Na dann fang ich mal an. Vielleicht wird mir ja beim Schreiben selber einiges klar.
Schara ist jetzt fast ein Jahr bei uns. Sie kam aus dem TH und ist ursprünglich ein bulgarischer Strassenhund. Sie ist fast komplett taub. Im Raum kann sie eine Büffelhornpfeife wahrnehmen, aber draussen schon nicht mehr.
Ängste gegenüber anderen Hunden und gegenüber fremd aussehenden Männern (Jägergewand, langer Mantel, Hut) kennen wir auch. Das kann ich allerdings mittlerweile sehr gut abschätzen und selber in die Hand nehmen. Damit kommen wir größtenteils klar.
Unsere große Baustelle ist der Tierarzt. Da meint man im ersten Moment, na wenns nicht mehr ist. Aber gestern war ich deshalb schon sehr verzweifelt. Schara lässt sich nicht anfassen, sobald sie merkt etwas ist anders. Sprich, ich habe etwas in der Hand, wie z.B. Ohrentropfen, Zeckenzange, Taschentuch.
Was haben wir schon alles versucht, aber sie verzichtet gerne auf die beste Leberwurst, sobald ich mich suspekt verhalte. Wir haben jetzt 10 Tage Penicillin hinter uns, weil sie eine Ohrenentzündiung hatte und ich mit Tropfen keine Chance hatte. Im Gegenteil, habe mir einen richtigen Biss von ihr an der Hand eingefangen. In der Penicillinzeit gefiel sie mir gar nicht. Matt und träge, viel viel getrunken, viel gepieselt. Einfach ein trauriger, träger Hund.
Seit 3 Tagen gibt es kein Penicillin mehr. Jetzt fängt sie schon wieder damit an mit den Ohren zu schlagen. Also scheint es noch nicht ausgeheilt zu sein. Gestern haben wir wieder mit Engelsgeduld und allen Mitteln versucht ihr die Tropfen zu geben. Es geht nicht. Egal wie ich es versuche.
Nicht mal mit Gewalt ginge es, denn dafür bräuchte sie den Maulkorb und den bekomme ich nicht mehr an, obwohl wir das geübt hatten und es schon gut ging. Aber seit dem letzten Arztbesuch geht es nicht mehr. Dieser Besuch war die Katastrophe schlechthin. Wir mussten Schara in einen leichten Schlaf versetzen um überhaupt behandeln zu können. Ich habe dann auch gleich Blut abnehmen lassen und sie würde aufgrund eines Tastbefundes (Bauch) geröntgt.
Anhand der Bilder stellte sich heraus, dass sie ein Projektil (Patrone von Luftgewehr oder ähnlichem) an der Wirbelsäule sitzen hat. Ich kann ihr mit meinen Händen die ganzen Wirbel massieren, sie reagiert nirgends. Ich glaube nicht, dass das Projektil ihr Schwierigkeiten bereitet. Wissen tue ich es natürlich nicht. Auf jeden Fall sieht man daran, dass ihr schon Schlimmes widerfuhr und sie in ihrem vorigen Leben wohl einiges mitmachte.
Jetzt müssten wir eigentlich wegen den Ohren wieder zum Arzt. Ich kann sie doch nicht schon wieder narkotisieren lassen. Und auch dann, wie soll ich sie weiter behandeln? Wiedr Penicillin?
Gestern abend hatte sie eine Zecke und biss die ganze Zeit daran rum. Ich konnte grad noch sehen, dass es eine Zecke war, aber mehr war auch schon nicht möglich.
Schara hat ein sehr feines Gespür. Ich kann mich nicht so verstellen um sie auszutricksen. Wenn ich nichts vorhabe kann ich alles mit ihr machen. In die Ohren schauen, ins Maul schauen usw. Aber wehe ich habe etwas unvorhergesehenes in der Hand, oder denke nur daran es in die Hand zu nehmen.
Momentan üben wir mit der Tropfenflasche. Sie steht immer in der Nähe, ich habe sie viel in der Hand, auch wenn ich Schara streichele. Immerhin komme ich mit der Flasche beim Streicheln schon bis an ihre Ohren. Steichle sie quasi mit der Flasche. Aber mehr geht definitiv nicht. Ich übe halt weiter, obwohl ich wenig Hoffnung habe.
Wir haben eine Tierärztin gefunden wo ich zur jährlichen Impfung hingehe. Die Frau nimmt sich sehr sehr viel Zeit, bzw. kann ich in der Praxis rumsitzen solange ich will. Irgendwann geht dann der Maulkorb drauf und dann geht es auch irgendwie mit der Spritze. Ich bleibe dabei so ruhig als möglich und danach fällt mir ein Stein vom Herzen. Natürlich bin ich auch angespannt und werde das nicht vermeiden können.
Jetzt bin ich wieder total resigniert weil ich nicht weiss was ich wegen den Ohren machen soll. Ich bin soweit dass ich mir denke der Natur ihren lauf zu lassen. Früher wird sie ja auch mal was gehabt haben und wurde nicht behandelt. Allerdings kommt es mir heute mit dem Ohren schlagen schon wieder besser vor. Weiss schon gar nicht mehr was in dem Fall normal ist, weil ich so drauf achte. Bei jedem Schütteln weiss ich nicht ob sie sich einfach schüttelt oder ob es wegen den Ohren ist. Den Kopf hält sie nicht schief. Das tat sie vor der Behandlung.
Was ist wenn sie mal wirklich eine langwierige Behandlung braucht? Sie muss doch ab und zu dem Arzt vorgestellt werden. Ich weiss nicht wie ich ihr die Angst nehmen soll.