Wo fängt die Vermenschlichung an

  • Ich habe gerade in einem Buch gelesen, dass laut einer Statistik von vor 20 Jahren 25% der Menschen ihre Tiere vermenschlichen.
    Da habe ich mich gefragt, woran die festgemacht haben, dass diese Leute ihre Tiere vermenschlichen.

    Wo fängt die Vermenschlichung an?

    Allein, dass ich das fragen muss, beweist wahrscheinlich, dass ich meinen Hund wohl auch vermenschliche.
    Aber ich frage trotzdem.

    Es sind ja sicherlich nicht nur diejenigen Menschen, die ihre Hunde in Clownskostüme stecken.

    Ich spreche beispielsweise viel mit meiner. Ist mir klar, dass das als Hintergrundsabbeln an ihr vorbeigeht.
    Das ist sicherlich Vermenschlichung. "Na, wo ist das süße Bäuchlein, ja wo ist es denn?" (Peinlich :ops: , ich weiß, ich oute mich, aber das machen sicher viele und es trägt wohl eher dem eigenen Wohlbefinden bei als dem des Hundes.)

    Es wird aber so oft von Vermenschlichung gesprochen. Und da frage ich mich halt, was alles Vermenschlichung ist.

    Mein Mann beispielsweise sieht es schon fast als tierschutzrelevant an, wenn ich nicht möchte, dass Hundi am Tisch bettelt.
    Er scheint sehr viel mehr zu vermenschlichen als ich. Wenn sie dann in ihrem Körbchen sehnsüchtig zu uns an den Küchentisch blickt, zerreißt es ihm das Herz. Beim nächsten Mal lässt er sich dann wieder von ihr anbellen und anspringen, wenn er nicht endlich etwas vom Küchentisch herausrückt :???: .

    So, das wären ein paar Beispiele, die mir so einfallen.

    Was seht Ihr als Vermenschlichung an?

    Würde mich interessieren.

    Danke
    Grüße
    Elke

  • Vermenschlichung wird jeder anders definieren. ;)

    Für mich fängt sie mit dem Erwerb eines Hundes zur Haltung im Haus an - zweckfrei ohne eigentliche Arbeitsaufgabe.

    LG, Friederike

  • wenn es aber schon vermenschlichung sein sollte, wenn man einen familienhund hält, der keine aufgabe wie beispielsweise schafe hüten hat, dann sind nicht nur 25% der hundehalter mit diesem vorwurf zu treffen, sondern wahrscheinlich bald 90% oder??

    ich denke mal, kritisch wird es, wenn dem hund sein typisches verhalten nicht mehr zugestanden wird. sprich kaum auslauf, klamotten weil es ja so süß aussieht, waschen, föhnen, legen, .... ihr wisst was ich meine??
    und das stichwort "kindersatz" sollte hier vielleicht auch fallen.

  • Vermenschlichung fängt da an, wenn man sich mehr Gedanken über den Hund macht als um sich selbst.
    Wenn er besseres Futter bekommt, aufs Sofa oder gar ins Bett darf. Wenn man den Hund z.B. "Baby" nennt.

    Oha - ich vermenschliche meine Hunde :???: (aber Kindersatz sind sie nicht)

  • Für mich heißt Vermenschlichung die Bedürfnisse des Menschen auf die Bedürfnisse des Hundes zu übertragen.

    Bsp.: Mensch hat es gern mollig warm, also will Hund es auch mollig warm haben.
    Mensch fühlt sich benachteiligt, wenn man ihn weniger beachtet, also fühlt Hund sich auch benachteiligt.
    Mensch hätte gerne Abwechslung beim Essen, also braucht Hund das auch.
    Mensch ist es zu nass zum Rausgehen, also ist es Hund auch zu nass.
    usw. ;)

  • Für mich bedeutet Vermenschlichung, wenn man dem Hund (oder welcher anderen Tierart auch immer) was Gutes tun möchte, und ihm damit schadet, weil dieses "Gute" zwar für den Mensch, aber nicht für den Hund gut ist.

    Z.B. wenn ein Hund auch eine Pizza bestellt bekommt, weil man sich selbst eine bestellt.
    Oder wenn man den Hund nicht zu anderen Hunden lässt, um ihn zu beschützen.
    Solche Dinge.

    Bei Pferden finde ich immer furchtbar, wenn sie in einer 4 x 4 m großen Box in einem geheiztem Stall stehen, statt das ganze Jahr in einer Herde im Freien zu leben, weil der Besitzer meint, dem Pferd wär im Winter draußen kalt. Obwohl Menschen selbst nicht in Boxen leben, zählt es für mich zur Vermenschlichung anzunehmen, das Pferd wollte gern im Warmen drin sein.

    Das Glitzerhalsband und das Samtkisschen mit Pfotenmotiv zählt für mich nicht zur Vermenschlichung. Es schadet dem Hund ja nicht.

    lg Christine

  • Hallo,

    Ich denke ich vermenschliche meine Hunde nicht. Sie bekommen nichts am Tich - nur aus dem Napf. ich rede nicht viel mit Ihnen - jedenfalls nicht viele Worte (aber sehr viel nonverbal). Meine Hunde haben keine Jacke und keinen Mantel, weil sie dicke Unterwolle haben. (Bei einigen Rassen ist es aber ein muss)
    Sie haben kein eigenes Sofa - weil sie keins brauchen. Sie bekommen ihr Hundefutter weil es ihnen gut tut und nicht weil ich die Gechmacksrichtung wecheln will. Sie dürfen sich im Dreck wälzen und werden dann wirklich nur zur absoluten Not gebadet. Das kommt aber nicht mal einmal im Jahr vor. Sie dürfen rumrennen und toben und dürfen dabei auch bei mir körperlich werden, drängeln und raufen, solange ich keine wirklichen WUnden davon trage.

    Sie dürfen bellen und knurren, wenn ihnen was nicht passt. sie werden nicht ständig betüddelt und bemuttert. Ich nehme sie und ihre Bedürfnise ernst und respektiere die Hunde als Persönlichkeiten mit ihren Stärken und Schwächen. Sie dürfen Hund sein - das ist mir wichtig.

    Aber trotzdem liegen sie in Eintracht neben mir auf der Couch. Trotzdem bekommen sie an ihrem Geburtstag einen besonders tollen Knochen. Trotzdem habe ich zig Leinen, Halsbänder, Geschirre und allerlei Spielzeug hier liegen.

    In meinen Augen ist vermenschlichen dem Hund das Recht abzusprechen ein Hund zu ein.
    Solange ein Hund auch wie ein Hund laufen, kommunizieren und glücklich sein darf ist er nicht vermenschlicht.

    Aber Menschen die ihren Hund nicht rennen lassen, damit er nicht dreckig wird, Menschen die ihrem Hund die Zehennägel lackieren und die Haare färben, damit es zur neuen Gucci Tasche passt - das sind Dinge die ich als Vermenschlichung bezeichnen würde.

    Liebe Grüße
    Dana und Wauzis

  • Sind ja doch recht unterschiedliche Antworten.

    Ich denke halt, dass es eben bei der vielerwähnten Vermenschlichung eher schon um Dinge geht, denen wir alle eventuell zugeneigt sein könnten, nicht nur um die ganz krassen Dinge wie Kostüme, Pizza für den Hund (bäh, armes Tier).

    Diese Antwort finde ich als Leitfaden ganz gut:

    Zitat

    Für mich heißt Vermenschlichung die Bedürfnisse des Menschen auf die Bedürfnisse des Hundes zu übertragen.

    Bsp.: Mensch hat es gern mollig warm, also will Hund es auch mollig warm haben.
    Mensch fühlt sich benachteiligt, wenn man ihn weniger beachtet, also fühlt Hund sich auch benachteiligt.
    Mensch hätte gerne Abwechslung beim Essen, also braucht Hund das auch.
    Mensch ist es zu nass zum Rausgehen, also ist es Hund auch zu nass.

    Für meinen Fall: Mensch (sprich: Ich) kuschelt so gern, daher muss Hundi öfter an Kuschelattacken leiden als es ihm eigentlich lieb ist (ich versuch' mich ja schon zurückzunehmen;-).

    Vielleicht sieht jemand noch andere Dinge als Vermenschlichung an?

  • :D Da fällt mir gerade ein tolles Beispiel für Vermenschlichung ein ... :D

    Ich sitz hier nämlich gerade frierend in eine Wolldecke gehüllt, schaue aus dem Fenster, höre den Regen und den Wind ... und denke unentwegt an unsere Pferde, die wir gerade heute mittag nochmal für zwei Wochen auf die große Sommerweide (mit Unterstand natürlich ;) ) gebracht haben ...

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