Biss nach anderem Hund - Einschätzung gefragt

  • Hallo!

    Meine Schwiegermutter hat seit gut 2 1/2 Monaten einen spanischen Mischlingsrüden - seine Name ist Finn- den sie mit 5 1/2 Monaten bekommen hat. Finn ist zur Zeit 46 cm hoch (Schulterhöhe). Dieser hat nun letzte Woche zu unserer aller Überaschung einen der Hunde (Dackel Hündin) Ihrer Schwester gebissen.

    So hat es sich zugetragen (ich war selbst nicht dabei und beschreibe die Situation daher so, wie sie mir meine Schwiegermutter geschildert hat):

    Meine Schwiegermutter war mit Finn für 4 Tage bei Ihrer Schwester zu Besuch. Die Schwester hat selbst 3 Hunde - einen 10 Jahre alten Schäferhundrüden und zwei Dackelhündin - eine 12 Jahre alt (Lenchen) und eine 18 Jahre alt (Betty).

    Am letzten Abend hat nun Finn von der Schwester im Wohnzimmer ein Schweinsohr zum Kauen bekommen. Mit im Raum anwesend waren noch meine Schwiegermutter und Lenchen und Betty beide auf dem Sofa.

    Finn durfte nun das Schweinsohr 10 Minuten bearbeiten, dann hat es ihm die Schwester wieder abgenommen, indem sie es gegen ein neues getauscht hat. Das hat er auch anstandslos mitgemacht.

    Das angekaute Ohr hat sogleich dann Lenchen bekommen. Hintergrund der Aktion: Lenchen hat nur noch wenige Zähne und bekommt daher immer vorgekaute Schweinsohren.

    Lenchen ist sogleich mit dem Schweinsohr vom Sofa gehüpft und sehr dicht ca. 30 cm an Finn vorbei - woraufhin dieser ohne Vorwarnung sofort nach Lenchen gebissen hat. Das war nicht nur ein aus spielerisches Schnappen sondern ein richtiger Biss. Lenchen hat auch geblutet.

    Die Schwester hat Finn daraufhin einen Stups auf die Nase gegeben und einmal deutlich geschimpt. Finn ist daraufhin zu meiner Schwiegermutter wurde aber von Ihr und auch den anderen ignoriert. Von da an sind sich Lenchen und Finn gegenseitig ausgewichen.

    Meine Schwiegermutter meinte es hätte auf sie den Eindruck gemacht, als hätter er Angst gehabt, Lenchen würde Ihm das Schweinsohr abnehmen.

    Wichtig ist noch, dass die Hunde der Schwester wegen Futterneid grundsätzlich getrennt gefüttert werden, so dass also alle Hunde in den drei Tagen getrennt gefüttert wurden. Leckerlies können und konnten aber reium gleichzeitig verteilt werden.

    In den Tagen zuvor gab es zwischen den Hunden keinerlei Aggressionen. Lenchen wollte zwar nicht mit Finn spielen, das hat dieser aber auch verstanden und akzeptiert.

    Wie würdet Ihr diese Situation bewerten? Nach meiner Auffassung lag der "Fehler" hier nicht alleine beim Hund, oder?

    Noch einige Informationen zu Finn:
    Da meine Schwiegermutter Finn erst mit 5 1/2 Monaten bekommen hat und er spanier ist, wissen wir über seine Vorgeschichte nur wenig. Daher kann ich hier nur sein bisheriges Verhalten beschreiben:

    Finn ist Fremden gegenüber scheu und unsicher das galt Anfangs auch für fremde Hunde. Er nähert sich neuen daher stets vorsichtig begleitet von einen gurgelnden Knurren - dass eindeutig unsicher aber nicht aggressiv wirkt. Ist auch mehr Gurgeln als Knurren.

    Bei Hunden hat sich das aber bereits - durch Besuch von Hundeschule - sehr gebessert. Während er Anfangs da nur unsicher herumstand, stürzt er sich jetzt mit in die Menge, wobei er stets nur Mitläufer ist, kein Antreiber. Bisweilen spielt er etwas grob, aber nicht aggressiv.

    Beim Gassigehen ist er an fremden Hunden dadurch mittlerweile stets interessiert und vermutet im Moment hinter jedem fremden Hund einen neuen Spielpartner - natürlich noch mit Vorsicht, wenn er dann direkt Kontatk zu dem Hund hat.

    Gegenüber Menschen verhält er sich so:
    Als ich beispielsweise die ersten drei vier male bei meiner Schwiegermutter war, hat es etwa eine halbe Stunde gedauert bis er sich richtig an mich herangetraut hat. Dabei habe ich Ihn dann anfangs nur mit dem Fuß berührt und später auch damit gestreichelt. Denn wenn ich mit der Hand zu Ihm bin ist er verschreckt zurückgewichen.

    Später habe ich dann herausgefunden, dass er dabei vor einer offenen Hand mehr verschreckt wird als von einer geschlossenen, dass ist auch bis jetzt noch so bei Fremden.

    Gegenüber vertrauten Leuten ist er aber äußerst gutmütig - so ist er bereits jetzt voll Tierarzt-Tauglich, d.h. ich kann Ihm die Pfoten, Augen, Zähne, Beine, Bauch also wirklich alles problemlos untersuchen. Ohne großes Murren. Auch Futter und Spielzeug kann man Ihm aus dem Maul nehmen, wenn er es sonst nicht hergibt.

    Die Scheu gegenüber Fremden ist aber nach wie vor vorhanden. Dabei fängt er dann bei Spziergängern mit denen wir uns unterhalten an, in der Leine hin und herzulaufen mit besagtem Gurgeln. Bei Radfahrern wiederum springt er energisch und hoch in die Leine.

    Durch die große Unsicherheit meinte ein Mitarbeiter der Hundeschule beim ersten Besuch, man müße gut beobachten, dass das nicht in Aggression umschlägt.

    Aggressionen sind uns aber bis zu diesem Biss nicht an Ihm aufgefallen, es sei denn man möchte das in die Leine springen bei Radfahrern so deuten.

    Trotzdem hat uns der Biss ohne Vorwarnung jetzt doch etwas aufgeschreckt, denn damit hätte ich bis dahin bei Finn nicht gerechnet - mal abgesehen davon, dass man sich bei Hunden mit unbekannter Vorgeschichte nie 100% sicher sein kann.

    Danke schon mal für Euer Interesse!

    Martin

  • für mich hört es sich nach Futterneid an und ist nicht gerade selten.
    Denn immerhin war es sein Ohr, was nun ein anderer Hund hatte und dieser geht dann auch noch ganz frech an ihm vorbei. Das ist gerade bei Straßenhunden recht häufig zu beobachten.

  • Hi

    Willkommen im Forum.

    Au Mann, also dafür müsstet Ihr Euch gegenseitig beißen.
    Eine Leckerei dem einen Hund geben,
    dann wieder wegnehmen und einem anderen Hund geben
    und sich dann wundern dass es ein kleines Scharmützel gibt,
    das trifft mich doch hart.
    Also wenn ich mir ganz bewusst vorgenommen hätte,
    wie provoziere ich ein bisschen Ärger zwischen meinen Hunden,
    dann hätte ich es nicht besser hinbekommen.
    Wow.
    In dieser Situation hätte wahrscheinlich auch ein Regenwurm versucht zu beißen.

    Nicht jede Agression ist unnatürlich und bedrohlich
    und hier habt ihr eine schwierige Situation selbst geschaffen.
    Daran sehe ich gar nichts problematisches.
    Ich kenne Trainer, die fuchsteufelswild werden
    wenn man in der Gegenwart anderer Hunde seinem
    eigenen Wuff ein Leckerchen zusteckt.


    Viele Grüße

  • Hallo,

    da schließe ich mich den Vorpostern an.
    Man sollte keinem Hund ein Leckerchen/Spielzeug, was auch immer, wegnehmen, um es einem anderen Hund zu geben.

    Der Hund hat keine Schuld, die liegt allein bei den Haltern.
    Deshalb würde ich diese Auseinandersetzung nicht überbewerten.

    Der Hund hat sein Fresschen verteidigt.

    Viele Grüße
    Conny

  • Nah das war ja eine Glanzleistung!

    Einerseits die Hunde getrennt füttern und andererseits dann einen Hund das Leckerli für den anderen Hund vorkauen lassen und dem das dann auch noch vor den Augen des anderen geben. :kopfwand:

    Natürlich muss man sich mit Futterneid nicht einfach abfinden, denn es lässt sich gerade beim Welpen/Junghund sehr schnell mit richtiger Prägung und Erziehung dem entgegenwirken.

    ABER Futterneid ist ein völlig natürliches Verhalten, für den Hund deiner Schwiegermutter war das eine ganz selbstverständliche Reaktion.
    Wobei ich eher denken würde, er hat sein neues Schweineohr verteidigt, auch weil ihm das alte ja gerade genommen wurde.

    Bei mir läuft es ganz einfach, wer sein Futter (ernsthaft) verteidigt, der verliert es, Punkt. Darüber wird nicht diskutiert, es gibt keine Beißereien um Futter oder Knochen. Genausowenig dürfen die Knochen untereinander weggenommen werden, ich als Mensch verteile die Ressourcen, gibt es Streit um sie, dann nehme ich sie wieder an mich.
    Ich halte nichts davon Hunde diese Dinge untereinander selbst klären zu lassen, weil es eben gerade bei der Verteidigung von Futter und anderen Ressourcen keine Rangordnung gibt, sondern nur Besitz und Anspruch. Deswegen kommt es genau in diesen Situationen häufig zu wirklich ernsthaften Auseinandersetzungen, die einfach nicht sein müssen, weil eh alles mir gehört :D


    @redbumper
    Was ist denn das für eine Hundeschule in der man seinem Hund kein Leckerlies geben darf? Das finde ich ganz ehrlich übertrieben und frage mich, warum da nicht in der Hundeschule entsprechend entgegengewirkt wird. Darf man seinen Hund dann auch nicht anfassen oder streicheln, weil da ein anderer auch den Anspruch drauf erheben könnte?
    Klar, im Freilauf solllte man keinen einzelnen Hund füttern, nicht wenn man nicht weiß, ob alle Hunde das bereits vertragen. Aber ein Trainer, der bei sowas grundsätzlich "fuchsteufelswild" wird :???:

  • Hi

    Zitat

    Was ist denn das für eine Hundeschule in der man seinem Hund kein Leckerlies geben darf?

    Oh, eine angesehene HS in Essen, die ich weder verteidigen
    noch verurteilen werde.
    Ich wollte nur aufzeigen, dass es diese strenge Einstellung gibt.

    Viele Grüße

  • och Jana, bei mir gibts auch keine Leckerli. Da bin ich Konsequent. Und die Hunde wissen das erste mal um was es wirklich geht (ihn wird der Blick für das Wesentliche nicht "getrübt" :D ).

    Mache allerdings auch keine klassische UO.

  • Zitat

    och Jana, bei mir gibts auch keine Leckerli. Da bin ich Konsequent. Und die Hunde wissen das erste mal um was es wirklich geht (ihn wird der Blick für das Wesentliche nicht "getrübt" :D ).

    Mache allerdings auch keine klassische UO.


    :D
    Ich hab doch kein Problem damit, wenn ohne Leckerlies gearbeitet wird.

    Aber die Aussage im Zusammenhang mit Futterneid :irre:

    Das kann doch nicht sein, dass ich meinem Hund kein Leckerlie geben darf, weil andere Hunde ihm das dann streitig machen und es deswegen dann Stress gibt! Wenn ein Trainer ein solches Verhalten unter Hunden auch noch unterstützt, indem er nicht daran arbeitet und es quasi als gegeben hinstellt, dann läuft da meiner Meinung nach etwas grundlegend falsch.
    Sicher ist es ein natürliches Verhalten, aber ein Verhalten an dem man arbeiten kann und muss.

  • da ist dann aber immer der Mensch gefragt. Und da gibt es dann immer wieder sone "Dödel" die es nicht auf die Reihe bekommen. Im alten Verein gab es auch keine Probleme aber wenn ein Trainer sich dagegen entscheidet muss es nicht immer bedeuten das deswegen der Hund nicht lernt damit umzugehen.

    Wobei ein Hund mit Futterneid sicherlich nicht auf einen HuPlatz trainiert werden sollte. Das sollte man dann schon etwas individueller ohne Gruppe an verschiedenen Orten erarbeiten.

    Darum defeniere ich eine HuSchule nicht über die Leckerligabe (also ob erlaubt oder nicht) sondern eher an anderen Dingen.

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