöbert und da hab ich gesehen, das sie die kleine Cata da unten totgebissen haben. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie ich geheult habe...es war als hätte ich wieder einen Hund verloren.
    Deshalb, hab viel viel Spaß mit deinem Kleinen :gut:

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