Erziehung- das Optimum erreicht?

  • Ich knüpfe mal an redbumpers Thread "Wer ist mit der Erziehung seines Hundes richtig zufrieden??" an und richte mich mal an die Halter von "Gebrauchthunden" aus dem TH, aus dem Ausland oder aus schlechter Haltung. Ich habe ja nur solche Hunde und davon reichlich.
    Lasst bitte mal die Selbstzweifel ob Ihr alles richtig gemacht habt, außer acht. Niemand macht alles richtig. Schon garnicht bei Hunden deren Vorgeschichte man nicht ganz genau kennt.
    Denkt Ihr, Ihr hättet das Optimum des Hundes erreicht, arbeitet Ihr noch daran oder habt Ihr an einem bestimmten Punkt aufgegeben?
    Mich würde wirklich interessieren welche Probleme Ihr wie gehändelt habt und wo Ihr an Eure- und die Grenzen des Hundes gestoßen seit.
    Ich habe aus Unkenntnis, mangelhafter Erfahrung und falscher Einstellung auch schon Hunde versaut. Also keine Scham und ehrliche Antworten.

  • Mmh, interessante Frage...

    Also bisher habe ich noch keinen Hund "fertig" trainiert - soll heißen, es geht immer weiter - ich habe in meinen Augen nie das Optimum erreicht, weil es immer noch Dinge über Hunde gibt, die ich nicht weiß und demnach nicht in unserem Leben berücksichtigen kann. Aber ich bin wie ein Messi und versuche alle diese noch zu sammeln, damit ich irgendwann der "perfekte" Hund bin :mrgreen: Klingt blöde irgendwie - verstehst Du, was ich meine?

    "Aufgegeben" habe ich noch keinen Hund und bin bisher mit den (Zwischen?)Ergebnissen sehr zufrieden.

    Viele Grüße
    Corinna

  • Optimum erreicht? Nee, ganz sicher noch nicht...*grins*
    Mein Picard ist so ein "Gebrauchthund" mit schlechter Vorgeschichte, vieles was er so mit seinen Vorbesitzern mitgemacht haben muss hab ich auch erst im Lauf der Zeit durch sein Verhalten sozusagen erfahren.

    Urkan ist jetzt 3, bekommen hab ich ihn als er 1,5 war, wir haben ihn in Frankreich am Atlantik geholt, die Leute haben mir ne Menge über ihn verschwiegen, dazu kamen noch die Sprachprobleme, mein französisch ist leider mehr als dürftig.

    Vertrauen aufbauen hat ne ganze Weile gedauert, er war anfangs recht ängstlich und ich musste ganz klein bei ihm anfangen, dazu war er auch noch unterernährt.

    Mittlerweile klappt in der Wohnung fast alles super, draussen gibts noch gut zu tun, er war vorher meist streunenderweise allein am Strand unterwegs und braucht beim Gassi seiner Meinung nach keine Gesellschaft^^

    Es geht bei ihm alles nur sehr langsam vorwärts und ich hab auch sicher immer wieder Fehler gemacht, da nützt auch Erfahrung mit meinen vorherigen Hunden wenig.

    Manchmal war ich kurz davor aufzugeben, am schlimmsten war, dass er mich als ich ihn erst einige Tage hatte gebissen hat, als ich ihm völlig gedankenlos (blöd, ich weiss) ein Spielzeug weggenommen habe, das konnte ich bei jedem meiner vorigen Hunde immer problemlos, hab gar nicht dran gedacht, bei ihm erstmal vorsichtig zu sein. Der Schock war um einiges schlimmer als die Verletzung, ich hab ihn sofort auf den Rücken geschmissen, da blieb er auch von selber erstmal liegen, dann bin ich raus und hab echt Rotz und Wasser geheult...
    War nicht einfach meine Unsicherheit danach in den Griff zu bekommen.
    Aber auch das ist Geschichte, jetzt kann ich ihm alles wegnehmen, wenns is.

    Mir ist bei ihm klar, dass er wohl nie ein perfekter Hund werden wird, aber ich denk damit kann ich leben, Picards sind ja schon von Haus aus etwas eigen^^

    Tja, hier die Probleme, kann aber länger werden:

    Momentan arbeiten wir noch am alleinebleiben, davon hält er gar nix *g*

    Er flippt noch aus wenns klingelt, bellt aber zum Glück nicht mehr bei Fremden im Haus oder vorm Haus.

    Er rennt nicht mehr einfach so 2-3 km weg und kommt erst nach ner Stunde wieder, das ist jetzt wenn dann nur noch 1km und dauert selten länger als 20 min *g* Da hat verstecken und gehen etwas geholfen.

    Er hat deutsch und alle wichtigsten Kommandos gelernt, die er sogar oft befolgt^^
    Er geht endlich ohne permanentes Ziehen recht gut an der Leine und sogar bei Fuss klappt ansatzweise, auch daran arbeiten wir noch. Da hat ein Geschirr ne Menge geholfen.

    Ziemlich blöd: wenn er sich wehgetan hat, darf da niemand ran, auch ich ned, da schnappt er, aber immerhin geht Bürsten, Waschen und Zecken entfernen mittlerweile. Für alles übrige muss er dann Maulkorb anziehen, dann bin ich stressfrei.

    Aber leider haben wir ein neues Problem seit einiger Zeit: er wurde leider schon etwa 3 Mal von ein und demselben anderen Rüden angefallen, als ich ihn an der Leine hatte und seitdem reagiert er auf jeden anderen Rüden äusserst aggressiv, solange ich ihn an der Leine habe. Das schaukelt sich langsam etwas auf, ich denke er spürt da auch meine Unsicherheit, ich verkrampf mich schon jedesmal wenn uns Hunde entgegenkommen... ein Teufelskreis. Und er ist ja auch ein ziemlicher Brocken, der dann kaum zu bändigen ist, da muss ich mir noch was einfallen lassen :(
    Aber ich versuch dann auch immer daran zu denken, wieviel wir schon geschafft haben. Er hatte ja am Anfang vor allem und jeden Angst und jetzt gehen sogar Sachen wie Ubahn, Bus und Tram völlig entspannt.

    Puh, das ist jetzt lang geworden, danke fürs Lesen, falls jemand bis hier durchgehalten hat *g*


    LG
    Tina und Urkan

  • Hallo, sehr interessante Frage, da kommt man richtig ins grübeln.
    Also Lucy ist stubenrein geworden, spielt jetzt gerne und hat keine Ängste mehr vor so etwa simplen wie eine wiese mit hohem Gras. Sie hat gelernt mit den Katzen umzugehen.Allgemein ist sie einfach viel umgänglicher geworden und hat hauptsächlich spaß und blödsinn im Kopf.
    Allein bleiben können hat bis jetzt gedauert, kein bellen oder zerstören mehr. War letzte Woche das 1.Mal wieder im Kino...

    "Hier" funktioniert mit einer Ausnahme, wenn sie wasser sieht ist sie weg und drin. An "Platz" und "Bleib" haben wir lange, lange trainiert bis ich dachte das wird nie was....dann konnte sie es.
    Zwischenddrin hat sie sich eine Leinenaggressivität angelegt, sicher auch durch meine verkehrten Reaktionen (Leine kurz und angespannt), ist aber jetzt wieder okay.
    Im Sozialverhalten fehlt es manchmal, aber ich habe gelernt, welche Situationen ich hier meiden muß (fremde Hündin im eingezäunten Gelände geht gar nicht). Ich sehe jetzt viel besser, ob es gleich ärger geben könnte und kann es im Keim ersticken. Richtig sozial wird sie aber nie sein.
    Leinführigkeit hat auch gedauert, etwa ein halbes Jahr. "Fuß" trainieren wir jetzt verstärkt, scheint sehr schwierig zu sein, dauert wohl noch eine ganze weile.
    Manchmal hat sie noch Angst, wenn ich genervt bin geht gar nichts mehr. Aber ich werde ja auch ruhiger, allgemein habe ich mich schon oft gefragt wer hier mehr lernt von uns beiden :freude:

    Ich muß allerdings auch dazu sagen, das ich in dem knappen Jahr extrem viel zeit hatte für sie. Sonst wären wir sicherlich nicht so weit, ist schon schwierig so ein Hund aus dem Süden. Bereuen tu ich es aber nicht
    :love:

    LG
    Sandra

  • Kommt darauf an, was man unter Optimum versteht !? Und aufgeben, niemals – es gibt für alles eine Lösung ;-)

    Ich habe meine jetzigen beiden mit 2 bzw. 5 Jahren vom TH übernommen. Bei meinem ersten hab ich ne Menge Fehler gemacht und war kurz vor der Aufgabe… unsere hiesigen „Profi-„Trainer lassen grüßen. Zum Glück hab ich die Kurve noch gekriegt, hab die richtigen Leute getroffen und den Ehrgeiz entwickelt diesem Hund ein hundewürdiges Leben zu ermöglichen. Ich konnte sie damals nie lose laufen lassen (Jagdtrieb olé), nachdem ich wußte wie, hats keine 2 Monate gedauert bis ich sie vertrauensvoll loslassen konnte. Wer sie heute kennenlernt wird sie vermutlich für zickig, stur und nicht unbedingt super menschenfreundlich halten, wer sie aber kennt, der weiß was für eine klasse Persönlichkeit sie ist und welche Wandlung dieser Hund mitgemacht hat.
    Ich habe in den letzten Jahren wahnsinnig viel dazugelernt und parallel dazu konnte man die Erfolge sehen. Aus einem ängstlichen, unsicheren, sofort nach vorne gehenden Hund ist eine selbstbewußte, teils überraschend souveräne Hündin geworden. „Fertig“ sind wir noch lange nicht, werden wir auch nie sein, denn es gibt noch so viele neue Beschäftigungsmöglichkeiten die wir gemeinsam erarbeiten können. Was unsere Beziehung, unser Verständnis betrifft denke ich sind wir da, wo wir immer hin wollten – wir verstehen und respektieren uns einfach !

    Meinen zweiten hab ich Mitte letzten Jahres geholt, 4 Jahre TH, 3 Besitzer, Schutztrieb (hat jeden Fremden angegangen, aber richtig), hundeunverträglich, hypernervös, … ich hab ne Weile gebraucht um mir sicher zu sein, ob ich es mir zutraue. Da ich seine Probleme kannte und gezielt daran gearbeitet habe, war er nach ca vier Wochen so gut integriert, als wäre er immer dabei. Bei mir hat er nie jemanden gebissen, andere Hunde findet er klasse, er hört super, bleibt allein, … einfach ein Traumhund.

    So schön ich es mir vorstelle einen Welpen groß zu ziehen, jeden seiner Schritte mitzubekommen, ich würde mir immer wieder einen „Secondhandhund“ holen !

  • Ich habe meinen Hund zwar nicht aus dem Tierheim,schlechter Haltung etc.,aber immerhin auch "gebraucht" aus xter Hand von privat bekommen.Geschlagen wurde mein Hund von seinem ersten Besitzer wohl auch,wovon ich aber im Alltag nicht viel merke.Außer,daß er sich offensichtlich nicht gerne von Männern,die etwa Ende 30 bis Ende 40 Jahre alt sind betatschen läßt.

    Als ich ihn dann letztes Jahr im September bekam,konnte er gar nichts.Er hat andere Hunde schon angepöbelt,wenn diese noch ewig weit weg waren bzw. ohne Leine angegriffen,alles gejagt,was nicht bei 3 auf`m Baum sitzt(genau genommen auch das,man kann sich ja auch unter einen Baum stellen und kläffen) und unglaublich an der Leine gezogen.

    Ich habe mir erstmal einen Hundetrainer gesucht und bin leider an einen der alten Schule geraten.Der hat dann das Leineziehen fleißig mit Leinenruck bekämpft (was ich dann auch so geübt habe,muß ich zu meiner Schande gestehen),Anbellen und Schnappen nach anderen Hunden wurde mit Schreien,an der Leine durch die Luft schleudern und einen mit der Leine überbraten bestraft.Zumindest das habe ich zuhause nicht so geübt.Was mir aber unendlich Leid tut ist,daß ich überhaupt zugelassen habe,daß jemand so etwas mit meinem Hund veranstaltet.Aber ich wußte es leider erstmal nicht besser...

    Die nächste Hundetrainerin,die ich jetzt noch habe,ist um Längen besser.Mit ihrer Hilfe habe ich zusammen mit dem Hund viel gelernt.Alleine wäre ich mit dem Hund total überfordert gewesen.
    Aber fertig mit der Erziehung sind wir noch ganz und gar nicht.Er kann jetzt zwar schön bei Fuß gehen,kommt in letzter Zeit immer,wenn ich ihn rufe (auch wenn im Wald etwas möglicherweise jagdbares rumläuft),kann Sitz,Platz und Bleib in fast allen Lebenslagen aber irgendwie findet man immer wieder neue Schwachpunkte,an denen man arbeiten muß.

    Ich habe auch einen Weg gefunden,wie ich an Hunden ohne großes Gebelle vorbeikomme und ich konnte ihn auch schon 2mal abrufen,als uns plötzlich ein fremder Hund vor der Nase stand und meiner gerade frei lief,aber von meiner Vorstellung von entspannten Spaziergängen sind wir noch meilenweit entfernt.In dieser Hinsicht hoffe ich allerdings,daß es irgendwann mal soweit ist,daß auch mein Hund den ganzen Spaziergang ohne Leine laufen kann,wenn wir nur brav immer weiter üben.Ich hoffe mal,daß es normal ist,daß ein Hund,der ein unerwünschtes Verhalten möglicherweise schon jahrelang zeigt,dieses nicht innerhalb von 4 Monaten ablegt bzw. sich dieses perfekt umlenken läßt.Ansonsten müßte ich doch an mir zweifeln.

    Im Moment üben wir an den neu entdeckten Schwächen,oder besser an Schwächen,die mir schon vorher aufgefallen sind,an denen ich aber nicht gearbeitet habe,weil es mir sonst einfach zuviel geworden wäre.
    Der liebe Hund hat z.B. Schwierigkeiten,mir Futter oder Spielzeug auszuhändigen.Daran haben wir mittlerweile auch schon gearbeitet und er gibt mir jetzt auch sein "Heiligtum",ein Quietschi auf Kommando her. :freude:

    Weitere Punkte,die noch auf meiner Liste stehen sind:Üben,daß Hund alleine in einem fremden Raum bleibt,ohne ein Heulkonzert zu veranstalten,damit ich ihn mit zur Arbeit nehmen kann,Gehorsam in der Stadt und in sehr ländlichen Gebieten verbessern,da er erstmal ca. 10-30 min. total durch den Wind und nicht mehr ansprechbar ist,wenn ich mit dem Auto irgendwo hinfahre und er dann mit aussteigen darf und natürlich stetige Verbesserung des Gehorsams bei Hundebegegnungen.

    Insgesamt ist es doch ganz schön viel Arbeit mit diesem Hund und die Tatsache,daß er ein Terrier ist,wie er im Buche steht,macht es nicht einfacher.Auch würde ich nie wieder die Dummheit begehen und mir einen Hund zulegen,den ich noch nie gesehen habe.Aber leider falle ich immer wieder darauf rein,wenn mir jemand sagt:"Entweder nimmst du das Tier,oder ich verkaufe es bei E-Bay,es wird geschlachtet,eingeschläfert o.ä."
    Genau genommen passt mein Lucky überhaupt nicht zu mir,weil ich eigentlich einen rundum "gesellschaftstauglichen" Hund bräuchte,der verträglich mit anderen Hunden ist und den man ohne Probleme überall hin mitnehmen kann.Andereseits bin ich doch zuversichtlich,daß ich und Hund eben dies mit fachkundiger Hilfe irgendwann so hinbekommen werden!Aufgeben gibt`s nämlich nicht und außerdem lernt man durch einen nicht ganz "normalen" Hund auch jede Menge dazu.

    Liebe Grüße,
    Christiane

  • Hallo Wakan!

    Tolles Thema!

    Ronja ist 5, ich kenn ihre Vorgeschichte lückenhaft und kannte sie bevor ich sie übernommen habe schon. Somit wusste ich in etwa was auf mich zukommt, was mir sehr geholfen hat...!

    Ronja hatte bis zu ihrem 3. Lebensjahr 3 Vorbesitzer, wobei sie beim 3. Vorbesitzer, einer Bekannten von mir, eigentlich als Pflegehund war. In dem Jahr in dem sie bei ihr war wurde sie 3 mal vermittelt und kam 3 mal aus diversen Gründen zurück.

    Das Optimum an Erziehung haben wir (noch) nicht erreicht... Ich frage mich auch, wo genau ich dieses Optimum ansetzen würde!? Mit jedem Erfolg steigt auch die Anforderung an einen selbst und an den Hund...

    Ich arbeite täglich an verschiedenen Dingen und freu mich auch über kleine Fortschritte, weil ich mittlerweile an einem Punkt bin, den ich mir nie erhofft hätte in der Anfangszeit!
    Ich hatte mit Ronja ein großes Problem, dass sie nicht allein blieb und Verlassenseinsängste hatte, Autos und Türen innerhalb von Minuten zerlegt hat und wir für jeden Fortschritt 2 Rückschritte gemacht haben.

    Zu diesem Zeitpunkt konnte sie ca. eine halbe Stunde alleine bleiben. Effektiv allein war sie genau 13 Minuten von dem Zeitpunkt an dem ich aus der Wohnung raus war bis ich wieder im Flur stand! Ich weiß es so genau, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch eine Stoppuhr vor der Tür liegen hatte, die ich angemacht hab, wenn ich gegangen bin...
    Tür

    Ähnlich ist es mit dem Autofenster passiert, welches halb geöffnet war, ein Anschnallgurt, der die freie Sicht aus dem Fenster versperrte musst dran glauben und der Sitz wurde im Laufe der Übungen angekaut, ebenso der Auto-Himmel...

    Ich vermute, dass es daher kommt, dass sie viel in kleine dunkle Räume gesperrt wurde, nie gelernt hat richtig allein zu bleiben und auch sonst wenig Zuwendung hatte.

    Ich habe fast ein Jahr täglich mehrmals geübt und übe immernoch um das beibehalten zu können. Anfangs nur Schlüssel in die Hand nehmen, Schuhe/Jacke an und wieder ausziehen, bis sie das gelassen hingenommen hat. Dann Tür auf, Tür wieder zu. Dann Tür auf, raus, wieder rein, Tür zu. Dann Tür auf, raus, Tür zu, Tür wieder auf rein. Bis sie nicht mehr gekratzt gejault oder gesprungen ist. Dann bin ich bis zur Haustür und hab es langsam mit vielen Rückschritten immer wiederholt...

    Bei diesem Problem bin ich an die Grenzen des Hundes gestoßen. Ronja blieb nie gern allein, hatte immer Verlassenseinsangst und wird es nie gern bleiben! Sie kann mittlerweile in der Wohung um die 2 Stunden gut allein bleiben ohne Jaulen ohne Kratzer/Bissspuren an der Tür. Im Auto bleibt sie je nach Auslastung um die 3 bis 4 Stunden allein. Und ich muss sagen das reicht auch bei uns, deshalb haben wir es hier aufgegeben die Zeit weiter auszudehnen!


    Ein anderes Problem waren andere Hunde, wenn sie an der Leine war. Sie ist wie ein Berserker in die Leine gesprungen, hat gebellt und versucht zum anderen Hund zu kommen als hinge ihr Leben davon ab. Sie war dabei allerdings nie agressiv. Ich weiß nicht ob es davon kommt, dass einer ihrer Vorbesitzer sie bei jedem Ziehen an der Leine zu einem anderen Hund hin gepackt hat und bei ihr dann soetwas wie ein "ich muss das nächste mal mehr ziehen und schneller sein um zum Hund und weg von der unangenehmen Behandlung durch den Leinenhalter zu kommen" aber so kam es mir vor!
    Ich kann mitlerweile an den allermeisten Hunden an hängender Leine vorbei... Zu großen schwarzen Hunden, die vom Aussehen ihrem Typ entsprechen braucht es oft noch ein "Lass das! Wir gehen weiter" Aber ich denke das gibt sich mit der Zeit und der Ruhe im Alter noch!

    Sie ist ein ambitionierter Jäger und ich denke sie wird es auch bleiben, wenn ich nicht in ihrer Nähe sondern außer Sichtweite bin und schneller reagieren kann als sie. Sie lässt sich durch viel viel Training zwischenzeitlich ziemlich sicher abpfeiffen und ich muss sagen das ist etwas, was ich niemals nicht gedacht hätte, dass wir das irgendwann hinbekommen, wie es jetzt ist!
    Allerdings war es ein steiniger Weg bis dahin. Ronja hat mir wegen einem Hasen, den sie vor mir gesehen hat die Schulter an der Schleppleine ausgekugelt, wegen einem Eichhörnchen, dass sie schneller gesehen hat als ich den Nacken verrenkt, dass ich 3 Wochen mit Halskrause rumgelaufen bin und mir eine eher weniger wünschenswerte Flugstunde über die Straße verpasst, die auch blutende Knie und Ellbogen zur Folge hatte und wegen Katzen hatte ich mehr als einmal an meiner Hand mehr Brandblase als gesunde Haut.

    Es gab Zeiten, in denen ich von kaum einem Spaziergang ohne Tränen in den Augen heim kam und mir gewünscht hab, dass ich Ronja von klein auf gehabt hätte und mir in solchen Momenten geschworen hab niemals wieder einen Gebraucht-Hund zu übernehmen! Aber der nächste kleine Erfolg hat das meist wieder wett gemacht, weil ich jedesmal gesehen hab, dass es nicht so ganz hoffnungslos ist...

    Da sie 2,5 Jahre ihres Lebens in einem Stall gehalten wurde in dem in jeder Ecke Brötchen, Karotten, Pferdefutter und sonstiges Fressbares zur freien Verfügung rumliegt, fällt es ihr sehr schwer zu generalisieren, dass ALLES Fressbare auf der Strasse einfach Tabu ist. An einem Brötchen an dem wir vorbei gehen von dem ich ihr gesagt habe sie soll es lassen versteht sie es, wenn es am nächsten Tag noch immer daliegt und schielt es nur noch an. Aber das Brötchen an der nächsten Ecke braucht dann wieder ein "Lass das!". Ich geb's nicht auf, dass ich den Kampf um alles Fressbare schlussendlich ohne Worte gewinnen werde aber auch das wird noch Arbeit sein!

    Ein Problemchen oder eher gesagt eine Marotte ist das Klauen in der Wohnung, womit ich allerdings auch wunderbar klar komme! Wenn Nachts ein letztes Stück Pizza in der offenen Pizzaschachtel auf dem Tisch liegt, dann ist es am Morgen eben weg oder zumindest angeschleckt! Aber das fällt in die Kathegorie: "So ist sie eben!" So leise und vorsichtig wie mein Hund kann nicht mal ich einen Keks aus der Keksschachtel nehmen :freude:

    Was bei der Arbeit mit Ronja ein sehr großer Vorteil ist, ist ihre Anhänglichkeit, ihr für ihr Alter sehr verspieltes Wesen und ihre Aufmerksamkeit. Auch dass sie sich ihr freundliches Wesen behalten hat hilft natürlich!
    Ich hatte früher immer ein sehr konkretes Bild von meinem Traumhund im Kopf und für mich stand fest, dass ich ihn irgendwann vom Züchter holen würde und dass ich alles, was in meiner Macht steht, richtig machen will! Ich wollte immer Rettungshundearbeit machen und aus diesem Grund auch einen jungen Hund. Vieles kommt anders als man denkt! Denn als ich Ronja übernommen hab, war für mich klar, dass das wohl ihres Alters wegen flach fällt... Und wie gesagt es kommt vieles anders als man denkt und ich denke, dass wir bei der nächsten Prüfung dabei sein werden!

    Ich würde zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlich wieder einen solchen Hund wie Ronja nehmen, weil ich gemerkt habe wie viel man durch einen solchen Hund lernt und wie viel auch ein "alter" Hund noch lernt. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich mir bei Problemen, die Hunde betreffen immer Rat und Mut holen kann bei Menschen, denen ich in Sachen Hund sehr vertraue und die länger Erfahrungen mit Hunden habe als ich auf der Welt bin. Allein hätte ich es vermutlich nicht bis an diesen Punkt geschafft!

    LG murmel

    Edit: Sorry für den vielen Text!

  • Hi

    Mein Rüde Joey ist auch so ein "Gebrauchthund".
    Als ich ihn aus dem Tierheim holte, war er zwar noch sehr jung (etwa 5 Monate), aber er war schon zweimal vermittelt worden und kam zweimal zurück ins Tierheim.
    Von seiner Vorgeschichte weiß ich nicht viel. Er wurde zusammen mit seiner Schwester ins Tierheim gebracht als er ungefähr 8 Wochen alt war. Nach kurzer Zeit wurde er vermittelt und kam nach einer Woch ohne Angabe von Gründen zurück. Danach wurde er an eine Familie mit 3 kleinen Kindern vermittelt und wurde von denen nach etwa zwei Wochen wieder zurückgebracht. Angeblich hätte er sich nicht mit dem älteren Hund der Großeltern verstanden.
    Als ich ihn holte, war er zwar ein freundlicher und fröhlicher Hund, aber in für ihn unbekannten Situationen reagierte er oft etwas unsicher und ängstlich. Laute Geräusche erschreckten ihn und zum Teil tun sie das auch noch heute.
    Außerdem hatte er extreme Verlassensängste. Anfangs konnte ich nicht mal ins Bad oder auf die Toilette, ohne dass er jaulend und winselnd vor der Türe lag.

    Damals kannte ich mich mit Hundeerziehung noch nicht so aus, aber ich denke, ich hab instinktiv das Richtige für ihn getan. Ich habe ihn von Anfang an viel mitgenommen, so dass er immer wieder in andere und fremde Situationen kam. Ich erinnere mich noch daran, dass ich ihn, als er gerade drei Tage bei mir war, mit auf ein Reitturnier genommen habe. Es war laut, es gab Pferde, jede Menge Menschen und auch viele fremde Hunde. Er schaute sich das Ganze 10 Minuten etwas kritisch und unsicher an, entspannte sich dann und keine 10 Minute später spielte er fröhlich mit dem Hund einer Freundin. Und je mehr solcher Situationen er meisterte, desto selbstbewußter und sicherer wurde er.

    Heute (er ist inzwischen 11) ist er für mich ein wirklicher Traumhund. Er ist selbstbewußt, verträgt sich wunderbar mit anderen Hunden und auch allen sonstige Tieren, ist freundlich und aufgeschlossen.
    Die Verlassensängste haben sich etwas gelegt. Aber er ist auch heute kein Hund, der entspannt allein bleiben kann. Für ihn ist die Welt nur dann wirklich in Ordnung, wenn wenigstens einer von uns (mein Mann oder ich) zuhause sind.
    Seine Schreckhaftigkeit bei lauten Geräuschen hat sich auch gebessert. Aber wenn ein Geräusch plötzlich und unerwartet kommt (wenn mir mal wieder ein Topfdeckel in der Küche auf den Boden fällt), dann sieht man von ihm nur noch eine Staubwolke. Da reagiert er regelrecht panisch.
    Das einzige, was sich in all der Zeit nicht gebessert hat, ist sein Verhältnis zu Kindern. Er mag es nicht, wenn sich ihm kleine Kinder nähern (vom Anfassen ganz zu schweigen). Da kann er auch schon mal die Zähne zeigen oder schnappen. Ich nehme an, dass in der Familie, die ihn zwei Wochen lang hatte, irgendetwas mit den Kindern schief gelaufen ist und er da schlechte Erfahrungen gemacht hat. Er reagiert nur bei kleinen Kindern so, ab einem Alter von sieben oder acht Jahren gibt es keine Probleme mehr.

    Ob ich das Optimum erreicht habe??? Sicher nicht.
    Dazu fehlte es mir an Erfahrung. Ich habe ihn damals einfach genommen, wie er war und bin nicht wirklich auf seine Probleme eingegangen. Aber ich hatte eben auch das Glück, dass er kein soooo problematischer Hund war und dass er sich Gott sei Dank positiv weiterentwickelt hat.
    Heute weiß ich zB. dass Joey der ideale Agilityhund gewesen wäre. Er war immer sehr sportlich, schnell, energiegeladen, aber trotzdem "lenkbar". Leider gab es vor 10 Jahren hier in der Gegend keinerlei Angebote in der Richtung, aber heute weiß ich, dass so eine "Aufgabe" ihn sicherlich begeistert hätte und ihn besser ausgelastet hätte.

    liebe Grüße
    Steffi

  • Ich muss ehrlich sagen das ich einige Dinge die vielleicht möglich wären, nicht anstrebe. So zum Beispiel bei unserem Taro.
    Taro wurde als ca. 6 bis 8wöchige Welpe von Zigeunern in einem privaten rumänschen TH abgegeben. Das TH wird von einem Detschen geführt. Außer ihm arbeiten dort nur zwei Rumänen. Zwinger oder überhaupt eine Umzäunung gab es damals in dem TH nicht. Er hatte also als Welpe und Junghund alle Fluchtmöglichkeiten und nur eine minimale Bindung an Menschen. Es gab halt Fressen, Wasser und ab und an mal einen TA Besuch.
    Taro ist ein Streunerhund durch und durch. Das wird immer wieder unübersehbar deutlich. Fluchtverhalten, Fluchtdistanz, eingehaltener Abstand, Körperhaltung und Lautäußerung bei Kontakt zu fremden Menschen, Hunden und Objekten entsprechen dem Verhalten von völlig verwilderten Hunden der Xten Generation. Wenn ich seine Wachsamkeit, sein Jagdverhalten und sein Verhaltem im Rudel beobachte, kommen in mir immer wieder Zweifel auf, ob Taro tatsächlich ein richtiger Hund ist oder ob bei seinen Ahnen nicht vielleicht mal ein Wolf mitgemischt hat.
    Taro verlässt unser Gelände fast nie. Als es vorein par Wochen warm wurde habe ich eine Biergartengarnitur hinten auf den Platz gestellt. Wenn die Hunde sowiso nur im Gras liegen muss ich ja nicht blöd rumstehen. :) Taro ist zu der Garnitur gerannt und hat sie wild ausgebellt. Anfangs hat er einen Abstand von 10 bis 15 Metern gehalten, dann nur noch rund 5 Meter. Bis er zu mir an die Bank kam dauerte es fast zwei Wochen. Dann hatte ich eine rote Jacke auf der Bank vergessen die ich bei einer Runde mit anderen Hunden dabei hatte. Das gleiche Spiel ging von neuem los. Zweieinhalb Wochen brauchte Taro um sich an die Jacke zu gewöhnen.
    Jede Veränderung, jede neue Situation, jede fremde Person, jeder unbekannte Oert bedeuten für Taro unermesslichen Stress und die Erwartung lebensbedrohlicher Gefahren.
    Wenn er ahnt das etwas positives passiert kommt er auf Zuruf, manchmal kommt er aus eigenem Antrieb, lässt sich bürsten, streicheln, Füttern und anleinen. Er verliert dabei aber nie seine Wachsamkeit und registriert jede Veränderung (Fußgänger, Radfahrer, Traktoren, Wildtiere) im Umkreis von 800 Metern rund ums Gelände. Nur an vorbeifahrende Kraftfahrzeuge hat er sich gewöhnt. Das ist das Ergebnis von zwei Jahren. Damit hat Taro nach meiner Einschätzung sein Maximum erreicht.
    Ich könnte sein sicheres Umfeld mit viel Arbeit wohl noch etwas ausweiten. Ihn an eine weitere Person gewöhnen, eine bestimmte Strasse oder eine bestimmte Wegstrecke, aber bringt das etwas. Taro braucht zur Gewöhnung an jede Kleinigkeit mehrere Wochen. Bis er auf einer festgelegten Gassiroute auf der er immer wieder fremden Menschen begegnen würde, nicht mehr panisch reagieren würde, würde es Jahre dauern. Ich halte das nicht für sinnvoll.
    Taro wird niemals vermittelbar werden, niemals mit unbekannten Situationen umgehen können und sich niemals ohne Panikattacken in öffentlichem Verkehrsraum bewegen können.
    Hier hat er sein Hunderudel, mich bzw. uns, sein Fressen, seinen sicheren Schlafplatz und kann in seinem Territorium sein Streunerleben fortführen.
    Er stammt aus einer Streunerpopulation, ist als Streuner geboren und wird ein Streuner bleiben. Damit ist er glücklich und ich respektiere das.

  • Hi
    Ja dann wil ich auch mal.
    Ich hatte bisher einen Hund aus dem Tierheim
    und der hatte so ziemlich alle Macken die ein Hund bilden kann.
    Mit der Hilfe guter Freunde und auch der Vermeidung
    mancher Ausbilder Ratschläge wurde da ein richtig netter Kerl draus,
    der im Nachhinein einfacher zu erziehen war, als
    mancher meiner Rassehundwelpen.
    Zuverlässiger, freundlicher, selbstbewusster Hund der er war,
    kam er auch sehr gut mit dem später dazu gekommenen
    weiteren Rüden aus.
    Er wurde absolut wildrein, war bei Hundbegenungen immer kontrollierbar
    ohne unterwürfig zu sein, sehr gut vom Pferd aus zu händeln
    und immer zum Spielen bereit, wurde aber auch nicht nervend wenn er mal eine halbe Stunde abliegen musste.
    Für mich war er super,
    was natürlich nichts heißt.
    Ein begabterer Halter hätte ihm ja vielleicht Lesen
    und Schreiben beibringen können.
    Und das war gar nicht mal so ein Aufwand beim Training.
    Da hat mir der Welpe einer hochgelobten und beliebten Rasse zehn mal soviel
    Arbeit gemacht, ohne auch nur annähernd das gleiche Ergebnis zu erreichen.
    Da habe ich sicher auch Fehler gemacht und eventuell passten wir auch einfach nicht zusammen.
    Viele Grüße von Walter

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