Verständigungsfrage Hundinisch

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    Schon mal vorweg: ich möchte niemanden hier vor dem Kopf stoßen. Mir ist da nur mal aufgefallen, dass hier viele sagen, sie von dem ganzen Rangordnungsgedöns nichts halten, sie hätten eine Freundschaft, Partnerschaft mit ihrem Hund und der wisse auch ganz genau, dass er ein Hund ist, und der Mensch eben ein Mensch ist und es keine Not tut, vor dem Hund den Rudelführer zu markieren.


    Dann fragt irgendjemand nach im Nacken packen oder gar im Nacken schütteln und dann kommen wird geantwortet, das Hunde das als Tot schütteln verstehen und man das ja nicht machen darf.


    Nun bin ich verwirrt.. ich denke der Hund weiß, dass wir Menschen sind und uns eben anders Verhalten als Hunde- somit kann er ja gar nicht davon ausgehen, dass wir ihn totschütteln. Oder macht der Hund manchmal Ausnahmen? :D


    Das sind doch zwei grundverschiedene Situationen.


    Ist es nicht eher so, das wenn die Frage nach dem Nackenschütteln aufkommt, eher davon auszugehen ist das eben keine Freundschaft, Partnerschaft und kein Vertrauen in der Beziehung besteht?


    Da handelt es sich doch meist um zutiefst unsichere / verunsicherte Menschen und Hunde und da weiß der Hund eben nicht, weil sein Gegenüber sich nicht klar und deutlich lesbar verhält.


    Ich denke in einer intakten Mensch/Hund Gemeinschaft, muß/wird man gar nicht zu solch seltsamen Methoden greifen.


    Mein Hund ist fast elf Jahre und in meinen "Breitengraden" habe ich die Erziehung bestimmt und da gehörte Nackenschütteln sicher nicht dazu!

  • Also ich merke die hier angespannte Tonlage, was ich ein bißchen Schade finde. Mag sein, dass so ein Verhalten einigen hier nicht paßt- aber ich bin weder zur Provokation noch aus Langeweile hier.


    Ich bin hier gelandet, weil ich nach Jahren der Ruhe in der Hundewelt plötzlich und unverhofft einen Hund bekommen habe, der mit seinen 5 Jahren leider überhaupt keine Erziehung von seinen Menschen erfahren hat. Er zieht, er kläfft, er ignoriert Kommandos, er jagt meine Katzen, er bellt das Haus zusammen, wenn ich nicht da bin.
    Also habe ich mir mal wieder Hundebücher geschnappt, mich zum Beispiel in diesem Forum hier angemeldet und fange wieder an, mich mit den Hundis auseinander zu setzen.


    Ich mag dieses Forum hier auch sehr gern, wird doch zumeist ein anständiger Ton angeschlagen und häufig mit wirklich qualifizierten Beiträgen geholfen.


    Jedoch- was mich nach wie vor irritiert ist diese: Mein Hund ist mein Partner, wir brauchen keine Rangordnung, er ist klug genug um zu wissen, dass ich ein Mensch bin- aber fass den Hund nicht so und so an, das vermittelt ihm das Gefühl von irgendwas, Hunde machen das auch so untereinander.


    Also entweder weiß mein Hund, das ich ein Mensch bin und dann kann ich mit meinem Körper sprechen was ich will und muss keine Rücksicht darauf nehmen, wie mein Hund das in seiner Welt deuten könnte- oder ich nehme Rücksicht darauf und stelle auch klar, dass ich den Weg bestimme, den wir gehen.


    Ich wollte lediglich mal erklärt haben, warum der Hund mich mal als Mensch und mal als Hund sieht ;)


    Da ja nun noch die andere Diskussion vom Zaun gebrochen ist, das man niemals nicht, unter gar keinen Umständen auf dieser Welt dem Hund ein Leid zufügen darf und ich mich bereits als fiese Hundequälerin geoutet habe.. wollt ich dazu noch mal was loswerden.


    Wie bereits schon gesagt wurde, gibt es quereleien, wenn ein Rudel neu zusammengeworfen wird und/ oder der Anführer langsam ausscheidet.
    Ansonsten würde der Anführer das ganz souverän managen.. Jo.. also anders sieht es bei uns auch nicht aus. Als meine Hündin kam, hatten wir so einige Male Tacheles zu reden. Als sie mal gejagt hat, bin ich ihr hinterhergerannt und hab ihr auch eine verpaßt- somit konnten wir uns das Anti-Jagd-Training und jahrelanges Schleppleine laufen sparen, sie hat nie wieder gejagt. Sie hat mal mecker bekommen, sie hat auch nen Griff in den Nacken bekommen, aber sie hat auch mehr Freiheit als die meisten Hunde auf dieser Welt.


    So musste ich mich die letzten Jahre gar nicht mit Hundeerziehung beschäftigen- mein Hund hört, wenn auch nicht immer aufs erste, aber spätestens, wenn sie weiß, das es ernst ist. Ich bin zwar der Chef hier und darf jeden Hund, jede Katze, alles an Viechern in die Wohnung lassen ohne das sie sich beschweren würde- und trotzdem erlaube ich ihr, Befehle auch mal sausen zu lassen. Ich habe auch kein Theater mit ihr, bei nichts. Sie weiß, dass ich alle Situationen regel und sie verläßt sich auf mich- auch wenn sie mal eins über die Rübe bekommen hat.


    Insbesondere, wo ich nun den Neuling hier habe, der noch nicht weiß, wie der Hase bei uns läuft, sehe ich, wie tief unser Verständniss füreinander ist und mit wie wenig Worten wir miteinander auskommen.


    Ich bin hierher gekommen, weil ich wissen wollte, wie ich das mit unseren Flegel am Besten anstelle. Also bin ich wohl gewillt, dazu zu lernen. Aber nicht mit den Worten "das ist so!"
    Vor allem nicht, nachdem ich festgestellt habe, das ich auch mit rüden Umgang in der Anfangszeit, eine liebenswerte, zuverlässige Begleiterin habe. Auf die ich mich tatsächlich immer verlassen kann. Und mit der ich keine Diskussionen habe.

  • Sorry, aber wenn das alles für dich klar ist und du doch weißt wie es geht, was fragst du dann? Der Neuling kann es doch nicht sein, denn solch ein Problem hast du doch schon einmal gelöst.


    Zitat

    Ich wollte lediglich mal erklärt haben, warum der Hund mich mal als Mensch und mal als Hund sieht


    Hierzu hast du auch Antworten bekommen. Im Moment des Nackenschüttelns hat der Hund nicht den Eindruck du wärst ein Hund. Das hat hier auch niemand behauptet.


    Der Hund ist sich dessen sehr wohl bewusst, dass wir keine Hunde sind.


    Es geht im Falle z.B. des Nackenschüttelns lediglich um den Akt als solchen, der - egal von welchem Tier (menschlich oder nichtmenschlich) er ausgeführt wird, vom Hund als Bedrohung aufgefasst wird.


    Diese Frage hast du gestellt, diese wurde beantwortet. Wie du die Erziehung deiner Hunde handhabst ist deine Entscheidung. Wenn du sie jedoch öffentlich in einem Forum zur Diskussion stellst respektive fragst, wieso irgendwas nicht (mehr) gemacht werden sollte (also nach neuesten Erkenntnissen) wirst du wohl oder übel mit den Antworten leben müssen.


    cazcarra

  • Zitat

    Sorry, aber wenn das alles für dich klar ist und du doch weißt wie es geht, was fragst du dann? Der Neuling kann es doch nicht sein, denn solch ein Problem hast du doch schon einmal gelöst.


    Ne, hab ich nicht.. wie kommst du darauf :???:


    Meinen Hund habe ich mit 4 Monaten bekommen, die musste ich mal schubsen, aber nicht verprügeln- auch wenn das hier einige anzunehmen scheinen.


    Jetzt habe ich einen 5jährigen, den ich nicht schubsen brauch, weil ihm scheißegal ist, ob ich das mache. Und auf ihn einprügeln wollt ich eher weniger.



    Ich finde einige euer Ansätze wirklich gut. Schade nur, dass in eine einzige Richtung geguckt wird und nicht nach links und nicht nach rechts.


    Da hab ich wohl nen kleinen Vorteil- obwohl ich "Gewalt" angewendet habe, habe ich mir nie das Recht rausgenommen, zu behaupten, dass die Rausstreichler und Leckerchenfraktion keine Daseinsberechtigung haben. Im Gegenteil, ich habe mir immer alles angeschaut und drüber nachgedacht und die erzielten Erfolge miteinander verglichen. Das geht hier anscheinend so manchen ab.

  • Ich kann da nur für mich antworten...


    Ich habe dich im Ausgangspost NICHT so verstanden, dass du deine/n Hund/e prügelst, ich habe sehr wohl verstanden, welche Form der körperlichen Mittel du einsetzt.


    Vor der Zeit meiner Ausbildung habe ich mich - mehr oder minder zwangsläufig - mit den diversen Methoden und Möglichkeiten der Hundeerziehung auseinandergesetzt und daraufhin, meinem Bauchgefühl folgend, meinen Weg gewählt. Ein Weg, der sich von Hund zu Hund immer wieder unterscheidet, logisch, da jeder Hund ein Individuum ist, der jedoch ohne gewisse körperliche Maßregelungen auskommt. So funktioniert es für mich. Ob ich auf diese Weise evtl. für die eine oder andere Problemlösung länger brauche, wie es einige immer wieder behaupten, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht sieht es im ersten Moment danach aus, doch muss ich mich nicht einige Monate später mit an anderer Stelle aufbrechenden Problemen auseinandersetzen, die der Laie und so mancher Trainer als "neue" Probleme ansieht, die jedoch in früheren Fehlern in der Erziehung ihren Ursprung haben.


    Damit ist nicht gesagt, dass jeder Hund, der mit körperlichen Maßnahmen erzogen wird (oder aber mit psychischem Druck, einer weiteren, immer noch beliebten Methode) irgendwann ein Problem entwickeln muss. In ganz vielen Fällen - keine Frage - wird der Hund sein Leben lang klaglos funktionieren.


    Wenn du nun mit deinem Neuzugang mit deiner bisherigen Methode nicht weiterkommst und aus diesem Grund in einem Forum nach neuen Ideen suchst, verstehe ich deinen "Aufschrei" nicht so ganz. Bei deiner Hündin mag es funktioniert haben, bei deinem Rüden siehst du dich selbst an die Grenzen gelangen. Was nun tun? Neues lernen? Oder lieber doch so weiter versuchen? Oder ein bisschen hiervon und ein wenig davon?


    Wie gesagt, du musst das entscheiden. Ich - und ich kann immer nur für mich sprechen - würde versuchen, neue Wege zu gehen, mir neue Bücher kaufen, nochmal von vorne anfangen. Dem Hund zuliebe.


    cazcarra


  • hm. ich finde, elke hat das jetzt wirklich gut auf den punkt gebracht, was deine eingangsfrage (die nicht uninteressant war) betrifft.


    dass es über so ein thema hier natürlich zu einer diskussion kommt, war dir auch klar - zumindest les ich das aus deinen postings raus.


    von daher komm ich nicht ganz klar mit deiner aussage, "es würde hier nur in eine richtung geguckt werden".


    wenn du mit deiner methode gut klar kommst, ok. wenn ich mit meiner methode gut klar komm, auch ok.


    aber woher willst du wissen, dass nicht ich und so manch anderer hier die verschiedenen methoden ebenso verglichen haben wie du? oder darüber nachgedacht haben wie du? und eben "deine" methode dann verworfen haben?


    wobei ich den ausdruck "rausstreichler" fast niedlich finde.


    es gibt also nur die intoleranten "rausstreichler" und die anderen, die guten?


    nun, ich hab alle meine tiere weder mit "rausstreicheln" noch mit gewalt erzogen. sondern mit liebevoller konsequenz und in klaren, einfachen und wies scheint für sam völlig unangefochtenen richtlinien. die rangordnungsfrage hab ich einfach komplett ignoriert - und dennoch reisst mein hund die weltherrschaft nicht an sich sondern vertraut mir völlig. und tut demzufolge auch das, was ich ihm sag. und meistens auch noch gern.


    da du eingeladen hast, deinen hund mal anzuschauen, geb ich dir hiermit die einladung gern zurück: kannst jederzeit kommen und dir meinen hund und mein anderes getier anschauen, bin mir sicher, in sachen "gehorsam" ist da kein grosser unterschied zu deiner älteren fellnase.


    lg


    stella

  • huhu, meine Tür is auch offen.. *lach*


    also mal vorneweg:


    ich habe bzw. hatte auch seit eh und je Hunde. Ich kenne noch die "gute alte Zeit" wo der Hund mal eine "gebraten" bekam, oder mit der Schnauze in seine Ausscheidungen gedrückt wurde, um ihn stubenrein zu bekommen etc.


    Damals wurden Hunde angeschrien, bekamen eins auf die Nase, wurden auf den Rücken geworfen, im Nacken gegriffen und geschüttelt. Doch so "einfach" wie es heute dagestellt wird, war es für die Hunde nicht.


    Und das sieht man anhand der Tiere sehr gut. Natürlich muß man dafür eben zwei so unterschiedlich erzogene Hunde haben/kennen.


    Eines weiß ich aber: wenn ich meinen jetzigen Hund so behandeln würde wie es damals üblich war, wäre er heute nicht so, wie er eben is.


    Bereits ein aggressiverer Tonfall sorgt dafür, das die Ohren auf durchzug stehen.


    Ich verurteile niemanden, der seine Hunde noch immer wie damals erzieht, aber ich denke, man kann erst schimpfen, wenn man das "heute" auch mal ausprobiert hat und sieht, wie ein Hund beim lernen sogar Spaß haben kann.


    Und zum Beispiel Nackenschütteln...Hund-Mensch. das is für den hund sehr wahrscheinlich genauso, wie wenn man jemanden eine geladene Waffe an die Schläfe hält: Todesangst. Und ich denke, diese Todesangst sollte man vermeiden!

  • Zitat

    Also entweder weiß mein Hund, das ich ein Mensch bin und dann kann ich mit meinem Körper sprechen was ich will und muss keine Rücksicht darauf nehmen, wie mein Hund das in seiner Welt deuten könnte- oder ich nehme Rücksicht darauf und stelle auch klar, dass ich den Weg bestimme, den wir gehen.


    Nur mal als Denkansatz:
    Wir Menschen wissen auch, dass unsere Hunde Hunde sind, und dennoch interpretieren wir vieles, was unsere Hunde tun, so als wären sie Menschen.
    Z.B. Hund knurrt uns an: viele kommen nicht davon los, zu glauben, dass der Hund aggressiv ist und unsere ranghöhere Stellung nicht anerkennt. (was ja unter Hunden gar nicht der Fall ist). Und das, obwohl wir in der Lage sind, Bücher zu lesen und nachzudenken.


    Ich denke mal, selbst wenn ein Hund weiß, dass wir keine Hunde sind, interpretiert er unser Handeln trotzdem so, als wären wir einer.
    D.h. er interpretiert das Nackenschütteln als eine aggressive Handlung, und das wirkt nicht vertrauensaufbauend.


    Ich schnauz meine Hund schon auch mal zusammen, verbal. Aber die Nackenschüttelgeschichte mag ich nicht. Ich sehe doch, wie Hunde verängstigt zusammenzucken, wenn sie sich angegriffen fühlen. Das kann doch keine akzeptable Erziehungsmaßnahme sein.


    Lg Chrisitine

  • Hallo,


    ich hab zum Thema Nackenschütteln ganz aktuell wieder einen Bericht über den Trainer Uli Klöppel in einer Hundezeitung gelesen. Der vertritt ja die Auffassung, das dies unter Hunden eben nicht zwangsläufig totschütteln bedeute, sondern auch einfach nur bei ungefähr gleichgroßen und gleichstarken Tieren eine Form der Zurechtweisung sei. :ka:


    Ich bin kein Verhaltensforscher, und solange sich die Experten noch über die Interpretation von derartigem Hundeverhalten streiten kann ich da sicher nicht der Weisheit letzten Schluss zu äußern.


    ABER: ich hab einen Herdenschutzhund-Mix. Diese Hunde haben eine gewisse Härte gegenüber körperlichen Schmerzen, sonst könnten sie ja ihre ursprüngliche Aufgabe nicht erfüllen sondern wären nach der ersten unangenehmen Wolfsattacke nicht weiter nach vorn gegangen um die Herde zu schützen (bzw. eigentlich ihr Territorium)


    Mein Freund hat unseren Hund anfangs auch versucht mit körperlichen Verweisen *schönred* zu erziehen. Da wäre das Nackenschütteln noch die harmloseste Variante gewesen. Es hat NULL bewirkt, es beeindruckt unseren Hund garnicht.
    Außer das mein Hund jetzt ehr wegläuft und sich unterm Bett versteckt als zu kommen wenn mein Freund ihn ruft. Auch nicht wirklich das was mein Freund erreichen wollte.


    Ich finde auch ganz unbedingt, das so ein großer Hund Respekt vor seinem Halter haben muss. Das der Halter die Regeln des Zusammenlebens bestimmen muss.
    Aber mit Gewalt, auch der relativ harmlosen und angeblich hundgerechten, ist dieses Ziel nicht zu erreichen. Ehr im Gegenteil.
    Ich MUSSTE andere Wege finden!


    Und warum sollte ich diese anderen Wege, die einfach einen respektvollen partnerschaftlichen Umgang von verschiedenen Lebewesen bedeuten, nicht dann auch bei meinem Dackel beschreiten?


    Ich geh mit meinen Hundejungs so um, als wären es Besucher aus einem fernen Land die eben unsere Sprache nicht verstehen und unsere technische Welt so nicht kennen. Und auch noch ganz andere Sitten und Gebräuche haben. Ich zeig ihnen alles und leite sie an, sicher und zufrieden in meiner Welt zu leben. Und lass ihnen ansonsten den Raum für ihre Form zu leben.
    Ich behandle sie so, wie ich selbst gern behandelt werden würde, sollte ich gezwungen sein unter Fremden zu leben.
    Das liest sich jetzt vielleicht sehr vermenschlicht - für mich ist es einfach nur respektvoller Umgang mit anderen Lebenwesen.


    lg
    susa

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