Alleine bleiben - Verlassensangst oder Kontrolle

  • Nur aus reinem Interesse: Woran merkt man den Unterschied, um was es sich handelt? Bei TV-Therapien (ganz gleich, was man davon halten mag :roll: ) wird meist die Diagnose gestellt, dass der Hund lediglich kontrollieren will. Wie würde sich aber die Verlassensangst vom Kontrollzwang unterscheiden? :???:

  • Ich finde den Unterschied nebensächlich, da das Leid in jedem Fall das selbe ist und die Therapie auch.


    Der Unterschied ist nur, dass der Hund in dem einen Fall Angst "um sich selbst" hat und das andere Mal wütend über das Fernbleiben des Rudels ist. Aber der Ärger resultiert ja aus der Angst "um das Rudel".


    Ich glaube, das was in solchen Fällen tatsächlich in dem Hund passiert, ist eine hochkomplizierte Mischung aus beidem. Allein bleiben ist einfach unnatürlich. Und wir werden nie ganz nachvollziehen können, was Hunde in solchen Momenten empfinden.


    Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mir leichter fiel, mit unseren beiden Hunden das Alleinbleiben zu trainieren (das war bei uns eine große Baustelle) wenn ich mich in einen "Ich laß mich von Euch doch nicht kontrollieren"-Modus gesteigert habe. Wenn ich die ganze Zeit gedacht hätte, "Ach ihr armen Hundchen, ihr habt ja solche Angst" hätte ich nie durchgehalten.

  • Na ich finde da schon einen Unterschied, einen ganz großen sogar.
    Ein Hund der aus purer Angst zitternd, wie ein Häufchen Elend in der Ecke sitzt leidet deutlich mehr, als ein Hund der nur frustriert ist, weil er alleine bleiben muss und die Kontrolle über sein Rudel verliert.


    Beide Fälle gehe ich persönlich auch unterschiedlich an.
    Bei dem einen Fall muss man Vertrauen aufbauen, das man wiederkommt und nichts passiert und dem anderen muss man "erklären" das er nichts zu sagen hat und schon gar nicht zu kontrollieren.

  • meiner leidet unter Verlustangst. Das merkt man zb wenn wir am Tisch sitzen und Teddy suich unter den Tisch legt, aber seinen Kopf auf meine Füße legt. Er will schlafen, will aber die Situation unter Kontrolle haben. Denn wenn ich aufstehe merkt er das ja, weil ich meine Füße wegzieh.


    Kontrollzwang ist bei älteren Hunden, wenn sie dich permanent "bewachen" und du garnichtsmehr OHNE Hund machen kannst. Die können dann auch in deinem Beisein nicht entspannen.

  • Ich glaube, es ist so, wie Trillian schreibt! Deine Frage ist sehr interessant für mich, weil sie uns betrifft. Chico bleibt nicht alleine, bzw. nicht lange. Nach ca. 15 Min. fängt er an zu jammern und fiepen, macht aber nichts kaputt. Ausserdem muss er, wenn ich z.B. eine Weile nicht im gleichen Zimmer bin, nachsehen, wo ich bin. Hat er mich gesehen, also registriert, dass ich noch da bin (so interpretiere ich das) geht er wieder zurück in sein Körbchen im anderen Zimmer. Verlustangst und Kontrollzwang scheinen also zusammenzuhängen, unterscheiden sich also bei uns zumindest nicht.


    LG Francisca

  • @ Katja:


    Interessant, dass du du Verlustangst sprichst. Denn unter dem Tisch liegen und Kopf auflegen ist auch ein Kontrollieren der Situation. ;)
    Desweiteren sind Kontrollfreaks nicht ausschließlich ältere Hunde.



    Ganz allgemein besteht ein großer Unterschied zwischen der ernsthaften Trennungsangst und dem Kontroll"verlust".. in dem Kontext verwirrend, ich weiß.
    Anzeichen der Trennungsangst können unter anderem vermehrter Speichelfluss und starkes Hecheln sein. Der Hund ist ruhelos und kann schlecht bis gar nicht entspannen- typisch ist auch, dass die Hunde bei der Rückkehr des Besitzers sofort in einen Tiefschlaf verfallen.
    Die extremen Fälle verfallen in eine Schockstarre und sind bewegungsunfähig- stehen unter massivem Stress.


    Bei der Kontrolle wird viel gebellt (eher nicht hysterisch ) und seltener Geheult.
    Oftmals stehen die Hunde hierbei auf erhöhter Position (Bett/Couch) und rufen.


    Generell macht man das aber auch am Gesamtverhalten des Hundes aus.
    Ein Hund, der unter massiver Trennungsangst leidet, wird auch im Freilauf bei seinem Halter bleiben und ihn nicht aus den Augen lassen.
    Kontrollhunde sind mitunter über alle Berge sobald der Karabiner klickt.. ;)


    Die Behandlung ist auch nicht diesselbe.
    Auch ist die Trennungsangst schwieriger in den Griff zu bekommen und bedarf mehr Zeit.

  • Würde denn bei Trennungsangst ein 2. Hund was bringen der evtl älter und souveräner ist? Wenn man einen jüngeren dazupackt übernimmt er ja evtl die Angst.

  • Zitat

    meiner leidet unter Verlustangst. Das merkt man zb wenn wir am Tisch sitzen und Teddy suich unter den Tisch legt, aber seinen Kopf auf meine Füße legt. Er will schlafen, will aber die Situation unter Kontrolle haben. Denn wenn ich aufstehe merkt er das ja, weil ich meine Füße wegzieh.


    Für mich klingt das auch eindeutig nach Kontrolle. Du schreibst ja auch schon selber, dass er die Situation unter Kontrolle haben möchte. Das hat denke ich nichts mit dem Alter eines Hundes sondern mit dessen Veranlagung und Erzieheung zu tun...

  • Zitat


    Generell macht man das aber auch am Gesamtverhalten des Hundes aus.
    Ein Hund, der unter massiver Trennungsangst leidet, wird auch im Freilauf bei seinem Halter bleiben und ihn nicht aus den Augen lassen.
    Kontrollhunde sind mitunter über alle Berge sobald der Karabiner klickt.. ;)


    :gut: So haben wir das auch erlebt :D

  • Zitat

    Na ich finde da schon einen Unterschied, einen ganz großen sogar.
    Ein Hund der aus purer Angst zitternd, wie ein Häufchen Elend in der Ecke sitzt leidet deutlich mehr, als ein Hund der nur frustriert ist, weil er alleine bleiben muss und die Kontrolle über sein Rudel verliert.


    Beide Fälle gehe ich persönlich auch unterschiedlich an.
    Bei dem einen Fall muss man Vertrauen aufbauen, das man wiederkommt und nichts passiert und dem anderen muss man "erklären" das er nichts zu sagen hat und schon gar nicht zu kontrollieren.


    Ich sehe das fast genauso! Es macht schon einen Unterschied, ob der Hund Verlassensangst hat oder unter Kontrollzwang leidet. Die Art des Stresses ist anders. Ein Hund mit Verlassensangst steht wirkliche Ängst aus wogegen ein Hund mit Kontrollzwang eher frustriert ist, dass er nicht bei seiner Familie sein kann.


    Die Therapie-Ansätze können sehr ähnlich sein. Klar, beide Hunde müssen lernen auch mal ohne Herrschen auszukommen. Einem Hund mit Kontrollzwang bringe ich jedoch eher bei, dass er mir nicht ständig hinterher latschen soll. Er muss mir nicht ständig am Rockzipfel hängen und immer und überall dabei sein. Er muss lernen auch mal mit sich selbst klar zu kommen. Wobei ich einem hund mit Verlassensangst beibringen muss, dass ich wieder komme und ihm nichts passiert, wenn ich weg bin.
    Es gibt natürlich auch Hunde, bei denen ist das eine Kombination aus beiden. Hat man ja in der letzten Folge des Hundeprofies gesehen.


    Für Hunde ist es unnatürlich alleine zu sein. Deshalb müssen sie es erst einmal lernen. Deshalb finde ich es wichtig, dass der hund zunächst einmal lernt, dass er NICHT ständig vor oder auf meinen Füßen liegen muss. Deshalb ist es ja so sinnvoll, dass der Hund einen festen Platz hat. ICh schicke ihn zum schlafen in sein Körbchen. Bei Welpen ist das meist recht einfach, weil man sie während des schlafens hochnehmen und woanders hin legen kann. Bei älteren Hunden muss man da einfach manchmal konsequenter sein, wenn sie es nicht gelernt haben.

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