Die Rundreise

  • Rundreise - das Sprühhalsband


    Hi


    Eine gute Freundin, Susanne, hatte vor einigen Jahren Probleme
    mit der Jagdleidenschaft ihres Hovawarts.
    Sie hatte von, den damals neuen, Sprühhalsbändern
    gehört und wollte sie testen.
    Vertrieben wurden die Dinger von einer Hundetrainerin
    in Bochum.
    Neugierig wie ich bin begleitete ich Susanne.


    Als wir vor dem gesuchten Reihenhäuschen ankamen,
    erwartete die Trainerin uns schon.
    Sie bat uns den Wagen doch etwas weiter entfernt zu
    parken, da ihre Hunde sich bei Ansicht anderer Vierbeiner
    so aufregen würden.
    Etwas verwirrt kamen wir ihrer Bitte nach.
    Nun bat der Hunde Coach uns ins Haus und führte uns
    in einen großen spartanisch eingerichteten Raum.
    Links von der Tür stand eine Kommode mit
    einem sehr kleinen Fernseher.
    Ich überlegte wie man auf dem Teil ein Eishockey
    Spiel sehen wollte.
    Auf normalen Geräten verliert man leicht
    den Puck aus den Augen, bei diesem Bildschirm
    hätte man Probleme die Spieler zu erkennen.
    Dann gab es noch eine ungewöhnliche Sitzecke.
    Einen Küchentisch um den drei Küchenstühle
    und ein richtiges Großvatersofa drapiert waren.
    Die Damen entschieden sich für die Stühle,
    ich nahm die Couch.
    Ein Fehler, das Sitzmöbel war eindeutig nicht
    für große, kräftige Männer ausgelegt.
    Ich sackte tief ein und hockte , I-Dötzchen mäßig,
    vor dem Küchentisch.
    Mein Adamsapfel war etwa auf Höhe der Tischkante.
    Wir wurden gefragt ob wir Kaffee trinken wollten.
    Susanne lehnte instinktiv ab, ich bejahte.
    Noch ein Fehler.
    Unsere Gastgeberin ging los und kam sofort mit zwei
    Tassen zurück.
    Der Kaffee war also schon fertig gewesen.
    Ich trank einen Schluck.
    Mir wurde klar, daß er wohl schon gestern oder vorgestern fertig gewesen war.
    Irrsinnig stark und unglaublich bitter.
    Nach einem weitern Schluck, rief ich mir die
    Krankenhäuser der Umgebung ins Gedächtnis.
    Welches verfügte über einen namhaften Herzspezialisten ???
    Während ich nachdachte war ich tiefer ins Sofa gesackt.
    Jetzt war mein Kinn in Höhe der Tischkante.
    Durch den Kaffee nervös geworden,
    überlegte ich ob schon viele weitestgehend unschuldige
    Männer in den Sofaritzen verschollen waren.
    Als meine Nase die Tischkante berührte,
    stemmte ich mich aus dem Plüsch gewordenen
    Bermuda Dreieck hoch.
    Da es außer einem Bücherregal nichts zu begucken gab,
    sah ich mir stehenderweise die Trainerin genauer an.
    Wenn aus ihren Augen auch nur ein Fünkchen Intelligenz
    geblitzt hätte, wäre sie ganz hübsch gewesen.
    Sie hatte eine ungewöhnliche Angewohnheit.
    Während sie mit Susanne über Hunde fachsimpelte,
    stand sie alle Nase lang auf, lief zum Bücherregal,
    schnappte ein Buch, schlug eine Seite auf,
    und las den Satz den sie gerade selbst
    gesagt hatte noch einmal vor.
    Dann zeigte sie Susanne die betreffende Zeile ,
    mit dem Hinweis, daß Autor Soundso das auch so sehe.
    Mir kam der Verdacht, daß die Trainerin zwei
    Zentner willkürlich ausgewählter Hundebücher
    gekauft hätte und darauf ihre weitere
    Karriere aufbauen wollte.
    Nun kam ein ziemlich kleiner Mann, der einen kräftigen
    Rottweiler an der Leine hielt, herein.
    Der Mann sah ein wenig wie Antonio Banderas nach mehreren
    verlorenen Kneipenschlägereien aus.
    Auch er hätte hübsch sein können,
    wenn nicht sowohl der Jochbeinbruch als auch der
    Nasenbruch wirkten, als wenn er sie zu Hause
    in Heimarbeit gerichtet hätte, was der Symmetrie seines
    Gesicht etwas geschadet hat.
    Er begrüsste uns und sagte dann zu seiner Frau:
    " Ich gehe mit Ricky spazieren, Rocky ist im Garten
    und Ronnie ist noch oben. Tauscht du die beiden
    später aus ??"
    Einfallsreiche Namensgebung.
    Wie würden sie ihre Kinder nennen ???
    Tick, Trick und Track ???
    Als der Latino gegangen war, drängte ich darauf das
    Sprühdingens mal auszuprobieren.
    Wir holten die Hunde aus dem Auto
    und gingen in einen nahegelegenen Wald.
    Hovi bekam das Sprühhalsbang angelegt,
    wurde abgeleint und verschwand nach einigen
    Minuten wunschgemäß auf einer Spur im Unterholz.
    Susanne sollte nun den Hund rufen und bei ausbleibendem Erfolg
    die Fernbedienung betätigen.
    Hat sie gemacht und kurz darauf kam ihr Liebling munter wedelnd angerannt.
    Die Trainerin war völlig aus dem Häuschen
    und bekam feuchte Augen vor Glück.
    Bis ich ihr sagte, daß der Hund zwar wieder da sei
    aber leider ohne Halsband.
    Jetzt biß sie sich in Stummfilmmanier vor Verzweiflung
    auf die Knöchel ihrer rechten Hand.
    Also diese konstant völlig übertriebenen
    Reaktionen gingen mir auf die ohnehin
    vom Koffein strapazierten Nerven.
    Ich bat die Damen langsam zurück zu gehen,
    ging mit meinem Hund bis zu der Stelle an der der Hovi
    verschwunden war, und ließ ihn suchen.
    Nach kurzer Zeit tauchte er mit dem unbeschädigten Halsband auf.
    Wieder konnte die Hundefachfrau sich vor Glück nicht fassen
    und schmachtete nun meinen Kumpel, der das
    überhaupt nicht mag, an.
    Wir verabschiedeten uns ohne so ein Sprühteil zu kaufen,
    haben aber immerhin diese Geschichte mitgenommen.
    Viele Grüsse.

    • Neu

    Hi


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    • Hallo Walter,
      wenn du mal ein richtig reicher Mann werden willst, dann schick diese Geschichten mal zu einem Verlag...............die werden dir das aus den Händen reissen. :gut:
      Die sind so genial - wenn das nicht so einen bitteren Beigeschmack hätte und wir wüssten, das es immer unerfahrene Menschen geben wird, die die Hilfe von solch "Hundetrainern" in Anspruch nehmen!!!
      Hör aber blos nicht auf zu schreiben - ich liebe deine Geschichten!! :love:



      Übrigens, das mit dem Akita war doch bestimmt erfunden oder? Ich hab zwei, deren beider Gewicht weitaus höher ist als mein eigenes und kann sie halten - auch wenn ein "Feind" naht! ;D

    • :rofl: :rofl: echt wahnsinn wo hast du so schreiben gelernt? Daran werde ich jetzt den ganzen tag denken müssen, und meine kunden denn warscheinlich denken das ich n schuss nicht gehört habe oder so :rofl: :rofl:

    • Super geschrieben und einfach nur lustig :gut:


      Schreib doch mal einen Roman.
      Lieben Gruss
      Petra

    • Hi
      Silke, neee der lag wirklich auf der Nase.
      Du weißt doch,wenn man nicht aufpasst
      und das Gewich auf dem falschen Bein hat,
      bringt einen schon ein Cattle Dog in die Horizontale.
      Hängt auch schwer davon ab wieviel Anlauf
      man dem Hund gestattet,
      dieser Mensch war sehr großzügig.
      Viele Grüße

    • Hi Redbumper, :flehan:
      deine Geschichten sind echt der Hammer! Hab immer noch tränen in den augen vor Lachen.
      Büdde Büdde mehr davon


      Gruß Babs

    • Wirklich genial Walter.


      Meine beiden Ohren haben
      bei deinen Geschichten immer
      meine Mundwinkel als Dauergäste.


      Niemals damit aufhören, versprochen ????


      Schöne Grüße
      von
      Christine

    • Rundreise mit Gesang



      Wir hatten wieder eine Hunde Trainerin kontaktiert und sie schlug uns
      während des Telefonats vor, doch eine Übungsstunde mit ihrer
      Fortgeschrittenen Gruppe zu begutachten.


      Und da waren wir.
      Ein idyllisch gelegener Hundeplatz, mitten in einem Buchenwäldchen.
      Der Platz war nicht riesig aber auch nicht zu klein.
      Es gab ein steinernes Häuschen und eine überdachte Terrasse
      mit Tischen und Bänken, um das so wichtige Hefe Teilchen
      nach dem Training genießen zu können.
      Und natürlich die lichtlosen, gemauerten Hundeboxen in denen
      normale Menschen ihre Mülltonnen aufbewahren.


      Wir stellten uns an den Zaun, nachdem wir die sieben wartenden
      Eleven begrüßt hatten.
      Auf die Sekunde zur verabredeten Zeit tauchte die Trainerin auf.
      Eine kleine, sehr schlanke Frau, Ende dreißig, in einem
      dunkelbraunen T-Shirt und einer tarnfarbenen Kargo Hose.
      Bemerkenswert war die Frisur.
      Alle Haare gleich lang, aber ein Mittelscheitel.
      Die Haarfarbe würde ich mit Pfeffer und Salz bezeichnen.
      Wem das nichts sagt, wie ein Schnauzer der nicht schwarz ist.
      „Sie hat ihren Helm vergessen.“
      meinte Uwe, worauf ich antwortete
      „Der liegt im Häuschen.“
      „Direkt neben dem Karabiner.“
      „Den sie in 120 Sekunden auseinandernehmen
      und wieder zusammensetzen kann.“
      „Da war sie immer die schnellste in der Kompanie.
      Wo sie wohl gedient hat ?“
      „Eindeutig bei den schweren Pionieren.“
      Nun wurden die Schüler aufgefordert mit ihren Hunden bei Fuß
      den Platz zu umrunden.
      Der Coach war nicht zufrieden.
      „Macht mal schneller da vorne. Das kann man ja nicht
      mit ansehen.“
      Das ohnehin schon hohe Tempo wurde noch mal erhöht.
      Aber die Fachfrau war auch damit nicht einverstanden.
      „Macht mal Pause. Ich zeige euch wie das geht.“
      Sie sagt es und ging ihren Hund aus einer der Boxen zu holen.
      Hervor kam eine kleine, dürre Schäferhündin
      mit der sie losstiefelte um ihre bei Fuß Vorführung abzugeben.
      Im Affentempo, mit mächtigen Schritten,
      die aussahen als müsste sie prähistorische Rieseninsekten
      zertrampeln, sauste sie über die Wiese.
      „Habt ihr das gesehen ? Jetzt macht ihr mal 10 Runden.“
      brüllte die Dame und brachte den Hund zurück in
      Einzelhaft und Dunkelkammer.
      „Was sie wohl für Unterwäsche trägt ?“
      „ Hör auf. Mir wird mulmig.“
      „Bestimmt Schiesser Feinripp.
      Oder Angora.“
      .“Verdammt Uwe, ist jetzt bald gut ?“
      „Ob sie ein Sexualleben hat ?“
      „Erbarmen, ich werde Alpträume bekommen.
      Bestimmt ist sie mit einem freundlichen
      Herren mit Brille und Bäuchlein verheiratet.“
      „Glaubst Du wirklich, dass sie einen Mann hat ?“
      „Nein.“


      Die fortgeschrittenen Gruppe schritt unermüdlich
      weiter fort.
      „Das sieht doch schon viel besser aus.“
      blökte die zurückgekommene Ausbilderin
      „War das jetzt anders als vorhin ?“.
      „Nö, war alles prima. Ist ja auch Krampf von einem
      Malinois und einem alten Berner das gleiche Tempo zu erwarten.“
      Nun kam die Chefin auf uns zu.
      „Würden sie bitte leise sein. Sie machen die Hunde nervös.“
      „Kein Problem, wir wollten sowieso gerade gehen.“
      Uwe war schon auf dem Weg zum Auto,
      lauthals im Stil marschierender US Soldaten singend.


      „Niemand der diesen Trainer mag,
      sie macht sich für Gehorsam stark.“


      „Gehorchen muss ein jeder Hund
      so tönt es laut aus ihrem Mund.“


      „Und geht der Hund nicht schön bei Fuß
      dann droht sie uns mit einem Kuss.“


      „Wenn Hundi nicht gehorchen will
      dann kommt er abends in den Grill.“


      Und schon waren wir am Auto und es ging heim.

    • Hi Redbumper :winken: !


      ...gut, dass ich hier schreiben kann, denn reden könnt ich jetzt grad nit.
      *kicher*
      Mir ist ganz albern zu Mute. :lach:


      Hoffentlich ruft die nächste Stunde kein Kunde an.
      Der tät mich für bestusst halten.


      Suuper Schreibe!
      Was hälst Du von: Die Reisen des jungen R. -Band I.
      Wäre ausbaufähig.
      Also drei Exemplare wären schon verkauft.


      Sehr schöner Lesestoff zu einem bedenklichen Thema.
      Was sich so alles Hundetrainer nennen darf...


      Bei uns hier gibt es auch so einen Selbstdarsteller.
      Traurig-traurig.
      Man sollte für diese Berufsgruppe sowas wie einen 'TüV' einführen.
      Zumindestens aber eine wiederkehrende Tauglichkeitsprüfung.


      Hast Du auch mal ein positives Beispiel in Deinem Repertoire,
      welches trotzdem für ein kleines Bonmot gut ist?


      liebe Grüsse ... Patrick

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