ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Zitat

    Leider habe ich niemanden in meinem Umfeld, mit dem ich darüber reden kann und der diese Problematik wenigstens ansatzweise versteht oder ernst nimmt.
    Mir hilft es, wenn ich hier schreiben kann..es hilft mir klarer zu sehen.


    Genau das war auch mein Problem. Durch das Schreiben reflektiert man sich selber mehr, man ruft sich Details eines Spaziergangs oder eines Vorgangs (positiv wie negativ) noch mal ins Gedächtnis. Manchmal ändert man sogar nach ein paar Tagen oder ein paar Antworten seine zuvor gut gefundene Taktik, weil etwas neues doch besser zu einem bzw. dem Hund passt. Ich habe im laufe des ersten Jahres meines Trainings viel geändert, immer wieder meine Meinung und Sicht der Dinge geändert. Es hilft nämlich null, einfach nur die Methoden von einem anderen Hund zu kopieren. Wo bei Missi die Reizangel genial ist, so guckt Lena das Teil an und dann mich so nach dem Motto "Frauchen, willst du dich jetzt lächerlich machen?".


    In meinem Umfeld interessiert sich leider auch keiner für das Thema. Entweder jagen die Hunde nicht, weil 15Kilo zu viel auf den Rippen, dürfen jagen, weil "das Hunde halt so machen", oder die hundelosen Freunde verstehen es sowieso nicht.

  • Zitat

    Das kam gerade richtig..hatte nämlich gemerkt, das die Wiese, auf der wir vor ein paar Tagen waren, nicht gut gewählt war...der Gehorsam war gar nicht gut...hatte schon überlegt, ob ich nicht lieber bei unseren althergebrachten Gebieten bleibe, um den Gehorsam nicht zu gefährden.


    Genau darum gehts!
    Zu Anfang musst du die Aufmerksamkeit des Hundes ja erstmal auf dich lenken können, ein verändertes Verhalten festigen können... das muss unter so geringer Ablenkung wie möglich stattfinden.
    Die ersten Monate habe ich mit meiner Hündin immer auf den zwei gleichen Wiesen die selben Dinge geübt. Sie ist charakterlich so irre eigenständig, es hat meinem Empfinden nach ewig gedauert, aber Hartnäckigkeit zahlt sich aus.
    Als ich in Sachen Impulskontrolle und Orientierung an mir an einem "für mich annehmbaren Punkt" angelangt war, konnte ich laaaangsam auch mal die Umgebung ändern, die Ablenkung erhöhen, etc.
    Bis wir wirklich zum Festigen des an mir ausgerichteten Jagdverhaltens kamen, habe ich wirklich lange die Impulskontrolle gefestigt, Abhängigkeit geschaffen, Gehorsam im Alltag gefestigt, dem Hund schlichtweg beigebracht, dass es immer absolut uneingeschränkt sinnvoll ist, sich an mir zu orientieren.
    Das braucht alles seine Zeit! Man muss am Anfang anfangen, nicht irgendwo im Mittelfeld ;)



    Zur Abgabethematik...


    Ich mein, du hattest schon geschrieben, du hast ihn und ein Leben mit ihm so akzeptiert, wie es jetzt ist.
    Das ist doch schon alles, was es braucht, um mit der richtigen Einstellung an die Sache ran zu gehen. Es kann ja nur noch besser werden für euch.


    :)

  • Faesa
    Beruhigend, daß es nicht nur mir so geht...allerdings gehört zumindestens für mich auch eine Menge Selbstvertrauen dazu, auf sich selber zu hören und seinen eigenen Weg zu gehen, andere Meinungen zu hinterfragen und auch abzulehnen...das ist bei mir in letzter Zeit aber wieder besser geworden.


    AuraI
    In der Mitte anfangen...typisch ich...kann das nicht einfach mal so klappen?*grins*
    Im Grunde weiß ich natürlich, wie der Ablauf sein sollte...nur erwische ich mich momentan immer öfter, daß ich mir meinen Perfektionismus wohl zu sehr abgewöhnt habe :ops:


    Die Abgabegeschichte hängt mir noch sehr nach...



    Ich werde mir den Thread auch ausdrucken, obwohl ich bei den Seiten schon schlucken mußte*lach*..ich weiß, das Fragen, welche ich hätte, hier schon beantwortet worden sind...aber nur wo??? *zwinker*
    Ich freue ich mich auch schon auf's Lesen...schön, daß soviele ihre Erfahrungen aufgeschrieben haben.

  • Die einfachsten Übungen der Impulskontrolle sind Türen öffnen, Hund darf erst auf Kommando durch, oder so Dinge wie Fressen erst auf Kommando. Wenn das Fressen schon gut klappt (was bei vielen Hunden durch vieles unbewusste Training funktioniert) und auch die Wohnungstüren gehen, schau mal, welche vielleicht einen hohen Reiz bieten. Bei mir war es z.b. die Aufzugtüre, die eine Schiebetüre hat, die bei meiner Madam den Impuls zum Aufstehen und Nase in die Ecke drücken angeregt hat und sobald ich die Aussentür aufschob, wollte sie nur raus aus dem engen Fahrstuhl. Das hat echt gedauert bis sie sitzen geblieben ist und erst auf Kommando bzw. nach mir raus ist.


    Manchmal sind es ganz simple Dinge, die man im Alltag super einbauen kann, und dennoch sind es Teile, die einem beim "AJT" hilfreich sein können.

  • Hallo,


    ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie ich die Impulskotrolle langsam Zuhause beginnen kann...


    Und jetzt lese ich, dass ich das eigentlich schon die ganze Zeit trainiere :headbash:


    Sie muss auf ihr Futter warten. Mal 2 Sekunden, mal 20 Sekunden. Funktioniert super.
    Im Aufzug darf sie erst durch die Tür, wenn ich es erlaube. Manchmal geht die Tür auch wieder zu und ich öffne sie erneut. Sie geht erst nach meiner Erlaubnis raus. Funktioniert auch super.


    Ich freue mich so, dass wir das "unbewusst" schon trainieren :smile:


    Habt ihr weitere Trainingsideen?


    Liebe Grüße,
    Judith & Paula

  • Der nächste Schritt kann ein "Dummi" sein, den du wirfst und sie erst auf Kommando hinterher darf.


    Dummi deshalb in "", weil es nicht unbedingt ein echter Dummi sein muss, es kann alles sein, was du werfen/weglegen kannst, und der Hund holen kann.


    Anfangen zu üben kannst du das in der Wohnung, also möglichst reizarm, mit kurzen Zeiten und kurzen Wegen.


    Die Steigerung ist dann draußen, unter Ablenkung (andere Hunde in der Nähe), weitere Entfernungen. Vielleicht macht es für den Hund auch einen Unterschied ob z.b. der Ball rollt oder fliegt.


    Die Königsdisziplin (so nenne ich es `*lach*) ist bei mir im Moment, dass ich Lena ablege, ein paar Meter weggehe, die Frisbee werfe, sie DANN erst losschicke, und bevor sie die Frisbee erreicht, stoppe ich sie und sie muss ins Platz. Wenn ich dann noch weiter fies bin, muss sie erst wieder zu mir, bekommt ein Leckerchen und darf dann die Frisbee holen. Das ist aber auch echt heftig für sie, das kann ich nur 1-2 mal machen, dann ist die Luft raus, das warten auf das Ok zum loshetzen, das putscht sie ja auf, und DANN gestoppt zu werden, ist echt arg gemein. Aber genau das wollte ich ja, einen maximal im Training erreichbaren Reizzustand erzeugen und sie daraus stoppen können.


    Was für meinen Hund auch ein ganz schlimmer Reiz war, ist wenn ich mich von ihr wegbewege wenn ich sie abgelegt habe. Um sie herum konne ich mich mit relativ wenig Übung bewegen. Sobald ich den ca. 10m Radius überschritten hatte, war der Drang zum Nachgehen doch sehr hoch. Ganz schlimm wurde es als ich anfing, wegzujoggen. Heute geht das relativ zuverlässig. Maximal steht sie auf, bewegt sich aber nicht vom Fleck. Bei schlechter Laune wiederholen wir dann, bei guter lass ich 5e grade sein.

  • :shocked: Ui, da sind wir noch weeiiiiiiiiiit von entfernt!


    Was wir seit gestern üben: Sie muss sitzen und ich werfe ein Lecker und sie darf erst hinterher, wenn ich es erlaube. Sie hat es heute schon draußen perfekt gemeistert. Bin so stolz auf meine Terrorhummel.
    Und ich merke mal wieder, dass ich zu viel von ihr erwarte bzw. dass ich eine blöde Anfängerin bin, was Jung & Jagdhunde angeht. Sie lernt so schnell und ist so toll.


    Einen Futterdummy haben wir schon hier. Nur habe ich keine Ahnung wie ich am Besten anfangen soll... Möchte das gerne von Anfang an richtig machen, damit Paula nicht unter ihrem unwissenden Frauchen "leiden" muss.


    Hast du da evtl auch einen Anleitung?


    Übrigens ganz herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort!


  • Grundsätzlich ist es dann nicht anders, als mit dem Futter, dem widerstanden werden muss, bis du das Signal gibst.
    Hund bei Bedarf absichern, Futterdummy einen Arm weit werfen/ schieben, warten, bis Hundi dich anschaut, dann darf Hundi auf dein Signal den Futterdummy holen und dir bringen.

  • Faesa


    Ich wollte nicht alles aufzählen, was wir schon gemacht haben oder machen..hatte ich in älteren Beiträge schon umrissen...Impulskontrolle etc. alles kein Thema, Sitz, Platz aus der Bewegung usw. , ich kann Futter schmeißen, Sitz oder Platz machen lassen und ihn dann erst losschicken..auch kein Ding...das war aber Gehorsam aus Angst, Druck oder sonst was, teilweise aber auch gar nicht.


    Meine Probleme waren oder sind die mangelnde Bindung zwischen uns, viele, viele Fehler meinerseits, kein gutes Vertrauensverhältnis, ich konnte nichts finden, was ihn ersatzweise interessieren könnte oder mal länger wie 3 min. anhielt... jetzt ist er knapp 4 Jahre bei mir und jetzt!!! erst ist der "Knoten" geplatzt.


    Ich habe mir vorgestellt und bin ja auch schon dabei, einfach von vorne zu beginnen, wollte erst die Namen der Kommandos neu belegen, brauche ich gar nicht, wie ich festgestellt habe.
    Also Gehorsam festigen, festigen, festigen... beschäftigen, beschäftigen... Spaß haben und uns einfach liebhaben! :ops:


    Daß ich ihn 100% kontrollieren werde können, kann ich mir abschminken...das habe ich versaut...aber unsere "Lebensqualität" besonders seine spürbar bessern,also nicht mehr gegen seine Natur sondern eben mit... das ist mein Ziel und hat auch schon angefangen, wie mir einige Leute aus meinem Umfeld erzählt haben..so nach dem Motto "was ist denn mit Dusty los, der freut sich ja richtig" usw.
    *freu* freu**freu*

  • Och, die 100% sind zwar schön, wenn du sie nicht direkt erwartest, aber warum direkt ausschließen? Nur weil er einmal Jagterfolg hatte und öfters das Jagtfeeling? Dann wäre kein echter Jagthund kontrollierbar, die haben ja regelmäßig Jagterfolg. Ich denke schon, dass mit dem richtigen Training und richtigen Ersatzbefriedigung da eine Menge erreichbar ist. Der schwierige Part daran ist, wie findet man den richtigen Weg für sich und seinen Hund und wie lange ist dieser Weg.


    Aber ich finds klasse, dass du jetzt einfach bei sozusagen Null anfängst und das ganze noch mal neu probierst!

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