Todesangst bei zwei mißhandelten Welpen, wie taktisch richti

  • Ich klink mich hier mal ein.. Bin pflegestelle vom TH und werde am Dienstag aus dem TH zwei Welpen übernehmen welche schwer mißhandelt wurden. sie wurden bei den Leuten im Keller in einem Käfig abgestellt zum Sterben. Grade noch rechtzeitig vor dem Verhungern wurden sie gerettet. Beide Tiere sind voll panisch, beißen zu wenn man sie berühren will und verstecken sich nur in der äußersten Ecke der dortigen Hütte. Bei mir bekommen sie dann einen Raum ganz für sich allein, weil die Gefahr, dass sie abhauen sehr groß ist und wieder einfangen dürfte nahezu unmöglich sein...
    Natürlich werde ich ihnen einige Tage der Ruhe gönnen, aber sie sind jetzt schon eine reichliche Woche im TH und dort hat sich eine Person nur um sie gekümmert, dennoch kollabieren die Beiden fast vor Angst beim bloßen Anblick von Mensch.. Ich überlege jetzt, ob man nicht nach ein paar Tagen die Kleinen schnappen sollte und sie sich auf den Schoß legen sollte. Ich fürchte ansonsten lassen sie sich in hundert jahren nicht anfassen, sondern lernen nur zu beißen...sie sind erst 10 bis 12 Wochen jung, die Sozialisierung ist schaon fast futsch, aber spätestens jetzt möchte man nichts verkehrt machen. Ob und was überhaupt noch zu retten ist übersteigt leider auch meine Erfahrungen und ich hatt hier wirklich schon viele Welpen in den letzten 20 jahren....

    Wie soll man am taktisch am klügsten vorgehen bei solch Welpen, hat jemand solche welpen hinter sich...??

  • Ich hab zwar keine Erfahrung mit solchen Welpen, aber ist es vielleicht eine Idee, einen sicheren erwachsenen Hund dazuzusetzen, sozusagen als Vorbild?
    Finde es toll, dass die beiden Kerlchen gerettet werden konnten, ich hoffe, ihr bekommt sie hin. Sie sind ja noch sehr jung.

  • Ich hab zwar keine Erfahrung als Pflegestelle, aber wenn du die Zeit hast würde ich mich mit in den Raum auf den Boden setzen und versuchen das erste Vertrauen so zu erreichen und sie merken das von Dir keine Gefahr droht.

  • Mittelfristig wird dies auch hier so sein, denn in meinem Haus leben 5 sehr soziale Hunde. Problem ist nur, dass die Welpen noch mindestens 14 Tage Quarantäne haben, da sie unter anderem unter Hautpilz leiden. Deshalb muß ich mich allein mit ihnen auseinandersetzen..
    Danach ist es bei mir günstig, da die Welpenstube (sonst eigentlich ne Katzenstube) mittels Katzenklappe in einen sicheren Auslauf führt. Von da aus sehen sie meine Hunde und können sich von da aus sicher und ruhig mit ihnen anfreunden. Wenn sie sich bis dahin überhaupt aus ihrer Hütte freiwillig trauen...

    Auf dem BOden setzen versucht die TH-Mitarbeiterin seit einer Woche, aber die drücken sich nur in die äußerste Ecke und verstecken ihre Nasen tief in der Decke.. füttern aus der Hand funktionierte auch nicht, lieber täten sie verhungern.

  • Aus dem Bauch raus würde ich es so machen:
    Ich würde mich ganz weit weg auf den Boden setzen, am besten mit nem guten Buch (Zeitungen/Zeitschriften rascheln so!) und die Beiden total ignorieren, nicht ansprechen, nicht anschauen, nix!
    Am besten nur das Profil zuwenden und abwarten.....wenns sein muß Tage!
    Wichtig ist, das die Kleinen VERlernen, daß Mensch=Schmerz und Leid!!

    Erst wenn sich die Welpen "hundegerecht" bewegen (trotz menschlicher Anwesenheit), mit einer Fütterung beginnen. Nicht aus der Hand, eher in der Nähe des bevorzugten Aufenthaltsplatz der Beiden legen.
    Dann das Futter immer näher an den Menschen legen....

  • Also im TH fressen sie augenblicklich nur, wenn sie keinen Menschen mehr am oder im Zwinger vermuten. Pflegerin steht hinter dem mit laken zugehangenem Zwinger und konnte dies so beobachten. Solange sie im zwinger war sah und hörte man nix von den beiden...

    Das wird echt ein gewaltiges Geduldspiel...

  • Hallo,

    sei behutsam mit den Welpen. Sie einfach auf den Schoß zu nehmen, wenn sie eh schon zwicken, macht sie wahrscheinlich noch ängstlicher und wird sie bestätigen.

    Mein Hund kam mit 14 Wochen aus Italien und kannte rein gar nichts, außer die Mama und ne große Wiese. Auch nicht besser. Die Welpen versteckten sich, waren panisch, und gingen vor, wenn sie Angst bekamen. Sie bellten, bissen aber nicht.

    Ich war unbedarft und nahm die Erstgeborene als Hundeanfänger, und das bei einem Bergamasker-Mix. Das war heftig.

    Ich habe am Anfang eines gemacht. Ich habe mich mit Leckerchen bewaffnet und sie dem Hund rückwärts hingehalten, ohne den Hund anzugucken oder frontal auf sie zugehen. Außer zu meinem Sohn fasste sie zu uns allen schnell Vertrauen. Da dauerte es drei Wochen bis er sie anfassen durfte. Er hat immer nur Leckerchen hingehalten.

    Zusehens hat sie sich von Fremden füttern lassen. Anfassen ging nicht, war mir aber egal, ich mag auch nicht von jedem gestreichelt werden. Wir haben sie überall hin mitgenommen und mit Leckerchen buchstäblich vollgeschüttet. Fressen beruhigt und sie ist verfressen.

    Kinder waren immer ein Problem, so bin ich vor Kindergärten und Schulen hingestanden. Kam ein Fremder in 200m Entfernung, so drehte sie durch. Mit einem Sitz und einem Ball als Belohnung bekamen wir das Mithilfe einer Schleppleine in den Griff.

    Ich ging sofort zur Welpenschule und gab nie auf. Wasserhydranten, ein Fahrrad, ein Dreirad, ein Schneemann...noch lange brach sie da in Panik aus. Wir haben gearbeitet und gearbeitet.

    Mit 2 Jahren bestand sie die Begleithundeprüfung. Dann lief sie Agilityturniere. Im Frühjahr war sie schwer krank und musste wegen Bandscheibenvorfall operiert werden. Seitdem geht es ihr viel besser. Sie lässt sich von 90% der Menschen anfassen. Sie hatte also immer Schmerzen. Und Schmerz macht Stres. Jetzt werden wir bald bei Obedience starten.

    Jogger, Inliner, Kinder...alles hat sie gelernt mit umzugehen. Ich wollte immer einen Begleithund und jetzt habe ich ihn. Vor einer Woche wurde sie fünf Jahre alt, und alle, die meinen Hund als Welpen kennengelernt haben, können es heute nicht fassen, was aus diesem Hund geworden ist.

    Mit viel Geduld und einer Million Leckerchen ist aus diesem nichtsozialiserten Hund was geworden. Deine Welpen sind sogar noch jünger. Sie haben alle Chancen der Welt. Hunde lernen zwar in den ersten Wochen viel, aber bis zu einem Jahr ist an sich alles möglich und sogar dann noch. Denn der Hund kann ein lebenlang lernen. Ich kenne genug TH-Hunde, die als chancenlos galten und die es geschafft haben, ein normales Leben zu führen.

    Bau das Vertrauen zu den Hunden auf. Aber wehe du nimmst sie auf den Arm, wenn sie Angst haben. Der Schuß wird nach hinten losgehen.

    Und das Vertrauen zu Hunden werden sie lernen, wenn sie viel mit diesen zusammen sind. Von ihnen werden sie eh viel ablernen können.

    So, nun bist du gefragt. Besorg dir also Unmengen an Futter und arbeite in kleinen Schritten. Es lohnt sich!

    Gruß Biber

  • Danke Biber, das wollt ich hören :D
    Du hattest einen solchen Wepen und hast es mit viiieeell Geduld und dem Einhalten von Körpersprache geschafft. Super...
    Solch extrem scheue Welpen hatte ich hier eben noch nie und ich dachte, dass man evtl. mit Zwangsstreicheln(kenn ich von wilden kleinen katzen so) weiter kommt. Jetzt weiß ich, dass ich es wirklich lieber lassen sollte und nur mit Körpersprache und Geduld arbeiten sollte...

    Also werd ich das so tun und mich mit Lektüre und Leckerchen bewaffnet in der Welpenstube einquartieren. Wenn die Quarantänezeit vorbei ist werd ich Stück für Stück meine Hundis dazu holen und dann gehts bestimmt voran :gott:

    Werde demnächst dann mal wieder berichten und vielleicht mal Bilder reinstellen...

  • Eine Sache, zusätzlich zu dem was Biber gesagt hat, was Du versuchen könntest wäre Dich in dem "HUnderaum" flach auf den Rücken oder so zu legen und die Hunde nicht anschaust. Nur halt DA sein. Wenn Du flach liegst wirkst Du nicht so groß. Als ich mal einen verängstigten Welpen (für andere Leute) einsammeln wollte habe ich es so gemacht. Das klappte gant gut. Versuch's einfach! Schaden wirts nicht und mit ein bißchen Glück hilfts ja...

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