Das Vertrauen Eures Hundes ist nicht selbstverständlich....
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Hallo,
ich habe gerade in einem anderen Thread etwas gelesen, das mich sehr berührt hat.
Es ging um die Entwicklung und den Aufbau von Vertrauen eines ängstlichen Hundes.Früher bei meiner Rottimaus ( mein 1. Hund ) war es für mich im Laufe der Jahre fast selbstverständlich, dass wir ein Team waren und uns vertraut haben.
Sie hat mich knapp 16 Jahre begleitet und wir haben uns im Laufe der Jahre fast wortlos verstanden.
Ein Blick von mir, eine Geste, und sie wusste genau was ich meinte.
Wir waren zusammengewachsen und kannten uns in-und auswendig.
Meine Roxy war zu 90% abgeleint.
Einmal ist es sogar passiert, dass ich beim Ausflug vergessen hatte Ihr das Halsband anzulegen.
Die Leine habe ich mitgenommen.
Sehr schlau, was....
Aber bei meiner Roxy war das kein Problem.
Halsband und Leine gab es nur, weil manche Leute Angst vor ihr hatten.Und dann die Umstellung mit Bonny, mein 2. Hund.
Beaglemix, Strassenstreuner aus Spanien, hatte sehr wahrscheinlich schon Jagderfolg.
Riesenangst vor Männern, vor Stöcken, vor lauten Geräuschen,
handscheu.
Fluchtgefahr in den ersten Wochen.Jedes kleine Fünkchen Bindung und Vertrauen musste ich mir erarbeiten.
Alles in kleinen Schritten, zwischendurch mit Rückschritten.Um so mehr weiß ich auch den kleinsten Fortschritt zu schätzen.
Nichts ist mehr selbstverständlich für mich!
Ich habe schon tausendmal gedacht, meine liebe Roxy, ich danke Dir noch im Nachhinein für Dein ganzes Wesen, mir ist erst nach Deinem Tod
durch die Erfahrung mit Bonny richtig bewusst geworden, welche ein pflegeleichter Hund Du doch warst...Ich habe wahnsinnig viel gelernt durch Bonny und tue es noch.
Sie ist eine echte Herausforderung für mich und bringt mich manchmal an meine Grenzen.
Ihre Ängste sind zu fast 100% überwunden.
Sie ist gegenüber Menschen ein sehr selbstbewusster Hund geworden.
Nur dunkel angezogene Männer mit Spazierstock bellt sie noch an.Geblieben ist ihr ausgeprägter Jagdtrieb.
Den versuche ich in den Griff zu kriegen mit Antijagdtraining und Auslastung bzw. Beschäftigung.Und es ist auch nicht mehr selbstverständlich für mich, dass ich meine Hunde ableinen kann.
Jeder abgeleinte Meter mit Bonny erfordert höchste Aufmerksamkeit und Konzentration.Ich bin dankbar für jede weitere Entwicklung, die wir gemeinsam erreichen, ich bin gewachsen an meinen Aufgaben mit Bonny.
Sie wird wohl bis zum letzten Atemzug eine große Aufgabe für mich bleiben, denn sie ist ein sehr eigenständiger Jagdhund, der gelernt hatte auf eigenen Füßen zu stehen und sich selbst zu versorgen.Um so schöner, dass wir eine Bindung aufgebaut haben.
Woran merke ich das?
An all den Dingen, die sie früher nicht gemacht hat, sie aber jetzt tut.
Hier einige Beispiele:- Wenn ich sie ableine, schaut sie in regelmässigen Abständen zu mir.
- Wenn ich weglaufe, rennt sie mir hinterher.
- Sie beherrscht alle wichtigen Kommandos.
- Ich kann sogar plötzlich mit einem Stock vor ihr herumfuchteln,
meine Hand hochheben, mich vor ihr aufbäumen.
Sie weiß genau, dass ihr bei mir nichts passiert.
Sie zuckt nichtmal mit den Wimpern...
Man merkt, dass sie sich Zuhause sehr wohl fühlt.
Meine Liebe zu ihr ist gewachsen, wie ich es nach dem Tod meiner Roxy nie für möglich gehalten hätte...ABER: Ihr Jagdtrieb ist nach wie vor ein Problem.
Ist sie erstmal losgeschossen, lässt sie sich nicht mehr abrufen.
Meine einzige Chance ist, dass ich das Wild eher sehe als sie.
Wenn sie Wild sieht und die Vorstehposition einnimmt, lässt sie sich noch abrufen.
Aber nicht eine Sekunde später.
Deshalb leine ich sie nur in übersichtlichen bekannten Gebieten ab
und wir arbeiten weiterhin mit Dummytraining, Mäusejagd usw.Ich wollte Euch das einfach mal erzählen.
Wenn Euer Hund Euch vertraut, dann wünsche ich Euch, dass Ihr das bewusst geniessen könnt.Natürlich habe ich das mit meiner Roxy auch genossen.
Bitte nicht falsch verstehen.
Aber nicht so wie heute.Manchmal muß man wohl erst etwas verlieren, um es richtig zu schätzen...?
Ich würde mich freuen, wenn Ihr Eure Erfahrungen zum Thema Vertrauen
erzählen würdet.Hier ein Bild von der Anfangszeit. Die Unsicherheit ist deutlich zu sehen.
- Vor einem Moment
- Neu
Hi,
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Ines, das hast Du wirklich schön geschrieben.
Ich habe ja auch einen Hund aus dem Tierschutz, weiß also, von was Du sprichst.
Am Anfang hatte die Sara furchtbare Angst, vor allem. Andererseits war sie total von Menschen unabhängig, völlig eigenständig, weil sie in ihrem Leben schon lernen musste, dass sie von Menschen nichts gutes zu erwarten hat.
Es war viel Arbeit, sehr viel Arbeit, in den 6 Jahren, die sie nun bei mir ist.
Aber: es hat sich gelohnt. Der Hund vertraut mir - und genauso wichtig: ich kann auch ihr vertrauen.
Das, was man nach all dieser Arbeit zurück bekommt, wenn man sieht, was aus einem so verstörten Hund geworden ist, ist die Mühen mehr als wert.
Ich würde mich trotz der vielen Schwierigkeiten jederzeit wieder für einen Hund aus dem Tierschutz, einen, der nicht das Glück hatte, behütet aufzuwachsen, entscheiden. Denn gerade diese Hunde haben eine zweite Chance verdient. Und wenn man diese nutzt, bekommt man mehr zurück, als man sich je erhoffen würde.
Schöne Grüße, Caro
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Hallo Ines,
zuerst einmal muß ich dir sagen, daß ich es mir toll vorstelle mit einem Hund 16 Jahre zusammen zu sein. Unser erster Hund Aron durfte nur 8 1/2 Jahre alt werden. Er ist im April dieses Jahr gestorben.
Aber mit ihm haben wir ähnliches erlebt, wie du es schilderst. Aus uns wurde mit der Zeit ein super Team. Das hat sich immer weiter entwickelt, je länger wir zusammen waren. Ich konnte teilweise ganz normal mit ihm sprechen - also ohne Kommandos - und er wußte genau was gemeint war. Und es ist tatsächlich so, daß man im Nachhinein erst recht merkt, wie toll diese Partnerschaft war. Er fehlt uns sehr.
Jetzt haben wir wieder einen Junghund von 5 Monaten, Barny - er ist seit seiner 11.Woche bei uns. Wir besuchen eine sehr gute HuSchu - dort waren wir auch mit Aron gewesen. Und wir genießen die Bindung, die wir in dieser kurzen Zeit zu unserem Barny aufbauen konnten. Es ist toll zu sehen, wie der Kleine mit seinen 5 Monaten bereits den Blickkontakt hält, wenn er neben uns sitzt und auf das nächste Kommando wartet oder auf die Freigabe zum Laufen oder Spielen mit seinen Freunden.
Sobald wir ihn ansprechen oder auf ihn zugehen, fängt er ganz freudig an mit dem Schwanz zu wedeln und schaut uns mit seinen dunklen Augen strahlend an. Das ist wunderschön. Wir versuchen alles gemeinsam mit ihm zu erkunden und das macht richtig Spaß. Wir hoffen, daß das Vertrauen immer weiter vertieft wird.Zu deiner Arbeit mit deinem 2.Hund möchte ich dir meinen Respekt aussprechen. Es ist bestimmt eine sehr schwere Aufgabe einen ängstlichen Hund mit schlechten Erfahrungen so weit zu bringen, wie du es geschafft hast. Alle Achtung!!!
Sorry, war jetzt etwas länger - ist aber auch ein wichtiges Thema.
Herzliche Grüße von den No-Hu's
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Ich habe bei meinen zwei ersten DSH auch lange arbeiten müssen um Vertrauen aufzubauen. Waren beide vom Tierschutz - die Hündin wurde Weihnachten an der Autobahn angebunden gefunden, der Rüde halbverhungert bei einem Alkoholiker rausgeholt. Über jeden kleinen Schritt war man damals selig.
Bei meinen jetzigen Zweien war dieses Vertrauen und die Bindung irgendwie von Anfang an da - sie hatten mich ja auch ausgesucht. Es erleichtert einiges.
Trotzdem würde ich jederzeit wieder einen DSH vom Tierschutz nehmen, muss nur noch meinen Freund überzeugen und das ist nocht einfach.LG Iris + Schäfis
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Hallo Ines
Das hast du sehr schön geschrieben und ich weiß genau wovon du redest.
Erst gestern hab ich mich mit jemand unterhalten, über genau dieses Thema.
Mein Sunny hat schlimmes durchgemacht, genau wie deine Bonny kommt er auch von der Straße, war in Rumänien aber auch noch 1 Jahr im Tierheim, was bestimmt genauso schrecklich war.
Und es ist fast ein Wunder, wie zutraulich und aufgeschlossen er gegenüber Menschen und anderen Hunden geworden ist.
Er hat Narben auf der Stirn und eine am Kopf, wenn man sich vorstellt, was für ein Loch das gewesen sein muss, fast unglaublich, dass er noch lebt. Auch wenn es nur eine kleine Narbe ist, ich will mir nicht vorstellen, wie die entstanden sind .. ob durch Mensch oder Hund, es ist schrecklich.Ich könnte stundenlang über ihn erzählen. Der Anfang war schwer, nach 2 Jahren wurde es langsam besser, dadurch, dass ich ihn ableinen konnte, das hat uns enorm viel gebracht, gerade in Bezug auf Vertrauen.
Im letzten halben Jahr hat er wirklich weitere sehr gute Fortschritte gemacht. Dadurch, dass ich mit ihm nach Dogdance, was wir schon lange machen, auch noch Agility angefangen hab, wurde es echt noch besser, mit Vertrauen, gemeinsamer Arbeit. Wir arbeiten als Team, diese Mitarbeit von ihm ist toll. Es macht ihm Spaß und mir auch, wenn ich sehe, wie er aufblüht. Es ist so schön und wie ein kleines Wunder.Er geht auch nicht mehr jagen, nur noch gaaanz selten mal ne Maus.
Unser Problem ist und bleibt wahrscheinlich das Auto fahren.Er ist wie er ist, er wird nie ein Arbeitstier werden. Aber er hat Spaß daran, wenn wir was machen, nicht immer Lust, aber meistens. Und er hat wieder Spaß am Leben. Die Freude ihn einfach nur anzusehen, es ist unglaublich.
Das wichtigste, was er braucht ist Zeit, er braucht sehr viel Zeit, die ich ihm gern gebe, wa sich aber auch erst lernen musste. ich durfte von ihm so viel lernen und auch wenn es sehr schwer war, ich will es nicht missen.
Der Hund ist ein Wunder.
Ich hab großen Respekt vor jedem, der bereit ist, einen soclehn Hund bei sich aufzunehmen, denn man weiß vorher nie, was auf einen zukommt.
Die ganze Arbeit, Geduld, was man investiert bekommt man zurück, dieses Hundlächeln ist unbezahlbar. Auch wenn man fast am Verzweifeln ist, es lohnt sich.Es ist einfach genial, wie sich diese Hunde entwickeln. Oft wird das unmögliche möglich.
liebe Grüße und alles gute
Sarah -
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Oh, sind die Bömmels weg?
Der Beitrag gefiel mir supergut, Ines, da wollte ich bömmeln und nix ist mehr da?
Ich war nur ein paar Tage nicht hier und vieles verschwindet einfach...-gleichmalsuchengehenwerde-
Aber dann halt hier im Thread!
Das hast du supertoll geschrieben, Ines! :2thumbs:
Und wirklich, auf den beiden Fotos springt einen die Unsicherheit von Bonny quasi an. Total schön dann von euren tollen Erfolgen zu lesen!Ich habe, so wie du wohl auch mit deiner Roxy, das Glück, meinen Hund als 'unbeschriebenes Blatt' kennengelernt und bekommen zu haben.
So ist sicherlich vieles in Sachen Vertrauen einfacher, gerade als Ersthundebesitzer.
Und ein Vertrauen, was schon einmal verloren ging, wieder 'rauszukitzeln' ist bestimmt wesentlich zeit- und arbeitsintensiver als wenn der Hund in seinem Leben bislang nur Gutes erfahren hat. -
Liebe Ines,
lass dich erstmal ordentlich
.
Ich weiss,das du mich und Aimee meinst.Ich weiss genau was du meinst und was du fühlst.
Nur das zu beschreiben ist sehr schwer.Mein Askan habe ich auch total geliebt.Wir waren 12 1/2 Jahre
zusammen.Mein erster Welpe.Harte Arbeit .Aber was ist es schwer,einen "zerbrochenen" Hund zu erziehen
und ihn wieder das Vertrauen in die Menschheit zu geben.
Wie oft war Frau verzweifelt,traurig. Und hat geweint,
wenn der Hundi sich wieder geöffnet hat.
Wie oft war Frau böse,wütend und wünscht den Menschen,
die das den Hunden angetan hat-die Pest am Hals.
Wie oft lächelt Frau,wegen Glückseeligkeit.
Wie oft laufen die Tränen,wegen Momente der totalen Zweisamkeit.Ich habe 3 Hunde,ich liebe sie alle.
Aber Aimee ist mein Seelenhund.Lieben Gruss
Petra -
Ines, schön hast Du das geschrieben!
Ich habe Dich, Bonny und Cooper ja kennengelernt beim Forumstreffen in Hannover und ich muss sagen, Bonny und Cooper haben mir richtig glücklich ausgesehen. Gerade bei Bonny keine Spur von Angst oder Misstrauen, nur weggelaufen ist sie mir einmalAber das war ja meine Schuld. Und den Jagdtrieb bekommst du sicher noch in den Griff, da bin ich mir sicher!
LG Ulrike -
Hallo Ines,
das hast Du aber toll geschrieben
Ich weiß, was es heißt, mit einem Hund 16 Jahre zusammenzuleben. Diese Bindung, nach sooo langer Zeit, ist was ganz Besonderes.
Deine Geschichte könnte von uns sein.
Wie wichtig eine gute Bindung ist, merkt man am Besten bei Hunden, die einen starken Jagdtrieb haben.
Da brauche ich Dir ja nichts zu erzählen.
Viele Grüße
Conny -
Zitat
Aber was ist es schwer,einen "zerbrochenen" Hund zu erziehen
und ihn wieder das Vertrauen in die Menschheit zu geben.
Wie oft war Frau verzweifelt,traurig. Und hat geweint,
wenn der Hundi sich wieder geöffnet hat.
Wie oft war Frau böse,wütend und wünscht den Menschen,
die das den Hunden angetan hat-die Pest am Hals.
Wie oft lächelt Frau,wegen Glückseeligkeit.
Wie oft laufen die Tränen,wegen Momente der totalen Zweisamkeit.Wie wahr doch jedes einzelne Wort ist!
- Vor einem Moment
- Neu
Hallo,
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