ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • In beharrlicher Kleinstarbeit - es ist rückblickend nicht mehr einfach zu sagen: Erst das, dann das, dann das. Ich habe einen guten Monat gelebt mit den Devisen: "begeister du dich ernsthaft dafür"und "Verwehren steigert Begehren". Ich hab selbst mit dem Ding gespielt ohne ihn miteinzubeziehen. Hab es mir geworfen, bin hinterhergechtet, habe mich daran gefreut, hab es getragen, bin damit gerannt (Bälle und so mochte er ja schon), ich hab es rausgeholt, wenn es dann Futter gab im Anschluss, ich hab es bei mir behalten und ihn weggeschubst, wenn er hin wollte a la "mein Schatz", irgendwann kamen die ersten zaghaften Versuche, es haben zu wollen, habe ihm kurz das Glück gelassen und ihm klar gemacht dass er das Heiligste auf der Welt gerade hat für mich, habe das Spiel immer beendet wenn es am allerschönsten war - aber nicht durch ein Schlusswort oder ein Aus, sondern wenn ich es ihm irgendwie "entringen" konnte und es sichtbar irgendwo hin gelegt. Er sollte ja nicht verzichten und abhaken, sondern sein letzter Gedanke sollte sein "haben will". So kam innerhalb eines Monats die Gier darauf. Weil grundsätzlich ist er ja schon beutetriebig gewesen.

  • Danke dir.


    Na mal sehen, bei Sunny haben wir es so mit dem Dummy gemacht, bis auf die Futter im Anschluss Geschichte, die war da dann auch Feuer und Flamme für, auch wenn es etwas gedauert hat.


    Bei Kami funktioniert das leider nicht. Futter findet sie zumindestens drinnen ziemlich toll, werde mal versuchen das mit einzubinden und dann draußen versuchen es mit dem Rest zu verknüpfen.


    Spannend machen, Verwehren, rumrennen, mit mir selbst spielen,... hatten wir alles schon, wochenlang. Da saß das Tier mit stoischem Blick einfach da und hat sich gefragt "was macht die Alte da" und hat sich irgendwann hingelegt.


    Problem bei Kami, die ist nicht wirklich triebig. Das Problem hatten wir mit Sunny nicht, die konnte man mit sowas gut auf ein Objekt fixieren.


    Aber wie gesagt sie ist kein "Verzweiflungsjäger". Sie rutscht in keine hohe Erregungslage (bzw. nur sehr selten). Sie läuft auf dem Weg und zeigt mir Wild an (bleibt ruhig stehen und schaut in die Richtung). Hat sie von Anfang an gemacht. Sie ist dabei auch nicht hektisch, die trabt halt, bleibt stehen und verweilt, auch ohne sehr angespannt zu sein. Kann sich auch selbst lösen und einfach weitergehen, sie regelt sich beim gucken auch selber runter, steigert sich also auch nicht hinein.


    Wenn andere Hunde dann in den Busch springen springt sie auch nicht hinterher bei Abbruch oder wenn sie selbst keine reale Chance sieht, braucht es nicht einmal den Abbruch. Dann gruscheln die anderen Hunde im Strauch rum und sie steht da und beobachtet das nur.


    Ich glaube sie weiß genau wann sich was lohnt und wann nicht. Wildschwein im Gehege lohnt sich nicht (kein Blick). Wildschweingeruch draußen lohnt auch nicht (stehen gucken, weitergehen), Wildschweingeruch + Knacken im Unterholz (stehen gucken ab die Rakete). Geflügel interessiert sie nicht. Bei Eichhörnchen selbe wie beim Wildschwein, das lohnt nur wenn es etwas entfernt vom Baum ist (wobei wir da gut trainieren können, da bleibt sie nun auch in den meisten Fällen stehen und ich kann sie dann verbal umlenken). Hockt das auf dem Baum steht sie ruhig und glotzt. Mäuseln macht sie auch nicht.
    Einzig beim Fuchs reicht der Geruch um sie Klirre zu machen, da fehlt uns gerade ein bisschen die Trainingskontinuietät.


    Mir fehlt aber tatsächlich eine hochwertige Belohnung bzw. ich hätte schon gerne eine Ersatzbeschäftigung für sie.


    Du kannst mit ihr 2 Std. in Wald laufen und sie wird den Weg nicht verlassen, bleibt nur ab und an mal stehen guckt und geht weiter.


    Aber ich weiß sie geht hinterher wenn sie eine Chance sieht, ein Tier auf Sicht kommt, deshalb festigen wir erstmal das Stehen, damit ich einen längeren Handlungsspielraum habe. Meine Stimme dringt dann auch durch.


    Problem es gibt nicht so viele Trainingssituationen, es sei denn ich würde mich nachts in den Wald stellen, um gezielt Wildschweine auf Sicht zu haben, aber das muss ich dann wiederum nicht haben.


    Aber sie soll keinen Erfolg haben, deshalb bleibt die Schlepp dran, bis Rückruf, Stopp,... nicht 200% sitzen auch in solchen Sichtsituationen, denn da fackelt sie leider nicht lang und in keinem Fall soll sie einen Hetzerfolg haben, das ist bei Wildschweinen dann einfach auch weniger lustig, aber auch generell nicht, auch nicht bei den Eichhörnchen.


    Aber sie ist erst ein halbes Jahr hier, kannte vorher gar nichts, wir sind also auch noch in "unserer Findungsphase".


    Zu dem "Geruch - Beruhigung". Hast du da mit Duftstoffen gearbeitet?

  • Ich habe gestern Abend gelernt - der Hund benutzt doch seine Nase. Scheinbar war ein Fuchs genau vor ihm unsere Straße lang gelaufen. Auf dem Rückweg der Abendrunde lief er plötzlich mit der Nase am Boden und folgte offensichtlich einer Spur. Genau vor unserem Haus hat er den Fuchs dann gestellt und recht aggressiv verbellt.
    Es scheint also eine Frage des Reizes zu sein. Kaninchenspuren sind uninteressant, aber Fuchs und Dachs sind spannend.


    Ich bestelle heute mal ein nette Auswahl an geeignetem Zergel-Fell-Spielzeug und dann bauen wir das neu auf als Ersatztraining.
    Ende November kommt dann ja auch die Trainerin - vielleicht hat sie ja auch noch mal anderen Input dank anderer Sichtweise.


    Heute war Felix klasse draußen. Konnte mal richtig Gasgeben auf der Koppel. Das tut ihm gut fürs Hirn. Da wurden auch alle Kommandos sofort und gut umgesetzt.

  • Gestern bin ich beim Spätnachmittagspaziergang einem herrenlosen Setter, drei Menschen, die zwei Hunde vermissten und einem Auto, in dem auch hundesuchende Menschen saßen und aus dem Fenster riefen, begegnet. Nett. :mute:

  • Danke @Hummel für deine ausführliche Antwort :bindafür: . Nun ist es mir etwas klarer geworden! Ich finde deinen Ansatz sehr spannend, auch wenn ich denke, dass es ohne Anleitung nicht geht. Aber das hast du ja auch schon gesagt.

    Ich gehe immer von verschiedenen Säulen aus. Die Basis ist für mich Erregungskontrolle - durch Abbruch ja und den auch nicht positiv aufgebaut - hab ich ja schon ein paar Mal erwähnt. Aber das ist ja lange nicht alles.

    Interessant! Ich hatte jetzt immer nur einen Abbruch im Kopf der den Hund runter regelt und das war es dann.

    Dazu kommt positive Arbeit im Sinne von lohnender Umorientierung. (Vorstehen habe ich NIE bestärkt - ich weiß, einige sagen dass es total gut ist und hilft - für mich war das immer kontraproduktiv - jagen selbständig gibts nicht.)

    Ok. Das ist echt ein interessanter Ansatz. Ich bestärke das Vorstehen ja auch. Ich habe zu beginn immer versucht ihn abzubrechen, was nicht funktionierte und ich immer das Gefühl hatte, dass wir komplett gegeneinander arbeiten. Vermutlich fehlten da aber die verschiedenen Säulen.
    Er steht in vielen Situationen zumindest an der Schleppleine gut vor uns ist dann meist auch recht gut ansprechbar. Leider ist es aber nun so, dass wenn wir schon viele Kaninchen getroffen haben, dass er dann die ganze Zeit die umgebung Scant und immer aufgeregter wird, was natürlich kontraproduktiv ist.

    - und dann eben zu guter Letzt, wenn mein Hund gelernt hat, zu verzichten und ansprechbar und im Erregungslevel justierbar ist von mir und wenn ich in Ruhe durch den Wald gehen kann mit ihm - DANN gibts triebliche Auslastung,

    Bei uns fehlt da wohl enfach noch die Ruhe! Wenn ich jetzt mit einem Speil kommen würde, dann hätte ich wohl ein Problem, andererseits muss ich wohl an dem Belohnungsmodell etwas schrauben, weil er Futter ja nun auch nicht soooo super findet.

    Den Spaß, die triebliche Befriedigung, gibts bei mir und mit mir. Und nicht allein (darum werfe ich auch nix weg) oder wie auch immer.

    Das habe ich mit Jordi auch mal versucht. Der Kong an der Schnur. Für den Kong würde er wohl töten. Leider ist er auch nicht der meinung, dass wir das Spielzeug teilen können. Beim Zerren wird er richtig sauer irgedwann und lässt nicht mehr los. Nach dem er mich mal duch den halben Wald gezerrt hat und der Apport daraufhin auch nicht mehr klappte, musste ich das Streichen. Schade, denn Spielzeug hat für jordi einen sehr viel höheren Stellenwert als Futter.
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    Ich poste gleich mal Videos. Muss die erst mal hochladen.

  • Jordi beobachtet Kaninchen. Die sind nicht so weit weg, wie es scheint. Vielleicht so 20 Meter. Gegen Ende lobe ich ihn ja sehr stark, weil da eines der Kaninchen Aufgesprungen ist und er sich so toll umorientiert hat.


    Das ist die gleiche Strecke. Wir treffen keine Kaninchen, aber ich wollte mal zeigen wie er sich im wildreichen Gebiet verhält. Er ist für seine Verhältnisse recht ruhig. Wenn wir viele Kaninchen getroffen haben, dann wird er immer Aufgeregter.



    Das ist schon etwas länger her und da klappt es auch nicht so toll. Manchmal ist es immernoch so. Das ist übrigens die absolute Kaninchenwiese. Die springen einem tatsächlich manchmal vor die Füße. Ich hab da oft etwas Angst, dass Jordi trotz Leine mal eins zu fassen bekommt. Als ich das Video aufgenommen habe, hat Jordi schon viele Kaninchen Sichtungen hinter sich und ist schon aufgeregter.

  • Ich finde, Jordi macht das toll! Da habt ihr doch schon richtig viel erreicht. Klar wünscht man sich noch mehr (Freilauf), aber das ist doch super!


    Jordi ist um Welten ruhiger als Felix. Unter Spannung ja, aber das ist so ein himmelweiter Unterschied... Jordi ist ein Jahr älter... da haben wir gut was zu tun in einem Jahr, um dahin zu kommen. :roll:

  • Mal ein Beispiel von heute morgen - das ist der Teil im Wald, wo er mir letztens abgehauen war und 15 Minuten weg war. Dort sind immer viele Eichhörnchen und er ist entsprechend in hoher Erregungslage. Die ersten Mal hing er nur in der Flexi, jetzt läuft er maximal bis zum Ende, kann sich aber korrigieren und zieht nicht mehr. Man sieht auch, dass Kommandos, die er sonst im Schlaf kann (Sitz) nicht gut durchkommen. Ich setze das auch nicht 100%ig durch, weil er mich oftmals gar nicht registriert. Oft genug setzt er sich schon selbst hin zum Beobachten.
    Im Video beobachtet er am Anfang ein Eichhörnchen auf der andere Seite - etwa 30m entfernt. Danach sucht er nach weiteren Eichhörnchen, findet aber keines mehr. Erst nach dem Video taucht das nächste auf.
    Mir geht's derzeit vor allem darum, den Weg in Ruhe zu gehen und viel Zeit zum beobachten zu geben. Seit ich das mit ihm bewusst tue und ihm auch schon 3 Eichhörnchen gezeigt hab, ist er besser ansprechbar und ich kann ihn weiter lenken. Und er kann sich eben an der Leine selbst korrigieren, was ich auch als gutes Zeichen werte. Der Erregungslevel ist schon etwas niedriger als noch vor 2 Wochen. Vom entspannt durch den Wald traben, sind wir aber noch Lichtjahre entfernt.


    [Externes Medium: https://youtu.be/glsHdt6Hsjs]


    Das äh-äh in der Mitte kommt, weil er dort in die Flexi gelaufen war, was er nicht darf. Daher korrigiert er sich selbst zur Seite weg. Bei dem Sitz kurz davor hab ich nicht korrigiert, dass er es nicht befolgt hat, weil ich das Gefühl hatte, dass er es nicht mal gehört hatte. Mir war das Lösen von diesem Eichhörnchen, Rückkehr zu mir und weitergehen in diesem Fall wichtiger.

  • Zu dem "Geruch - Beruhigung". Hast du da mit Duftstoffen gearbeitet?

    Nein, ich hab mir ne Decke mitgenommen und habe täglich in unseren wildreichsten Gebieten und "Hasen-City" gesessen und gewartet bis der Hund eingeschlafen ist. Hat am Anfang ziemlich lang gedauert - aber ging irgendwann schneller. So konnte er den Geruch von Wild und auch die Umgebung, in der er sonst hochgefahren ist, mit Ruhe und Schlafen verbinden. Ist sicher kein alleiniges Trainingstool, das die "Erlösung" bringt, ist aber als weitere "Säule" bei uns sehr effektiv gewesen. Es unterstützt den Rest des Trainings.

  • Ah OK, mist... :D Das geht mit dem Fuchsgeruch leider nicht, aber ich werde es trotzdem mal probieren, wenn sie den Geruch aufgenommen hat, das merkt man hier sehr deutlich. Aber der Fuchsgeruch ist leider nicht zuverlässig vorhanden.


    @ricci Ich glaube Jordy und Kami sind sich ziemlich ähnlich vom Energielevel, Kami vielleicht noch ein Tacken ruhiger, aber er erinnert mich sehr an sie! Süß ist er und wahnsinn das da einfach die Kaninchen rumspringen. Gibt es in Berlin auch, aber hier bei uns habe ich tatsächlich erst 1 Kaninchen gesehen.


    Dafür haben wir eben auf jedem Baum mindestens 2 Eichhörnchen. :hust:

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