Verstörte Hunde aus XY

  • Ich denke, das ist nur ein Aspekt der Frage "Auslandstierschutz, wenn ja wie?"


    Ich selbst habe ja einen Irland-Hund und bin super gut mit der Maus zufrieden. Dazu muß ich allerdings sagen, daß die Vermittlung der Irlandhunde nach Deutschland nicht in so großem Masse betrieben wird, wie der "Südtierschutz" und somit häufig wirklich nur die absolut problemlosen Hunde nach Deutschland kommen.


    Ich kenne einige Südhunde, denen hätte ich es einfach nur gegönnt, wenn sie kastriert weiter in ihrem Land hätten bleiben können. Sie sind völlig überfordert mit der Situation hier, brauchen oft jahrelange Therapien, die ehrlich gesagt ja nicht nötig gewesen wären, wären sie in ihrer Heimat geblieben.


    Auf der anderen Seite kenne ich auch Südhunde, denen gehts hier prima, die scheinen kaum bzw. gar keine Probleme mit dem Leben in D zu haben und sind einfach nur glücklich über ihre neuen Familien.


    Nichts desto trotz würde ich aus reiner Überzeugung keinen Hund aus dem Süden holen. Mir ist die Aufklärungsarbeit vor Ort einfach zu gering, ich finde, man sollte viel mehr Augenmerk auf Kastrationsaktionen vor Ort legen und dafür viel weniger Tiere nach Deutschland schaffen, die "unseren" Tierheimhunden die Heime weg nehmen bzw. die Tierheime so füllen, daß sie teilweise Notfälle vor Ort nicht mehr aufnehmen können. Ich denke halt einfach, daß in dem Punkt vieles noch einmal überdacht werden muß und geändert.

  • Ich hatte auch kurz überlegt, einen Hund aus Spanien aufzunehmen, einfach weil ich mich in Bild und Beschreibung sehr verliebt hatte.
    Allerdings kamen mir da dann doch einige Sachen "spanisch" vor (welch übles Wortspiel), was mir auf vielen dieser Seiten aufgefallen ist:


    * Fast alle Hunde werden auf der Seite als völlig unproblematisch, gut verträglich mit Hund und Mensch etc. beschrieben. Negative Beschreibungen sind sehr, sehr selten


    * Wenn man genauer nachfragt, bekommt man irgendwann mal mit, dass die Hunde zum Großteil nicht stubenrein sind, noch nie in einer Wohnung waren, keine Leine kennen etc.
    Von diesen Punkten ist auf den Homepages aber fast nichts zu lesen.


    Ich denke auch, dass viele dieser Hunde hier wieder im TH landen werden, weil oben genannte Negativpunkte zu wenig erwähnt werden. Der Hund, den ich im Auge hatte ist z.B. laut Beschreibung der ruhigste und unstressigste Hund der Welt.
    Nur - was, wenn die Beschreibung falsch wäre? Wenn der Hund doch "ne Macke" hat? Wenn er nicht alleine bleibt?


    Mir ist die ganze Sache also doch irgendwie suspekt und ich weiss nicht, ob man den Tieren damit immer einen Gefallen tut (es gibt sicher massenhaft Beispiele, wo den Tieren sehr gut geholfen wurde).
    Nur die Aufklärung über die Tiere sollte imho verbessert werden.

  • Hallo Wakan :winken:


    ich denke die Tierschutzorganisationen sollten sich im wesentlichen darauf konzentrieren in Vorgesprächen mit den möglichen Hundehaltern einen endgültigen Platz zu finden. Dazu gehört auch die Angabe möglicher Probleme. Wären die Tierschutzorganisationen ehrlicher würden sie zwar weniger Hunde vermitteln, aber die Wahrscheinlichkeit so ein endgültiges zu Hause zu finden ist wesentlich größer.
    Hunde die als Streuner gelebt haben oder Kettenhunde und so weiter wären auf Gnadenhöfen sicherlich besser aufgehoben, die Tierschützer sollten fachlich kompetent genug sein um dies im individuellen Fall einzuschätzen.


    Ansonsten denke ich das Problem mit der Mißhandlung von Tieren in vielen südlichen Ländern ist defentiv nicht damit zu lösen Hunde zu exportieren und Gnadenhöfe für den rest einzurichten.Es ist leider ein Fass ohne Boden Kastrationen, machen ja bereits viele Organisationen sind da ein Anfang. Es muß auf das Problem viel mehr aufmerksam gemacht werden, was meinste wie schnell Spanien neue Tierschutzgesetzte erlassen würde und dessen Einhaltung strengstens überwachen würde, wenn Barcelona mal 1 Monat im Sommer ohne Touristen wäre?Aus Protest. Utopische Vorstellung, aber es würde was bringen. Die Mentalität der Menschen ändert man nicht so schnell, Gesetzte mit empfindlichen Strafen treffen sicherlich eher und bis dahin kann mann nur hoffen, das die Hunde, die nach Deutschland gebracht werden hier auch wirklich die Chance auf ein besseres Leben zu bekommen.


    Und noch was zu Deutschen Tierheimen, in Berlin sitzen etwa 80 % Listenhunde. Die zu erfüllenden Auflagen sind kaum zu erbringen, deshalb sitzen die meisten dort bereits seit Jahren. Wir haben noch viele eigene Probleme in diesem Land die mich mindestens genauso aufregen.


    :steinigung:


    LG
    Sandra

  • Eigentlich wollte ich die Diskussion "Auslandshunde ja oder nein" so nicht entfachen.
    Es ist doch aber so, das psychisch auffällige Hunde hier in D selbst dann leiden, wenn sie wirklich an gute Halter und endgültige Plätze vermittelt werden. Selbst wenn man sie mit den Jahren zu einem "fast" normalen Hund machen kann, sind das doch ebensoviele Jahre purer Stress für die Hunde. Das wird einfach nicht bedacht.
    Es gibt zweifellos gute Tierschutzorganisationen. In 99,9% aller Fälle aber kommt Lieschen Müller aus Gelsenkirchen im Urlaub oder aus beruflichen Gründen (des Mannes) irgendwann nach Sp, P. Pol., Rum, It., sieht das Elend und beschließt dort zu bleiben und "Tierschutz" zu machen. Vieles wird ohne jeden Sachverstand betrieben.

  • Zitat

    Eigentlich wollte ich die Diskussion "Auslandshunde ja oder nein" so nicht entfachen.
    Es ist doch aber so, das psychisch auffällige Hunde hier in D selbst dann leiden, wenn sie wirklich an gute Halter und endgültige Plätze vermittelt werden. Selbst wenn man sie mit den Jahren zu einem "fast" normalen Hund machen kann, sind das doch ebensoviele Jahre purer Stress für die Hunde. Das wird einfach nicht bedacht.


    Ich stimme dir voll zu. Nur ich denke, daß diese Frage eben auf die Frage "Ja oder Nein" rausläuft, weil es ein wesentlicher Bestandteil und ein Argument ist.


    Wie gesagt: ICH finde, diese Hunde gehören hier nicht her. Man sollte schon bei der Auswahl der Hunde, die gen D reisen, mehr darauf achten, was für Hunde man auf die große Fahrt schickt.

  • Ich denke, ich weiß schon in etwa, was Wakan meint und kann ihn ganz gut verstehen. Es stimmt schon, man fährt wohin und sieht die Tiere und bekommt Mitleid. Dazu gibt es Tierschutzorganisationen, die ganz gezielt ungarische Hunde nach Deutschland bringen und hier vermitteln. Es scheint ein echter Markt zu sein. Und das wird immer extremer.


    Vor fast 4 Jahren war mein Mann in Sofia und sah dort, wie die Hunde dort leben. Welpen in der Mülltonne auf dem Hof einer Firma und niemand juckte es. Man ließ sie dort. Mein Mann hätte am liebsten einen Welpen aus Mitleid mitgebracht, aber unser eigener Hund war schon auf dem Anmarsch aus Italien. So hat er es gelassen. Aber er hat etwas ganz wichtiges aus diesem Trip mitgenommen. Er hat ein Land gesehen, wo die Menschen noch auf Eselkarren unterwegs sind. Die wesentlich ärmer sind, als wir es uns vorstellen können. Diese Menschen interessieren sich nicht für die Hunde. Es gibt sie halt. Und solange die Menschen sich um ihre eigenen Probleme kümmern müssen, laufen die Hunde halt irgendwie mit. Und es ist irgendwie normal. Auch für die Hunde. Sich da als Ausländer einzumischen, ist schon fast frech. Den Menschen müßte zuerst geholfen werden, dann wird es auch mit den Hunden anders. Aber dazu müßten wir Deutschen erstmal die Scheuklappen entfernen und uns mal die anderen Länder genau angucken! Wir leben dazu hier fast wie im Reinraum. Inzw. fliegt mein Mann um die halbe Welt und ihr glaubt gar nicht, wie gut es uns hier geht! Wenn man keine Probleme hat, dann macht man sich halt welche, und wenns nur mit einem Auslandshund ist.

  • hallo wakan


    für mich liegt das problem in der vermittlung.
    ob aus wattenscheid oder barcelona, spielt für mich keine rolle... durch schlechte vermittelung, werden tiere zu gestressten"wanderpokalen".


    da es meiner meinung nach, aber nicht ausreichend gute pflegestellen/vermittlungen gibt,um die recurcen zu verschlingen,macht es schon eher sinn das problem vor ort anzugehen.auch in wattenscheid!


    gandenhöfe für "dauerbrenner",find ich ok
    ...nur wer zahlt die zeche?



    grüsse krusti

  • Zitat

    gandenhöfe für "dauerbrenner",find ich ok
    ...nur wer zahlt die zeche?



    grüsse krusti


    Gute Frage Krusti,
    lass uns mal rechnen.
    Gehen wir nur von Mittelwerten aus. Also durchschnittliche Verweildauer von einem Jahr im TH, veterinärmedizinische Betreuung, Untersuchungen, verlässliche Testverfahren auf regional typische Krankheiten, Futter, anteilige Betriebskosten des TH, Tel, Internet, Transport etc.


    Grunduntersuchung bei Aufnahme: 20,-
    Leishtest/der richtige: 48,-
    Blutabnahme und Versand 10,-
    Weiterer Mittelmeercheck 25,-
    Scaliborhalsband 12,-
    Kastration 30,-
    Futter 1,50 Euro pro Tag X 365 547,50
    Wiederholungstest (Leish, Borreliose, Erlichose, etc.) 83,-
    Neues Scalibor nach 6 Mon. 12,-
    Letzte untersuchung vor der Vermittlung 20,-
    Letzter Gesamtest vor Vermittlung 83,-
    Anteil. Transportkosten 20,-
    Anteil. Rückführung der Transportbox 10,-
    Anteil. Betriebskosten (Personal, Strom, Wasser, Müll, Miete
    Tel, Internet, Diesel/Benzin, KFZ- Verschleiß etc. 5,-


    Summe 925,50 Euro


    Das setzt nun voraus, das ein mittelgroßer Hund tatsächlich nur ein Jahr im TH bleibt und tatsächlich gesund aufgenommen wurde und gesund bleibt. Nicht mitgerechnet sind eventuelle Krankheiten, Verletzungen, Aufwendungen für spezielle Futter, kosten für einen rechtskonformen Transport nach D, Kosten der unterstützenden Vereine in D und zahllose Kleinigkeiten.


    Die Tierschutzorgas nehmen/bekommen im Mittel 250,- pro Hund
    Das entspricht im Mittel einem Verlust von 675,50 pro Hund


    Von diesem Manko ziehen viele deutsche Orgas nochmals Eigenkosten ab. Trotzdem schaffen sie es , von der Vermittlungsgebühr (250,- Euro) noch Geld an die Orga/das TH im Ursprungsland zu überweisen.
    Von diesen Überweisungen zuzüglich Spenden müssen aber noch die langjährigen Insassen, die therapiebedürftigen Insassen, eine Vielzahl von Untersuchungen und Testverfahren, der Lebensunterhalt des TH- Personals (in manchen Fällen) mit finanziert werden.


    Jetzt sind wir immer noch nicht bei qualifiziertem Personal. Zudem leben einige Pflegestellen sehr gut von ihrer Tätigkeit.


    Um auf Deine Frage zurückzukommen: "Wer zahlt die Zeche"? Ich frage mal anders: Was stimmt da nicht? Die Antwort auf Deine Frage ergibt sich wohl aus der Antwort auf meine Frage.

  • Ich möchte meinen nächsten Hund aus Ungarn holen, einen armen Hund, der an der Kette sein Leben ansonsten fristen muss, aber das kann ich nur in meiner Situation, weil ich praktisch in einer ziemlich idyllisch am See gelegenen Gegend lebe, eigentlich autark bin. Bei Besuch müsste ich anfänglich den Hund wegsperren, weil ich nicht weiß, wie er reagiert. Ich kann auch nichts vom Hund gleich erwarten, dass er mir gleich den Kopf in den Schoß legt, er sich spielerisch ins Öhrchen beissen lässt, all das, werde ich mir abschminken können. Das weiß ich, aber ich bin dafür, dass Gelder bereit stehen für TÄ, die die Hunde in diesen Ländern kostenlos kastrieren, eine Art Auffanglager, wo diese Tiere, auch Katzen behandelt werden, dafür würde ich auch spenden.
    Denn diese Tiere dort in den Ländern vervielfältigen sich massenhaft und das schafft auch Probleme, den Einheimischen. Bei der Olympiade in Athen haben sie alle Straßenhunde und Katzen vergiftet.


    Lieber Wakan, dass du nicht wolltest, dass dieses Thema hohe Wellen schlägt, nehme ich dir nicht ab, genau das wolltest du, du liebenswerter Skorpion.
    Gruß Phönix

  • Ich habe meine Meinung zu dem Thema ja schoneinmal an anderer Stelle geschrieben... also hier nocheinmal:


    Mit den "Vorgängen" der Tierschutzorganisationen bin ich nicht vertraut und ich kann daher auch nicht darüber urteilen. Deshalb betrachte ich nun das Thema mal von der Seite, die ich sehr gut kenne - nämlich das "Endprodukt", sprich, der "arme" Auslandshund im deutschen Heim...


    In der Regel bietet sich da folgendes Bild: Ein Hund, der mit der "ziviliserten" Welt nicht klar kommt und das auch nur bedingt erlernen wird. Es sind Hunde, die ihr ganzes Leben lang verhaltensauffällig sind. Ob sie damit glücklich sind? Ob sie diese Wahl getroffen hätten, hätten sie eine Wahl gehabt?
    Meist sind die Besitzer auch ein wenig enttäuscht, es fehlt doch die grenzlose "Dankbarkeit" bei diesen Hunde und jeder Schritt muss mühsam erkämpft werden, um dann wieder herbe Rückschläge hinnehmen zu müssen.


    Ich bin gegen den Import solcher Hunde. Es würde mir persönlich nicht reichen einen Hund zu retten, ich würde ihm auch Lebensqualität bieten wollen, die er bei mir nicht haben könnte, weil ich ihm nicht das bieten könnte, womit er sich wohlfühlen würde.


    Viele Grüße
    Corinna

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