Hunde sind doch Raubtiere...

  • Zitat

    Für DEN Hasen hätte es wohl keinen Unterschied gemacht. Aber für Deinen Hund!


    Ich denke schon, dass es für den Hasen einen Unterschied macht, ob er halbtot ist oder tot.


    Ich könnte dem zumindest nicht beim elendigen, langsamen Verrecken zuschauen. Und ich halte mich nicht für zartbesaitet.

  • Ich bin GsD mit einem Hund gesegnet, der nicht jagt. Maja können die Hasen 5 Meter vor der Nase herhoppeln, ohne dass sie nur mit der Wimper zucken würde. Auch Mäuse interessieren sie nicht (ich habe manchmal das Gefühl, dass sie die nichtmal wahrnimmt, so bräsig wie sie dran vorbeiläuft). Trotzdem schnappt sie reflexartig nach jeglichem Getier, das ihren Kopf umkreist. Benötigt sie dafür dann nun auch einen Maulkorb? Wo ist da der Zusammenhang zwischen reflexartigem Zuschnappen, wenn sich vor der Nase etwas bewegt und dem wirklichen Jagen, bei dem der Hund ganz bewusst eine Fährte aufnimmt oder Tiere hetzt?


    Die Sache ist nicht glücklich gelaufen und im ersten Moment dachte ich auch "Ohwei, so viele positive Antworten, obwohl doch sonst immer sofort Holland in Not ist, wenn ein Hund jagen 'darf', wie kommts?" Dann habe ich mir das mal durch den Kopf gehen lassen und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich dazwischen unterscheide, ob ein Hund Tiere 'jagt' oder ob er zuschnappt, weil die Gelegenheit sich bietet.


    an alle, die sich darüber aufregen, dass so ein Junghase ja wohl auch das Recht hätte zu leben und wer sich denn anmaßt zu entscheiden, dass das nun okay gewesen ist, dass Emma nun zugeschnappt hat:
    Überlebt bei euch jede Mücke, jede Wespe im Haus, jede Spinne, gar jede Zecke, die ihr von eurem Hund pflückt?
    Wer da ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein, ansonsten wüsste ich gerne, wo ihr die Grenze zieht zwischen Tieren, die getötet werden 'dürfen' und Tieren, bei denen sowas wie mit Emma nicht passieren darf.


    und nur für die Fraktion derer, die der Meinung sind, dass der Hund den Karnickel ja nicht aus reiner Fresslust hätte fangen müssen, wenn er ordentlich ernährt und gesättigt würde:
    Was mach ich mit einem Hund, der dieses "Satt-sein" nciht kennt, der immer Hunger hat, der vorm Spaziergang fressen kann und unterwegs doch "Fährten" folgt, nämlich denen der nächstbesten fallengelassenen Currywurst?
    Ich glaube selbst nicht, dass das Zuschnappen irgendeinen Zusammenhang zum Hunger und zum Fressen hatte, ich hatte mal mit einem Jacky zu tun, der seinem Frauchen die Spinnen getötet hat, ohne sie dann zu fressen. Der Jacky hat wirklich, wenn so eine Spinne unterwegs war reflexartig zugeschnappt, hat die Spinnen getötet und fallengelassen. Maja hingegen frisst die Spinnen, wobei ich da nicht glaube, dass sie das wirklich als "Nahrung" einstufen würde, die sie sättigen könnte.


    Aber ich vermute, dass ich dann zur Rettung der Spinnen und Fliegen, die hier so rumschwirren, nun einen Maulkorb kaufen gehen müsste...


    LG, Henrike

  • Für alle, die bereits ihre Popcorntüte in der Hand halten und hier mitlesen eine kleine Geschichte:


    Auch ich war mal 7. Ok, die Zeiten waren etwas anders, wir Jungs rannten 7-8 Monate im Jahr mit kurzen Lederhosen rum, die Milch gab es noch nicht in Flaschen sondern mußte noch mit der Kanne im Krämerladen geholt werden, aber es gab damals bereits Hunde und wir hatten den größten und tollsten im Dorf, eine Dogge. Damals hatten die Erwachsenen nicht viel Zeit übrig, um ihne Hunde zu erziehen, die Scheppleine war noch nicht erfunden und wenn jemand am Stammtisch etwas von positiver Verstärkung und verhaltenspsychologischem Hintergrund erzählt hätte, dann wäre er vermutlich dauerhaft aus der Dorfgemeinschaft ausgegrenzt worden. Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wie meine Eltern unser Riesenmonster erzogen haben, aber sie haben es wirklich gut gemacht. Seit ich mich erinnern konnte war er da, riesig, stark absolut souverän. Egal an was ich zog und zerrte und wenns sein Schniedel war, er war die Ruhe selbst. Er begleitete mich wie mein Schatten auf Schritt und Tritt, zog stoisch den Leiterwagen, brachte mir meine Meerschweinchen zurück wenn sie mal wieder auf Wanderschaft gingen und verhinderte allein durch seine imposante Erscheinung, daß der Rolf von der Poststraße mich verdachteln konnte, obwohl er gut zwei Kopf größer war und ich es mehr wie verdient hatte.
    Er hielt sich an seine Regeln und die Hauptregel war unser Gartenzaun. Nun ja es war eher ein Zäunchen, nur einen halben Meter hoch und für unseren Aaron nicht wirklich ein Hindernis. er mußte schon aufpassen, daß er beim dranpinkeln nicht drübergefallen ist, aber er hielt sich strikt an die Regel die da lautete: nicht über den Zaun!


    Nun, wahrscheinlch wäre meine Kindheit für die damalige Zeit als harmonisch zu bezeichen gewesen, wäre da nicht dieser Spitzmischling von der Oma aus der Nachbarschaft gewesen. Er mochte mich nicht. Vielleicht war es, weil ich ihm nicht den richtigen Respekt als Hund entgegenbrachte, aber wie sollte ich auch, Hunde hatten für mich einfach eine bestimme Größe, alles andere ordnete ich mehr der Gattung Katzen zu. Daß er mich nicht mochte zeige er mir jedoch auf eine recht unmissverständliche Art. Immer wenn ich beim Milchholen am Haus der Oma vorbeiging schoß er wie ein Blitz unter der Gartenbank hervor und tobte zähnefletschend den Gartenzaun auf und ab. Das Schauspiel wiederholte sich jeder Woche und wäre eigentlich nicht erwähnenswert, wenn, ja wenn da nicht ab und zu die Gartenzauntüre offen gewesen wäre. Die Gelegenheit nutzend stürmte der Spitz geradewegs auf mich zu und versenkte seine Zähne in meiner nackten Wade. Er zerrte ein wenig daran herum und verschwand gerade rechtzeitig wieder hinter seinem Gartenzaun, ehe ich ihm mit der Milchkanne eine verbraten konnte.
    Klar wußte ich daß Indianer keinen Schmerz kennen, aber in diesem Moment war mir auch klar, daß ich kein Indianer war.
    Schreiend humpelte ich nach Hause und als ich die Gartentür öffnete stand er schon da, schnüffelte an meinem verletzten Bein, schleckte es fürsorglich ab und nahm mich an seinem starken Hals mit ins Haus. Dort wurde ich medizinisch mit Kamillenlspülung und Pflaster versorgt wie es damals halt so üblich war.
    Nun was soll ich sagen, wie jeder richtige Tierbiss heilte die Wunde schlecht und war über Wochen vereitert. Besonders unangenehm und schmerzhaft wurde es, wenn der Spitz dann in diese, noch nicht verheilten Wunden biß. Ach, ich vergaß wohl zu erwähnen, daß sich dieser Vorgang insgesamt siebenmal so ereignet hat, eben immer, wenn die offene Gartentür mit meinem Milchholen kollidierte und jedesmal nahm mich mein bester Freund in Empfang, schnüffelte und lecke und tröstete mich mit einem Blick aus seinen traurigen Augen.


    Nun, die Dinge verändern sich und das ist gut so, sonst würden wir mit der Zeit auch das Murmeltier totschlagen.


    Ich erinnere mich noch genau. Es war ein schönner Sommermorgen, einer mit diesem Duft nach frischem Heu und kindlichem Abenteuer. Gerade war der Gasmann vorgefahren und stemmte die leeren Gasflaschen aufseinen Kleintransporte, Mutter stand an der offenen Gatentür, die Geldbörse in der Hand und da fuhr sie langsam vorbei auf ihrem schwarzen Damenfahrrad und an ihrer Seite trabte, mit stolz erhobenem Kopf ihr Spitz.
    Mein großer schwarzer Schatten löste sich von mir, huschte leichtfüßig an meiner Mama vorbei, sprintet los und.... ein Biß, ein Quitschen ein Schütteln. Das Blut spritzte... der Kopf kullerte in eine ausgetrocknete Wasserpfütze und Fellflocken schwebten durch die Luft. Ruhig kam er zurück durchs Gartentor und holte sich seine Strafe ab. er schaute mich an und ich wußte daß er es nur für mich gemacht hat...damit sich endlich was ändert.
    Seither habe ich ihn mit anderen Augen gesehen, und ihn nie wieder zu unseren kleinlichen und kindlichen Bandenkämpfen mitgenommen. Ich wollte nicht, daß er nochmal was ändert.

  • @ Murmelchen: komisches Umland wo du wohnst.


    und: Mit diesem Jäger würde ich mich gerne mal unterhalten.
    Entweder wr er betrunken, oder ist gar kein Jäger oder er hat vergessen,was er mal gelernt hat wie er seinen Jagdschein gemacht hat.

  • Jessyha, viel Spaß :lachtot: Wie gesagt, bei gewissen Hunden. Meine dürfen nicht hetzen und sie tun es nicht (zu 99%). Dennoch behaupte ich, die würden das Karnickel auch töten, wenn sie statt Emma in der Situation gewesen wären. Pöse Hunde oder unfähiger Halter? :roll:


    Savoyarde, nette Geschichte. Was hat das nun mit dem toten Karnickel zu tun? :???:

  • Zitat

    Wo ist da der Zusammenhang zwischen reflexartigem Zuschnappen, wenn sich vor der Nase etwas bewegt und dem wirklichen Jagen, bei dem der Hund ganz bewusst eine Fährte aufnimmt oder Tiere hetzt?


    Gegenfrage: Was machst Du mit einem Hund, der allergisch gegen Insektenstiche ist (davon gibt es sogar recht viele) und der trotzdem nach um seinen Kopf schwirrenden Wespen schnappt?


    Zitat

    Überlebt bei euch jede Mücke, jede Wespe im Haus, jede Spinne, gar jede Zecke, die ihr von eurem Hund pflückt?


    Gegenfrage: Du kennst den Unterschied zwischen Insekten und Säugetieren? Für MICH besteht da jedenfalls ein erheblicher Unterschied, aber es mag sein, dass Du ein Kaninchen mit einer Zecke gleichsetzt. Das bleibt Dir überlassen.


    Zitat

    und nur für die Fraktion derer, die der Meinung sind, dass der Hund den Karnickel ja nicht aus reiner Fresslust hätte fangen müssen, wenn er ordentlich ernährt und gesättigt würde:
    Was mach ich mit einem Hund, der dieses "Satt-sein" nciht kennt, der immer Hunger hat, der vorm Spaziergang fressen kann und unterwegs doch "Fährten" folgt, nämlich denen der nächstbesten fallengelassenen Currywurst?


    Das, was hier immer wieder von den Moralaposteln empfohlen wird: Erziehen. Wenn man dem Hund angeblich die Selbstkontrolle über seine Sexualhormone anerziehen kann, dann sollte das doch auch kein Problem sein.

  • Zitat

    Savoyarde, nette Geschichte. Was hat das nun mit dem toten Karnickel zu tun? :???:


    Moral, meine Gute Moral.
    Hätte ein 24 Stunden Maulkorb was gebracht? Hat der Spitz das verdient oder ist er selber schuld? Ist ein Spitz eine Maus nur weil man ihn nicht mag? Warum tötet ein Hund einen anderen Hund ohne Warnung trägt aber in seiner Freizeit Mehrschweinchen umeinander? Muß man einen Hund töten wenn er einen Menschen gebissen hat, weil er den Menschen von nun an als potentielles Opfer sieht? Gibt es eine 100% Kontrolle? Wurde durch das Öffnen des Gartentors die Aufsichtspflicht verletzt? Welches Gartentor? Hatte man noch Zeit "Stop" zu rufen, oder mußte man mit dieser Situation nicht rechnen? Warum ist kein Kanninchen neben dem Fahrrad hergehoppelt?


    Meine Geschichte sollte ein wenig meine eigene moralische Zerrissenheit darstellen. Ich habs dem Spitz in den Arsch gegönnt und war gleichzeitig schockiert. Mein Hund hat es für mich gemacht und doch selbständig entschieden. Aber das schimmste war, daß ich zwar wußte daß er einen kompleten Satz Zähne im Maul hat, ich es nicht direkt in Verbindung mit den Zähnen des Spitz brachte. Meiner macht sowas nicht...meiner spielt mit Meerschweinchen :???:

  • Zitat


    Du würdest also einen Hund lieber den hasen fressen lassen nur damit er ganz sicher tot ist? Verrückte Welt, hier, wo doch immer sooooo großen Wert darauf gelegt wird, dem Hund in dieser Beziehung keinen selbstbelohnenden Erfolg zu gewähren.

  • Zitat

    Verrückte Welt, hier, wo doch immer sooooo großen Wert darauf gelegt wird, dem Hund in dieser Beziehung keinen selbstbelohnenden Erfolg zu gewähren.


    Worauf auch immer hier (?) so wert gelegt wird... Wer ein bisschen was über Jagdverhalten weiß, der weiß auch, dass dieser Zug doch eh schon abgefahren war - nämlich genau an dem Zeitpunkt als sie Zuschlug.


    Nu sach doch mal konkret: Was würdest Du mit so einem halbzermatschten Kaninchen denn in einer solchen Situation machen?


    Viele Grüße
    Corinna

  • Zitat


    Nu sach doch mal konkret: Was würdest Du mit so einem halbzermatschten Kaninchen denn in einer solchen Situation machen?


    Viele Grüße
    Corinna


    Nun, zuerstmal auf keinen Fall würde ich mein Hund den Hasen fressen lassen. Als zweites würde ich, da ich kein TA bin, den Hasen zum selbigen bringen. Dessen Fachgebiet ist es, hier eine Entscheidung zu treffen.


    Komisch, vielleicht reagiere ich in solchen Situationen einfach anders... wenn mein Hund urplötzlich nach vorne schnellt und augenscheinlich nach etwas schnappt rufe ich schon instinktiv AUS und der Hund reißt den Kopf hoch um nach mir zu schauen. Sie hatte schon mehrmals Gelegenheit Enten oder Rebhühner bei uns zu schnappen... hat sie bisher noch nie gemacht... klar, es gibt keine Garantie... nur lernt sie das Vieh und anderes Getier nicht gefressen wird.
    Oder wie machst Du das an den Schafen???

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