Der Angsthund-Thread....

  • Die trainerin sagt immer:geduld....

    Aber das ist gar nicht so einfach.

    Wir haben isabell vor ein paar Monaten komplett durch checken lassen. Wegen mittelmeerkrankheiten/Leichmaniose.

    Das Ergebnisse war aber :

    Alles OK. Deswegen gehe ich mal davon aus, das die Schilddrüse auch OK ist

  • Die Schilddrüse müsst ihr mWn separat durchchecken lassen, da gibt's mehrere Werte, die im normalen Blutbild nicht mit dabei sind. Adhoc weiß ich leider nicht, welch das sind.


    Geduld ist bei Angsthunden auch ein wichtiges Werkzeug. Gibt euch eure Trainerin denn auch andere Tipps an die Hand?

  • Hallo

    Also unsere Trainerin ist ein Goldstück. Sie kommt alle 14 Tage, und isa liebt sie.

    Sie hat isa und auch mir, schon einiges bei gebracht. Sitz,Platz ,bleib, leinenführigkeit, Rückruf etc. Natürlich muss ich dran bleiben.

    Klappt auch so weit ganz gut.

    Wie gesagt die größte Baustelle ist halt die Angst. Ach ja...

    Isa fängt dann auch jetzt an, Fahrradfahrer an zu gehen..

    Wenn ich die Radfahrer früh genug sehe, lenke ich isa ab und quatsche sie auch da Tod. Aber es gibt ja auch mal Situationen wo man es nicht mit kriegt....

  • Hier ein kleiner Betti Zwischenstand:


    Wir haben bald einen Monat Urlaub (jedenfalls aus Hundesicht) auf dem Dorf hinter uns (vielleicht 15 Hunde in der Zeit gesehen). Ich muss sagen der räumliche Wechsel funktioniert mit ihr gut. Ich etabliere am neuen Ort die Decke und ihre Box und trainiere ein paar Tage statt Anschlagen in ihre sichere Umgebung zu gehen und sie nimmt es an. (Habe Hoffnung in zwei Jahren mehr on the Road leben zu können, paar Monate dort oder dort) Trotzdem hat sie definitiv Wachtrieb. Der Hof war jedenfalls geschützt.


    Betti hat 5 neue Menschen mögen gelernt. Noch mehr „getroffen“ ohne sie zu zerfleischen. Ich bin froh über jeden neuen Menschenfreund. Manchmal hing sie sogar mit anderen rum statt neben mir zu liegen, während ich gearbeitet habe. (Zwei Häuser über den Hof/Garten verbunden) ich konnte mich auch darauf vertrauen, dass sie dort nicht nach vorne geht und die Menschen sie auch lesen können. Sie war ein richtig netter Hund nach der Gewöhnung. Sie zieht sich auch selbst aus Situationen (ich manage aber auch die anderen Menschen), sehr früh sogar. Sie muss nur wissen, wo sie hin kann.


    Eine Geburtstagsfeier hat sie auch super mitgemacht. Angeleint neben mir, strategisch gut platziert. Selbst die Kinder haben sie ignoriert und umgekehrt.

    Trotzdem es schlaucht Betti zuviele Kontakte zu haben. Sie kommt dann nicht zur Ruhe und wird dann irgendwann knurrig und jumpy. Merke das schnell und kann die Dosis regeln. Der Einzelhaushalt bei mir Zuhause tut ihr da definitiv eher gut. Familienleben auf Dauer wäre schwieriger.


    Ja, aber die Angst war natürlich nicht weg. Anderer Hund aus 100m gibt schon richtig Terror. Fand ich ungewöhnlich. In der Stadt kann sie viel mehr händeln. Ich muss tatsächlich an jedem Ort neu anfangen. Reize waren selten, solange ich Wege durchs Dorf vermied. Dreck macht ihr keine Angst. Wenn ich allerdings einen Radfahrer/Mensch/Hund/Schaf selbst nicht mitbekommen habe, war sie gleich auf 100 und ich viel zu verschlafen, um schnell genug zu reagieren.

    Gassirunden über 45min auch wenn es nur über leere Felder ist, überreizen Betti. Lieber angemessene Runden.


    Für mich das Fazit der Dorfzeit. Sie ist ein toller Hund. Ich mag meine schmerzfreie Gurke. (Waren natürlich mal wieder beim TA) Die ruhigere Umgebung tat mir gut. Hoffentlich auch ihr. Gab nicht viel Grund zum stressen. Sie hat sogar ein wenig schmusen gelernt (auch mit den neuen Freunden). Mein Grundvertrauen in Betti ist gestiegen was den Umgang mit Fremden in sicherer Umgebung angeht.


    Grundsätzlich glaube ich aber, dass ihr das intensivere Training in der Stadt letztendlich mehr Lebensqualität für die Zukunft bringt. Und uns mehr Bindung. Wir werden trotzdem ruhigere Monate immer mal einschieben.


    Morgen gehts zurück in die Stadt und das Training. Babyschritte. Routine wieder aufbauen. Im Bett rumgammeln. Ich bin gerade sehr optimistisch (aber fragt mich dazu in einer Woche noch mal)


    An alle „weiter viel Kraft beim Starksein für eure Hunde!“

  • Habt ihr mal versucht zu Markern? Also statt Einreden gibt es hier ein Markerwort. (Click for Blick) Sobald Betti einen Radfahrer sieht, sage ich das und sie rennt zu mir bzw. erwartet ihr Leckerli. Das funktioniert bei Menschen und Radfahrern und Rollerfahrern etc sehr gut.


    Schönfüttern mal bei der Trainerin ansprechen. Das hat hier schon Welten verändert (aber wir haben auch tief angefangen)

  • Hi,


    bei uns läuft das ein bisschen anders, aber wir haben auch ganz andere Lebensumstände :smile: Wir wohnen dörflich in ruhiger Lage und haben eine soziale sehr selbstbewusste Althündin als Sparringspartner. Lilly ist jetzt 3 Jahre bei uns und hatte vor allem Angst: Drinnen/Draußen, Menschen Geräuschen, Bewegungen ... Sie hat Futter nur angenommen, wenn es ihr in eine abgetrennte Ecke gereicht wurde und man den Raum verlassen hat. Körperkontakt hat sie aufgenommen, aber als „Flucht nach vorn.“


    Mein Herangehen war, dass ich diese Angst erstmal akzeptiert und nicht als „Baustelle“ betrachtet habe. Bei uns lief der Alltag so normal wie möglich weiter. Wir haben darauf geachtet, dass wir einen verlässlichen strukturierten Tagesablauf eingeführt haben mit regelmäßigen Futter- und Gassizeiten. Das Gassi war erzwungen, da haben wir darauf geachtet, das so freundlich-neutral wie möglich zu gestalten. Wo sie sich niederlässt und wann sie außerhalb vom Gassi Kontakt aufnimmt haben wir ihr überlassen. Und um uns rum hats halt immer mal wieder Leckeres geregnet.


    Schon nach 2 Tagen hat sie gelernt, Leckeres aus der Hand zu nehmen. Sobald sich das Fressen normalisiert hatte, haben wir ihr beigebracht, bis zur Futterfreigabe im Körbchen zu bleiben. Wir haben gemerkt, dass Gassi im Dunklen entspannter für sie ist und haben die ersten längeren Gassigänge ins Dämmrige verlegt. Und wir haben erstmal mit ihr einfach ganz viel irgendwo gesessen und geguckt.


    Bei uns gab es kein „direktes“ Training an den Angstauslösern, sondern die waren halt Bestandteil des ganz normalen Alltags. Da war halt wichtig, selbst Ruhe und Souveränität zu behalten und sie so an den Angstauslösern vorbei zu führen. Wenn sie im Paniktunnel war haben wir komplett darauf verzichtet, sie anzusprechen, das hätte eh nichts gebracht. Wir haben halt zugesehen, dass wir trotzdem nach Möglichkeiten erst wieder rein sind, wenn der Tunnel vorbei war, und halt noch eine kleine ruhige Gassisequenz als Abschluss gefahren.


    Ab dem Zeitpunkt, ab dem Freilauf möglich war, konnte sie ganz viel Stress „wegrennen“.


    Lecker gabs draußen immer reichlich, bei jeder Kontaktaufnahme. Nach und nach hat sie gelernt, bei Angstauslösern nicht in ihren Tunnel zu verfallen, sondern sich an uns zu orientieren.

    Sie braucht fremde Menschen, Fluggeräusche, Verkehr etc. immer noch nicht. Aber sie kann ihnen bis zu einem gewissen Grad ohne Probleme neutral begegnen. Wird der Grad überschritten, gibt es Angstreaktionen. Den Tunnel sehen wir mittlerweile nur noch ganz selten.


    Da aber deutlich über 90% ihres Alltags ohne (aktuelle) Angstauslöser stattfindet, ist sie den überwiegenden Teil der Zeit ein fröhlicher und ausgelassener Kobold. In Wald und Feld wird getobt, in der Wohnung genüßlich geruht und geschlafen, gelegentlich auch gespielt.


    Ein souveräner Stadthund wird sie bei uns eher nie werden. Das muss aber auch nicht sein, sie wird nicht in die Situation kommen, es zu müssen. Wir trainieren ab und zu Stadt in kleinen Dosen.


    Kommandos standen bei uns anfangs überhaupt nicht im Fokus, außer dem Rückruf. Dann das Warten bzw. langsam gehen. Sitz und Platz haben wir auch aufgebaut, aber mehr so als Option, dass sie Autos ruhig an sich vorbeifahren lassen kann.


    was ich Dir insgesamt empfehlen kann (eure Lebensumstände kenne ich ja nicht): Nimm Dir, auch bezüglich der Angst, den Druck von den Schultern. Dass es jetzt so ist heißt nicht, dass es so bleibt. Sie braucht halt einerseits Selbstsicherheit und andererseits Sicherheit in ihrem Sozialgefüge. Das aufzubauen dauert einfach etwas, und dabei hilft am Besten Verlässlichkeit und Stabilität.

  • Ich hab glaub ich ein bisschen eine andere Haltung: Mein Hund hat Angst vor Menschen und manchen Situationen, aber diese Angst definiert weder unser Leben noch unser Training, denn neben der Angst hat Bonnie unglaublich viele Talente: Lebensfreude, verspielt, sehr ideenreich, lernt gerne tricks, total verschmust, neugierig.

    Ich wohne nicht einsam, aber kann großen Menschentrubel vermeiden, aber ein paar Menschen hats halt.


    Ich fördere ihre Talente. Zu Beginn war das dann eben irgendwann spielen in der Wohnung und nach einem Jahr und dem Superspielzeug war spielen in der Pampa möglich. Und dann haben wir eben das spielen immer mehr ausgeweitet und somit die Orte mit Spiel besetzt und die Menschen als "Hintergrundmusik" (und nicht Haupttrainingsobjekt).

    Bonnie ist inzwischen ziemlich rotzefrech geworden, mit einem Charme, der mich umhaut :D fast immer überall gut drauf bzw sehr schnell wieder zu entspannen. Hat halt gedauert, ich habe es aber nie als Last oder Arbeit empfunden, weil ich die Angst eben nicht zum Zentrum werden lasse, sondern all ihre ganzen anderen Talente.

    Sie wird sicher nie ein Hund werden, der fremde Menschen mag, oder sich anfassen läßt. Macht auch nichts. Aber sie kann inzwischen mit in den Park, wo doch recht viele Menschen sind, sie hat Lebensqualität und allein das ist, was für mich zählt. Müssen muß sie gar nichts - außer glücklich sein

  • BettiFromDaBlock


    Das "Auszucken auf gefühlt 3 Km Distanz" hatten wir neulich bei der Landpartie auch.

    (M)Eine Theorie: die wesentlichsten anderen Stressfaktoren waren nicht vorhanden. Fällt also mal Parallelstress wie enge Gasse, Autoverkehr etc weg und übrig bleibt der nur Stressor und Auslöser Hundesichtung.

    Dem kann man volle Energie widmen, wenn man für sonst nix Kapazitäten braucht.

    Grundaufregung in so neuem Umfeld ja trotzdem hoch. Also auch schneller ganz hoch fahren.

    Alle Tobeenergie auf einen Stresspunkt gebündelt.

  • Definitiv ein interessanter Ansatzpunkt! Genug Energie, um sich voll auf den Stress zu fokussieren.

    Das Verhalten war am Anfang sehr verwirrend.

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