Leinenführigkeit in 5 Minuten

  • Zitat


    Das Problem ist also oft weniger der Hund, der sich innerhalb von 5 Minuten umstellen kann, sondern vielmehr der HH, der durchaus Monate oder gar Jahre braucht, um geduldig an sich zu arbeiten, damit er den Dreh raus hat. ;)


    Souma, ich bezweifle keine Minute, dass es funktioniert; zumindest in der jeweiligen Session. Ich bin auch kein reiner Wattebäuschchenwerfer und wirke hin und wieder mal aversiv auf meinen Hund ein - ob physisch oder psychisch, ist situationsbedingt. Das funktioniert auch.


    Aber: bei der zugegebenermassen äusserst knappen Beschreibung wurden nur aversive Methoden erwähnt. OK, vielleicht praktizieren das La Guapa und Heiri Meier weniger extrem als JN, mehr so in der Art, wie in Fichtlmeyers Welpenbuch als Binärsprache beschrieben ist. Aber mit negativer Verstärkung und Strafe kann man bei falscher Dosierung und nicht perfektem Timing mehr kaputt machen als bei positiver Verstärkung. Auch hätte ich Hemmungen, einem Hund, der noch gar nicht weiss, worum es geht, gleich mit aversiven Methoden zu kommen. Das ist bei absoluten Tabus und bei Abbruchsignalen angebracht, aber nicht wenn der Hund erst noch herausfinden soll, was überhaupt von ihm erwartet wird.


    Wenn man diese aversiven Methoden so fein dosiert und präzise einsetzen kann, wie es wünschenswert wäre, ist dagegen nichts zu sagen, solange der Hund für erwünschtes Verhalten auch entsprechend kräftig bestätigt wird (davon habe ich leider nichts gelesen). Aber wenn ich mir ansehe, wie viele Leute Probleme haben, punktgenau zu loben, wäre es mir lieber, sie würden sich nicht in punktgenauer Strafe versuchen.... Und wenn ich lese, wie viele Hunde sich in ganz normalen Situationen ängstlich und unsicher verhalten, scheint es mir angebracht darauf hinzuweisen, dass unbedarfte Umsetzung der "Wundermethode" einen entsprechend veranlagten Hund zutiefst verunsichern kann.


    Ein gewisser psychischer Druck oder Zwang ist für einen wesensfesten Hund problemlos verkraftbar. Aber für einen andern Hund kann dies schlimmer sein als eine körperliche Korrektur. Das sollte man sich vor Augen halten.

  • @ finnchen: das mit dem schütteln würde ich in so einer kurzbeschreibung als klassische übersprungshandlung einordnen. der hund möchte etwas tun, kann das nicht tun (stehduell, nicht laufen) und tut dann ersatzweise irgend etwas anderes, um sich abzureagieren.

  • Ich habe diese Diskussion jetzt fleissig mitgelesen, und ich muss sagen, dass sie in keinster Weise beschimpfend oder dergleichen war. :???:


    Ich fand es von unserer weiblichen( dachte auch immer an einen Mann :D ) LaGuapa zum Beispiel ganz klasse, dass sie doch in einem, ihr zu Verfügung stehenden Rahmen, hier Rede und Antwort stand....ihren Möglichkeiten entsprechend. Das sollte man gerechterweise wirklich einmal so sagen. :gut: Vielen Dank dafür, denn ich habe es auch anders erfahren.


    Ich erinnere mich an eine kürzlich hier geführte Diskussion, die zwar ähnlichen Inhalts war, aber weitaus unsachlicher.
    Ich habe bisher bloss, oder fast bloss, mitgelesen.... und ich glaube, dass ich für mich ein paar Ereignisse der Vergangenheit nun endlich richtig einsortieren kann.


    Ich habe das Ausmass einer psychischen Gewalt unfreiwillig kennenlernen müssen,


    und auch wenn diese eine Auslegungssache ist, dann bleibt sie auf jeden Fall ein Anlass zur Diskussion.


    Denn noch weiss ich nicht, wo sie anfängt oder gar aufhört...nicht die Diskussion, sondern die "Gewalt"


    Genauso wenig weiss ich, ob ich sie mit der körperlichen Gewalt, dem körperlichen Schmerz, gleichstellen kann.


    Interessant wäre für mich, wie ein Mensch den Grad der Gewalt festlegt?


    Denn das, was ich mal so als lapidar hinstelle, könnte doch unter Umständen schon fatale Folgen haben...in der Beziehung zwischen mir und meinem Hund?


    Das Mass der Gewalteinwirkung wird individuell und unterschiedlich bewertet.


    Was für den einen die Prügel, ist für den anderen der Leinenruck.


    Was ist mit der Psyche?


    Ab wann wird sie geschädigt?


    Ich bin da sehr unschlüssig, und von daher kann ich Tamie's Terminaufschub nur zu gut verstehen.


    Sagen wir mal so.
    Ich bin sehr konsequent, ich lasse mich von meinem Hund nicht veräppeln und stelle klipp und klare Regeln auf.


    Aber nichts desto Trotz funktioniert es, obwohl ich im inneren meines Herzens ein Weichei bin :ops:


    Caro hat es in einem ihrer Beiträge sehr treffend ausgedrückt.


    Die Basis sollte das Vertrauen sein.
    Vertrauen stärkt die Bindung...und die Bindung ist entscheidend mit dem Gehorsam verknüpft.


    Und Gehorsam hat widerum etwas mit der Leinenführigkeit zu tun.
    So schliesst sich für mich wieder der Kreis.


    Ich würde mich freuen, wenn dieser Gedankenaustausch weitergestrickt werden könnte...im gleichen Tenor.


    Gespannte Grüsse


    von Britta

  • sara:


    Das beantwortet meine Frage zwar indirekt, aber fällt das LANGSAM-Kommando vom Himmel auf meinen Hund herab oder wie übe ich das ohne jeglichen "psychischen Zwang".


    Ehrlich gesagt finde ich Deine Position sehr radikal. Ich meine natürlich will ich Dich nicht davon abbringen, wenn Du damit Erfolg hast und Glückwunsch dazu.


    Was mich stört ist Dein Unterton, der jedem der anders vorgeht als Du, unterstellt, er vergewaltige sein Hund - mal etwas überspitzt formuliert.


    Gruß,
    Martin

  • Zitat

    Ein gewisser psychischer Druck oder Zwang ist für einen wesensfesten Hund problemlos verkraftbar. Aber für einen andern Hund kann dies schlimmer sein als eine körperliche Korrektur. Das sollte man sich vor Augen halten.


    Da hast Du vollkommen recht, daher wohl die anfängliche Zurückhaltung von den besagten Usern, denn das sollte der HH erst ernsthaft erlernt haben, bevor er es gezielt und erfolgreich anwenden kann: den exakten Zeitpunkt zu treffen und überhaupt die Köpersignale des Hundes und die, die man selber aussendet, genau verstanden zu haben und damit umgehen können. Ich denke mal, dass kann man in einem Forum kaum rüberbringen, denn es ist schon schwer genug, dies mittels Seminaren, Hundeschulen und/oder von anderen hundeerfahrenen Menschen mühsam selbst zu erlernen.


    Daher bleibt hier im DF sicherlich auch jeglicher Rat auf dem Level der relativ "sicheren" Erziehungsmaßnahmen (aber die anderen, wenn von hundeerfahrener Hand ausgeführt und weitergereicht, sind auch nicht zu vernachlässigen oder gar schädlich). :D

  • Zitat

    den exakten Zeitpunkt zu treffen und überhaupt die Köpersignale des Hundes und die, die man selber aussendet, genau verstanden zu haben und damit umgehen können.


    da gehe ich auch noch einen schritt weiter. als ob es nicht schon schwer genug wäre, die signale des hundes richtig zu erkennen und zu deuten - was ist mit den eigenen signalen, die der mensch aussendet.
    in meiner ausbildung habe ich mal gelernt: man kann nicht nicht kommunizieren. dieser satz hat auch seine gültigkeit gegenüber dem hund. aus dem agility weiß ich, dass man mit der stimme sagen kann, was man will - wenn der körper des menschen dem hund was anderes sagt, macht der hund (zumindest wenn er lustvoll und voll im trieb arbeitet) immer das, was der körper ihm sagt. wir haben viele viele stunden mit der analyse von videos verbracht, warum was schief gegangen ist und anderes scheints von alleine geklappt hat. eigentlich war die antwort immer ganz einfach: der mensch funktioniert nicht, der hund sehr wohl.
    leider hat der mensch häufig sehr wenig gefühl dafür, was er mit seinem körper sagt. und dann nutzt es nur sehr bedingt etwas, die hundesignale richtig zu deuten. es sei denn man deutet dahin gehend, dass der eigene körper anders sprechen muss.

  • Zitat

    hundeerfahrener Hand


    Da stellt sich für mich aber dann die berechtigte Frage, ab wann jemand hunderfahren ist - bei soviel gegensätzlichen Ansichten.


    Britta2003:
    Dieser Beitrag ist mir äußerst sympatisch, weil er nicht diese "Ich-weiß-alles-und-erklär's-Dir-mal"-Mentalität hat.


    Gruß,
    Martin

  • Zitat


    Ehrlich gesagt finde ich Deine Position sehr radikal. Ich meine natürlich will ich Dich nicht davon abbringen, wenn Du damit Erfolg hast und Glückwunsch dazu.


    Was mich stört ist Dein Unterton, der jedem der anders vorgeht als Du, unterstellt, er vergewaltige sein Hund - mal etwas überspitzt formuliert.


    Wie bitte? Wo habe ich das unterstellt? :hilfe:

  • Zitat

    Da stellt sich für mich aber dann die berechtigte Frage, ab wann jemand hunderfahren ist - bei soviel gegensätzlichen Ansichten.


    Das kann ich Dir mit ziemlicher Sicherheit beantworten: Sobald Du Dich auch an fremde, problematische Hunde ran traust, die Dir durchaus gleich an der Gurgel hängen könnten. :D


    Daneben gibt es eine ganze Bandbreite zwischen Hundeunerfahren und -erfahren, was meist wenig mit der Anzahl der Hunde und Dauer, wielange sie Hunde hatten, zu tun hat, sondern es kommt vornehmlich darauf an, dass man die Körpersignale beiderseits richtig gut und nahezu instinktiv versteht, im Griff hat, interpretieren und gezielt einsetzen kann.

  • sara:


    Ich meinte Unterton, was heißen soll es liest sich so für mich. Wenn Du es nicht so meinst, dann sorry. :gott:


    souma:
    Du meinst wenn die Kommunikation mit jedem Hund klappt, oder? Weil nur mit dem eigenen Hund wäre mir da ein bisschen zu lasch.


    Aber sind Körpersignale des Hundes immer so eindeutig auszulegen, oder hängt das auch davon ab, welchen Erziehungs- oder besser Kommunikationsansatz man verfolgt?


    Gruß,
    Martin


    Zitat

    @ finnchen: das mit dem schütteln würde ich in so einer kurzbeschreibung als klassische übersprungshandlung einordnen. der hund möchte etwas tun, kann das nicht tun (stehduell, nicht laufen) und tut dann ersatzweise irgend etwas anderes, um sich abzureagieren.


    Übersprungshandlung = Streß ?

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