Alte und neue Zöpfe in der Ausbildung

  • Zitat

    Die Begegnungen waren durchaus nicht entspannter,

    doch, aus meiner Erinnerung kann ich dir sagen: das waren sie. Deutlich!
    Und ich rede nicht von vor 50 Jahren. So weit muss man gar nicht zurück gehen. 15-20 Jahren reichen da schon.

  • Also ich wage hier mal anzumerken das nach meinem Gefühl das Überangebot der Erziehungsmaßnahmen für den Hund auch einige HH überfodert. Gerade Menschen die sich zum erstenmal in Ihrem Leben einen Hund anschaffen (das spontane, unüberlegte sei hier mal komplett außer acht gelassen) sind wohl meist etwas verwirrt und das wie ich meine zu Recht . Was in Buch A steht wird in Buch B schon wieder als veraltet betitelt. Hundeschule xy lehrt etwas was eine andere HS als barbarisch und antiquiert bezeichnet. Wer soll den da noch durchblicken ?
    Und der der dann darunter leidet ist natürlich der Vierbeiner an meiner Seite. Der Hund kommt nicht wenn man ihn ruft ? Kein Problem nehmen wir mal die Schleppleine. Wenn der Hund dann immer noch nicht kommt wird sich dann nach einer anderen Methode, die das neuste vom neusten ist, umgesehen anstatt das begonnene fertig zu üben. Hund ist verwirrt und macht erst mal gar nichts oder was er will ........
    Jeder sollte sich doch die Methode raussuchen "dürfen" die auf sich und seinen Hund am besten passt. Ich denke die meisten altmodischen Hundeerziehungsmethoden wurde einfach nur deshalb so lange durchgezogen weil man es einfach nicht besser wußte. Ich mein sogenannte Hundetrainer schießen doch damals wie heute wie Pilze aus dem Boden. Sich neuen Erkenntnissen sofort entgegenzustellen is genau so "engstirnig" (iwie is mir kein besseres Wort eingefallen) wie krampfhaft nur an alten Methoden festzuhalten. Wenn man einen gesunden Mittelweg geht und sich neues und altes kritisch ansieht fährt man meiner Meinung nach doch am allerbesten.

  • Was bringt es mir aber, wenn ich das theroretische Wissen über irgendwelche Gerhirnfunktionen habe ? Im Alltag wohl eher nicht, da sollte man in der Lage sein aus dem Gefühl raus und spontan zu handeln.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass hier zuviel theroretisches Wissens eher hinderlich ist und spontane, intuitive Handlungen unterbindet.
    Mal davon abgesehen, mache ich aus einem schwachen, unsicheren Menschen, keine Führungspersönlichkeit für einen starken Hund. Egal wieviele Bücher und Kurse man besucht.
    Selbstverständlich ist es super wenn man sich regelmässig informiert und wenn jemand für sich überall das beste rausnimmt und auch unterscheiden kann, was für ihn funktioniert und was nicht.
    Viele können das nicht und das geht auf Kosten des Individiums. Charakter und Eigenart von Mensch und Tier werden nicht mehr berücksichtigt und alles wird nur noch pauschal zur Erziehungssache, was wiederum den Druck den erhöht und so auch die gewaltbereitschaft gegen das Tier erhöhen kann (Verweiflungshandlung).

  • Zitat

    Das Hunde früher schneller entsorgt, einsgeschläfert oder Gewalt angetan wurde ist doch reine Spekulation.

    Es gibt genügend Autoren, aus der Nachkriegszeit, welche sich mit dem Thema Hund befasst haben und auch mit seiner Erziehung/Dressur und dort auch einiges zu dem Sitten und Gebräuchen und den Umgang mit dem Hund in der Zeit - bis in die 70iger und 80iger - niedergeschrieben haben. Auch wenn man sich mit Zeitzeugen unterhält, dann wird einem einiges in der Zeit berichtet werden.
    Es sind also nicht nur Spekualtionen.

    Natürlich haben die Medien irgendwan angefangen mit solchen Themen die Sommerlöcher gefüllt und damit noch mehr unfrieden gestiftet. Aber gerade aus diesem Grund sollte man doch auch den Umgang in einigen Teilen überdenken.
    Wie gesagt, ich finde nicht alles schlecht, was schon älter ist, dort gibt es auch - und das mit Recht - sehr gute Ansätze, die man auch immer noch sehr gut in die heutige Zeit über nehmen kann und ich finde bei weitem auch nicht alles gut, was in der heutigen Zeit propaghiert wird.
    Ich denke, da muss man für sich selber eine Mischung finden und auch wenn man den Hund Hund sein läßt - so wie ich auch ganz gerne - mache ich mir trotzdem hin und wieder meine Gedanken über bestimmte Verhaltensmuster, aber weniger beim Hund als bei mir, was ich wohl in der Situation nicht ganz richtig gemacht habe.
    Viele suchen immer noch den Fehler beim Hund, anstatt bei sich selber.
    Nun ist es aber auch ein Phänomen der heutigen Zeit, das die Menschen einfach keine Zeit und keine Geduld mehr haben - oder zumindest sehr sehr viele. Alles soll sofort und am besten auf Knopfdruck geschehen und der Hund soll schnell und richtig funktionieren und sich überall und immer benehmen. Das dieses aber zumeist auch mit nicht gerade wenig Arbeit und Eigenleistung verbunden ist, wird gern übersehen. Beispiel ist, das ich jemanden in der Welpengruppe hatte, der sich darüber Gedanken machte, wie man eine Inkontinez behandeln kann und wie die Erfolgsaussichten sind, weil sein 4 Monate Alter Hund noch nicht Stubenrein war. Oder das jemand mit seinem Pubertätsproll nicht innerhalb einer Woche seine Probleme lösen konnte.

    Desto mehr Zeit wir Menschen uns nehmen und damit unseren Hunden geben, desto Entspannter werden wir doch. Damals war das Leben auch noch etwas entspannter an sich und der Hund war noch mehr ein Luxusgut als heute, entsprechend gab es deutlich weniger Hunde, damit viel mehr Freiraum und die Leute haben sich einfach entspannter bewegt und nicht mit dem Druck der heutigen Zeit.

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    Die Menge der Hunde hat sehr wohl was damit zu tun. Die Begegnungen waren durchaus nicht entspannter, nur einfach weniger. Es gab deutlich mehr Raum für alle, auch um entspannt spazieren zu gehen.


    Und schon wieder wird wild pauschaliert.

    Warum brauchte ich mit meinen Hunden nie eine Welpen-/Junghundgruppe (und auch mit Ashkii nicht) in Berlin. Weil ich jeden Tag auf so viel Hunde traf das meine Hunde das Kommunizieren ausbauen konnten. Große, kleine, junge, alte Hunde. Die ganze Palette. 5 Minuten von mir das Hundeauslaufgebiet weg. Jeden Tag Begegnungen. Im Grunewald, am Schlachtensee, an der Avus. Und die Hunde liefen ohne Leine. Es wurde nicht großartig gefragt. "vertragen die sich?". Nö, man lief vor sich hin und die Hunde konnten sich "unterhalten". Wurde es zu viel mit dem Geprolle hat man abgerufen, oder auch nicht und dann ist man weiter gelaufen. Und wenn man wusste die Hunden können nicht miteinander, hat man halt aufpassen müssen.

    Es gab, wie heute genauso Beißereien, Kloppereien, man traf den ein oder anderen streundenden Hund. Na und? Das gehörte einfach dazu und in der Menge, wie ich heute in meinem Umfeld in Berlin "nicht hörende Hunde" treffe (die meisten davon sind in HuSchulen), sind mir früher nicht begegnet. Ich schreibe jetzt von der Zeit ab ca. 1971.

    Hier ticken die Uhren wieder etwas anders. Und ich muss mich ein wenig umstellen. Denn hier laufen nicht so viel Hunde rum wie in Berlin. Macht für mich die Sache sogar schwieriger.

    Je mehr Hunden ich begegne, umso besser kann ich meinem Hund den Umgang lehren. Also haben wir doch das ideale natürliche "Übungsumfeld" wenn viele Hunde da sind. Ich halte es also für einen großen Vorteil (weil einfacher) wenn ich auf ganz viele Hunde treffe. Und sollte ich einen schwierigen Hund übernehmen, werde ich genau die Orte aufsuchen, an denen ich Hunde treffe.

    Anmerkung: ich beziehe mich jetzt nicht auf einzelne Methoden. Welche waren schlecht, welche sind heute besser. Sondern auf den kompletten Umgang mit Hunden. Und heute werden sicherlich auch nicht weniger Hunde "entsorgt", nur geht man da dann wahrscheinlich eher ins "stille Kämmerlein", sprich, man redet nicht drüber.

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    Und schon wieder wird wild pauschaliert.

    Warum brauchte ich mit meinen Hunden nie eine Welpen-/Junghundgruppe (und auch mit Ashkii nicht) in Berlin. Weil ich jeden Tag auf so viel Hunde traf das meine Hunde das Kommunizieren ausbauen konnten. Große, kleine, junge, alte Hunde. Die ganze Palette. 5 Minuten von mir das Hundeauslaufgebiet weg. Jeden Tag Begegnungen. Im Grunewald, am Schlachtensee, an der Avus. Und die Hunde liefen ohne Leine. Es wurde nicht großartig gefragt. "vertragen die sich?". Nö, man lief vor sich hin und die Hunde konnten sich "unterhalten". Wurde es zu viel mit dem Geprolle hat man abgerufen, oder auch nicht und dann ist man weiter gelaufen. Und wenn man wusste die Hunden können nicht miteinander, hat man halt aufpassen müssen.

    Wann war denn das zeitlich?

    Vor 20 Jahren gab es bei uns in der Straße nur drei Hunde (unserem mit eingeschlossen). Heute sind es schon alleine im Hausaufgang drei.....

  • Die gleiche Entwicklung lässt sich doch bei der Kindererziehung beobachten (Siehe " Die Zeit" Artikel "Macht unsere Kinder nicht verrückt")

    Neben den schon genannten Gründen (Medien, "Kampfhud-Hysterie", Foren, Anforderungen die an HH gestellt werden, oder die man meint erfüllen zu müssen usw.) sehe ich noch einen aderen Grund für diese Entwicklung bzw. den zunehmend verkrampfteren Umgang mit dem Hund.

    Ich denke, es liegt auch u.a. daran, dass wir in einer extrem schnellebigen, recht anonymen, Zeit leben. Konstante soziale Beziehungen sind weniger geworden, extremer Leistugsdruck aufgrund von hoher Arbeitslosigkeit und Angst hiervor etc.

    Hier sucht der Mensch evtl. nach einer Sicherheit und einem Weg, das eigene Leben zu vitalisieren.

    Der Hund nimmt daher einen ganz anderen Stellenwert ein.
    Dies führt nun dazu, dass extrem hohe Anforderungen an den hündischen "Partner" gestellt werden (häufig unerfüllbare).
    Natürlich kommt es dadurch zu Problemen mit dem Vierbeiner (die dann nat. prompt in einem Forum analysiert werdenn, vom Trainer begutachtet und vom THP unterstützend behandelt werden müssen. :D )

    Das mit den "alten und neuen Zöpfen" finde ich recht natürlich und teilweise auch sehr sinnvoll. Ohne diese "Eigenschaft" hätte es die Menschheit kaum "so weit" gebracht.
    Der gesunde Menschenverstand sollte einem aber schon sagen, was davon nun wirklich angebracht oder eben unangebracht ist.

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    Was bringt es mir aber, wenn ich das theroretische Wissen über irgendwelche Gerhirnfunktionen habe ? Im Alltag wohl eher nicht, da sollte man in der Lage sein aus dem Gefühl raus und spontan zu handeln.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass hier zuviel theroretisches Wissens eher hinderlich ist und spontane, intuitive Handlungen unterbindet. .

    Was es dir bringt weiß ich nicht, mir hilft ein gewisses Wissen über Lerntheorien und Verhalten durchaus im Alltag. Ich würde nie unreflektiert und spontan Erziehungmethoden an meinem oder einem anderen Hund ausprobieren. Planlose Erziehung (egal ob bei Mensch oder Hund) ist für mich ein "no go". Ich maße mir aber nicht an zu sagen das dieses Vorgehen das einzig richtige ist. Es gibt halt Kopf- und Bauchmenschen und eine Vielzahl an Varietäten dazwischen.

    LG

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    doch, aus meiner Erinnerung kann ich dir sagen: das waren sie. Deutlich!
    Und ich rede nicht von vor 50 Jahren. So weit muss man gar nicht zurück gehen. 15-20 Jahren reichen da schon.


    Ich denke, da spricht jeder von seinen persönlichen Erfahrungen und Wahrnehmungen, und die können je nach Wohnort durchaus abweichend sein. So kann ich sagen, dass sich hier in meinem Umfeld in den letzten 15 Jahren einiges grundlegend verbessert hat, trotz ständig steigendem Druck aus der Öffentlichkeit. Und das finde ich erfreulich. Nicht jeder alte Zopf ist erhaltenswert, manches landet zu Recht auf dem Müllhaufen der Geschichte.

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    Wann war denn das zeitlich?


    Ab ca. 1971 bin ich mit einigen "Dorfhunden" regelmässig Gassi gegangen. Mein Jimmy lebte von 1977 bis 1991, Nachfolger Balu 1994 bis 2002. Barry habe ich seit 2002 und Ashkii seit 2008.

    In meinem "Dorf" (Kohlhaasenbrück, wer es evtl. kennt, weiß das es nicht wirklich groß ist) gab es immer so zwischen 8 - 15 Hunde. Kam darauf an wer gerade so Ein- oder Wegzog.

    Jeder meiner Hunde hat (bis auf eine kurze Ausnahme Barry) alles was gebraucht wird, nur im Alltag gelernt. Ohne irgendeine Methode, außer vielleicht die Methode "Hund".

    Heute wie Damals kommt es immer darauf an wo man wohnt. Da gab es Damals schon Unterschiede, die gibt es Heute und die gibt es sicherlich auch Morgen.

    Letztendlich geht es doch gar nicht darum wo der Hund lebt (viele Hunde, wenige Hunde), sondern was macht der HH aus seiner Situation bzw. was lehrt man dem HH. Je entspannter an die Hundeerziehung heran gegangen wird, umso mehr Bauchgefühl und Einfühlungsvermögen wird die die Erziehung mit einfließen.

    Mir geht es nicht darum ob eine Methode schlechter ist als die Andere. Aber der Umgang mit Methoden allgemein lässt in meinen Augen zu wünschen übrig. Jeder spricht von Individualität. Wie wichtig sie ist. Beobachtet man dann aber mal so einige HuSchulen/Vereine, geht es da doch eher sehr "gleichförmig" (Vorsichtig ausgedrückt) zu.

    Zitat

    Ich denke, da spricht jeder von seinen persönlichen Erfahrungen und Wahrnehmungen, und die können je nach Wohnort durchaus abweichend sein.


    Davon gehe ich eigentlich immer aus. Zumindest ist es bei mir so. Klar höre ich viel oder sehe auch so einiges in der Presse. Aber das kann ich glauben oder auch nicht. "Früher" ist für mich, wie oben geschrieben, ab ca. 1971. Vorher habe ich mich bewusst mit der Thematik nicht wirklich auseinander gesetzt.

    Meine Beobachtungen, Erfahrungen beziehen sich auf verschiedene Orte, und Zeiten die ich so kennen gelernt habe. Und auch die Entwicklung die ich in den Jahren so beobachten konnte.

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