Richtungswechsel ohne Ansage & Schnauzgriff

  • Hallo Foris,


    ich hinterfrage und zweifle lieber Methoden - die mir als gut mitgeteilt werden - an, bevor ich meinem Hund schade.


    Daher zwei Fragen:


    1.) Um meiner Hündin (16 Monate, wenige Wochen bei uns, vorher bei einem Jäger in Italien lebend) die Leinenführigkeit beizubringen, empfiehlt mir die Hundetrainerin den prompten Richtungswechsel ohne Ansage. Meine Hündin läuft also ab und an (gerade bei Ablenkung durch die Trainerin) voll ins Geschirr, heute sogar so arg, dass sie sich in der Luft überschlagen hat.
    Ist diese Art des Lernens sinnvoll? Wäre eine Ansage von mir beim Richtungswechsel sinnvoller? Klar soll sie sich an mir orientieren, aber das lernt sie so doch auf ziemlich krasse Art.


    2.) Bevor die einzelnen Lerneinheiten in der Trainingsstunde beginnen oder auch, bevor die Hunde in der Spielstunde abgeleint werden, steht meine Wuffeline teils da und winselt. Heute nun wurde mir gesagt, ich soll ihr dann kurz die Schnauze zuhalten, also mit der Hand von oben über die Schnauze greifen. Kann ich das nicht anders "abstellen"? Aber wie?


    :hilfe:


    Viele Grüße


    schlaubi

  • Hallo,


    den Richtungswechsel habe ich so parktiziert, wie Deine Trainerin es vorschlägt, allerdings ging es bei Attila nicht um die Leinenführigkeit, sondern um Aufmerksamkeit beim Antijagdtraining.
    bei ihm hat diese Methode sehr gut funktioniert.


    Was allerdings das Schnauzezuhalten beim Winseln bringen soll, verstehe ich nicht, muss aber sagen, dass ich den Schnauzengriff noch nie eingesetzt habe und würde es auch nicht tun.

  • Hallo,




    also, so extrem würde ich es auch nicht machen! Wir haben's mit der Aufmerksamkeit so gemacht, dass ich zuerst irgendetwas gesagt habe wie zB aufpassen.... wenn dann nichts kam - tja, dann geh ich eben einfach woanders hin. Selbst Schuld. Aber nie so plötzlich, dass sich mein Hund überschlägt :shocked: Dafür wiurde sie schon das ein oder andere mal ein Stück hinterher gezogen :ops:


    Achja, und da ich vom Schnauzgriff eh nichts halte, hat sich das bei mir eh erübrigt :^^:

  • Du musst sie ja nicht gleich so in die Leine rennen lassen, dass sie sich überschlägt. Oder rast sie so heftig an der Leine :???: ?
    Ich würde sie erstmal austoben lassen, natürlich nicht so, dass sie nur noch keuchend nebenherlatscht, sondern, dass der Stau raus ist und der Hund aufmerksamer wird. Dann würde ich erstmal mit heranrufen und überschwänglichem Lob beginnen und erst wenn der Hund dir viel Aufmerksamkeit schenkt, an die kurze Leine nehmen.
    Dann drehst du sofort um, wenn dein Hund anfängt zu ziehen, sie dreht auch um kommt mit und sobald sie auf der Höhe von deinem Bein ist, ruckartig umdrehen und wieder in die ursprüngliche Richtung gehen. Sollte sie dabei in die Leine rennen, ignoreirst du es. Dann fängt dasselbe Spiel beim nächsten Zug wieder von vorne an. Spätestens nach dem zehnten Mal wird sie dein Prinzip verstanden haben und mitumdrehen. Dann sofort Leckerchen (ist in dem Moment wirksamer als nur Loben)
    Das kannst du erstmal beliebig oft wiederholen, bis sie (manche machens schneller, andere brauchen länger) sich plötzlich umguckt bevor sie wieder in die Leine rennt, oder sofort langsamer wird oder stehen bleibt. Dann sofort loben!!
    Verfeinern kannst du die Leinenführigkeit dann durch Spielchen wie, wenn sie sich umguckt, Richtungswechsel, loben wenn sie mitkommt, dann mal einen Schritt zu Seite, umdrehen nach hinten rennen, vier Schritte nach links, 7 nach hinten, 3 nach rechts usw.


    Die Aufmerksamkeit von deinem Hund wird bald nur noch an dir hängen :)
    Wichtig ist natürlich, dass wenn du den höchsten beschrieben Standart beim letzten Spaziergang erreicht hast, du ihn nicht beim nächsten vorraussetzt sondern nochmal von vorne anfängst.
    Die Stufe, wo ihr wieder neu einsteigt steigert sich von Woche zu Woche.
    Vielleicht baut ihr zwischendurch mal ein kleines Spiel an der Leine ein oder übt ein bisschen Grundgehorsam mit viel Lob und Leckerchen. So lernt der Hund die Leine als etwas Positives, wobei man viel Spass hat kennen und nicht als gefährliches bedrohliches Mittel, bei dem man sich überschlägt, verletzt kennen.



    Den Schnauzgriff würde ich auch ganz lassen, egal was man dir rät, versuch die Aufmerksamkeit des Hundes zu gewinnen (Leckerchen, Spielzeug, Glöckchen...) und lass ihn "Sitz" oder Platz machen, dann lobst du ihn überschwänglich und die Leine kann ab.


    LG Jana

  • Hi,


    Schnauzgriff?
    Was soll der Hund dadurch lernen?
    Meiner Meinung nach nichts! Es entsteht höchstens ein Konflikt zwischen Euch - das würde ich lassen.


    Wird gefiept, gejault, gewinselt ist doch immer die Frage "warum".
    Erwartungshaltung?
    Ok, dann Abbruch.
    Wer die Klappe nicht halten kann - erreicht sein Ziel nicht. Basta.
    (Wortlos wegdrehen und ein paar Meter gehen)


    Das Training mit dem wortlosen Richtungswechsel finde ich prima.
    Das Training geht recht schnell, der Hund lernt auf Dich zu achten, wo will sie hin?
    Abwechseln würde ich stimmliches Lob mit Leckerlie-Jackpot. So weiß der Hund nie was kommt.


    Allerdings: wenn Dein Hund sich dabei überschlagen kann, ist meiner Meinung die Leine viel zu lang.
    5 Meter reichen doch völlig.


    lg

  • Ging es hier um eine "normale" zwei-drei Meter Leine oder um eine lange Schleppleine ?


    Bin jetzt grad etwas irritiert worden durch die "5Meter" ;)

  • Das erste lief bei uns unter "Ignoranzübung".
    Wir sind einfach Kreuz und Quer gegangen ohne auf den Hund zu achten.
    natürlich muss man dabei nicht an der Leine reißen und wenn man merkt er hängt Extrem in der Leine kann man ja auch mal das Aufmerksamkeitwort einbauen, man muss ja nicht gleich Hammerhart sein :p
    Ansonsten haben wir erst gelobt wenn Hund aufgepasst hat.
    das mache ich heute noch manchmal gekoppelt mit Motivation und Aufmerksamkeitswörtern zum einarbeiten - also nicht die harte Version.


    Die Wechsel haben wir über Aufmerksamkeitssignal und damals über Körperhilfen aufgebaut.
    Geht natürlich auch gekoppelt mit nem Target oder mit Leckerchenhand.
    Wir sind einfach gelaufen + Aufmerksamkeitswort und haben dann eine Wendung/Kurve gemacht und die mit dem körper ganz extram aufgebaut, also richtig in die Kurve gelehnt, damit Hunde das ausladende mitbekomment, lief das toll wurde belohnt.
    Man kann ihn an der Stelle auch mit der Leckerlihand bei "Laune" halten oder mit dem Target "mitnehmen". Ohne muss man die Hilfen aber nicht extra noch abbauen ;)
    Jedenfalls haben wir genauso ganz lange die Richtungswechsel, Wendungen, Kurven, Schlangenlinien und Kehrtwenden gelaufen.
    Die Hudne hatten schnell gecheckt das der Körper das so und so amcht wenn sie so und so machen sollen :p
    Und dann ahben wir ganz langsam die Körperhilfen wieder abgebaut und Voilá klappt gut.


    Ansonsten haben wir natürlich ein "Watch me" Signal, ein Aufmerksamkeitssignal wie "Aufpassen" aufgebaut und wenn das gar nicht zieht kommen Rückwärtsgehen, Wendungen, Schlangenlinien und Tempowechsel mit zu.
    das + verschiedene Wendungen versuche ich in die Fuß und Hand Übungen so viel wie Möglich einzubauen damit die Aufmerksamkeit und Motivation hoch ist.


    Ich bestätige auch gerne mit dem Clicker und kann ihn - habe ich für die Fuß/Hand-Übungen eingebaut, als Brückensignal verwenden.
    Hierbei heißt 1Click "Weiter so, Super, kriegst gleich was" und Doppelclick "Jetzt kriegst was".


    Ich arbeite immernoch gerne mit Körperhilfen oder Aufmerksamkeitssignalen, da reicht auch ein kurzes schnalzen oder durch die Zähne Luft ziehen (so ein Pfeiffzischen).


    Und wir machen ganz viel über Spass, das heißt wenn die erste Wendung damals toll gelaufen ist habe ich sofort losgeschickt zum "Patymachen" oder ein Spielinitiiert oder den Dummy/Spielzeug geworfen.
    Quasi als Superbelohnung.
    Ich muss noch dazu sagen das wir die meisten Fuß/Handübungen in Freifolge machen und nicht an der Leine, weil sie so selten wie Möglich and er Leine sind und ich es mag wenn ide Hunde eher selbstständig aus Freienstücken und aus Spass mitarbeiten, als das ich sie dazu "anhalte ;)
    Die Leine war damals eh nur so hm, Absicherung und schliff meistens auf dem Boden rum oder steckte Locker in der Hosentasche beim Üben.
    Außer bei den Ignoranzübungen, da mussten wir - von der Trainerin dalas aus, die Leinen halten.
    Und die hat auch immer komisch geschaut wenn ich eher motivierend als streng gearbeitet habe :p


    Ich hoffe du kannstd amit was anfangen. So wirr heute...
    Sonst fragt einfach nach.


    Nina

  • Hallo,


    vielen Dank für die teils extrem ausführlichen Antworten.


    Mit dem Schnauzgriff hat mich also mein Bauchgefühl nicht falsch beraten. Ich werde da künftig einfach ein paar Schritte laufen, damit sie aus der Situation rauskommt. Und parallel das Kommando "ruhig" üben. Denn woher weiß sie denn alleine durch das Zuhalten der Schnauze, dass sie ruhig sein soll :???: ?


    @ Joco und Co:
    Hast Du da erst mit einer kürzeren Leine begonnen und dann Stück für Stück auf eine lange Leine gesteigert oder hattest Du Attila da gleich an der 10-Meter-Leine? Begann das Training erst ohne Reize und wurde dann gesteigert oder kamen die Reize gleich bei den ersten Stunden ins Spiel?


    @ Zoe~ und @ Cörki:
    Ich wollte das ja nicht, aber ich bin ja mit dem Rücken zum Hund in die andere Richtung gelaufen und habe nicht gemerkt, dass sie von der Trainerin gelockt wird und somit voll durchstartet  Hätte ich das gesehen, hätte ich sofort ihren Namen gerufen, denn darauf reagiert sie selbst bei solcher Ablenkung schon gut.


    @ Zoe~:
    Hinterherziehen finde ich danke des K9-Geschirrs auch noch akzeptabel, wenn auch natürlich nicht berauschend.


    @ Cörki:
    Vorher auspowern ist nicht ;-) Gestern flitzte sie in der Spielstunde eine volle Stunde mit einem anderen Hund quer durchs riesige (eingezäunte) Trainingsgelände. Danach ist sie aufgedreht, aber alles andere als ausgepowert. Und vorher kopfmäßig auspowern? Geht ja auch nicht, weil sie sich dann nicht mehr auf das Training konzentrieren kann.


    @ Cörki und @ Macho:
    Das mit der kurzen Leine finde ich wirklich eine gute Lösung, danke. Denn wenn sie gar nicht erst so durchstarten kann, bremst es sie auch nicht so aus. Und wenn es damit klappt (so in einigen Wochen dann ;-)) kann ich die Leine ja verlängern.


    @ Scherbenstern: I
    ch habe nicht an der Leine gerissen, sondern bin „stur“ in die entgegen gesetzte Richtung gelaufen und habe dabei die Leine fest mit beiden Händen (die ich am Rücken hatte) gehalten. Somit konnte ich nicht sehen, wie Zampa sich verhält und auch nicht sehen, dass sie durchstartet. Ich habe es – ebenso wie sie – nur daran gemerkt, dass es mir einen vollen Ruck gab, als die Leine zu Ende war. Mein Mann, der beim Training zusah, hat mir dann erzählt, dass Zampa wirklich einen Überschlag in der Luft machte, bevor sie im Schnee landete :-/ Training lautete klar: Immer in entgegen gesetzte Richtung laufen, sobald der Hund an meiner Seite auftaucht. Nichts sagen, keine Aufmerksamkeit, kein Lob. So, wie Du das beschreibst, gefällt mir aber ganz besonders, gerade das mit dem Clicker. Das probiere ich auf jeden Fall mal aus. Denn mit dem Clicker habe ich früher schon mal gearbeitet und nur gute Erfahrungen damit gemacht.


    Ich sehe, wenn ich mich auch künftig auf mein Bauchgefühl verlasse und auch weiterhin ab und an NEIN zu Dingen sage, die mir suspekt sind, ist das für Zampa am besten.


    Nochmals vielen Dank!


    Viele Grüße


    schlaubi

  • Bitte! :)


    Ich denke auch das mit dem janken wenn sie los laufen will ist vorfreude und eine Art Stress. :)
    das mit nem schnauzengriff zu unterbinden finde ich auch ziemlich übel und würde ich nicht machen. ich würde eher das Signal aufgheben, nochmal die Aufmerksamkeit zurück holen und nochmal versuchen.
    Dem hund ein "Schau mich an" abringen und DANN los lassen.
    Das braucht übung und oft auch viel zeit. Manchmal saßen meine Hunde Anfangs einige Minuten bis sie ruhig waren und ich SOFORT bestätigen und belohnen konnte mit dem Freilauf.
    Und durch das Aufmerksamkeit zurück holen u7nd das Watch-me-Signal kann der Hund die Aufmerksamkeit nochmal auf dich lenken - weg von dem begehrten Freilaufen und ggf. anderen hunden etc.
    Und durch eine gewisse Konzentration die ich zurückholen, erreiche ich auch Ruhe.
    Timing, zeit und Ruhe! :)


    Und ansonsten: JA verlass dich ruhig auf dein Bauchgefühl!


    Nina

  • Zitat

    Das erste lief bei uns unter "Ignoranzübung".
    Wir sind einfach Kreuz und Quer gegangen ohne auf den Hund zu achten.
    natürlich muss man dabei nicht an der Leine reißen und wenn man merkt er hängt Extrem in der Leine kann man ja auch mal das Aufmerksamkeitwort einbauen, man muss ja nicht gleich Hammerhart sein :p
    Ansonsten haben wir erst gelobt wenn Hund aufgepasst hat.
    das mache ich heute noch manchmal gekoppelt mit Motivation und Aufmerksamkeitswörtern zum einarbeiten - also nicht die harte Version.


    Etwa so habe ich das auch gemacht, nachdem mir klar geworden war, dass mit den herkömmlichen Leinenführigkeitsmethoden sich mein Hund eher ans Ziehen gewöhnen wird als leinenführig werden. Ich musste es genau einmal "hart" machen - aber mit der normalen Führleine, da hätte der Hund nicht bis zum Salto beschleunigen können. ;) Danach konnte ich mit normalen Richtungswechseln weitermachen und hatte auch die Chance, gewünschtes Verhalten zu belohnen. Ich musste später die Lektion noch ca. 2x in einer wesentlich weicheren Version ganz kurz auffrischen.


    Ich nenne es "ignorantes Chaoslaufen" und habe es seither nie mehr gebraucht.... :roll:

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