Kastration? Bitte um Einschätzung und Eure Erfahrungen...

  • Unser Hund: Ein Parson Russel Terrier, sehr schlau, kinderlieb, jagt keine Jogger oder Fahhradfahrer, fährt problemlos Auto etc.
    ABER: Er steht draußen fast permanent unter Strom, hat oft die Nase am Boden, zieht immer wieder nach links oder rechts, um an Hundepippi zu schnüffeln. Er markiert ca. alle 30 Meter, mal noch häufiger, mal weniger.
    Er hat seit der Pubertät eine Problem mit anderen Rüden, an der Leine so gut wie immer Aggression, in erster Linie von ihm ausgehend. Er sendet Körpersignale von extremer Dominanz aus (Rute hoch etc.).
    Generell keine Probleme mit Hündinnen und Kastraten.
    Beim Freilaufen ist er zwar nervös, spielt aber in der Regel recht gut mit anderen Hunden, auch mit Rüden. Nur: Etwa jeder 50 (Großstadt, viele Hunde!) ist ihm extrem „unsympathisch“ (meistens andere eher junge Rüden), die dominant auftreten. Dann kann es innerhalb von Sekundenbruchteilen (zB innerhalb eines Pulks von Hunden) zur Beißerei kommen, wo man auch keine Chance hat, das vorher zu "lesen". Großes Problem: 5-6 Mal ist es bisher passiert, jedes Mal hatte unser Hund sich in den anderen (meistens viel größeren) Hund verbissen, zwar ohne Blut und Verletzungen, aber so, dass er nicht mehr loslassen wollte, obwohl der anderer quietschte und sich unterwarf.
    Mittlerweile trauen wir uns kaum noch in Freilaufgebiete, wo viele Hunde sind.
    Zu Hause gehorcht unser Hund gut, draußen wird es schwierig, sobald andere Hunde auftauchen. Er ist jetzt ein Jahr alt. Schon seit drei Monaten rät unsere Hundetrainerin zur Kastration. Argument: Unser auch für Terrierverhältnisse von Natur aus sehr dominanter Hund stehe als Großstadthund unter extrem starken Stress durch die permanent neue Anwesenheit von interessanten Hündinnen und entsprechenden Rüden als Rivalen. Eine Kastration wäre wie eine Befreiung für ihn, und die Chancen stünden sehr gut, dass er dann ruhiger und weniger aggressiv und leichter erziehbar würde.
    Bisher haben wir uns nicht zur Kastration durchringen können. Wollten nicht leichtfertig kastrieren, ohne alles probiert zu haben. Haben allerdings keine großartigen Erfolge erreicht bei den oben beschribenen Problemen...
    Anderseits argumentiert die Trainerin, dass uns die Zeit davon läuft. Je älter unser Terrier wird, desto mehr gewöhnt er sich negative Verhaltensweisen an und würde sie dann auch nach einer Kastration nicht mehr ändern.

    Wer berichtet uns von seinen Erfahrungen nach der Kastration? Stimmt das Argument vieler Kastrationsgegner, dass der Rüde nach der Kastration dauernd von anderen Rüden bestiegen wird und man bei einem durch den Sexualtrieb sehr hibbeligen und latent aggressivem Rüden wie dem unseren so eigentlich keine Besserung erreicht? Oder gibt es auch andere Erfahrungen?
    Übrigens: Bitte nicht anfangen von wegen "überforderte Halter eines Modehundes" oder so... ;) Ist erstens nicht so, und zweitens hilft uns das nicht...
    Vielen Dank im Voraus! 

  • Zitat

    Er ist jetzt ein Jahr alt. Schon seit drei Monaten rät unsere Hundetrainerin zur Kastration. Argument: Unser auch für Terrierverhältnisse von Natur aus sehr dominanter Hund stehe als Großstadthund unter extrem starken Stress durch die permanent neue Anwesenheit von interessanten Hündinnen und entsprechenden Rüden als Rivalen.


    Und außer diesem Ratschlag?
    Wie wird denn momentan an dem Problem gearbeitet?

  • Hi Jannes,
    ich würde da nicht weiter zur Kastration raten. Meiner Meinung nach, sofern man bei einer kurzen Beschreibung auf die Ferne eine haben kann, könnte man das mit Üben und Management schon hinkriegen. Das Problem ist ja auch, dass er einfach noch nicht erwachsen ist und ihn andere Rüden wahrscheinlich eher verunsichern. Und ich bekomme immer mehr den Eindruck, es gibt kaum noch sozial sichere intakte Rüden, irgendwie spinnen die alle (meiner auch!)...

    1. Leinensituation: sicher, dass das Zeichen von "Dominanz" sind? Aufgestelltes Nackenhaar, aufgestellter Schwanz und Ohren können auch einfach aus Unsicherheit kommen. Was tut ihr in der Situation?

    2. Spielen mit anderen: könnt ihr da nicht einen Cut machen? Ich kenne das von anderen Rüden aus dem Park. Die Sache schaukelt sich hoch, einer ist plötzlich ein wenig genervt oder wird von einem anderen bedrängt, und der nächste kriegt es ab. Kommt es zu diesen "Explosionen" immer erst nach ner Weile oder auch schonmal nach 2-3 Minuten? Ich würde ihn, wenn das geht, ne Weile spielen lassen und dann gehen, BEVOR etwas passiert.

    3. Dominant/Terrier/Befreiung durch Kastration... ich hab dasselbe in Grün. Ich kann mich da auch nicht zur Kastra durchringen. Es kommt auf euch an: ist der Hund leinenführig? Dann hat er nicht links/rechts zu ziehen. Wie oft mein Hund markiert (meiner macht das spätestens alle 5m) ist mir piepegal, ehrlich. Ich finde auch deine Beschreibung noch nicht "sehr hibbelig", schnüffeln ist normal, vor allem, wenn er einfach eine heiße Dame in der Nase hat. Liegt auch an euch - das Schnüffeln abzugewöhnen geht fast gar nicht, aber ihr müsst üben, ihn auch da rausholen zu können, und zu sehen, wann er zu hektisch dabei wird. Schweres Stück Arbeit, aber ist halt so.
    Und es ist einfach nicht sicher, dass er nach einer Kastra ruhiger wird oder es sich bessert. Er ist noch so jung, es kann vieles aus Unsicherheit geschehen, und wenn das der Fall ist, verschlimmert eine Kastra diese Sachen nur noch.
    WENN ihr nach Trainerwechsel und einiger Arbeit immer noch diese Probleme habt, würde ich wirklich eher zu einer chemischen Kastra raten, um die Auswirkungen mal abschätzen zu können.

    Viele Grüße
    Silvia

  • Du kannst ja mal die chemische Kastration versuchen.
    Unser Rüde, diesen Monat wird er zwei Jahre, hat mit eineinhalb Jahren eine Spritze bekommen, weil er eine Dauererektion hatte. Das Problem ist inzwischen weg, auch ohne Kastration. Er hat aber so schlechtes Fell bekommen, dass er aussah wie gefunden. Das Fell war tot und struppig. Als die Spritze verflogen war, wurde auch das Fell wieder besser.
    Er war in dieser Zeit sehr ruhig, aber ich muss sagen, ich würde es nicht mehr machen. Er war einfach nicht mehr mein Hund.

    Freundliche Grüße,
    Elke

  • Wir wohnen in einem Wohngebiet in dem fast jeder einen Hund hat. Die Zahl der Hündinnen übersteigt die der Rüden bei weitem.

    Uns wurde auch sehr früh ( da war Paco 6 Monate) zu einer Kastration geraten. Sowohl Tierarzt als auch Hundetrainerin unabhängig voneinander rieten dazu.
    Wir haben ihn dann mit 10 Monaten kastrieren lassen ( so früh aufgrund der Jahreszeit. Bis nach den heissen sommermonaten wolltenw ir nicht warten).

    Paco ist heute ein vollkommen unkomplizierter Rüde. Heisse Hündinnen findet er komisch und ist iritiert, weil er gar nicht weiß was sie von ihm wollen.
    Streitereien geht er aus dem Weg.
    Unsere nachbarn haben einen unkastrierten Rüden. Dieser leidet furchtbar wenn Hündinnen heiss sind ( und es sind fast immer welche heiss).

    Also ich würde beim nächsten Hund zwar<trotzdem wieder schauen welchen charakter er hat und ob s auch ohne geht.
    Aber ich stehe Kastrationen eigentlich positiv gegenüber.

    PS: Paco macht mit freude Agility und ist auch sonst sehr lebhaft. Also das Gerücht das Rüden nach der Kastration fett und faul werden stimmt in unserem Fall absolut nicht!!

    Liebe Grüße Lisa mit Paco und Conny

  • Hallo!
    danke für die Antworten. Chemische Kastration haben wir schon versucht, aber es hat an den Grundproblemen nicht viel geändert. Klar, Gehorsam muss noch besser werden, und wir arbeiten dran....
    lg
    J.

  • Hat man dir auch gesagt, daß sich sein (jetzt negatives) Verhalten durch eine Kastration verschlimmern kann ?
    Du hast jetzt nen halbstarken, erwachsenwerdenden Rüden an der Leine, der sich ausprobiert, teilweise als der Größte fühlt und seinen Weg noch nicht gefunden hat. Gib ihm mal noch 1 Jahr in dem du intensivst mit ihm arbeitest.

    Beschäftigen, aber nicht überdrehen, ruhiges Verhalten trainieren, mit viel Geduld eine Routine in seinen Alltag bringen und ihm Toleranz und Coolness beibringen. Das dauert ein wenig, du hast ja nunmal (ich denke bewußt) nen JRT, da hat man mehr Arbeit.

    Wenn du ihn jetzt kastrierst könnte es sein, daß er erst Recht nach vorne geht, richtig heftig wird, um seine fehlenden Eier auszugleichen ... nicht unüblich bei derartigen Hunden. Das solltest du bei deiner Entscheidung berücksichtigen, neben allen anderen negativen Folgen einer Kastration.

    Gruß, staffy

  • staffy:
    ja, das hat man mir schon gesagt, aber eben auch, dass es besser ist, die Kastration möglichst bald zu machen, dass sich sonst das bisherige negative verhalten verfestigt. Die einen sagen: weiter konsequent und intensiv trainieren, die anderen: schnell kastrieren (und natürlich weiter trainieren).
    Wir sind uns bewusst, dass ein PRT Arbeit erfordert, und wenden auch sehr viel Zeit für die Erziehung auf.
    Aber vielleicht ist unser Hund einfach auch ein besonder schwerer Fall?
    LG,
    J. (immer noch zwischen den stühlen in sachen kastration...)

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