Hilfe! Kontrollfreak - was machen?
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Hallo zusammen!
In einem anderen thread wurde - in einem anderen Zusammenhang - der Begriff "Kontrolle" angesprochen.
Ich glaube mittlerweile, dass mein Hund ein Kontrollfreak ist - und er macht mich damit allmaehlich wahnsinnig. Die Entwicklung kam eher schleichend. Ganz schlimm ist es seit ca. 2 Monaten.
Wahrscheinlich habe ich ihn unbewusst selber dazu erzogen, aber nun moechte ich ihm diese Einstellung dringend wieder abgewoehnen.Milo ist 12 Monate alt und ein Jack-Russel/Cavalier-King-Charles-Mix, mit einigen typischen Terrier-Eigenschaften (leicht erregbar, hartnaeckig bis zur Laestigkeit), aber auch sehr charmant, einschleimend etc. Da er mit ins Buero kommt und ich allein und eher beengt wohne, hocken wir zwangslaeufig sehr viel aufeinander. Und ja, der Hund ist viel Aufmerksamkeit gewohnt, weil ihn jeder so unwiederstehlich suess findet (was mich inzwischen schon leicht zynisch macht, wenn man bedenkt was er fuer ein Fratz sein kann).
Sein Verhalten:
- er folgt mir ueberall hin, muss ueberall seine Nase drin haben. Zwar laesst er sich kurz wegschicken, aber sobald etwas sein Interesse erweckt, steht er sofort wieder da.
- er hockt sich vor mich hin und starrt mich an (ggf. noch mit Winsel-Untermalung). Ignorieren hilft nichts, wegschicken nur bedingt (dann starrt er eben von seinem Platz aus). Sobald ich mich bewege, steht er wieder da.
- er springt mich an, z.T. sehr respektlos und mitunter schmerzhaft (von hinten, mit Wucht an den Oberschenkel). Die einzige Massregelung, die ihn je beeindruckt hat, war, als ich ihn im Reflex mal etwas heftiger zur Seite gestossen habe. Aber rohe Gewalt, habe ich immer wieder gehoert, hat in der Hundeerziehung nichts verloren (...auch nicht bei solchen Berserkern?)
- er leckt mich staendig ab, auch andere Leute wie z. B. meinen Freund. Fand ich bisher nicht so schlimm und hielt es fuer unterwuerfiges Verhalten, aber das ist es nicht, oder?
- er fordert von Leuten Streichelheiten ein, um dann zu Knurren und in die Luft zu schnappen, wenn er genug hat (bei mir traut er sich nicht, aber vor allem unsichere Menschen bekommen ihre Dosis Adrenalin ab). Schimpft man mit ihm, leckt er allen Beteiligten die Haende und ist wieder der liebste Hund. Ich hab das Gefuehl, fuer ihn ist das ein tolles Spiel.
- obwohl er ohne Probleme allein bleiben kann, macht er immer ein Riesentheater, wenn ich auch nur kurz den Raum verlasse. Dann kratzt er wie ein Besessener an der Tuer, klaefft, winselt, jault, macht einen Riesenlaerm. Wohlgemerkt nur so lange, bis ich 1 Minute ausser Hoerweite bin. Danach, sagen meine Kollegen, liegt er auf seinem Platz und mukst sich nicht. Aber wehe, er hoert mich mit jemandem auf dem Gang reden.
- er glaubt, das Buero und zu Hause die Wohnung bewachen zu muessen. Ich verbiete ihm das und schicke ihn auf seinen Platz, aber manchmal ignoriert er mich einfach. Wenn ich es dann physisch einfordere (z.B. ihn am Halsband nehme), bringt das auch nicht viel, weil er so erregt ist, dass er mich eh kaum wahrnimmt.
Inzwischen ist es so schlimm, dass es meine Konzentration auf Arbeit und mein Wohlbefinden zu Hause ziemlich beeintraechtigt, und das belastet mich sehr.
Er hat auch immer wieder Tage, wo er sich mustergueltig benimmt. Aber meistens eben nicht, und ich bin allmaehlich selber oft gereizt und verunsichert, was dieses Fehlverhalten sicher zusaetzlich foerdert. Ich habe schon so vieles probiert (ignorieren, Kollegen instruiert ihn links liegen zu lassen, belohnen wenn er sich ruhig und manierlich verhaelt). Aber augenscheinlich mache ich es doch irgendwie falsch.
Wir gehen regelmaessig zur Hundeschule, aber was er dort lernt, wirkt sich nicht wirklich auf sein Alltagsverhalten aus. Auch haben wir ein paar Stunden bei einem Hundetrainer genommen, welcher bei Milo kein Problem erkannte, sondern nur diesen tollen, intelligenten und terriergemaess spritzigen Hund lobte
Bei dem Trainer verhielt er sich ja auch mustergueltig, darum gehe ich davon aus, dass eher ich das Problem bin...
Ich waere fuer jegliche Tips, Hinweise, Erklaerungen dankbar. Auch waere mir sehr daran gelegen, Erfahrungen von Leuten zu hoeren, die diesen Typ Hund kennen. Er ist keiner, den ein scharfes NEIN oder eine Alternativ-Ablenkung beeindrucken, wenn er etwas unbedingt will. Dagegen kann er unglaublich gehorsam und kooperativ sein, wenn er ruhig und ausgeglichen ist.
Bitte helft mir, denn ich bin mir bewusst, dass es nicht nur fuer mich, sondern auch fuer meinen Hund grosser Stress ist. Ich denke, dass man das in den Griff kriegen kann, aber ich weiss nicht so recht, wie und wo ich ansetzen soll.
Viele Gruesse
Alexandra
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Hallo milospeed,
will hier nur mitlesen, da ich morgen auch so einen Racker (JRT) bekomme
Trotzdem viel Erfolg von einem (noch) Unwissenden.
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Hallo Alexandra,
ich kenne diese Probleme - zum Glück - von Yuma nicht, würde aber aus dem Bauch heraus sagen, dass Du anfangen solltest, Milo auch in der Wohnung mal kurz alleine zu lassen.
Vielleicht einfach mal die Tür vor seiner Nase zumachen, damit er merkt, dass er nicht überall dabei sein muss und Du auch ohne ihn ganz gut klar kommst...
Wie gesagt, ich weiß nicht, ob das der richtige Ansatz ist, ich würde es aber so versuchen.
Viel Glück - Liebe Grüße - Andrea mit Yuma
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Hallo Alexandra
Beschreib doch bitte mal Euren Tagesablauf etwas näher.
LG Picolina
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Danke fuer deine schnelle Antwort.
Hm, das hoert sich jetzt sicher bloed an, wenn ich sage "das mach ich doch schon laengst". Ich mache tatsaechlich ab und zu die Tuer zu, und es gibt auch Bereiche wo er nicht hin darf (bei meinem Freund zu Hause darf er z. B. nicht ins Bad). Ich lasse ihn auch kurz (und bei Bedarf auch problemlos fuer mehrere Stunden) allein zu Hause. Und im Buero muss ich ihn ja auch mehrmals am Tag zurueck lassen, und wenn ich nur aufs WC gehe. Das Komische ist, dass er sich nach einer Weile voellig beruhigt und sich einfach hinlegt.
Aber erst mal macht er Theater, und das nicht wenig.
Was du vorschlaegst, klingt total logisch. Nur funktioniert es bei uns nicht, denn entweder mache ich es falsch, nicht konsequent genug, oder Hundi kam einfach noch nicht darauf, es sein zu lassen.
@ picolina
Wenn ich Glueck habe, weckt mich morgens der Wecker und nicht mein Hund, indem er penetrant am Bett hochsteht und mich anstarrt, oder ueberstehende Koerperteile ableckt. Ich stehe auf, und wenn er sich ruhig verhaelt, begruesse ich ihn. Dann fruehstuecke ich und ignoriere den Hund, der mich dabei anstarrt oder wufft. Dann gehen wir zur Arbeit. Der Weg dorthin ist sein erster Spaziergang (durch den Wald, ca. 30 min).Vormittag: Im Buero liegt er meistens brav zu meinen Fuessen, aber in letzter Zeit macht er immer wieder Bloedsinn, klaut Sachen von den Kollegen, oder nervt mit Gewinsel. Wenn ich ihn nicht anbinde, faengt er jeden ab, der herein kommt, wenn ich ihn daran hindere (anbinde), winselt oder klaefft er. An manchen Tagen liegt er nur brav da, schlaeft oder beobachtet alles, ohne Terz zu machen. So wie ich es mir eigentlich wuensche.
Mittagspause: Spaziergang ca. 45 min bis 1 Stunde, viele Hundebegegnungen mit Toben etc. Ansonsten laeuft er an der Schleppleine, weil er Jogger und Radfahrern nachhetzt. Wenn andere Hunde dabei sind, macht er das aber nicht.
Nachmittag: wie vormittag, nur ruhiger, weil Hundi muede vom Spazierengehen.
Abends: Langer Spaziergang und zu Hause Spielen oder Kommandos ueben.
Ab und zu lasse ich ihn unter der Woche einen halben Tag zu Hause, weil ich auch mal ungestoert arbeiten muss. Das haelt er ohne Probleme aus, macht nichts kaputt etc.
Einmal in der Woche gehen wir zur Hundeschule. Agility usw duerfen wir noch nicht mitmachen, weil wir noch nicht lange genug im Erziehungskurs waren.Am Wochenende fahren wir entweder mit dem Zug zu meinem Freund, oder dieser kommt zu uns. Je nach Aktivitaet nehmen wir ihn mit, oder er bleibt dann auch mal ein paar Stunden zu Hause.
Ich hoffe, ich habe nichts vergessen.
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Vielleicht hängt dieses Verhalten auch mit seinem Alter zusammen - Pubertät!!!
Es könnte doch sein, dass er seine Grenzen neu abstecken und mal testen möchte, wer von Euch "hartnäckiger" ist.
Ich an Deiner Stelle würde ihn komplett ingnorieren, wenn er zu mir kommt und nur dann mit ihm spielen, kuscheln etc., wenn er ruhig ist und wenn ich (in diesem Fall Du) ihn dazu aufforderst.
Einfach gar nicht mehr so viel Beachtung schenken.
Wie das Verhalten bei der Arbeit in den Griff zu kriegen ist, weiß ich auch nicht. Ich würde die Kollegen bitten, ihn auch nicht mehr zu beachten, nicht füttern, nicht mit ihm spielen, einfach mal so tun, als wäre er gar nicht da.
Für mich hört es sich ein bisschen so an, als würde der kleine Mann sich etwas zu wichtig nehmen und er bekommt Bestätigung dafür.
Liebe Grüße - Andrea mit Yuma
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Hallo,
für mich liest es sich, als fühle der Hund sich als Mittelpunkt Eures Lebens, der Dich ständig im Auge haben muss/will.
Wie schon gesagt wurde, ist Ingoranz in diesem Fall nicht falsch.
Beachte Deinen Hund nicht, wenn er kommt und Dich auffordert, ihn zu streicheln oder Dir das Spielzeug bringt.Alle Aktionen gehen ausschließlich von Dir aus.
Folgt er Dir, schicke ihn auf seinen Platz, wo er bleiben muss, bis Du das Kommando auflöst. Das wird ihm anfangs nicht gefallen und er wird von sich aus aufstehen. Da musst Du konsequent bleiben und ihn immer wieder zurückbringen. Auch wenn es nervt....
Arbeite nach der NILIG Methode-nichts im Leben ist gratis, heißt, der Hund muss für alle Annehmlichkeiten etwas tun, sei es ein Sitz, Platz oder was dir gerade einfällt.
Der Hund soll merken, dass er ohne dich keinerlei Annehmlichkeiten bekommt.
Das gilt auch für das Fressen. Vor dem Napf ein kurzes Sitz und erst dann darf er fressen.die Kontrolle stellst du, wie oben beschrieben ab, indem du die Türen hinter Dir schließt.
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Hallo,
Danke schon mal fuer Eure Antworten.Ja, ist schon so, dass der kleine Herr ziemlich im Mittelpunkt steht und sich sehr wichtig nimmt. Und ich glaube schon, dass es mit der Pubertaet um einiges schlimmer geworden ist.
Da muss ich beim Ignorieren wohl konsequenter sein, und das auch bei den Kollegen besser durchsetzen. An meiner Tuer haengt zwar schon seit Wochen ein Schild, dass Besucher den Hund bitte ignorieren sollen - aber es halten sich bei weitem nicht alle daran ("och, aber der Kleine ist doch so suess, und er freut sich doch so") :/
Was wuerdet Ihr denn empfehlen, wenn er solchen Rabatz macht, wenn ich aus dem Zimmer gehe? Zu Hause geht das mit dem Ignorieren ja, aber auf Arbeit muss ich irgendwie dafuer sorgen, dass der Hund ruhig ist, weil er die Kollegen sonst stoert.
Und wer hat denn schon Erfahrungen mit so einer "Umerziehung" gemacht? Genuegt es da, einfach mehr zu ignorieren, um den Hund auf seinen Platz zu verweisen, oder brauch ich da eher professionelle Hilfe?
Liebe Gruesse
Alexandra -
hallo Alexandra,
mein Aussie ist fast genauso wie dein Hund drauf. Er kontrolliert mich, er kontrolliert die Tür, er kann richtig nerven, wenn man ihn lässt. Ich habe eigentlich immer gedacht: eigentlich ist er ja ganz brav, er lag immer unter meinem Schreibtisch und hat auch viele Kollegen usw. in mein Büro kommen lassen, ohne zu bellen.
Aaaaaaaaber ganz schleichend hat er diese Kontrollnummer ausgebaut. Er macht z.B. ein Riesentheater, wenn mein Chef reinkommt. Er lässt ihn auch nicht reden - ständig plärrt er dazwischen. Das geht nicht. Ich kann Bela zwar allein lassen, aber wenn ich mich in meinem eigenen Büro bewege, steht er sofort auf und rennt mit zum 2m entfernten Aktenschrank. Manchmal bellt er, wenn ich den großen Tacker benutze. Klingt witzig, isses manchmal auch, aber eigentlich ist es ziemlich doof.
Ich habe mir den Kopf waschen lassen von ein paar lieben Freunden, die mir unmissverstädlich gesagt haben, dass das Verhalten meines Hundes in keinster Art und Weise akzeptabel ist. Ja, er ist die meiste Zeit lang brav, aber nur, solange es bei mir ruhig ist und die Kollegen die Ruhe nicht stören... Habe ich mal Stress im Job und die Türe geht in einer Tour, oder aber es sind Kunden im Haus, dann ist er völlig gestresst.
Die Lösung ist diese: Der Hund bekommt einen festen Platz, und zwar NICHT in meiner unmittelbaren Nähe. Ich habe eine Transportbox gekauft, dort liegt mein Hund nun drin. Vormittags und nachmittags. Es ist vom Platz her daselbe, als würde er unter meinem Schreibtisch liegen, aber er ist nicht mehr so nah bei mir. Das ist der Unterschied. Und er kann nciht mehr Besucher stellen.
Er merkt, dass er um die Kontrolle meiner Person entlastet ist und sich entspannen kann. Das tut er auch. Wenn er meint, in der Box bellen zu müssen, weil Besuch in meinem Büro steht, geht ein "Vorhang" runter, sodass ihm die Sicht versperrt wird. Im Übrigen ist die Box zu. Natürlich hat er da drinnen Wasser und ein Spieli und natürlich gehe ich in der Mittagspause mit ihm raus.
Das ist keine Dauerlösung. Aber es soll IHM helfen! Ich habe gestern damit begonnen und sehe bereits Erfolge. Das Ganze werde ich noch ein paar Wochen machen und dann wieder lockern. Und dann gilt: wer Theater macht, wird "weggesperrt". Wer sich gut benimmt, darf frei herumlaufen. Rudelentzug ist bei ihm die einzig funktionierende Strafe für kontrollierendes Verhalten. Und ich kann mir nicht erlauben, meinen Job seinetwegen zu verlieren, deshalb bin ich jetzt schon froh, mich zu diesem Schritt entschlossen zu haben.
Viele Grüße
Jennybei Fragen: immer gerne!
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Zitat
Was wuerdet Ihr denn empfehlen, wenn er solchen Rabatz macht, wenn ich aus dem Zimmer gehe? Zu Hause geht das mit dem Ignorieren ja, aber auf Arbeit muss ich irgendwie dafuer sorgen, dass der Hund ruhig ist, weil er die Kollegen sonst stoert.
Wenn Du zu Hause beginnst, das zu trainieren, wird es im Büro auch klappen, nur, das geht nicht von heute auf morgen.
Du musst es im Büro genauso machen, sonst bekommt der Hund es nicht hin.Klar ist es Käse, wenn er auf der Arbeit die Sau raus lässt
, aber wie hast du das bisher geregelt?
ZitatUnd wer hat denn schon Erfahrungen mit so einer "Umerziehung" gemacht? Genuegt es da, einfach mehr zu ignorieren, um den Hund auf seinen Platz zu verweisen, oder brauch ich da eher professionelle Hilfe?
Mit Konsequenz bekommst du das hin, denn dein Hund ist ja nur ein Kotrolletti und nicht aggressiv etc.
Du musst nur konsequent bleiben und diese Sache nicht schleifen lassen. Dann klappt das.
Nicht etwas mehr ignorieren, sondern so, dass der Hund einen Unterschied merkt.Du musst immer den längeren Atem haben als der Hund und lasse es nie zu, dass der Hund von sich aus eine Entscheidung trifft, die Du hättest treffen müssen
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