Rein interessehalber - wenn aus Mischlingen Rassen werden...

  • Wir haben heute einen 'Wäller' getroffen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich den Hund für einen 100% reinrassigen Aussie gehalten hätte. Der hatte absolut gar nichts vom Briard - weder äußerlich, noch vom Wesen.


    Theoretisch ist es ja nun so, wenn man mit Mischlingen derselben Rassen züchtet, dass auch wieder reinrassige Hunde entstehen können, wenn man mit zwei F1-Hunden züchtet. Eigentlich wären dann ja wieder reinrassige F3-Hunde ein Ausschuss dieser Zucht.


    Würde man denn mit zwei F1-Hunden züchten, wenn man eine neue Rasse etablieren will?

  • Eine neue Rasse geht nicht so einfach zu kreieren. Man kann nicht eben zwei Rassen verpaaren und dann erwarten das das eine neue Rasse ist. Es dauert viele Generationen, ein einheitliches Bild zu erreichen und zu festigen.


    Zitat

    Eigentlich wären dann ja wieder reinrassige F3-Hunde ein Ausschuss dieser Zucht.


    Genetisch gesehen wäre der Fall eines Reinrassigen sicher mögliche, praktisch aber nicht. Da ein Hund ja über eine Vielzahl von Genen verfügt und die nicht alle nur von der einen Rasse bekommt. ...Ist blöd zu erklären, ich hoffe du verstehst was ich meine, sonst versuche ich es nochmal genauer.


    Zitat


    Würde man denn mit zwei F1-Hunden züchten, wenn man eine neue Rasse etablieren will?


    Klar würde man mit den F1 Hunden weiterzüchten, anders kommt man ja nicht voran.

  • So einfach ist das ja nicht. Man macht sie in der Regel (hoffentlich) vorher Gedanken über die Eigenschaften, die man haben möchte. Diese verfestigt man dann durch Linienzucht. Das bedarf mehrere Generationen. Wen man da mit wem verpaart, hängt von den Eigenschaften ab, die man verfestigen will. Die eine Eigenschaft ist z.B. "stabiler" und vererbt sich gut, die andere vielleicht weniger.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Zitat

    Klar würde man mit den F1 Hunden weiterzüchten, anders kommt man ja nicht voran.


    In der Regel wird die F1 wieder mit einem Vertreter der Ausgangsrassen (nicht selten auch einem Elternteil) rückgekreuzt.

  • Zitat

    Ja aber das ist doch züchten mit den F1-Hunden, oder hab ich da was falsch gelesen :???:


    Ja, aber Nocte meinte, soweit ich das verstanden habe, die Verpaarung zweier F1 miteinander und das wird in der Regel nicht so gemacht. Denn genau dann passiert das, was von Nocte ja auch befürchtet wurde, man hat in der F2 wieder die gesamte genetische Vielfalt vorliegen.

  • Mendel hat nur bei Pflanzen die Vererbunge eines einzigen Merkmals untersucht.
    Die mendelschen Regeln gelten sicher, aber schon mal bedacht, dass Hunde mehr als EIN genetisches Merkmal haben?
    Und wenn ich mich zudem richtig erinnere, hat man in der Genforschung festgestellt, dass ein und dasselbe Basenpaar in der DNA auch für mehrere Gene zuständig sein kann, je nachdem, welche Startsequenz aktiviert wird.


    hinsichtlich des Phänotyps (also der äußeren Erscheinung kann man sicherlich über mehrere Generationen hin wieder zu einer stabilen Erscheinung kommen.) Außerdem hängt es immer noch davon ab, welche Eigenschaften du vermischen und "reinrassig" züchten willst.


    Bei der Vermischung (wenns nicht dominant-rezessiv) ist, sondern gleichwertig, haste in der F1-Generation alle Nachkommen gemischt und erst in der F2 erst wieder hinsichtlich des EINEN Merkmals wieder "reinrassige"
    dabei.


    Aber um wirklich eine neue, stabile Rasse zu züchten, wirste wohl, schätze ich deine 10 bis 20 Jahre Zuchtarbeit investieren müssen.



    Außerdem brauchst du genügend Elterntiere in der Basis, sonst wird der Genpool zu eng.
    In Patricks Thread wurde mal geschrieben, dass 8 Elterntiere die Mindesanforderung sind.
    Aber ne gute, sinnvolle Züchtung dürfte meines Erachtens nur dann erfolgen, wenn du einen wesentlich breiteren Genpool zur Verfügung hast.
    Bin kein Züchter, hab auch noch nie ne eigenständige Rasse kreiert, aber kannst ja mal die Erfinder z.B. der Kromfohrländer nach ihren Erfahrungen und ihrem Genpool befragen.


    P.S.
    Diese "Rückkreuzungen" werden erst spöäter vorgenommen, um zu testen, ob die Welpen tatsächlich reinrassig sind.

  • Zitat

    P.S.
    Diese "Rückkreuzungen" werden erst spöäter vorgenommen, um zu testen, ob die Welpen tatsächlich reinrassig sind.


    Nee, das wird tatsächlich bei einer Neuzüchtung schon ziemlich am Anfang so gemacht, um eben bestimmte Merkmale zu festigen.


    Nimmst du z.B. das übliche 3/8 Schema, das zur Entstehung der Ägidienberger (Pferderasse) führen sollte/soll.


    1. Schritt
    Islandpferd x Paso Peruano
    =
    Ägidienberger (F1)


    2. Schritt
    F1 x Islandpferd
    =
    Ägidienberger (R1)


    3. Schritt
    F1 x R1
    =
    Ägidienberger




    Schaust du dir z.B. die ersten Generationen der Tschechoslowakischen Wolfshunde an, dann sieht das z.B. so aus:


    1. Wolf x DSH = TWH (F1)
    2. F1 x DSH = TWH (F2)
    3. F2 x DSH = TWH (F3)
    4. F3 x Wolf = TWH (jetzt wird beim TWH wieder F1 gezählt, da eine Generation hinter dem Wolf)
    5. F1 (eigentlich F4) x DSH = TWH (F2/F5)


    Und erst an dieser Stelle wurde dann z.B direkt auf den Vater rückgekreuzt und das erste Mal überhaupt Kreuzungsprodukte miteinander verpaart.
    6. F1/F4 * F2/F5


    Das mal als zwei Bsp. wie soetwas real abläuft.

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