Erziehungsmaßnahmen wie im Rudel

  • Moin,


    also die "modernen" Trainer haben sich ja darauf verständigt, eine willkürlich zusammengefügte Anzahl an Hunden, die in einem gemeinsamen Haus leben, Gruppe zu nennen.
    Eben weil ein Rudel eigentlich eine gewachsene Struktur ist, ein Familienverband als Vater, Mutter, Babies (Welpen) und Kindern (Einjährige).


    Außerdem ist inzwischen durch Verhaltensforschung bekannt, das es DEN EINEN Rudelführer so garnicht gibt - man kann es ehr mit einer menschlischen Familie vergleichen, wo eben auch die BEIDEN Eltern was zu sagen haben und auch Verantwortung tragen - und wo die Aufgaben nach Fähigkeit verteilt sind (... oder sollte ich schreiben, sein sollten :hust: )


    Auch wir Menschen bilden dann gemeinsam mit unserem Hund / unseren Hunden eine Gruppe.
    In der wir möglichst die Verantwortung für die Sicherheit und das Wohlbefinden sämtlicher Gruppenmitglieder übernehmen und ihr auch gerecht werden sollten. (Täte das nämlich einer der Hunde, könnte es blöd ausgehen, in unserer menschlischen Gesellschaft)
    So gesehen müssen wir schon irgendwie Chefe sein ...
    aber eben mit unseren menschlichen Möglichkeiten und Kommunikationswegen.


    Als Rudelführerin (= Mutterhündin) - müsste ich ja gemeinsam mit meinen Hunden aus dem Napf fressen
    - gemeinsame Rennspiele spielen (was ich definitiv nicht schaffe)
    - und mich vom stärksten Rüden begatten lassen


    im Gegenzug darf ich dann die Welpen und Junghunde per Schnauzengriff zurechtweisen.


    Sorry Leute - darauf verzichte ich gerne :D

  • Ich glaube ja, dass es unter Hunden gar keine Rudelführer gibt...zumindest nicht nach den Maßstäben wie Menschen einen "Führer" definieren.
    Bei Wölfen macht die Führerschaft durch Tiere, die sich durch Erfahrung und Sozialkompetenz auszeichnen mit Sicherheit Sinn, aber die meisten wissenschaftlichen Untersuchungen zu Rudelstrukturen von Haushunden weisen doch ganz eindeutig dahin, dass sich im Laufe der Domestikation starre Rudelstrukturen aufgelöst haben und an deren Stelle viel flexiblere Formen des sozialen Zusammenlebens getreten sind.
    Ich selbst besitze nun zwei eigene Hunde und bin darüber hinaus täglich (als Gassigänger) mit einer Gruppe von fünf Hunde unterwegs:
    eben Emma und Janosch, zwei älteren Foxhounds und einem Labrador-Rüden.
    Im Laufe der Zeit sind diese Hunde zu einer festen Gruppe zusammengewachsen, die bei Fremdhundbegegnungen als geschlossene Einheit auftreten, die sich ständig im Blick haben und aufeinander achten. Allerdings konnte ich eine Sache noch nie beobachten...nämlich das ein Hund eine irgendwie geartete Führerschaft übernimmt! Das Einzige, was alle fünf Hunde zeigen, ist die Wahrung ihrer Individualdistanz und das Verteidigen von Ressourcen (also Spielzeug, Futter etc.). In diesen beiden Punkten unterscheiden sich die Hunde auch deutlich...so hat Emma eine sehr ausgeprägte Individualdistanz, während die Foxhounds ganz gern mal drängeln, sich gegenseitig wegschubsen oder auf einem Haufen schlafen...auch sind die Beziehungen der Hunde höchst unterschiedlich im Zusammenhang mit oben genannten Faktoren...so darf der Foxhound-Rüde bei Emma durchaus auch den Genitalbereich beschnüffeln...der Labrador bekommt für gleiches Verhalten jedesmal einen auf den Deckel...
    Aber hat das wirklich was mit Führerschaft oder mit unterschiedlichen sozialen Rängen zu tun? Ich hab eigentlich eher das Gefühl, dass das eine Sache von Sympathie und Antipathie, sowie gegenseitigem Respekt und Vertrauen ist...
    Aber selbst wenn obengenanntes Ausdruck von Rudelführerschaft sein sollte was bringt mir das im Zusammenleben mit meinen Hunden?
    Ich könnte also aus dem Rudelverhalten meiner Hunde ableiten, dass sie mir nicht zu sehr auf die Pelle rücken und mir mein Essen nicht klauen...ja...aber das kanns doch nicht gewesen sein...ich erwarte doch darüber hinaus ganz andere Dinge von meinen Hunden...ich möchte das sie sich an mir orientieren...ich möchte, dass sie auch ohne Leine bei mir bleiben wenn zehn Meter vor uns ein Hase aufspringt, ich möchte das sie an der Straße warten, sie sollen keine fremden Menschen verbellen, sie sollen sich vergammeltes Fleisch von mir abnehmen lassen usw,. usw.
    All diese Dinge lassen sich doch selbst bei großzügister Auslegung der "Rudelfüher-Theorie" nicht von dem natürlichen Sozialverhalten von Hunden ableiten - denn das erwartet KEIN hündischer Rudelfüher!

  • Hallo,
    es ist ja hoch interessant, wieviel Unsicherheiten noch immer bei der Hundeerziehung bestehen. Dazu möchte ich erst einmal bemerken, dass wir unsere Kinder niemals irgendwelchen selbst ernannten Koryphähen ausliefern würden.Wir erwarten im Kindergarten und in der Schule eine fundierte Ausbildung der Erzieher und Lehrkräfte. Warum glauben einige Menschen, geeignet zu sein, ein komplexes Lebewesen wie den Hund bzw. seine Besitzer schulen zu können, ohne selbst ausgebildet zu sein. Erfahrung und das Lesen einiger Bücher die man mit unterschiedlichen Erziehungsmethoden auf dem Markt findet reichen bei weitem nicht aus, um auf die Hunde und ihre Besitzer losgelassen zu werden. Bei den ganzen eingestellten Fragen und Antworten kann ich immer wieder feststellen, dass da ein ganz großes Nachholbedürfnis besteht. Ich habe die Ausbildung zur Hundepsychologin gemacht. Das war sehr hilfreich für meine Hunde und für meine Einstellung zu den ganzen verschiedenen Methoden. Ich praktiziere im Moment nicht, weil ich diese Ausbildung nicht als Hauptberuf ausübe.
    Aber ich lese immer wieder, wie die rassetypischen Eigenschaften bei einigen Hundlern sehr stark in den Vordergrund gestellt werden. Leider werden viele Hunde genau nach diesen Eigenschaften ``angeschafft``, weil man besonders heraus ragende Exemplare irgendwo im Einsatz gesehen hat, und begeistert war. Leider wird dabei oft vergessen, wieviel Arbeit und Vorkenntnisse der Hundeführer mitgebracht hat, um seinen Hund soweit zu bringen. Gerade im klassischen Hundesport, den ich mittlerweile ablehne, sind die herausragenden Hunde mit Kennerblick ausgewählt und trainiert worden. Wenn ein Welpe nicht den Anforderungen des Hundesportlers entspricht, egal ob gesundtheitlich oder von den Anlagen her, wird er im günstigsten Fall abgegeben, aber so ein Hund wird selten gehalten. Ausserdem kommen diese Hunde selten in die Zucht. Die Eigenschaften, die der gute Hund mitbringt, sind nicht nur rassetypische Eigenschaften, sondern auch Charaktereigenschaften. Die, wie wir mittlerweile wissen, in den Genen liegen. Also, Hundefreunde, wenn ihr Probleme habt, wendet euch vertrauensvoll an Fachleute mit Ausbildungszertifikat. Ich kann nicht jeden Rottweiler nur als Schutzhund sehen, ich muß das ganze komplexe Lebewesen sehen. Das gilt für Jagdhunde und alle anderen Hunde, die für die Arbeit oder als Schmusehunde gezüchtet wurden. Nicht jeder Arbeitshund ist als Arbeitshund geeignet, und nicht jeder Schmusehund will schmusen. Das ist jetzt etwas einfach ausgedrückt, aber ich denke, das bringt es auf den Punkt. Vielleicht währen unsere Tierheime nur halb so voll, wenn da nicht so viele Opfer unserer Unkenntnis landen würden. Und der klassische Hundesport bedarf der allergrößten Aufmerksamkeit durch Tierschützer, dann könnte man vielleicht die echten Hundeliebhaber damit begeistern.
    Aber solang Stachelhalsbänder, Tele-Tac und Würger als Erziehungsmaßnahmen eingesetzt werden, lehne ich diese Sportart ab.


    Und jetzt viel Glück mit den Fellnasen

  • Zitat

    Klar isses den Viechern schnuppe ...
    aber es ist m.M. nach ein Unterschied, ob DU DICH selbst für ne Tussi oder für ne Rudelführerin hälst und daher auch so nennst.
    Es steckt halt eine bestimmte Einstellung dahinter ... und die stößt dann sauer auf ;)


    Ist das nicht völlig Schnuppe?


    Ich führe das Rudel wenn wir rausgehen, ich führe das Rudel in Internas, ich führe meine Hunde zum Futter, ich führe in Konfrontationsfragen ergo bin ich der Gruppenführer
    Meine Reissertussi hat, wenn sie mal gemaßregelt wurde, auch zu hören bekommen " Ich Chef Du nix"
    Meine Einstellung ist ganz klar .. Meine Ladys und Gents dürfen aufs Sofa, dürfen ins Bett dürfen eigentlich machen was sie wollen, ausser ich unterbinde es und wenn ich es unterbinde dann ist das so und zwar ohne blödes Nachfragen oder Rummosern.
    Es mag extrem rüberkommen, trotzdem unterscheidet uns nichts von anderen Hundehaltern die ihr Rudel im Griff haben.
    Ich habe nunmal meine Pekinesen hier, ich habe DSH ( und bald wieder meinen Presaschatz auf Urlaub :D ) und wenn ich sage die fremde Katze im Garten ist kein Futter, dann ist sie kein Futter und Pasta


    Ich weiss nicht warum jetzt um die Einstellung des Selbsternennens so ein Hype gemacht wird. :???:
    Der eine so, der andere so


    Manchaml glaub ich die Wörter werden das ein ums andere Mal zerpflückt obwohls eigentlich völlig Latte ist was man denn jetzt genau ist... Ob Tussi Rudelführer, Lenker oder ..

  • Das einzige Problem ist doch...und ich dachte darum geht es in diesem Thread...ob es möglich und sinnvoll ist Elemente der Rudelstruktur und der hündischen Kommunikation untereinander auf das Zusammenleben Mensch/Hund zu übertragen?!

  • Ich habe gar kein Problem damit, dass ICH das Sagen habe und die Hunde folgen.
    Ich habe große Hunde, die u.U. etwas wehrhaft sind. Mit netten Gruppendiskussionen bei Tee kommen wir nicht weiter.


    Aber diese Führung sollte man einem Hund doch verständlich vermitteln. Und die komplexe, innerartliche Kommunikation, die vor einem Schnauzengriff schon in erheblichem Maße stattgefunden hat, können wir nie hundegerecht und verständlich kopieren.


    waldschreck
    Was hat das mit dem Thema zu tun?
    Und wo ist hier von Schutzhundesport die Rede?


    LG
    das Schnauzermädel

  • Zitat

    Ist das nicht völlig Schnuppe?


    Ich führe das Rudel wenn wir rausgehen, ich führe das Rudel in Internas, ich führe meine Hunde zum Futter, ich führe in Konfrontationsfragen ergo bin ich der Gruppenführer
    Meine Reissertussi hat, wenn sie mal gemaßregelt wurde, auch zu hören bekommen " Ich Chef Du nix"


    Wenns tatsächlich nur darum geht, wie man das nennt was man grad tut - dann isses wirklich total schnuppe. (oder auch Wortklauberei)


    Hier gings doch aber darum, ob man Hunde führen kann wie im Rudel ... und dann eben auch ganz schnell, wie ein - hündischer - Rudelführer. Und ratzfatz waren wir beim Thema Schnauzengriff.
    Und in DIESEM Zusammenhang hab ich eben Probleme mit dem Wort, denn
    a) stimme ich Björn zu - den einen allmächtigen und alleinherrschenden Rudelführer gibts vermutlich garnicht
    und
    b) selbst wenn es ihn gäbe, könnte ein Mensch eben nicht ganz genauso wie ein Hund (oder Wolf) agieren. Folglich ist die zwangsläufig stümperhafte Imitation von hündischen Kommunikationsverhalten, insbesondere Verwarungen, eben meiner Meinung nach abzulehnen.


    Mit der Aussage "Ich Chefe - Du nur Hund" hab ich z.B. gar kein Problem, im Gegenteil :D

  • Hallo Hundefreunde,


    es hat insofern mit dem Thema zu tun, das noch immer viele Irrtümer über hündisches Verhalten in den Köpfen rumspukt. Aber auch wenn ein Märchen tausend mal erzählt wird, bleibt es ein Märchen. Das war jetzt allgemein gesagt. Wenn ich als Hundehalter meine Hunde gut beobachte und über ein entsprechendes Fachwissen verfüge, bin ich in der Lage mit meinen Hunden über Körpersprache und Geräusche zu kommunizieren. Ein Geräusch läst sich schneller erzeugen als ein Wort. Und da auch unsere Kommunikation untereinander zu mehr als 80 % über Körpersprache abläuft, weiß ich nicht, warum unsere Hunde uns nicht verstehen sollten, wenn wir mehr Körpersprache einsetzen. Sie sind gerade auf Körpersprache angewiesen. Mit unserer Lautsprache tun sie sich viel schwerer. Das beschränkt sich nicht auf Schnauzenübergriff und Alpharolle.Die Alpharolle lehne ich im Übrigen ab. Bei meinen Hunden hatte ich das auch noch nie nötig. Wichtig ist mit dem Hund im Kontakt zu sein und als Rudelführer auch seine Aufmerksamtkeit zu haben. Und die hast Du, wenn Du der Rudelführer bist.
    Als Rudelführer bestehe ich in bestimmten Situationen auf Gehorsam. Wenn man Hunde hat, die beide willensstark sind muß ich aufmerksamer und konzentrierter mit ihnen gehen als Hunde die nicht so stark sind. Da es immer mehr Hundehalter gibt, auch solche, die sich nicht um Hundeerziehung kümmern, können mir wohl einige zu stimmen dass, Spaziergänge mit dem Hund in Stress ausarten können. Ich möchte meinen Hunden ihre Leinenfreiheit erhalten, und darum gehe ich am liebsten alleine. Nachdem ich meine Hündin neu übernommen habe, als 2-jährige sozialverträgliche Hündin wurde sie 3-mal von kastrierten Rüden angegriffen als sie hinlief um Hallo zu sagen. Seitdem braucht ein Hund nur zu drohen,und sie greift an.
    Was den ``Schutzhundsport`` betrifft, ging es ursprünglich um eine Malli-Hündin. Der Hundebesitzerin wurde dazu geraten, mit der Hündin Hundesport zu machen, weil es ein Arbeitshund ist. Deshalb diese Anmerkung. Es gibt viele andere Möglichkeiten, um anspruchsvolle Hunde auszulasten. Wie ihr aus meinen Beiträgen vielleicht gelesen habt, habe ich früher auch diesen Hundesport betrieben. Aber ich wurde vom Saulus zum Paulus. Es sind wirklich Ringeltauben im Hundesport, die diese Gewalt ablehnen. Und die kommen von den Punkten gerade in der Unterordnung und Schutzdienst selten an die Spitze. Um diese Anforderungen wie gerades Vorsitzen, korrektes Verbellen, Gegenstände korrekt verweisen usw., wird in meistens mit miesen Methoden gearbeitet. Was die Fährtenarbeit betrifft, hat diese nichts mit wirklicher Fährtenarbeit zu tun. Kein Hund würde mit tiefer Nase eine Fährte verfolgen und dann noch am Gegenstand verweisen. Als Alternative verweise ich auf das Man-Trailing. Weitaus anspruchsvoller aber hundgerechter. Bei positiver Ausbildung eine gute Auslastung für den Hund. Ein erfahrener Hundehalter kann im übrigen sehr gut unterscheiden, ob sein Hund etwas nicht verstanden hat, oder einfach die Ohren auf Durchzug stellt. Wenn er die Ohren auf Durchzug stellt, was ihm auch mal zusteht, muß ich einschätzen wie wichtig jetzt der Gehorsam ist. Aber in der Regel bestehe ich darauf das meine Anweisungen befolgt werden. Anweisungen erteile ich auch nur, wenn es die Situation erfordert. Und nicht , um den Chef raushängen zu lassen.Ich hoffe, Eure Fragen hiermit beantwortet zu haben.
    Gruß Waldschreck

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