Alte und neue Zöpfe in der Ausbildung

  • aus einem anderen Thread:

    Zitat

    Und das ist zur Zeit die Kluft die einige noch nicht überwunden haben....

    nur gut, dass man selber es geschafft hat.

    Bleibt doch mal realistisch. Die Zöpfe von heute sind die alten Zöpfe von morgen.
    Wieviele solche alten Zöpfe haben wir denn schon?
    Jedesmal wurde mit Herablassung auf die alten Zöpfe hinuntergesehen, um dann nach wenigen Jahren festzustellen, dass das, woran man geglaubt hat, selbst schon wieder alte Zöpfe sind.

    Da wurde nicht mehr gestiefelt, dafür kam der Alphawurf.
    Dann war der alt und es kam der Schnauzgriff. Dann galt der nicht mehr, dafür musste man als erster durch die Tür. Jetzt ist das Krampf und man soll dafür alle Begegnungen regeln. Doch auch das relativiert sich zum Glück auch schon wieder.

    Machen wir uns nichts vor. Das, was wir jetzt als Nonplusultra verkaufen, sind dieselben Zöpfe, über die wir uns morgen aufregen.

    Und dieses ständige Dogmenwechsel ist es auch, der Nährboden schafft für all die Ausbildungsgurus, die uns ständig altes Wissen als sensationell Neues verkaufen - nur völlig überbewertet.
    Mal wird der Clicker als Allheilmittel verkauft, dann ist die Schleppleine die Lösung aller Probleme, oder man soll den Hund contacten, dann sorgt der TTouch für´s Seeligwerden, dann wieder kommt ne Ampel daher.
    Und bei allem erkennt man: es hat seine Berechtigung, seinen Sinn aber auch seine Grenzen.
    Maßlos überbewertet am Anfang folgt eine Phase der Verteufelung, bis man erkennt, dass das eine oder andere doch so ganz falsch nicht war und in dieser oder jener Situation durchaus...

    Etwas weniger Arroganz gegenüber alten Zöpfen täte gut und erweitert das Gesichtsfeld ;)

  • Alte vs. neue Zöpfe:

    Wo man früher die Agression mit Strafe unterdrückt hat, wird heute die Ursache der Agressionen behandelt.

    Wenn ich mir nen Arm breche, kann ich Schmerzmittel schlucken damit ich keine Schmerzen mehr habe (Symptome unterbinden), aber mein Arm ist dann immer noch gebrochen (Ursache der Symptome).

    Wenn eine Frau nervös und unruhig (Symptome) ist, weil sie von ihrem Mann verprügelt wird (Ursache), kann ich ihr ein Beruhigungsmittel geben. Ändert das den Grund für ihre Unruhe? Nein!

    Natürlich werden unsere neuen Zöpfe auch irgendwann mal veraltet sein, weil neue Erkenntnisse aufkommen. Aber warum haben sich denn die Hundeprobleme in letzter Zeit gehäuft?

    Heute weiß man aber viel mehr als früher (z.B. Neurobiologie, Ernährung, Gesundheit, Lernverhalten usw.)

    P.S. Und als vor 15 Jahren eine Tierärztin mit Verhaltensbiologie als Schwerpunkt bein uns aufkreuzte hatte die schon sehr moderne Methoden, die gewaltfrei aber trotzdem effektiv waren.
    Wo andere Hundetrainer heute noch im Mittelalter leben....

  • Zitat

    Aber warum haben sich denn die Hundeprobleme in letzter Zeit gehäuft?


    vielleicht, weil man manche alten Zöpfe zu Unrecht verteufelt?

    Die Ursachenbehebung ist nicht ganz so leicht, wie bei einem gebrochenen Bein.
    Oft ist die Ursache nicht einmal bekannt, weil Tiere mit uns nicht reden. Wir können oft nur vermuten und aufgrund von Vermutungen handeln.
    Und auch wenn wir die Ursache kennen, ist das Bein nicht einfach einzugipsen. Es hängt ab von Hund und Halter und Lebenssituation.
    Deswegen verarmt sich derjenige in seinen Möglichkeiten, der alles Ältere als alte Zöpfe verteufelt. Ihm entgeht die Möglichkeit, individueller auf den Fall einzugehen.

    Sinnvoller ist es doch zu erkennen, wo und unter welchen Umständen was seine Berechtigung hat. Unvoreingenommen und ohne Balken im Auge.

  • Sachen die dem Hund körperliche Schmerzen zufügen sollte man schon in die Tonne stopfen......und da zählen leider viele "alte Zöpfe" hinzu.

    Und mit Vorfällen meine ich: das an den Problemen schon mit "alten Methoden" ohne Erfolg gearbeitet wurde. Oder das dadurch erst die Probleme enstanden sind.

    Bei unserem alten Hund (das war vor 20 Jahren) sind die ganzen Probleme erst durch viele alte Weisheiten enstanden (Würgehalsband, angeblicher Welpenschutz usw.)

    Hast du dich schon mal mit den neuen Methoden beschäftigt?

  • Zitat

    Bleibt doch mal realistisch. Die Zöpfe von heute sind die alten Zöpfe von morgen.
    Wieviele solche alten Zöpfe haben wir denn schon?
    Jedesmal wurde mit Herablassung auf die alten Zöpfe hinuntergesehen, um dann nach wenigen Jahren festzustellen, dass das, woran man geglaubt hat, selbst schon wieder alte Zöpfe sind.

    Ja dann schneidet man die eben wieder ab. Wir als Menschen haben die Möglichkeit dazuzulernen und uns weiterzuentwickeln. Warum dieses also nicht tun? Was ist so schlimm daran zu sagen, es gibt neuere Erkenntnisse, das schaue ich mir mal an.

    Zitat

    Und dieses ständige Dogmenwechsel ist es auch, der Nährboden schafft für all die Ausbildungsgurus, die uns ständig altes Wissen als sensationell Neues verkaufen - nur völlig überbewertet.
    Mal wird der Clicker als Allheilmittel verkauft, dann ist die Schleppleine die Lösung aller Probleme, oder man soll den Hund contacten, dann sorgt der TTouch für´s Seeligwerden, dann wieder kommt ne Ampel daher.
    Und bei allem erkennt man: es hat seine Berechtigung, seinen Sinn aber auch seine Grenzen.
    Maßlos überbewertet am Anfang folgt eine Phase der Verteufelung, bis man erkennt, dass das eine oder andere doch so ganz falsch nicht war und in dieser oder jener Situation durchaus...

    Meiner Meinung nach wird einfach viel zu wenig hinterfragt und mal auf sein Gefühl gehört. Da schreibt irgendeiner ein Buch und alle erkennen es als das Non-Plus-Ultra an. Die meisten Trainer erzählen einem wie es in einem richtigen Wolfsrudel zugeht hatten aber nie die Möglichkeit ein Rudel jemals zu studieren.

    Zitat

    Etwas weniger Arroganz gegenüber alten Zöpfen täte gut und erweitert das Gesichtsfeld zwinkern

    Und etwas Offenheit neueren Erziehungsmethoden gegenüber und ein wenig Bauchgefühl täte einigen auch ganz gut.


    Zitat

    vielleicht, weil man manche alten Zöpfe zu Unrecht verteufelt?

    Gewalt gegenüber meinem Hund kann ich nicht gutheißen. Ich will keinen Hund, der aus Angst etwas falsch zu machen, pariert.

  • Ich denke, es hat alles seine Berechtigung, wenn ich den Hund als eigenständiges Lebewesen sehen und dieses mit Respekt behandle.

    Aber kann ich ein Tier mit Respekt behandeln, wenn ich es mit völlig überzogenen Maßnahmen begegne und somit nicht dafür sorge, das es gerne und freiwillig mir folgt, sondern in dem ich den Willen breche und die ansich so hündische Kommunikation verbiete?

    Gerade in Sachen mit Schnauzgriff, Alphawurf oder Nackenschütteln wissen wir doch inzwischen alle, das es von den Rudelhunden, Wölfen und Schakalen nicht so als Diziplinierung eingesetzt werden. Warum sollte sich also der Mensch noch solchen Dingen bedienen, wenn er zu dem noch nicht einmal das entsprechende Rüstzeug hat? Das Hundemaul ist mit Zähnen besetzt und die Hand nicht. Zum anderen kann das Hundemaul sehr viele verschiedene Druckintensitäten aufbauen, die wir noch nicht einmal erahnen können.

    Ich gebe jedem Zopf seine Berechtigung, wenn er nicht absolut unnötig und daneben ist und dazu gehört halt der Punkt Schläge genauso wie Schauzengriff und Co.

    Wenn jemand mit einer Wurfkette oder Schellen arbeiten möchte, bitte schön, für mich muss es deswegen nicht in Frage kommen, genaus wenn jemand mit Sprayhalsband oder unsichtbaren Zäunen arbeiten will. Ich weise dann aber trotzdem auf die Gefahren hin.
    Genauso sieht es aus, wenn jemand meint, das man dem Hund das Knurren verbieten soll, soll man es machen, aber doch bitte auch die Gefahren bedenken, die sich daraus entwickeln können.

    Ebenso sieht es mit vielen anderen Dingen aus. Ich halte auch nicht den Clicker als Allheilmittel oder die Schleppleine als Lösung aller Probleme, aber doch durchaus als sinnvolle Hilfsmittel.

    Was nun welcher Zopf ist, ist dabei doch völlig egal. Geht es nicht eher um das Weiterdenken und die Überlegungen ob man nicht eher auf sein Bauchgefühl hört als auf das was die Bücher sagen oder ob man neben dem alten Buch vielleicht mal einen Blick in ein moderneres Buch wirft?

    Zitat

    Etwas weniger Arroganz gegenüber alten Zöpfen täte gut und erweitert das Gesichtsfeld

    Ich denke, das man diesen Satz einfach einwenig anders formulieren sollte, nämlich: Etwas weniger Arroganz gegenüber andere Ausbildungs- oder Erziehungsmethoden täte gut und erweitert das Gesichtsfeld samt dem eigenen Horizont.

  • Zu spät für EDIT:

    P.S. Aber grundsätzlich hast du recht, das man nicht eine Methode auf jeden Hund anweden kann und sollte!

    Aber die Art der Verhaltenstherapie stützt sich auf Lerntheorien und nicht auf so viele "Methoden" wie sie angeblich bei Hunden und Wölfen zu finden sind (Amichien Bonding, Nonverbale Kommunikation usw.)

    Und viele Weisheiten sind ja auch heutzutage wiederlegt (z.B. Welpenschutz).

    Aber auch neue Modeerschienungen sind nicht immer toll, wenn man mal an die überfüllten unorganisierten, ach so tollen Welpenspielgruppen denkt, wo mehr Problemhunde rauskommen als anders rum (aber auch hier wurden ja wieder falsche Weisheiten geprädigt: die Hunde machen das unter sich aus, ihr Welpe darf bei Ihnen nicht Schutz suchen usw.)

    Man sollte Methoden auch erstmal testen, sofern sie gewaltfrei sind.

    @ flying-paws

    Da fällt mir nur ein: Den schwierigsten Job den ein Hund haben kann, ist ein Familienhund zu sein :D

    Und was Cerrdiwen gesagt hat finde ich auch richtig, denn bei welcher angepriesenen Methode werden denn schon die Nachteile aufgezeigt?
    Aber genau das sollte man bei allen Sachen tun!

  • wie hat es denn angefangen?

    Da kam jemand daher, der sagte, der Chef im Rudel setzt sich durch, unterdrückt alle anderen, knüppelt und beißt sie nieder.
    Alle glaubten das.
    Jetzt haben wir gerade das andere Extrem: ein Chef im Rudel ist allzeit lieb und nett und sanft und freundlich und überzeugt nur durch Überlegenheit (in was denn bitte?).
    Die einen verbreiten das, die anderen plappern es nach.

    Wie es tatsächlich aussieht, hat kaum jemand jemals an wildlebenden Rudeln gesehen. Selbst dann bleibt die Übertragbarkeit fraglich und die Interpretation aufgrund der Vergangenheitserfahrung mit Vorsicht zu genießen.

    Also betrachten wir uns doch einfach, wie die Hunde im Hausstand miteinander umgehen. Da ist nicht immer alles sanft und freundlich und friedlich und lieb. Da werden erst einmal deutlich Prioritäten und Grenzen abgesteckt. Und wenn der Rangniedrige das nicht akzeptiert, gibt es Ärger. Dabei zieht der Ranghöhere selten Samthandschuhe an.
    Freundlich, lieb und nett wird es erst wieder, wenn der Rangniedrige das akzeptiert.
    Nachdem das nunmal so ist, musste also schnell die Feststellung her, dass wir keine Hunde sind.
    Nein, sind wir nicht. Aber nach wievielen Konzepten kann ein Hund leben?

    Nicht mal wir als Menschen mit unserem ganzen Verstand schaffen es in anderen Konzepten als Hierarchien zu leben. Sie verfolgt uns von der Wiege bis zu Bahre und, ob es uns gefällt oder nicht, wir taxieren jeden, mit dem wir zu tun haben, daraufhin.
    Auch der Hund lebt danauch und kennt es so.

    Das hat doch nichts damit zu tun, dass man den Hund jetzt stiefeln soll.
    Es geht um Durchsetzung, um Geltendmachung des eigenen Anspruchs. Das hat weder unter Menschen noch unter Hunden und auch in der Mensch-Hund-Kombi etwas mit Brutalität zu tun. Eher damit, dass man tut, was nötig ist, um sich durchzusetzen.
    Und da ist mir jedes Neue, was funktioniert genauso recht wie alte Zöpfe

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