Suprelorin, chemische Kastration Erfahrungsbericht

  • Huhu, also ich muss sagen das Alter wäre für mein Empfinden sehr grenzwertig.


    .. aber vor allen Dingen lässt mich das hier stutzen.

    Zitat

    Beim Spaziergang ist es gar nicht so schlimm, nur in der Hundeschule.


    Das klingt eher so als würden die Probleme eher in der Umgebung liegen, als im Hund. Dein Hund ist ein Border Collie, die neigen ja gern man dazu etwas zu überdrehen. Vielleicht ist einfach die Reizlage zu hoch, was aber nicht am Testosteron liegt, sondern zB an (zu) vielen aufgeregten Hunden und Menschen? Vielleicht bedeutet Hundeschule für ihn auch einfach eine hohe Erwartungshaltung zu haben und das ist es, was es ihm so unmöglich macht sich auf euch zu konzentrieren?


    Kannst du das mal näher ausführen?

  • Das habe ich auch gedacht, dass es wirklich mehr an der Umgebung liegt als an allem anderen.


    Es war so, dass wir mit ihm als Welpe in eine Hundeschule gegangen sind, wo die Kleinen zwar überwiegend spielen durften, wir aber auch ein wenig Kommandos wie "Hier", "Sitz" usw. geübt haben. Langsam aber sicher hat er sich in der Welpengruppe zum "Chef" entwickelt, sodass wir in die Teeniegruppe wechseln sollten. Da ging es dann anfangs, aber auch da entwickelte er sich schließlich zum Chef. Die Hundetrainerin sagte uns, dass er sehr selbstbewusst sei und wir ihn unbedingt kastrieren lassen müssen, damit er nicht zu heftig wird und nicht mal an den falschen Hund gerät, wo er dann den Kürzeren zieht. Das fand ich schon ein bisschen suspekt, zumal die HT pauschal alles kastriert, was vier Beine hat... In den Übungsphasen war er aber immer voll dabei und war voll der Vorführhund, sodass wir schnell merkten, dass unser Hund dort unterfordert war. Also wechselten wir in eine andere Hundeschule, wo anfangs alles prima war. Da durften die Hunde aber kaum spielen und wenn, dann nur am Ende. Und das fand er richtig doof und fing an zu fiepen, wenn man z.B. Dinge erklärt bekommen hat und er warten musste. Das hat sich immer weiter hochgeschaukelt bis er sogar seinen Frust an anderen Hunden auslassen wollte, an einer Schäferhündin . Seitdem ist er immer total durch den Wind, sobald wir auf den Hof der Hundeschule fahren. Die HT meint, es liegt daran, dass er nur die anderen Hunde im Kopf hat und sich das legen würde, wenn er kastriert ist. Auch da wurden wir skeptisch, weil er sich draußen eben anders verhält und mit anderen Hunden keine Probleme hat. Also haben wir noch einen dritten Trainer kontaktiert, der uns mal zu Hause besuchen kam und wir auch zusammen spazieren gegangen sind. Er stellte schnell fest, dass eine Kastration Quatsch sei, weil unser Hund einfach absolut ungeduldig ist und keine Frustrationstoleranz besitzt ud deshlab so fiept. Da waren wir glücklich und haben daran gearbeitet. Alles prima, also sind wir zu ihm in die Hundeschule, wo dann das gleiche Theater losging mit Fiepen, Markieren und Scharren. Daraufhin meinte der Trainer, er hätte sich total getäuscht, der Hund zeigt starkes territoriales Verhalten, was sogar schon sexuell motiviert ist... Er steht so unter Strom, dass wir ihm mit einem Chip helfen würden.


    Hm, und jetzt sind wir wieder so schlau wie vorher und mein Freund meint, wir sollen den Chip mal testen, da der Hund wirklich in der Hundeschule gelitten hat. Aber ich hab Angst, dass wir einen Fehler machen, da wir im Alltag ja nicht wirklich Probleme haben. Klar schleckt er da mal an Pipi, aber er ist ja nunmal einRüde und in aller Regel lässt er sich auch abrufen...

  • Also ich würde sagen, dass wir eigentlich gar keine Probleme im Alltag haben. Klar, es kommt vor, dass er mal (!!!) nicht direkt abrufbar ist, aber ich finde, dass das in seinem Alter auch dazugehört. Er ist mitten in der Pubertät und testet natürlich auch, wie weit er gehen kann. Oder? Ansonsten kann er noch nicht so perfekt an der Leine gehen. Das heißt, wenn wir losgehen, freut er sich und will so schnell wie möglich ins Feld und da zieht er auch schon mal. Das ist dann auch so ein Moment, wo wir relativ wenig Einfluss auf ihn haben. Lässt man ihn dann im Feld frei und er powert sich was aus, läuft er danach auch super an der Leine bzw. bei Fuß.


    Ich hab halt Angst, dass wir den Chip zu früh setzen und ihn so in seiner Entwicklung stören oder manipulieren oder wie auch immer.....

  • Zitat

    aber ich finde, dass das in seinem Alter auch dazugehört. Er ist mitten in der Pubertät und testet natürlich auch, wie weit er gehen kann. Oder?


    :ja:


    Sehe ich auf jeden Fall auch so!


    Ich würde sagen, natürlich, höre hin was dir deine Trainer raten, wenn du ihnen vertraust. Aber hör genau so auf dein Bauchgefühl und überlege was für DEINEN Hund am Besten ist. Prinzipiell finde ich immer, dass man eine Kastration, egal ob chemisch oder chirurgisch, so spät wie möglich, wenn überhaupt, machen sollte. Ich bin nicht per se dagegen, überlege bei meinem Hund auch sehr sehr ernsthaft. Aber man muss halt ganz genau abwägen und darf sich zwar beraten, aber nicht reinreden lassen. ;)

  • Danke auf jeden Fall schon mal für deine Antworten!


    Was führt dich denn dazu, zu überlegen, ob du deinen Hund kastrieren lassen sollst, wenn ich fragen darf?


    Du hast schon Recht, irgendwie sollte ich schon auf die Trainer hören, denn sie haben ja viel Erfahrung und Wissen. Und da unserem Hundi Agility sicher mega Spaß macht, was sein derzeitiges Verhalten aber leider nicht zulässt, denke ein kleines bisschen, dass es vielleicht doch Sinn macht, den Chip mal auszuprobieren. Aber wenn ich ihn hier zu Hause und draußen seh, wo wir echt keine Probleme haben, tut mir der Gedanke echt irgendwie weh. Ohje ohje.....

  • Zitat

    Ich hab halt Angst, dass wir den Chip zu früh setzen und ihn so in seiner Entwicklung stören oder manipulieren oder wie auch immer.....


    Das siehst Du ganz richtig.
    Auch ein Chip nimmt ihm die Hormone, welche er für die Entwicklung benötigt.


    Ich würde mal zu einer Tierheilpraktikerin gehen.
    Man kann solch ein Verhalten auch auf sanfte Weise beeinflussen.

  • Zitat

    Also ich würde sagen, dass wir eigentlich gar keine Probleme im Alltag haben. Klar, es kommt vor, dass er mal (!!!) nicht direkt abrufbar ist, aber ich finde, dass das in seinem Alter auch dazugehört. Er ist mitten in der Pubertät und testet natürlich auch, wie weit er gehen kann. Oder? Ansonsten kann er noch nicht so perfekt an der Leine gehen. Das heißt, wenn wir losgehen, freut er sich und will so schnell wie möglich ins Feld und da zieht er auch schon mal. Das ist dann auch so ein Moment, wo wir relativ wenig Einfluss auf ihn haben. Lässt man ihn dann im Feld frei und er powert sich was aus, läuft er danach auch super an der Leine bzw. bei Fuß.


    Ich hab halt Angst, dass wir den Chip zu früh setzen und ihn so in seiner Entwicklung stören oder manipulieren oder wie auch immer.....


    Wenn du selbst sagst, dass du im Alltag keine Probleme hast, dann würde ich auch behaupten, dass das Verhalten weniger an den Hormonen als an zu hoher Erwartungshaltung/Probleme mit Frusttoleranz/Reizüberflutung etc. liegt. Es wäre nicht der einzige Border, der auf dem Hundeplatz (=Action, Arbeiten, Spiel...) überdreht. Dann bringt euch ne Kastration/Chip event. viel mehr Nachteile und sonst nichts. Ich würde erst mal an den Dingen trainieren und schauen, was passiert. Ich finde 14 Monate viel zu früh. Eine gute Trainerin meinte, kastrieren/chippen frühestens mit 3-4 Jahren (abh. von der Rasse und Entwicklungsstand), die Hunde also ausgewachsen und reif sind, wenn es wirklich Probleme gibt, die man mit Erziehung nicht oder nur schwer/harten Mitteln in den Griff kriegen kann. Vorher soll man die Hunde erst mal erwachsen werden lassen und schauen, was eigentlich davon übrig bleibt.

  • Danke erstmal für eure Antworten!


    Ich bin echt froh über das, was ihr geschrieben habt, weil es meine Vermutungen und Bedenken unterstützt. Das Doofe ist, dass diese ganzen HT jede Stunde immer nur sagen, dass wir ihn kastrieren lassen sollen und wir kaum an den Problemen arbeiten. Ist ja schon fast wie Erpressung „entweder ihr kastriert ihn oder ich zeig euch nix Neues“ :headbash:


    Camillo: ich dachte auch immer, dass man Hunde erst im Erwachsenenalter kastrieren soll, um sie fertig reifen zu lassen. Aber unsere HT sagen immer, dass wenn der Hund einmal sein Verhalten erlernt hat, es viel schwieriger ist, das wieder zu korrigieren als wenn man es frühzeitig in die richtigen Bahnen lenkt. Das lässt man mich dann schon verzweifeln, weil ich ja nicht der Profi bin und dann auch kein Gegenargument mehr finde :-/


    Bubuka: danke für den Tipp mit der Tierheilpraktikerin, daran hab ich noch gar nicht gedacht :-)

  • Hi Grandessa, ja, ist ein etwas zweischneidiges Schwert. Natürlich ist es so, dass dein Trainer auch recht hat- manche Verhaltensweisen entstehen aufgrund von sexuell motiviertem Verhalten und schleifen sich dann so ein, dass sie weiterhin bestehen bleiben, wenn der Hund kastriert ist, also das Testosteron als Motivator eigentlich wegfällt.
    Allerdings sehe ich bei euch so aus den Beschreibungen einfach nicht, dass da irgendwas in die Richtung weisen könnte, dass eine Kastration helfen könnte. Eigentlich scheint er doch toll zu "funktionieren", dass so ein Rüde mal Pipi leckt und läufige Hündinnen interessant findet- klar, das ist absolut normal. Wenn das wirklich nur auf dem Platz solche Probleme gibt, liegt die Antwort doch eigentlich auf der Hand. Vielleicht könnte man da eben an der Erwartungshaltung arbeiten. Also zB zum Platz fahren und - gar nichts machen. Oder zum Platz fahren - und nur ganz, ganz einfache Sachen machen, die den Hund eben nicht so pushen. Oder einfach mal Hund an die Leine und einfach nur "spazieren". Ganz unspektakulär, bis er merkt: ok, passiert nix, ich kann chillen? :ka:


    Zitat

    Was führt dich denn dazu, zu überlegen, ob du deinen Hund kastrieren lassen sollst, wenn ich fragen darf?


    Ja, darfst du.
    Er ist jetzt gechippt seit August, der Chip wirkt auch noch.
    Vor dem Chip war es so, dass er mir bei läufigen, nicht mehr läufigen und gar nicht(!) läufigen Hündinnen abgehauen ist. Ohren zu und weg war er. Später hatte ich ihn dann an der Schlepp und da drehte er 25 Minuten nach einer Begegnung mit einer nicht(!) läufigen Hündin immer noch völlig frei.
    Mein Hund ist sonst immer supergut abrufbar, von allem. Somit fehlte mir irgendwie die Möglichkeit am Abruf zu arbeiten. Waren Mädels in der Nähe war absolut kein Durchkommen mehr, waren keine in der Nähe reagierte er wie ne 1. Ich wohne in der Stadt, es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er unters Auto kommt, wenn ich ihn nicht immer und überall angeleint hätte.


    Pipi geleckt hat er viel, mit den Zähnen geklappert auch und auch den Vorhautkatarrh hatte er permanent. Aber der Grund war oben genannter.


    Mit dem Chip ist er an läufigen Mädels zwar noch interessiert, aber nur ganz leicht, ich kriege ihn von dort problemlos wieder weg. Er ist etwas unsicherer geworden zunächst, aber es wird immer immer besser und er war auch ohne Chip schon unsicher. Da hat er dann nur noch häufiger draufgehauen, das geht jetzt besser.


    Ursprünglich hatte ich angedacht den Chip auslaufen zu lassen und zu schauen, wie es jetzt ist. Allerdings ist mir da jetzt etwas zwischen gekommen. Ab August beginne ich meine Ausbildung und ziehe in das Haus in dem auch mein Papa wohnt, das heißt, dass er einen großen Teil des Tages in der Obhut meines Papas verbringen wird. Ich vertraue meinem Papa nicht so sehr, dass er da immer 100%ig drauf achtet, dass der Hund nicht stiften geht, und, ganz ehrlich, auch in meiner Obhut wäre das nicht anders.


    Die Überlegung ist also eigentlich ganz simpel:
    mit Chip geht es ihm nicht irgendwie schlechter, er ist nicht bedeutend unsicherer geworden, was meine größte Angst war. Er soll sowieso niemals Welpen zeugen. Und wenn ich es jetzt mache habe ich die Zeit nach der OP 24h bei ihm zu sein, bzw. ihn für wenige Stunden, wenn ich arbeiten muss, in Obhut zu geben.
    Lasse ich den Chip auslaufen und dieser wirkt erst ab August nicht mehr, dann wird das sehr schwierig, bzw- ICH möchte dann auch gerne bei ihm sein können und ihn mit Autschi nicht einfach irgendwem lassen.
    Jetzt sind die Eierchens klein, der Schnitt kann also kleiner gemacht werden und es gibt keine großartige Hormonachterbahn, weil die Hormone auf ähnlichem/gleichem Level bleiben.


    Ich finds nicht toll und ich sträube mich innerlich auch immer noch dagegen, ich würde es so toll finden einen intakten Hund haben zu können. Aber das Leben meines Hundes ist mir dann doch wichtiger.


    Ich ringe noch ein bisschen mit mir ;)

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